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Kategorie: Lifestyle (Seite 1 von 5)

Kleidertausch-Party – für mehr Nachhaltigkeit in unseren Kleiderschränken!

Aus alt wird neu.

Finde am 11.04.24 zwischen 18 – 21 Uhr in der Aula des Hauptgebäudes dein neues Lieblingsteil im Überfluss der anderen.

Um an der Kleidertausch-Party teilzunehmen, könnt ihr am 20.03. oder 08.04. bis zu drei Kleidungsstücke in der zweiten Pause (nach der 6. Stunde) in E100 abgeben. Dort erhaltet ihr dann Tauschmarken, die ihr an der Kleidertausch-Party wieder gegen andere Sachen eintauschen könnt.

So steuern wir nicht nur gegen den übermäßigen Kaufrausch unserer Konsumgesellschaft an, sondern sparen gleichzeitig Ressourcen ein, was zu mehr Nachhaltigkeit in unseren Kleiderschränken führt. Also: Kleidertausch statt Kleiderrausch.

Und neben gelebter Nachhaltigkeit, könnt ihr euch auf der Party auch noch auf Snacks, Getränke und gute Gespräche freuen!

Euer Kleidertausch-Team:
Lara (F13G), Lisa (F13SB), Eva (F13SA), Fatma (F12SA), Lojeena (F12SA) Franziska (F12SB), Hanna (F13G), Elizabeth (F13G), Frau Hefele, Frau Fritsch, Frau Seemiller

Text: Lara Q.

Ballspieltag an der FOS Friedberg am 18. Oktober 2023: Sport verbindet!

Am 18. Oktober 2023 fand an der FOS Friedberg der alljährliche Ballsporttag statt. Hauptorganisator dieses Events war Sportlehrer Herr Pütz, jedoch erhielt er tatkräftige Unterstützung aus der Fachschaft Sport, bestehend aus Herrn Nawrath, Herrn Hartmann, Herrn Zink und Frau Emmerling. Zusätzlich halfen auch die Schüler der Vorklasse B11 sowie einige fachfremde Kollegen in ihrer Freistunde bei der Organisation mit.

Die Vorbereitungen für den Ballsporttag begannen bereits im Mai 2023. Zunächst wurden geeignete Sportstätten organisiert, anschließend wurden die Mannschaften eingeladen. Es galt herauszufinden, welche Schülerinnen und Schüler in welchen Sportarten aktiv sind, um die Mannschaften entsprechend zusammenzustellen. Zuletzt wurden noch die Details geklärt – wie Verpflegung, Trikots und Bälle, die zum Teil bestellt werden mussten.

Der Ballsporttag existiert bereits seit 1981 und wurde damals von der FOS Neu-Ulm ins Leben gerufen. Seitdem findet er im jährlichen Wechsel an verschiedenen Schulen statt. Normalerweise sind alle Ballsportarten vertreten, jedoch musste in diesem Jahr auf Handball verzichtet werden, da keine Dreifachhalle zur Verfügung stand.

Aufgrund der Corona-Pandemie konnte der Ballsporttag in den letzten Jahren nicht stattfinden. Dank der Initiative von Herrn Pütz durfte die FOS Friedberg in diesem Jahr wieder daran teilnehmen und das Event sogar ausrichten. Herr Pütz hat außerdem den Wunsch geäußert, einen internen Sommersporttag einzuführen. Ob dieser noch in diesem Schuljahr stattfinden wird, ist uns jedoch noch nicht bekannt.

Das Hauptziel des schwäbischen Ballspieltages ist es, die Schülerinnen und Schüler dazu zu motivieren, Sport zu betreiben und etwas zu finden, was sie ihr Leben lang mit Freude machen können. Der Ballsporttag soll vermitteln, dass Sport verbindet und dass die Schülerinnen und Schüler dabei auch etwas über sich selbst lernen können, beispielsweise indem sie als Schiedsrichter Verantwortung übernehmen oder als Helfer agieren. Zudem haben die Sportlerinnen und Sportler die Möglichkeit, Kompetenzen zu zeigen, die im normalen Schulleben eher selten zum Vorschein kommen wie zum Beispiel Teamgeist und Fairness.

Des Weiteren nahmen neben der FOS Friedberg auch Fachoberschulen aus Kempten, Sonthofen, Kaufbeuren, Neusäß, Neu-Ulm, Donauwörth und Augsburg am Ballspieltag teil. Die Veranstaltung bot somit eine großartige Gelegenheit für Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Schulen, sich sportlich zu messen und neue Kontakte zu knüpfen. Die Teilnahme zahlreicher Schulen trug zu einer lebendigen und dynamischen Atmosphäre bei und sorgte für einen regen Austausch zwischen den verschiedenen Schulgemeinschaften.

Besonders positiv wurde von den Teilnehmern des Ballsporttages die Freude und Begeisterung hervorgehoben, die sie an diesem Tag erlebt haben. Zudem brachte der Ballsporttag eine willkommene Abwechslung in den Schulalltag. Die Sieger der oft hart umkämpften Partien waren im Fußball die Kaufbeurer Herren sowie die Sonthofer Damen. Im Basketball Mixed sowie im Volleyball (Herren) setze sich die FOS Augsburg durch. Erfolgreichstes Friedberger Team waren die Volleyballerinnen mit dem überragenden Geschwisterpaar Noela und Elona Ukaj.

Insgesamt war der Ballsporttag an der FOS Friedberg ein voller Erfolg und hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass Schülerinnen und Schüler regelmäßig Sport treiben und dabei Freude haben.

Platzierung einzelner Sportarten von der FOS Friedberg:                                   

Frauen Fußball:            2. Platz                                                                            

Männer Fußball:           4. Platz                                                                   

Frauen Volleyball:         1. Platz          

Männer Volleyball:        3. Platz              

Männer Basketball I:     6. Platz      

Männer Basketball II:    8. Platz

Gewinner der Sportarten: 

Frauen Fußball:              Sonthofen

Männer Fußball:             Kaufbeuren

Frauen Volleyball:          Friedberg 

Männer Volleyball:         Augsburg 

Männer Basketball :       Augsburg 

Text/Fotos: Jessica V., Laura G.

»Du bist mein Neuanfang« | Woran man merkt, dass die Beziehung funktioniert!

»I once believed love would be burning red – but it’s golden.« – Taylor Swift, Daylight

Ich hätte nie gedacht, dass ich Frieden einmal greifbar spüren würde. Früher habe ich mit dem Gedanken gelebt, dass Liebe aufregend, prickelnd, ungewohnt erscheinen soll – so, wie es in Filmen oft gezeigt wird. In Zeitlupe, mit wehenden Haaren und perfekter Musik… mittlerweile weiß ich, wie es sich anfühlen sollte und wie nicht. Ich bin wie jede andere Jugendliche durch eine Palette an Erfahrungen herangewachsen und kann heutzutage herausfinden, ob ein Mensch gut für mich wäre oder nicht. Und auch, mit wem es sich lohnt, in einer Beziehung zu bleiben.

