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Monat: April 2021

„Jugend debattiert“: Adriano überzeugt Juroren beim Landeswettbewerb

Am 26.04.2021 war es endlich soweit: Der langersehnte Landeswettbewerb von „Jugend debattiert“ fand digital über die Plattform „Alfaview“ statt.

Beim Landeswettbewerb kämpften die 12 besten Schülerinnen und Schüler aus ganz Bayern gegeneinander. Mit dabei: Adriano Franco aus unserer Schule, der FOS/BOS Friedberg, der im Regionalwettbewerb das Finale gewonnen hatte.

Ebenfalls mit von der Partie waren ich als Jurorin und unser Schulkoordinator Leonhard Fürst als fachliche, organisatorische Unterstützung.

Die zu debattierenden Themen waren unter anderem, ob der Erwerb sowie die Haltung exotischer Tiere verboten werden soll und ob die Kosten für Damenhygieneprodukte vom Staat übernommen werden sollen. In zwar hitzigen, aber auch konstruktiven Debatten diskutierten jeweils vier Schüler mit zufällig ausgewählten Positionen über diese Themen.

Nachdem sich alle 12 Schüler zwei unterschiedlichen Streitfragen gestellt hatten und die Punkte von den Juroren zusammengezählt wurden, war es auch schon Zeit, die Finalisten vom Landeswettbewerb zu küren. 

Im Finale mit dabei unser Adriano, der sich sein Weiterkommen erarbeitet und sich verdient bis dahin geschlagen hatte.

Ein Schritt näher zum Bundeswettbewerb! 

Jetzt war also nur noch eine Debatte übrig, in der es darum ging, ob die Reichskriegsflagge verboten werden soll.

Bevor sich Adriano aber mit seinen Konkurrenten um diese Streitfrage kümmern konnte, sprach noch unser Kultursminister Michael Piazolo und unsere Präsidentin des bayerischen Landtags Ilse Aigner.

Unter normalen Umständen hätte das auf einer großen Bühne vor Publikum stattgefunden – heute digital über eine Videoplattform. 

So oder so: Es war beeindruckend, die beiden in einem kleinen Gespräch zu erleben und nachdem beide den Finalisten viel Glück gewünscht hatten, ging es auch schon los.

Die Sekundarstufe 1 startete mit der Themenfrage, ob die Corona-Schutzimpfung für alle Bürgerinnen und Bürger verpflichtend werden soll, sobald ein allgemeines Impfen möglich sei.

Als Zuschauer musste ich mehrmals meinen imaginären Hut ziehen, da alle vier Finalisten unglaublich starke Persönlichkeiten waren, die wirklich nicht ohne Grund im Finale standen. Man hat einfach gemerkt, dass sich alle vier schon durch drei Wettbewerbe gekämpft und verdient gewonnen hatten.

Aber auch die Sekundarstufe 2 hatte mit der Streitfrage der Reichsflagge kein einfaches Thema.

Da wir uns mittlerweile im Finale befanden, legte die Jury extra viel Wert auf die Beiträge und hörte sehr genau hin, was genau von jedem Debattanten gesagt wurde. Definitiv keine leichte Aufgabe, sich durchzusetzen, wenn alle Parteien stark sind!

Sicherlich fragt ihr euch jetzt, wie Adriano sich geschlagen hat. 

Wir dürfen erneut gratulieren! 

Adriano hat den zweiten Platz im Landesfinale gemacht und wird mit der Siegerin Julia Finster vom Johann-Michael-Sailer-Gymnasium aus Dillingen zum Bundeswettbewerb fahren.

Unsere beiden besten bayerischen Debattanten werden dann also gegen die besten Schülerinnen und Schüler der anderen 15 Bundesländer debattieren. 

Wann, ist allerdings noch unklar. Bei uns erfahrt ihr aber sofort, wenn es weitergeht!

Wir freuen uns, dass wir einen Schüler der FOS/BOS Friedberg nun auch im Bundeswettbewerb unterstützen dürfen und drücken dir, lieber Adriano, weiterhin die Daumen!

Text: Michele H.

