Wenn man auf viel auf Social Media unterwegs ist, ist man ihnen sicher schon das ein oder andere Mal begegnet: Menschen, die sich verkleiden und in eine Rolle schlüpfen. Damit sind nicht die Leute gemeint, die sich einmal im Jahr auf Karnevalsumzügen oder Halloweenparties tummeln – die sogenannten „Cosplayer“ werfen sich das ganze Jahr über in Schale, einige sogar beruflich.

Die Cosplay-Community ist über die letzten Jahre stark gewachsen. Das Wort kommt aus dem Englischen. „Costume“ und „play“ wurden zu Cosplay. Wie der Name schon andeutet, geht es dabei nicht ausschließlich um die Kostüme, das Aussehen wie der Charakter, den man darstellt; Cosplayer versuchen, auch ihr Verhalten und ihre Körpersprache der jeweiligen Figur anzupassen. Gerade auf sogenannten „Cosplay-Conventions“, wo sich – je nach Größe der Convention – Menschen aus der ganzen Welt treffen, um sich auszutauschen, Bilder zu schießen und ihre besten Kostüme zur Schau zu stellen, fühlt man sich oftmals wie in einem riesigen, bunten Theater.

Angefangen hat das Cosplay in Japan, wo es mit der Entstehung von Anime und Manga – japanischen Zeichentrickfilmen und Comics – schnell an Popularität gewann. In den 1990er Jahren kam es dann auch nach Europa und in die USA. Anfangs war Cosplay mehr oder weniger auf Anime und Manga beschränkt, schnell entwickelte es sich jedoch auch zu einem Trend in der Gaming-Community und auch Filmfans fanden bald Gefallen daran. Inzwischen gibt es so gut wie keine Grenzen. Jeder kann jeden Charakter darstellen – sogenannte Crossplayer, die sich als Charaktere von anderem Geschlecht verkleiden, sind das beste Beispiel dafür.

Viele Cosplayer – vor allem solche, die schon seit mehreren Jahren dabei sind – machen ihre Kostüme selbst. Es wird genäht, geklebt, geschnitzt und seit einiger Zeit auch immer mehr mit 3D-Druckern gearbeitet. Doch es gibt auch Cosplay-Shops im Internet, die teils sehr detailgetreue Kostüme und Requisiten („Props“ genannt) anbieten. Außerdem sind sogenannte „Closet-Cosplayer“ ein Teil der Community – sie verwenden ausschließlich Dinge, die sie in ihrem Kleiderschrank haben oder kaufen Alltagskleidung, um sie für ihre Cosplays umzufunktionieren. Auch die berühmt-berüchtigten „Furries“, also Menschen, die vermenschlichte Versionen von Tieren darstellen, gehören dazu. Doch obwohl die Cosplay-Gemeinschaft sehr bunt gemischt ist, herrscht doch eine gewisse Einigkeit. Es ist eben schön, andere Menschen zu haben, die genauso verrückt sind, wie man selbst.

Ich selbst bin seit zirka Ende 2016 Cosplayerin. Dabei war der Einstieg leichter als gedacht: Im Internet ist es leicht, bestimmte Gruppen von Cosplayern zu finden und die meisten sind immer froh, neue Mitglieder zu begrüßen und einweisen zu können. Angefangen habe ich mit Closet-Cosplay, inzwischen versuche ich immer mehr, meine Kostüme und Props selbst zu machen. Im April 2019 war ich dann das erste Mal auf einer Convention – und dann gleich auf der grüßten Convention Bayerns, der „Animuc“. Aber gerade die Größe der Convention macht den Charme aus. Aus ganz Europa und teils sogar Amerika fanden sich Cosplayer zusammen, Fotografen liefen durch die Menge und suchten nach Cosplayern, die sie nach ein paar Fotos fragen konnten. Dazwischen sah man immer mal wieder auch „normale“ Menschen, die sich die Kostüme ansahen und nach Fotos mit ihren Lieblingscharakteren fragten. Auf der Animuc habe ich das erste Mal gemerkt, was es bedeutet, Cosplayer zu sein: Damals war ich noch sehr unerfahren, es war das erste Mal, dass ich meine Kostüme überhaupt irgendwem zeigte, abgesehen von meinem näheren Umfeld; trotzdem wurde ich von Menschen, die teils Profis sind, herzlich aufgenommen. Der Zusammenhalt in der Community war deutlich spürbar, man kam ins Gespräch mit Menschen, die man vorher nie gesehen hatte und irgendwie waren alle Freunde.

Leider hat Corona auch Cosplayer hart getroffen. Conventions mussten ausfallen, Fototermine waren kaum mehr möglich und sind inzwischen vollständig gestrichen und vor allem professionelle Cosplayer hatten mit Verlusten zu kämpfen. Die Herstellung und Beschaffung von Kostümen ist nicht billig und ohne Fototermine hat man kaum eine Möglichkeit, Geld zu verdienen. Viele Profis benutzen jetzt Selbstauslöser und verkaufen Ausdrucke über Internetshops. Die beliebte App TikTok – die als App für Cosplayer begann und nun weltweit von allen möglichen Menschen benutzt wird – hat einen sogenannten „Creator-Fund“ eingerichtet, durch den man mit einer gewissen Anzahl von Views und Likes etwas Geld verdienen kann. Trotzdem: Das Virus hat die Cosplay-Community genauso erwischt, wie jede andere kreative Berufsgruppe.

Es bleibt nur zu hoffen, dass man sich bald wieder mit Fotografen treffen kann, um die Einnahmen zu steigern. Und auch für Cosplayer, die es nur als Hobby betreiben, wird es sicher eine Erleichterung sein, wieder auf Shootings zu gehen und sich mit Freunden aus der Community zu treffen.

Text: Gina H.