Du hast das Gefühl, du kennst ihn*sie schon sehr lange

Wenn du die Witze, die er reißt, sofort verstehst, oder sich ihre Arme wie dein Zuhause anfühlen, weißt du schnell, dass du mit jemandem harmonierst. Doch „harmonieren“ reicht oft nicht, manchmal nicht einmal für einige Monate. Was eine gute Beziehung – meiner Meinung nach – trägt, ist das Gefühl, ihn oder sie schon lange zu kennen. Es kommt dir bekannt vor, wenn er deinen Namen sagt, oder ihre Gestiken sind haargenau wie deine. Du kannst entspannen, weil es sich wie das anfühlt, was du dein Leben lang gesucht hast. Auch, wenn die Tage einmal etwas trüber sind, du kannst dich darauf verlassen, dass dein Partner dich wie von selbst wieder friedlicher stimmt. Wenn dir das bei einer geliebten Person passiert, muss das nicht unbedingt heißen, dass ihr für immer zusammenbleibt, (man hat schließlich nie eine Garantie darauf) aber wenn du diese Empfindung wiedererkennst, seid ihr auf einem guten Weg.  

Liebe ist keine Explosion, sondern eine Welle

Die Schmetterlinge im Bauch, die wir so gern spüren, sind tatsächlich nicht wirklich ausschlaggebend. Ich habe einmal gehört, dass Liebe nie so ist wie ein Feuerwerk, auch, wenn der Vergleich wunderschön ist: tausende, explodierende Farben und eine Aufregung, die wir nicht fassen können. Es mag sein, dass der Anfang einer jeden Beziehung auch in entferntester Weise darauf beruht – doch wenn wir einmal herausfinden, wer die Person wirklich ist, kann die Explosion schneller vorüber sein als man möchte. Im Laufe der Beziehung lernt man die Ecken und Kanten seines Partners kennen, und entscheidet (meist unterbewusst), ob sich dieser Jemand „lohnt“ und es weitergehen kann. Oft genug beginnen auch die ersten Streitereien, die dann in einem Kompromiss münden sollten. Ich sage oft, dass jedes Paar seinen eigenen Weg finden muss. Und ich finde, wenn man sich erst einmal wirklich kennt, und zwar jede Seite, dann fühlt es sich auch nicht mehr an wie ein Feuerwerk an Silvester, sondern eher, wie ein ruhiger, gemeinsamer Morgen am 1. Januar. Wer – meiner Meinung nach – reif genug ist, wird auch schnell merken, dass sich das viel mehr lohnt als ein paar prächtige Farben.

Die Streitkultur sagt vieles über euch aus

Hand aufs Herz: wer würde nicht gerne mal total ausrasten, wenn die Fetzen fliegen? Ich zumindest: das gebe ich offen zu. Aber, die Frage, die ich mir dann stelle, ist folgende: bringt das mich und meinen Partner jetzt weiter, wenn ich ganz laut werde? Und, ganz besonders wichtig: es soll niemals „du gegen deinen Partner sein“ – sondern ihr beide gegen das Problem. Wenn ihr es beide schafft, eure Probleme zu kommunizieren, die Wahrheit zu sagen und am Ende des Tages nicht ohne Küsschen und Lächeln schlafen zu gehen – dann großer Respekt! Denn „Respekt“ ist hierbei das Stichwort, ein Streit sollte niemals darin münden, den Partner zu beleidigen, ihm leere Anschuldigungen an den Kopf zu werfen oder so sehr zu „explodieren“ (Ja, heute habe ich es mit diesem Wort), dass man alles Gesprochene bereuen würde. Schafft ihr es beide nicht, würde ich mir nochmals Gedanken darüber machen, inwiefern euch eure jetzige Streitroutine bringt – höchstwahrscheinlich nicht viel. Versucht, offen, lieb und vor allem verständnisvoll zu sein, alles andere wäre nur ein Schuss ins eigene Tor oder ein Schuss ins Nirgendwo. Und ihr beiden wollt schließlich am Ende irgendwo stehen, oder?

Um zum Schlusswort zu gelangen: das hier sind natürlich keine 1A-Tipps, mit denen ihr aus einer kaputten Beziehung eine gesunde schafft – um ehrlich zu sein, selbst mit Erfahrungen kann niemand Liebe steuern. Aber ich für meinen Teil habe herausgefunden, worum es eigentlich geht, was zählt, und was niemals der Grund sein sollte, weshalb die Dinge nicht funktionieren. Den Frieden in einer Person zu finden, ist äußerst selten, deshalb solltet ihr daran festhalten, so lange ihr könnt.

Text: Vanessa S.

Veganismus und Feminismus —Das sind doch zwei Paar Schuhe, oder?

»Oh nein, sie ist vegane Feministin! Da muss man ja nicht nur aufpassen, was man sagt, sondern auch, dass man ihr nichts Falsches auf den Teller legt. Wie vorsichtig sollen wir denn noch mit ihr umgehen?«

Das sind Worte, die nicht nur wehtun, sondern auch einen Schritt zurückgehen. Nein falsch, nicht nur einen.

Mehrere.

Unzählige.

Schritte, die uns dahin zurückbringen, wo wir angefangen haben. Als eine Folge der europäischen Aufklärung im späten achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert könnte man meinen, Feminismus wäre kein unberührtes Thema mehr. Klar, wir kennen sie alle. Die #metoo Bewegung vom Herbst zweitausendsiebzehn, den Gender-Pay-Gap (Differenzierung der Gehälter aufgrund des Geschlechts), bis hin zur »Neuen Frau« aus den 20er Jahren. Das Augenrollen und Aufseufzen (oder vielleicht auch Weiterscrollen) bei diesen Aussagen ist schon spürbar. Viele Menschen gehen dem Feminismus aus dem Weg. Oft, weil der traditionelle Weg viel bequemer ist. Und genau deswegen sollten wir noch viel mehr darüber sprechen.

Und ich persönlich lege noch eine Schippe drauf. Denn ich bin vegan – weil ich Feministin bin. Warum das kein Grund zum Weiterscrollen ist, und wieso beides sehr wohl ein Paar Schuhe ergibt, klären wir jetzt.

Veganismus und Feminismus gleicht einander mehr, als man denkt

Die Bestrebung des Veganismus kann man in zwei Punkten zusammenfassen: vermeiden, wofür gelitten wurde und eine Gleichheit schaffen. Diese Ernährungs- und Lebensweise, wie der Veganismus definiert wird, soll also das Machtverhältnis (der Mensch darf das Tier für seinen Genuss ausbeuten) nicht fördern. Ein ähnliches Machtverhältnis versucht der Feminismus zu umgehen. Hierbei achtet man aber auf die Geschlechter. Der Angelpunkt wäre von dem her, dass beispielsweise kein Mann in Bewerbungsgesprächen aufgrund seines Geschlechtes bevorzugt wird. Oder – noch klassischer – mehr verdient, obwohl Frau und Mann dieselben Arbeiten erfüllen.