Wusstet ihr eigentlich, dass…

… unsere Gesundheitswissenschaften- und Sport-Lehrerin Frau Emmerling

… erst eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin gemacht hat und danach selbst die BOS besucht hat,

… sich in ihrer Freizeit, während Corona gerne mit ihren Freundinnen über Whatsapp trifft, um gemeinsam Sportvideos zu machen,

… gerne sehr viel raus geht und ihr Spazieren gehen an der frischen Luft ein positives Gefühl gibt,

… seit ihrem 18. Lebensjahr gerne klettern geht, dies aber jetzt durch Corona in einer Kletterhalle bedauerlicherweise nicht möglich ist,

… an unserer Schule bautechnisch sehr gerne mag, dass viel Holz verarbeitet ist und viel Licht hinein scheinen kann,

… findet, dass wir an der Schule eine sehr gute Schulleitung, ein super Kollegium, einen hilfsbereiten Hausmeister sowie tolle Schülerinnen und Schüler haben,

… zuletzt das Buch „Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky gelesen hat,

… ihrem „Vergangenheits-Ich“ von vor 15 Jahren gerne sagen wollen würde: „alles hat seine Zeit“

… und, wenn sie die Möglichkeit hätte, gerne höhenverstellbare Tische, Stehtische und Fußmatten, die das Stehen erleichtern sollen, einführen würde?

Text: Michele H.

„Call Me By Your Name“ – Homosexualität, Musik und Kirche

Am 26. März 2021 ging ein regelrechter Aufschrei durch die katholische Kirche. Der Grund: Rapper Lil Nas X (bürgerlicher Name: Montero Lamar Hill) veröffentlichte das Musikvideo zu seinem lang erwarteten Song „Montero (Call Me By Your Name)“. Darin verwendet er Darstellungen aus dem christlichen Glauben – auf seine ganz eigene Art.

Das Video

Das Video beginnt mit dem Rapper unter einem Baum im Garten Eden. Die Szene ist recht friedlich: Mit seiner Gitarre singt er die erste Strophe des Liedes. Dann kommt die Schlange ins Spiel – ebenfalls gespielt von Lil Nas X selbst. In der Bridge und dem Refrain des Liedes verführt diese den Rapper zur Sünde, ähnlich wie Eva zum Essen des Apfels verleitet wurde. Hier finden Kritiker bereits die erste Kontroverse: Der offen schwule Sänger wird nämlich nicht zum Essen eines Apfels verleitet, sondern küsst die „Schlange“.

Im folgenden Vers wird Lil Nas X dann „vor Gericht“ geführt – die Engel, alle ebenfalls von ihm dargestellt, verurteilen ihn für seine Sünden. Im nächsten Refrain beginnt dann der Kern des Videos: Anstatt in den Himmel aufzusteigen, greift Nas nach einer Stange und gleitet an ihr hinab in die Hölle. Für diese Szene lernte der Rapper extra Pole-Dancing und zeigt dies nun auch. Auf diesem „Ritt“ in die Hölle präsentiert er sich, wie es oft sein Stil ist, sehr androgyn, also sowohl maskulin als auch feminin. In der Hölle angekommen, spaziert er direkt zum Thron, auf welchem Satan sitzt und tanzt auf sehr suggestive Art und Weise für ihn. Im Outro bricht Nas schließlich dem Teufel das Genick und nimmt die Krone der Hölle an sich. Das Video endet mit einer Nahaufnahme von ihm als Luzifer.