Eine weitere Parallele ist zwischen den Abzweigungen der beiden „Ämter“ zu erkennen. Im Veganismus möchten die meisten vegan lebenden Menschen denjenigen, die keine Stimme haben, eine geben. Häufig sprechen sie sich (durch beispielsweise Demonstrationen oder durch das Entscheiden für vegane Produkte) für Tierrechte aus. Auch im Feminismus sieht man deutlich, dass die Gleichberechtigung vor allem denjenigen zu Gute kommt, die sonst keine Chance hätten, sich auszusprechen. Der Gender-Pay-Gap, der vielen ein Dorn im Auge ist, wird ebenfalls bei Demonstrationen oder politischen Entscheidungen diskutiert, um vor allem den Frauen die Chance zu geben, sich auszusprechen.

Nun sollte man aber auf keinen Fall denken, Frauen wären unmündig oder verhalten sich wie Tiere. Es geht eher darum, den unterdrückten Parteien Raum zu geben. Menschen, die sexuelle Gewalt erlebten, haben hautnah mitbekommen können, wie die Schärfung dieser Thematik von Jahr zu Jahr zugespitzt worden ist. Auf einmal tauchen mehr Berichte auf, die Strafen steigen, es wird deutlich sensibler damit umgegangen.

Die Milchindustrie – der Grund, wieso jede Feministin vegan sein sollte?

Wenn wir den Kühlschrank öffnen und die selbstverständliche Kuhmilch in den Händen halten, ist uns oft nicht bewusst, was genau wir da eigentlich in den Händen halten. Der ein oder andere würde jetzt die Augenbrauen hochziehen und sich denken: Na klar, weiß ich das! Kuhmilch! Ist doch offensichtlich? Ja, sehr offensichtlich. Aber ist es genauso offensichtlich zu sagen, dass das Eutersekret in deinem Glas das Produkt einer regelrechten Vergewaltigung ist?

Oder andersherum: wann sind Weibchen überhaupt in der Lage dazu, Milch zu geben? Richtig, wenn sie schwanger sind, beziehungsweise Nachwuchs bekommen. Also warten jetzt alle Kuhhalter, die mit der Milch ihre Brötchen verdienen wollen, bis die Kuh sich dazu entscheidet, sich zu paaren? Nö. Die Vergewaltigung ist geplant, einfach und Erfolg versprechend. Die Kuh bekommt nach ungefähr zweihundertachtzig Tagen ein kleines Kälbchen, das sehnsüchtig auf die Milch wartet, um groß und stark zu werden. Was passiert stattdessen? Das Kälbchen wird der Kuh nach der Geburt weggenommen, ein Bulle geschlachtet und ein Weibchen zur Milchkuh herangezüchtet. Und hat die Kuh das Procedere oft genug durchlaufen und ist nicht mehr trächtig zu bekommen, wird sie ein Stück Fleisch auf der nächsten Mittagssemmel. Wunderbar.

Jede Mutter wird mit dem Kopf nicken, dass das ein Alptraum wäre. Vergewaltigung – was ein unglaublich sensibles Thema ist – und dann auch noch das Kind wegnehmen? Niemals. Nicht mit mir? Aber wie willst du dich wehren, wenn du angekettet mit vielen anderen in einem Stall lebst, wo du auf deine eigenen Beine urinierst und wahrscheinlich keinen Platz hast, um dir dieselben Beine zu vertreten (und auch Bio-Milch ist mit den glücklichen Kühen und deren zwei mehr Zentimetern Gras nicht besser!)? Feminismus – die Bewegung der Gleichberechtigung – spricht sich klar gegen solche moralisch verwerflichen Methoden aus. Da kann man doch gleich sagen, dass jede*r Veganer*in gleichzeitig Feminist*in ist?

Wie wirkt das auf Dich: gruselig, übertrieben oder wie der blanke Horror? Ja, dann willkommen in der Realität. Die Realität ist im Veganismus genauso erschreckend wie im Feminismus. Beides scheint ja so verrückt und abnormal, doch sobald man hinter die Kulissen linst, schauen die einen weg, die anderen schlagen die Hand vor den Mund und der Rest zeigt keinerlei Reaktion. Aber egal, wie sehr man versucht, nicht wie ein Moralapostel vor der Türe zu stehen und so lange mit seinen Argumenten zu klingeln, bis das Unwetter einen vertreibt – viele Menschen ändern ihre Meinungen nicht.

Um es zusammenzufassen: es lohnt sich nochmals – vor allem, wenn einem die Gerechtigkeit sehr wichtig ist – hinter den wortwörtlichen Tellerrand zu schauen. Nicht jeder muss von heute auf morgen vegan werden oder auf sonstige Demonstrationen marschieren. Sich mit den Dingen auseinanderzusetzen, oder klar gegen oder für sie zu sprechen reicht schon. Denn wenn Deine Stimme nicht zählen würde – würdest Du Dir nicht auch jemanden wünschen, der für Dich spricht?

Kommentar von Vanessa S.

»Aber ich kann diese Person nicht vergessen…« – Doch das kannst du! | Der ultimative „Friedo-Liebeskummer-Guide“

Die hässlichen Wahrheiten, die wir lange ignoriert haben

Wir kennen es vermutlich alle oder werden irgendwann an diesen Punkt gelangen: wir treffen eine Person, verbringen einen (kurzen oder langen) Zeitraum mit ihr und irgendwann fühlen sich die Schmetterlinge nicht mehr so frei an wie am Anfang. Fast, als wären sie nie da gewesen. Man sieht in das Gesicht, aber man fühlt nicht die gleichen Empfindungen. Ich möchte nicht lügen, das Gefühl ist schrecklich. Wenn sich die Welt schwerer anfühlt, und die Nächte daraus bestehen, sich einen Plan für eine Zeitmaschine zu überlegen, nur um die paar Monate zurückspulen zu können.

Die Wahrheit ist, dass die Zeitmaschine nichts verhindern kann. Sie kann nicht dafür sorgen, dass die Zukunft sicher ist. Ich musste das auch erst einmal verarbeiten, aber sobald man diesen Gedanken halbwegs verdaut hat, wird der nächste nicht mehr so schlimm sein.

Noch eine bittere Pille, die man schlucken muss, bevor man anfängt, die Trennung zu verarbeiten ist, dass man anfangen muss, sich einzugestehen, dass es wieder bergauf gehen wird. Es wird wieder bergauf gehen. Nicht jede Beziehung ist dazu da, für immer zu bestehen. Einige Beziehung geschehen und verschwinden, und das Einzige, was wir tun können, ist, daran fast zu zerbrechen, zu heilen und zu wachsen.

Und jetzt, die fünf Tipps, die dir dabei helfen können, die Trennung zu verarbeiten:

Tipp Eins: Du verlierst nicht immer, manchmal gewinnst du

Du warst mit jemandem zusammen, der dich eigentlich ständig zum Weinen gebracht hat? Gut, jetzt hast du keinen Grund mehr, wegen den (beabsichtigten) Fehltritten der Person zu weinen. Du wurdest ständig zum Angelpunkt und für die Probleme in der Beziehung verantwortlich gemacht? Zeit, sich von diesem Gedanken zu trennen. Wenn wir eine Person loslassen, die ohnehin nicht in unser Leben gehört, wird es sich (vielleicht, muss nicht) schlecht anfühlen, aber später wird dieser Druck, diese Angst nicht mehr auf dir liegen. Der amerikanische Psychologe Phil McGraw sagt dazu: » It’s better to be healthy alone, than sick with someone else.« Und ich finde, er hat absolut recht. Auch, wenn deine Beziehung in guten Wegen auseinander gegangen ist: Du kannst jetzt wieder neu anfangen und andere (bessere) Erfahrungen machen.

Tipp Zwei: Wandle den Schmerz in etwas Schönes um

Vielleicht möchtest du darüberschreiben? Oder singen und herzzerbrechende Lyrics dazu verfassen? Oder du malst etwas, skizzierst, singst, egal. Solange du etwas tust, was dir helfen kann, deinen Schmerz zu verarbeiten, tust du alles richtig. Pass nur bitte auf, dass du nicht zu sehr in die Materie sinkst und nur noch trauriger wirst. Dann solltest du nach einer passenderen Alternative suchen, wie beispielsweise Sport oder Tanzen oder möglicherweise doch einen Therapeuten oder Psychologen zur Seite ziehen.

Tipp Drei: Die Wurzeln packen und analysieren

Gibt es bestimmte Faktoren, die dich und die Person dazu verleitet haben, euch zu trennen? Denk darüber nach. Oftmals sind viele unserer Sorgen, Ängste und Probleme in unseren persönlichen Wurzeln verankert, die unseren Charakter sehr beeinflussen. Hat es deine*n ehemalige*n Partner*in gestört, dass du anhänglich warst? Oder immer wissen wolltest, wo sie sich befindet? Hattest du das Gefühl, nie Vertrauen aufbauen zu können? Versuche herauszufinden, ob sich nicht mehr dahinter verbirgt. Recherchiere seriöse Internetseiten oder schlage in Fachbüchern nach, ob bestimmte Faktoren deiner Kindheit oder andere Bruchstücke deines bisherigen Lebens dich dazu bringen, Verhaltensmuster aufzuweisen. Wir finden nicht nur heraus, wo unsere Schwächen liegen, sondern auch, womit wir einige (schädliche) von ihnen genauer behandeln können.

Tipp Vier: Ist Liebe wirklich das, was du dachtest, dass es ist?

Schmetterlinge, Funken, Herzklopfen – ist es das, was du mit Liebe verbindest? Trauer, Schmerz, Angst – das hier auch? Oder eher Wärme, Geborgenheit und Sicherheit? Wenn wir die Liebe das erste Mal kosten, kann es sein, dass alle verschiedenen Empfindungen einhergehen und uns nicht nur verwirren, sondern vor allem alles glauben lassen. Jedes geflüsterte »Ich liebe dich«, aber auch jenes hassverzerrtes »Ich hasse dich.« Wo ziehe ich die Grenze? Wo ist meine Priorität? Was möchte ich? Tipp Vier ist ähnlich wie Tipp Drei: Auch hier lohnt es sich, über den Tellerrand hinauszublicken und darauf zu achten, was Red Flags* sind. So können wir diesmal leichter entscheiden, ob eine bestimmte Person ein*e ideale*r Partner*in wäre.

Also, ist das Vergangene das, was du wirklich für Liebe hältst?

Tipp Fünf: Schritte nach vorn

Egal, wo auch immer du im Leben stehst oder standest, jetzt geht es bergauf. Du hast bald die Möglichkeit, wieder neu anzufangen, denn ja, du kannst diese Person vergessen! Du hast jahrelang ohne diese Person auskommen können, also wird es kein unüberwindbares Problem sein, nach vorne zu gehen und auf die Dinge zu warten, die du verdienst. Jede Trennung bringt dich näher zu demjenigen, den du einmal für immer lieben wirst. Auch, wenn das du selbst bist.

Ihr schafft das schon!

*Red Flags sind sogenannte Anzeichen, die einem auffallen und bestimme toxische Verhaltensweisen kategorisieren lassen, beispielsweise: Jemand verliert nach der kleinsten Anmerkung die Geduld = eine Red Flag, dass dieser jemand gewalttätig sein könnte.

Text: Vanessa S.

„Pouring The Whiskey“ – Vanessa S. | Kurzgeschichten über das Thema Trennung (Kapitel 3)

Kapitel drei

Jill, 53

Ich wurde einst gefragt, wie ich vergangene Beziehung sehe. Wie ich die vor Jahren zerbrochene Ehe mit meinem Mann sehe. Was ich davon halte. Wenn überhaupt. Die Frage, wie ich sie sehe, konnte ich leichter beantworten als die Frage, was ich davon hielt.

Vergangene Liebe verweilt in dir wie eine Schneekugel, sie ist die ganze Zeit dort, unbeholfen, unberührt. Ein Moment in einer Glaskugel, den man nicht verändern kann. Du möchtest deinen Finger ausstrecken und dein vergangenes Ich anstupsen, um ihm oder ihr mitzuteilen, dass er oder sie sich bewegen soll, aber nichts bewegt sich, weil das Glas dazwischen liegt und dich aufhält. Und wenn du darin erinnert wirst, an etwas, was dich in die Zeit zurückbringt, fängt auch der Schnee in der Kugel zu fallen, und langsam immer mehr Details zuzudecken.

Besser kann ich Liebe nicht beschreiben.

Wenn es um Liebe geht, scheint den meisten Menschen jede mögliche Metapher einzufallen, um ihre Gefühle beschreiben zu können. Blumenfelder, Herzen, Frühlingsgefühle. Die Ehe mit meinem Mann war ein einziges blutiges Dornenfeld gewesen. Wie hätte es auch anders ausgehen können, Ratlosigkeit und Zeitdruck waren unsere Triebmittel, Hass und Distanz unsere Vorboten für die Scheidung.

Das liegt drei Jahre zurück.

Wie jedes Wochenende habe ich mich auf den Weg ins „Cold Rose“ gemacht, um irgendwie unter Menschen zu gehen. Solange, bis ich das Gefühl habe, genug Gesichter gesehen zu haben, und ihres zu suchen.