Die Bedeutung

Im Juni 2019 outete Lil Nas X sich öffentlich als schwul. Seitdem geht er sehr offen mit seiner Sexualität um, was ihm viele Fans, aber auch viele Kritiker einbringt. Doch der Musiker lässt sich nicht unterkriegen: In „Call Me By Your Name“ verarbeitet er den Hass, den die katholische Kirche in Teilen ihm und anderen Mitgliedern der LGBTQ+ Community entgegenbringt. Mit einem sehr sexualisierten Text in Verbindung mit den Bildern im Video will Nas vor allem eins: eine Kontroverse schaffen. Nach dem Motto „Wenn ich in die Hölle gehen soll, dann auf meine Weise“ zeigt er auf seine ganz eigene Art der Kirche den metaphorischen Mittelfinger. In einem Interview mit dem Time Magazine erzählt der Sänger, dass er selbst in einem sehr religiösem Haushalt aufwuchs und dies für ihn mit Angst vor seiner eigenen Sexualität verbunden war. „Call Me By Your Name“ soll nach eigener Aussage sowohl ein deutliches Zeichen gegen religiösen Missbrauch, als auch ein Signal für junge Menschen sein, die selbst in einer ähnlichen Situation sind. „Ich möchte dass Kinder, die mit diesen Gefühlen aufwachsen, wissen dass sie ein Teil der LGBTQ+ Community sind, das Gefühl haben okay zu sein, und dass sie sich nicht selbst hassen müssen.“

Die Kritik

Während das Lied zwar sehr viel positives Feedback erhielt, war auch die Kritik sehr harsch. Vor allem konservative und religiöse Menschen fühlten sich von dem Song und dem Musikvideo angegriffen. „Lil Nas X ist ein ganz neues Level von dämonisch“, schreibt eine Facebook-Userin. Die Sorge vieler dieser Leute scheint zu sein, dass ihre Kinder „schwul werden“, wenn sie das Musikvideo sehen. Die Intoleranz gegenüber queeren Menschen, also Mitgliedern der LGBTQ+ Community, die vor allem in Kreisen der katholischen Kirche immer wieder gesehen werden kann, bringt dem Sänger Tausende von Hasskommentaren ein. Doch da diese Reaktionen vorauszusehen waren, weiß Nas diesen Hass für sich zu nutzen und verwandelt die teils heftigen Kommentare in Witze. Mit dieser Reaktion wird er schnell zum Vorbild für viele queere Menschen – vor allem Jugendliche und junge Erwachsene sehen in Lil Nas X ein Vorbild.

Genau das führt zu weiterem Zündstoff in den Reihen der Kritikern. Die Angst davor, dass das eigene Kind Teil der LGBTQ+ Community sein könnte, führt bei vielen konservativ-christlichen Eltern zu heftigen Gegenreaktionen. Sogar als Teufel selbst wurde der Rapper schon mehr als einmal bezeichnet. Nichtsdestotrotz wird er wohl weiterhin als eine Art Held für junge Menschen, die sich in ihrer Identität gefangen fühlen, betrachtet werden.

Homophobie in der Kirche

Wie bereit erwähnt, rührt der Hass vor allem von konservativ-religiösen Gemeinschaften her. Ein Grund dafür ist ohne Frage die andauernde Homophobie in der katholischen Kirche. Homosexuelle Paare dürfen weder kirchlich heiraten, noch gesegnet werden, wie der Vatikan unlängst verlauten ließ. Demnach entsprechen gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht dem göttlichem Willen und können deshalb nicht gesegnet werden.

Diese Aussage zog einen regelrechten Ansturm an Empörung nach sich – zurecht. Denn der Glaube, Homosexualität werde von Gott abgelehnt, wird oft mit einer Bibelstelle gerechtfertigt. „Du darfst nicht mit einem Mann schlafen, wie man mit einer Frau schläft; das wäre ein Gräuel“ (Levitikus 18, 22) – die Aussage scheint hier eindeutig zu sein. Jedoch wurde bereits mehrfach belegt, dass es sich um eine möglicherweise absichtliche Fehlübersetzung der Bibel handelt. Übersetzt man die Stelle richtig, so wird daraus „Du darfst nicht mit einem Jungen schlafen, wie man mit einer Frau schläft; das wäre ein Gräuel.“ Die Textstelle bezieht sich also nicht auf gleichgeschlechtliche Beziehungen, sondern auf Pädophilie.