Ich suche seit achtunddreißig Jahren nach ihrem Gesicht. Versuche, die schwarzbraunen Augen zu erkennen, die schwarzen Haare wehen zu sehen und ihre süße Stimme zu hören. Wenn ich ganz alleine bin, habe ich manchmal das Gefühl, die Sehnsucht nach ihr liegt wie eine dünne Betonschicht auf mir, und verlangt, dass ich mich mit allem, was ich besitze, wieder einen Flug nach Sistiana, Norditalien, buche.

Wie vor achtunddreißig Jahren.

Wie sie jetzt wohl aussieht?

Ich kann sie mir genau vorstellen. Um ihre dunklen Augen finden sich Krähenfüßchen. Wenn sie blinzelt, verdecken ihre Wimpern die geprägte Farbe um ihre Pupille, in der man sich selbst spiegeln sehen kann. Auf ihren Wangenknochen liegt eine blassrosa Tönung, und am Ende ihrer Wangen sieht man erste Altersflecken, die sie überhaupt nicht älter wirken lassen, weil ihre Ausstrahlung jugendlicher ist als die erste Frühlingsknospe.

Ich war fünfzehn als ich sie das erste Mal sah. Der Flug und die Fahrt nach Norditalien waren anstrengend gewesen und ich wollte nur noch schlafen. Aber meine Eltern drängten mich dazu, vorher etwas zu essen und so ging ich mit schlechter Laune mit ihnen essen.

Sie muss älter als ich gewesen sein, sie war viel größer als ich und kellnerte in dem Restaurant, das unterhalb unseres Hotels war.

Als ich sie sah, fühlte ich, wie ein Blitz in mein Herz schoss und mich kurzzeitig total lähmte. Und ihr muss es ähnlich ergangen sein, sie hatte stillgestanden und die Cola, die meine Eltern mir bestellt hatten, mit ihren verkrampften Fingern festgehalten.

Alle Momente, die ich mit ihr in den damals künftigen Tagen sammelte, beschränkten sich auf kleine Gelegenheiten, sie im Restaurant anzusehen und sie dabei zu beobachten, wie sie die anderen Gäste bediente. Wenn sie mich erwischte, wie ich sie ansah, drehte ich mich weg, nur um in wenigen Sekunden später festzustellen, dass auch sie mich beobachtete. Meine Eltern drängte ich dazu, mehr und mehr Kaffee zu trinken, damit ich mehr Zeit hatte, sie anzusehen.

Ich bin mir sicher gewesen, dass diese Schwärmerei in etwas hätte münden können, das mich bis heute paralysiert hätte.

Jahrelang habe ich mir eingeredet, dass meine Fantasien über diese junge Frau nicht wichtig waren. Dass sie nur das Ergebnis meiner ereignislosen Welt waren, irgendwas. Aber wo auch immer mich das Leben führte, ich hielt diese Schneekugel bei mir.

Und jedes Mal, wenn ich versuchte, mich in der Vergangenheit zu sehen, wie ich sie ansprach, desto bitterer wurde die Realität. Wo ist sie jetzt? So vergangen wie meine Chance, und ich vermag mir zu behaupten, dass ich mich nie vollständig fühlen würde für den Rest meines Lebens.

Ich erinnere mich noch daran, wie viele bunte Kleider ich mir mitgenommen und in diesen zwei Wochen angezogen hatte, um sie zu beeindrucken und dazu zu bringen, mich zu sehen. Wie ich damals nicht wusste, dass ich mit zwanzig besser aussehen würde als mit fünfzehn, und wie ich mir mit vierzig gewünscht hatte, wieder so schlank zu sein wie in meinen Dreißigern. Ich wusste nichts, aber ich war neugierig, und ich wollte, dass diese junge Frau mehr für mich werden würde als es wurde.

 Jetzt in der „Cold Rose“-Bar zu sitzen und darauf zu hoffen, diese Frau zu sehen, die mich schon immer heimsuchte, brachte mich dazu, Whiskey zu bestellen und die Zeit abzuwarten, bis ich wieder nachhause gehen durfte. Meine Tochter Betty möchte, dass ich sozialer werde. Sie hat mich entscheiden lassen, zwischen einem wöchentlichen Restaurantbesuch, einem Café oder einem Club für Singles. Ich nahm die erste Option und wandelte es in Bar um. Perfekt.

Die Besucher gehen ein und aus, trinken, lachen, werden müde und verschwinden. Es ist schon spät, die Nacht küsst den Morgen und irgendwo da draußen ist sie. Die einzige Frau, für die ich alles geben würde, um sie noch ein weiteres Mal zu sehen.

Annie, 27

Alles hätte klappen können. Alles hätte klappen können. Alles hätte verdammt noch mal klappen können.

»Ja, noch einen bitte«, weise ich den Barkeeper an, ohne von meinem Glas aufzuschauen.

Und ich hätte nicht zugelassen, dass uns etwas trennt.

An Tagen, in denen jeder Sonnenschein weg ist, sucht man die Strahlen in sich selbst oder in der Person, die man am liebsten hat. Was besonders schwer für mich ist, dass mir erst jetzt auffällt, wie viel ich für ihn verschwendet habe.

 Vor zwanzig Jahren habe ich ihn das erste Mal gesehen. Vor neunzehn Jahren sind wir Freunde geworden. Vor zehn Jahren haben wir uns verliebt. Vor fünf Jahren haben wir uns verlobt. Und vor zwei Stunden habe ich meine beste Freundin in unserem Bett gesehen, während er aus der Dusche gestiegen ist.

Ich bin in die erstbeste Bar geflüchtet, nicht um meine Sorgen zu ertränken, das nützt nichts. Aber um mir klar zu werden, dass mich bald der absolute Herzschmerz ereilen wird, nachdem ich aufgehört habe, zu verneinen, was passiert ist.

Nein, Maxton hat das nicht getan. Er liebt mich noch. Er liebt mich doch?

»Alkohol wird dir nichts bringen«, sagt jemand neben mir.

Ich schaue auf.

»Jetzt und später nicht.« Eine ältere Dame mit einem warmen Lächeln sieht mich an und deutet stumm auf das volle Glas Whiskey.

»Ich weiß«, murmle ich und lege den Kopf erschöpft in den Nacken. Ich brauche dringend eine warme Dusche und eine Zeitmaschine, die mich zwanzig Jahre zurücksetzt. Und vielleicht doch noch das Glas vor mir.

»Aber ich habe keine Ahnung, was ich sonst machen soll«, höre ich mich sagen. Meine Finger umklammern das Glas.

Die Frau hat ein typisches Nashville-Outfit an, und die typische Ausstrahlung. Ich frage mich, warum ich gerade auf sie hören möchte, sie hat genauso ein Glas vor sich.

»Du sollst da durch, wo du gerade durchmusst – aber wirklich, Liebes, am besten ohne Alkohol. Niemand ist es wert, seine eigene Gesundheit aufs Spiel zu setzen.«

Die leise Country-Musik in der Bar und die warme Atmosphäre lassen mich sekundenlang vergessen, wie ich mich fühle. Was ist so schwer daran, sein Zuhause zu behalten? Warum bekommen das viele Menschen hin, und ich nicht?

»Sie haben recht«, antworte ich. Ich schenke ihr ein mattes Lächeln und als sie es erwidert, spüre ich, wie sich Tränen in meiner Kehle bilden. Ich umfasse das Glas fester und presse die Lippen aufeinander.

»Das wird wieder, auch, wenn es sich nicht danach anfühlt«, fügt sie hinzu. Ich spüre, dass sie mich ansieht, doch ich tue es nicht, weil ich weiß, dass ich sofort in Tränen ausbrechen würde. Ich wollte es gerade nicht.

Ich wollte noch einen Moment stark sein, diese Stärke, die ich über meine Emotionen genieße. Es war zu früh, um zu weinen.

»Warum sind Sie hier?«, frage ich stattdessen mit zitternder Stimme.

Mir gehen alle möglichen Sorgen durch den Kopf. Was werden unsere Familien sagen? Wird er ihnen sagen, was er getan hat, oder es unter den Teppich kehren und mich als Böse dastehen lassen? Was wird passieren?

Und vor allem: Was jetzt?

Sie rutscht einen Stuhl näher zu mir, zwischen uns bleibt einer frei. »Wahrscheinlich aus demselben, aus dem du hier bist«     

Ich zucke mit den Schultern. »Liebeskummer.«

Sie nickt. Sie scheint älter zu sein, wie meine Eltern. Aber ihre Ausstrahlung macht sie glatt zehn Jahre jünger.

»Es wird alles wieder gut«, sagt sie und legt eine Hand auf meine Schulter. Die Geste fühlt sich gut und richtig an, und auch, dass mir einige Tränen aus den Augen laufen. Sie laufen einfach, ich kann es nicht zurückhalten.

Ich bin bald dreißig, und alles, was ich hatte, hatte ich mit Maxton, während er Dinge ohne mich hatte. Noch nie hat sich ein Schmerz so unfair und geltend angefühlt wie jetzt. Der Horizont, auf den ich zu schauen glaubte, war eine Wand, und das Fenster, zu dem ich mich drehe, hat nicht mehr zu bieten als ein verregnetes Feld an vertrockneten Blumen.

Aber wer weiß, vielleicht fühlt es sich ja genauso an, neu zu beginnen? Manchmal muss alles kaputt gehen, damit es neu aufgebaut werden darf. Egal, wie unfair es ist, das Faire wartet noch. Es möchte zu dir.

Und vielleicht muss das kaputte Herz einfach selbst neu beginnen und sich selbst aufbauen.

Ende

„Pouring The Whiskey“ – Vanessa S. | Kurzgeschichten über das Thema Trennung (Kapitel 2)

Wenn Liebe allein nicht reicht, was dann?

Nashville, Tennessee, The Cold Rose Bar

Kapitel zwei

Jack, 29

Ich starre die junge Frau vor mir an, die gerade entweder zu viel oder zu wenig Selbstbewusstsein besitzt. Als Barkeeper steht es mir nicht zu, den Menschen zu sagen, dass sie bestimmte Getränke nicht trinken sollten, es sei denn, sie sind minderjährig, aber Himmel, diese Frau wog wahrscheinlich kaum mehr als ein Teenager.

»Wie bitte?«, frage ich und lache nervös.

»Einen Whiskey, bitte.« Ihre langen, schwarzen Locken hüpfen auf ihren Schultern herum. Eindeutig zu viel Selbstbewusstsein.

Ich nicke langsam und versuche, meinen fixierten Blick auf diese Frau loszuwerden. Es fällt mir schwer und ich muss auf dem Absatz kehrt machen und kräftig durchatmen. Ich wusste, dass es passieren würde.

Ich täusche vor, eine weitere Flasche Whiskey aus dem Lager zu holen, dabei muss ich mich kurz bewegen, um herauszufinden, was zur Hölle da eben in mir passiert ist. Verdammt. Ich habe eine schöne Frau gesehen, und jetzt?

Wahrscheinlich fühle ich mich so schuldig, weil die Trennung von Marissa erst zwei Monate her war. In den acht Monaten, in denen wir einander mehr ausgehalten statt geliebt haben, kam ich trotzdem nicht um den Gedanken herum, mir eine Zukunft mit ihr auszumalen. Ihre Tochter Amy, ist auch einer der Gründe gewesen, weil sie einfach ein putziger kleiner Quälgeist ist, den man liebhaben muss. Ich frage mich, von wem sie das hat, schließlich ist ihr Vater verschwunden wie ein Geist und ihre Mutter nach besagten zwei Monaten zu ihm zurückgekehrt.

Vier Jahre nachdem sie getrennt waren. Zwei Jahre war sie allein mit Amy. Und acht Monate hat sie aufgegeben, um dem Mann eine Chance zu geben, der sein einfachstes Versprechen – nämlich da zu sein – einfach gebrochen hat wie einen Ast.

Nichtsdestotrotz hole ich eine Flasche Whiskey und rase zurück zur Theke. Während ich die Frauen auf der anderen Seite bediene, um ihnen noch eine Runde auszugeben, erwische ich mich dabei, wie ich die Frau, die eben hierhergekommen ist, ansehe. Und zwar immer wieder. Wie ein Verrückter.

»Jack!«, rief jemand. Ich drehte mich um und entdeckte Paul, der mich zu sich winkte. Er zog sich seinen Cowboyhut auf und stand bereits auf, grub nach seinem Portemonnaie. Ich ging zu ihm, sagte ihm den Preis und kassierte das Geld ein.

»Eines noch«, sagt er und bedeutet mir, mich ebenfalls über die Theke zu beugen. »Ich glaube, das ist sie.«

Ich sehe ihn perplex an und lehne mich zurück. Er klopft mir auf die Schulter und dreht sich dann und geht, lacht dabei. Ich spiele mit dem Geld in der Hand, dann stopfe ich es in die Kasse und gehe zur Frau zurück.

Ich wage es nicht, sie anzusehen, denn ich ahne bereits, dass ich sie ansonsten anstarren würde. Ich stelle schweigend das Glas vor sie, öffne eine brandneue Flasche und möchte einschenken. Die Zeit scheint stehen zu bleiben.

»Warum Whiskey?«, höre ich mich fragen.   

Ihre eisblauen Augen blitzen hervor, treffen mich direkt in die Seele. Heilige Scheiße, ich glaube definitiv nicht an Liebe auf den ersten Blick, aber heilige Scheiße, wenn es sich so anfühlt, dann verstehe ich absolut, wenn Menschen davon erzählen.

Sie denkt einen Moment lang über meine Frage nach, schluckt sichtbar. »Liebeskummer.«

»Warum?«

Ich haue mir innerlich gegen die Stirn – wie konnte ich nur? Habe ich alle Manieren und meine Professionalität drüben im Lagerraum gelassen?