Dennoch ist die Homophobie weiterhin ein großes Thema in der Kirche. Der Glaube, es handele sich bei gleichgeschlechtlichen Beziehungen um „unnatürlich“, wird auch von konservativen Eltern weitergetragen. Immer noch wird vielen Kindern und Jugendlichen weißgemacht, dass ihre Sexualität und/oder ihr Geschlecht nicht richtig ist, etwas das man verstecken oder heilen muss. Dies führt dazu, dass das Suizidrisiko von Lesben und Schwulen zwischen 12 und 25 Jahren vier- bis siebenmal höher ist, als bei heterosexuellen Jugendlichen (Quelle: Coming Out Day e.V.). Zum Glück wird die Kritik an diesem Verhalten heutzutage immer lauter. Dank Vorbildern wie Lil Nas X fühlen sich junge queere Menschen etwas weniger alleine.

Fazit

Was viele als respektlos gegenüber der Kirche oder Religion aufgefasst haben, war im Endeffekt nicht mehr als eine persönliche Verarbeitung von religiösem Trauma und ein Zeichen gegen Homophobie. Rollenbilder wie Lil Nas X sind extrem wichtig für junge Menschen, die Teil der LGBTQ+ Community sind und sich in ihrer Identität unwohl fühlen. Dass konservativ-christliche Gemeinschaften sich angegriffen fühlen zeigt, dass die Nachricht des Musikvideos und Liedes sehr klar rüberkommt und effektiv ist.

Eins sollten Eltern, die sich über „Call Me By Your Name“ aufregen, wissen: Schwul. lesbisch, transgender etc. wird man nicht durch ein Musikvideo, aber es kann einem helfen, mit sich selbst ins Reine zu kommen. Außerdem muss man keine Angst vor einem queeren Kind haben – es ist schließlich keine Krankheit, sondern einfach nur eine Variation in der Sexualität oder dem Geschlecht, die für ein bisschen mehr Farbe und Pluralismus in der Welt sorgt.

Kommentar: Gina H.

Das „Immunitätszertifikat“ – Ein Lichtblick während der Corona-Beschränkungen?

„Einfach mal so“ ins Lieblingsrestaurant. Schnell mal spontan ins Kino, um den neusten Film zu sehen. Die Lieblingsband in einer großen Halle mit Tausenden von Fans gemeinsam feiern. Mit Freunden auf einen (oder auch zwei) Drink(s) in eine Bar.

Seit der Corona-Pandemie sind diese so selbstverständlichen Aktivitäten längst nicht mehr das, was sie einmal waren – beziehungsweise lassen sie sich kaum in die Tat umsetzen. Sie sind „Außnahmen“ , ja fast schon „Privilegien“.

Doch der Lichtblick scheint da zu sein: Geimpfte sollen zukünftig die Möglichkeit bekommen, mit einem „Zertifikat“ die Corona-Beschränkungen (teilweise) zu durchbrechen, um endlich wieder all die Aktivitäten zu nutzen, die wir seit über einem Jahr so schmerzlich vermissen.

Die EU-Kommission will bis zum 1. Juni 2021 einen digitalen europäischen Immunitätsnachweis einführen. Vorbild ist der „Grüne Pass“ in Israel. Vor kurzem konnte dort sogar wieder ein Konzert mit 500 Leuten stattfinden (Unter strengen Hygieneauflagen und mit Abstand). Die einzige Voraussetzung: die Vorlage des Grünen Passes. Den erhalten Menschen, die bereits von einer Corona-Erkrankung genesen sind oder deren zweite Impfung gegen den Corona-Virus mindestens eine Woche zurückliegt.

So in etwa hat sich auch die EU-Kommission ein „grünes Zertifikat“ vorgestellt.

Das geplante Zertifikat soll neben Informationen über eine etwaige Corona-Impfung auch aktuelle PCR- und Schnelltestergebnisse sowie Angaben über eine überstandene Corona-Erkrankung enthalten. Dieser Nachweis soll sogar digital zur Verfügung stehen.

Doch was würde es überhaupt bedeuten, sowas einzuführen?

Kritiker sagen, dass Geimpfte „Sonderrechte“ bekommen würden und es nicht fair gegenüber den „Nicht-Geimpften“ wäre.