Ich schenke ihr den Whiskey ein und schiebe das Glas mit dem Finger auf sie zu. Ich beginne mich zu fragen, ob sie tatsächlich trinken wird. Und bevor ich den Gedanken zu Ende denken kann, schnappt sie sich das Glas, hält es an ihre Lippen, legt den Kopf nach hinten und trinkt alles aus.

»Er hat mir seit zwei Monaten keine Antwort mehr geschrieben« Sie haut das Glas auf den Tisch, sieht mich todernst an, rollt aber dann mit den Augen. »Nein, er ist nicht tot, er ist…«

»Ein Vollidiot«, murmle ich und finde den Mut, ihr Gesicht von der Nähe zu betrachten. Sie hat volle rote Lippen, eisblaue Augen, dunkle Locken. Ihre Nase ist klein und stupsig, ihre Kieferlinie definiert und scharf, verleiht ihr dadurch eine ganz persönliche, anziehende Femininität. Ich versinke wieder in ihren Augen, erst dann bemerke ich, dass sie langsam anfängt zu lächeln und meinen intensiven Blick zu erwidern.

»Ja, ein Vollidiot.«

Billy, 25

Owen Pittmann, dann Jonathan Pittmann und Ashley Pittmann. Ich habe mir immerzu Gedanken gemacht, wie unsere Kinder heißen würden. Manchmal zu oft, und eigentlich umsonst. Nichts ist schmerzvoller als auf ein Knie zu fallen und danach zu fragen, ob sie den Bund der Ehe eingehen möchte, wenn man danach – wie ich – auf eine Bar zusteuert.

Veronica Pittmann hätte sie geheißen.

Ich wusste, dass sie den Namen ihres Partners annehmen wollte – ich kenne sie seit ich sieben bin.

Unsere Namen wären in goldgeschwungener Schrift auf weißes Papier geprägt worden, unsere Ringe wären Gold gewesen, und wir hätten die Jahre überstanden, bis hin zur Goldenen Hochzeit. Alles davon.

Ich laufe in die Bar, mein Blick ist starr auf die Theke gerichtet, und in meinem Kopf schwirrt nur ein Gedanke, Bourbon, pur. Ein junger Barkeeper bedient eine junge Frau und ich hätte sofort umdrehen können, weil das allein reicht, um Salz in die frisch geschnittene Wunde meines Herzens zu streuen.

Ich beiße die Zähne zusammen, und als der Barkeeper bei mir ist, order ich meinen Bourbon.

»Moment, nein«, sage ich und überlege kurz. »Whiskey, keinen Bourbon.«

Er nickt und schenkt mir meinen Whiskey ein.

Ich trinke.

Menschen scheinen die Behauptung zu mögen, dass Liebe allein nicht ausreichen würde, um eine Beziehung halten zu können. Aber, wenn Liebe allein nicht reicht, was dann? Wo soll es mich noch hinführen, wenn nicht zu ihr?

Die Szene von heute spielt sich in meinem Kopf ab. Ich habe alles geplant gehabt, Rosen gekauft, Rosenblätter und beides im Schlafzimmer und im Wohnungsflur verteilt. 127 Kerzen gekauft, alle angezündet. Die Schatulle überprüft, in denen der goldene Ring saß.

Sie kam rein, ich wartete.

Sie zog ihren Mantel aus, ihr Gesicht wirkte überrascht und gleichermaßen gequält.

Ich nahm ihre Hand, führte sie zu mir.

Sank auf mein Knie, blickte hinauf.

Fragte sie.

Und sie zögerte.

Löste ihre Hand von meiner, um sie vor ihr Gesicht zu halten, ihre Augen zu verbergen, weil sie angefangen hatte, zu weinen.

Schmerzlich zu weinen.

Minuten später versicherte sie mir, sie wollte noch weiterhin mit mir zusammenbleiben, doch ich hatte mir meine Schlüssel geschnappt und war hinausgefahren. Durch die Natur, durch die Felder, die Orte unserer gemeinsamen Kindheit.

Und hier gelandet.

Und am allerliebsten wäre ich hier für immer geblieben.

Ende von Kapitel 2.

„Pouring the Whiskey“ – Vanessa S. | Kurzgeschichten über das Thema Trennung (Kapitel 1)

Wenn Liebe allein nicht reicht, was dann?

Nashville, Tennessee, The Cold Rose Bar

Kapitel eins

Paul, 42

Die Empfindung des größten Triumphs fühlt sich atemberaubender an, sobald man ihn nicht mehr hat. Wir Menschen sind vom Tod oft nur Sekunden entfernt, und wenn wir Glück haben, sehr viele, lange Sekunden. Und mit jedem Jahr, den wir dem Tod näherkommen, verlangen wir den Triumph bei uns zu haben. Für mich war und wird der beste Triumph meines Lebens eines sein: Stephanie Miller.

Fünf Jahre sind vergangen, seid ich besagten Triumph habe fallen lassen, und noch immer lasse ich die Kaffeemaschine am Abend an. Noch immer möchte ich vor dem Händewaschen meinen Ring ausziehen. Noch immer drehe ich meinen Kopf beim Aufstehen nach links, um zu erwarten, dass ich ihr schönes Gesicht sehe.

Es sind die kleinen Dinge, die wirklich wehtun.

Möge man behaupten, Liebe vergeht irgendwann, wenn sie nur ins Leere trifft, spricht man nicht über den Mittevierzigjährigen, der durch seine Sturheit und vielleicht auch seinen Stolz die Frau fürs Leben verloren hat.

Die Bar, in der ich sitze, hat eine gemütliche, fast schon schläfrige Atmosphäre. Die Wände sind zugekleistert mit Erinnerungsstücken, mit Bildern von für mich fremden Personen. Auf den Tischen stehen keine Kerzen, sondern Rosen. Die Lichter an der Decke hängen in Öllampen hinunter, um im Hintergrund spielt ein Dolly Parton-Song, den ich nur erkannt habe, weil er seit Stunden läuft. Andernfalls hätte ich niemals herausgefunden, dass Dolly Parton singt. Vielleicht liegt es auch an dem Whiskey, dessen letzter Schluck seit Minuten im Glas auf mich wartet.

Meine Kehle ist verdammt trocken, und ich lecke mir über die Lippen, bevor ich austrinke und dann ohne die Miene zu verziehen, das leere Glas zurückstelle. Ich bilde mir ein, den Schatten auf meinem Ringfinger noch immer zu sehen und schüttle dann den Kopf.

Lache leise.

Und bestelle noch eine Runde.

»Wie Sie wünschen, Sir«, sagt der Barkeeper und holt den Whiskey unterm Tresen hervor. Er ist ein junger, lieber Mann, dichtes schwarzes Haar und ein unkompliziertes Lächeln. Ein Frauenmagnet, der anscheinend überhaupt nicht interessiert ist, Bekanntschaften mit Frauen zu machen. Die Mädchen auf der anderen Seite der Bar starren ihn schon die gesamte Zeit an. Sie wagen verschiedene Flirtversuche, alle davon gehen daneben.

Er schenkt mir den Whiskey ein, und stützt sich an der Theke ab.

»Kann ich noch etwas für Sie tun?«

»Meinetwegen können Sie Feierabend machen.«

Der Barkeeper lacht. »Ich gebe es meinem Chef weiter.«

Ich schwenke den Whiskey in meinem Glas hin und her. Mein Blick ist auf die bernsteinfarbene Flüssigkeit gerichtet.

»Wie weit würden Sie gehen, wenn der Teufel vor Ihnen steht und Ihnen mitteilt, Ihre Frau wieder zurückzubringen, wenn Sie ihm Ihre Seele verkaufen?«, frage ich.

»Ist Ihre Frau tot?«, entgegnet er. Ich mag ihn, er ist direkt, redet nicht zu viel um den heißen Brei herum.

Ich schüttle den Kopf. »Geschieden.«

Er nimmt sich selbst ein Glas, schenkt aber keinen Whiskey ein, zu meiner Überraschung ist es Mineralwasser. Ein komisches Bild für meine Augen, aber immerhin ist er vernünftig. Greift nicht sofort zur Flasche, scheint sich unter Kontrolle zu haben.

Darauf trinke ich einen.

»Ich würde sehr weit gehen«, erklärt er und trinkt ebenfalls einen Schluck. »Aber würde ich meine Seele verkaufen, obwohl ich geschieden bin? Nein. Nein, tatsächlich nicht, Sir.«

Ich fange an zu lachen. »Daran merkt man, dass du noch nicht verheiratet warst.«

Er lässt sich vom Lachen anstecken.

»Wie heißt du?«

»Jack.«

»Also, Jack, ich bin Paul. Hör zu, wenn du noch nicht dieser einen Frau begegnet bist, die dich dazu bringen kann, alles zu machen – alles, Jack – dann ist der Pakt mit dem Teufel weit weg. Aber wenn, dann Gnade dir Gott. Denn dann tust du alles.«

Jack bedient zwischendurch die Mädchen, dann einen anderen Mann und kommt wieder zu mir. Ich lache erneut als ich sehe wie die Mädchen ihm hinterherstarren, und noch nicht geschnallt haben, dass der junge Mann keinen Finger rühren wird, sie genauso anzuschmachten. Ich frage mich, ob sie ihm überhaupt auffallen.

Er stößt ein Seufzen aus und trinkt den Rest seines Mineralwassers aus. »Und Sie, Paul? Haben Sie alles getan?«

»Nein«, sage ich sofort.

Jack runzelt die Stirn. »Und für die Frau, für die Sie nichts gemacht haben, würden Sie einen Pakt mit dem Teufel eingehen?«

Wie erklärt man einem Kind, das noch nie ein Fahrrad gesehen hat, was eines ist, oder wie man es fährt? Die Schwierigkeit liegt darin, nichts zu sagen. Denn einiges davon muss man selbst herausfinden, einiges ist nur durch die eigene Erfahrung wirklich nützlich. Wie das Fahrradfahren selbst, wie das Schwimmen, wie das Leben, wie das Lieben.

Wie alles.

Aber ich kann meinen neu gefundenen Freund Jack nicht ohne Rat zurücklassen.

Ich trinke meinen Whiskey aus und knalle das Glas, ohne Angst vor einem Schaden, auf den Tisch. Es brennt in meiner Kehle.  

»Vielleicht siehst du deine Liebe des Lebens noch heute, dann wirst du wissen, was es heißt, alles zu riskieren, aber nichts zu geben.«

Anastasia, 21

Verliebt man sich, so scheint es als flüchtet man aus dem Tag-ein-Tag-aus-Gedränge, und ob die Welt sich weiter dreht ist eine andere Sache. Ernüchternd wird es, wenn das Verliebt sein so schlagartig in Trauer umgewandelt wird, dass man keine Zeit hat, es zu verneinen, oder wütend zu sein.

Dann sieht man erst, dass die Welt sich weiterdreht.

Oh, und sie hat sich die gesamte Zeit schon weitergedreht.

Wie festgewachsen halte ich mein Smartphone in der Hand und wechsle meinen Blick vom schwarzen Bildschirm zu der Bar, die vor mir steht. Ich überlege schon seit drei Minuten, ob ich durch die Türe gehen und mich hineinsetzen soll. Meine Gedanken sind befleckt von Sorgen. Wie würde ich aussehen? Ein junges Mädchen sitzt in einer Bar und trinkt schon seit langem viel zu viel Alkohol.

Wegen einem Typen, der mir nicht geantwortet hat.

Nachdem er eine Woche Zeit gehabt hatte.

Und, nachdem wir zwei lange Monate miteinander verbracht haben als würden wir einander länger kennen. Wie verarbeitet man so etwas, wenn das Herz und der Kopf sich einig waren, diese Person nicht mehr loslassen zu wollen?

Die Wahrheit ist, ich habe ihn nie gehalten.

Noch nicht einmal annähernd.

»Miss?« Ein junger Mann kommt auf mich zu.

Ich hebe die Brauen und sehe ihn erwartungsvoll an. Ich stehe mitten auf dem Weg, aber er könnte genauso um mich herumlaufen. Er sieht nett aus. Braune Haare, braune Augen, ein typisch amerikanisches Gesicht und ein kariertes geöffnetes Hemd auf seinen Schultern. Wirklich, sehr nett.

»Ja?« Ich lächle ihn an.

Wer weiß, vielleicht ist er ja mein Mr Right?

»Sie stehen vor meinem Wagen.«

Wer weiß, vielleicht brauche ich doch die riesige Menge Alkohol?

»Natürlich. Tut mir leid.« Ich stelle mich auf die Seite, und stecke dann mein Handy seufzend in die Hosentasche. Was bleibt mir jetzt noch übrig?

Ich tue das einzig Richtige und gehe in die Bar.

Sie macht ihrem Name alle Ehre. The Cold Rose. Auf den Tischen sind Rosen, oben Öllampen. Es spielt Country-Music, und die Hälfte der Menschen registriert mich nicht einmal. Um aber nicht unnötig aufzufallen, gehe ich an die Bar und setze mich auf einen Hocker.

Es riecht nach Alkohol und Parfüm.

Ich ziehe meine Lederjacke aus und lege sie neben mich auf den Tresen. Der Barkeeper würde gleich kommen, und ich war fest entschlossen, etwas auszuprobieren, was ich vorher noch nicht getan hatte.

Ich war einundzwanzig.

Hatte Liebeskummer.

Eine Reihe an Erfahrungen offen, die ich machen wollte.

»Und für Sie?«, fragte der Barkeeper.

Ich leckte mir über die Lippen, versteckte mein Lächeln. Es war wahnsinnig, aber so war ich nun mal.

»Ich möchte bitte einen Whiskey.«

Ende von Kapitel 1.

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