Diese Aussage ist allerdings kein starkes Argument, was gegen diesen Vorschlag spricht: Laut dem Grundgesetz hat jede Bürgerin und jeder Bürger die gleichen Grundrechte und obwohl diese (aufgrund der Corona-Pandemie) zeitlich befristet eingeschränkt sind, gelten sie immer noch für jeden einzelnen Bürger. Im Grunde würde diese Rücknahme der Grundrechtseinschränkungen die „normale“ Rechtsgrundlage wieder zurückbringen. Dass man also von „Sonderrechten“ oder „Privilegien“ spricht, ist falsch.

Die Einführung des Passes würde im Grunde genommen vor allem eins bedeuten: Lockerungen für die Menschen, von denen keine Gefahr mehr ausgeht, dass sie das Virus weiter verbreiten könnten.

Für die Wirtschaft könnte dieser Nachweis ein gutes Omen sein. Seit über einem Jahr kämpfen überwiegend kleine Geschäfte, Friseure, Fitnessstudios und Restaurants um ihre Existenz. Es fehlt ihnen an Kundschaft und obwohl „Click and Meet“ bisher eine gute Alternative war und auch die einzige Möglichkeit bisher ist: Es ist es einfach etwas anderes, Dienstleistungen persönlich vor Ort entgegen zu nehmen – ohne lästige Onlinereservierung oder Warteschlangen.

Vor allem die stark vom Tourismus abhängigen Mitgliedstaaten der EU (wie Italien, Griechenland, Kroatien) brauchen dringend eine Lösung für ihr so wichtiges Tourismus-Geschäft. Laut dem Kommissionsvizepräsidenten Margaritis Schinas könnte der geplante Nachweis schon Reisen in den Sommerferien ermöglichen. 

Die Corona-Pandemie hat uns fest im Griff. Wir befinden uns mitten in der dritten Welle und die Angst, dass noch eine vierte oder sogar fünfte Welle dazu kommen könnte ist groß. Deutschlands Impfkampagne soll nach drei Monaten nun richtig durchstarten und endlich so laufen, wie sie es schon Anfang an hätte tun sollen: Schnell und Sicher. Sollte es tatsächlich der Fall sein und Deutschland hätte bis zum 01.07. genug Leute geimpft und es kann sicher gegangen werden, dass die Menschen nicht mehr ansteckend sind, könnte dieses „Zertifikat“ tatsächlich eine große Hilfe sein. 

Denn obwohl wichtige Dinge wie Abstand halten, Hygienemaßnahmen und Maske tragen noch für eine Weile so weitergehen werden, würden es uns eine Sache wieder geben: Das Gefühl von Normalität 

Text: Michele H.

Projekt: Jüdisches Leben in Deutschland

Ein Edikt Kaiser Konstantins des Großen aus dem Jahr 321 n. Chr. belegt, dass es mindestens seit diesem Zeitpunkt jüdisches Leben auf dem Gebiet des heutigen Deutschland gibt. Im Jahr 2021 wird diese lange und tiefe Verwurzelung von Jüdinnen und Juden in Deutschland mit einem bundesweiten Veranstaltungsjahr gefeiert.

Im Politikunterricht der 12WA und 12WB wurde das Thema „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ behandelt. Die Schülerinnen und Schüler befassten sich dabei mit zentralen Fragen:

Was heißt denn hier Festjahr? Wer feiert hier wen? Wer feiert mit und wer hält sich raus? Wer erinnert was? Welche Geschichten über jüdisches Leben werden erzählt, welche verschwiegen oder vergessen?

Im Folgenden werden Auszüge aus der Projektarbeit präsentiert.

Bereits 321 n. Chr. waren Juden auf dem Gebiet des heutigen Deutschland vertreten. Der erste Beweis für jüdisches Leben in Deutschland war eine Öllampe,
die in Augsburg gefunden wurde und heute als ein Ausstellungsstück zum Festjahr
dient. Entlang der großen Handelsstraßen und Flüssen entstanden jüdische
Gemeinden. Die Juden lebten lange Zeit weitgehend unbemerkt inmitten der
christlichen Mehrheitsgesellschaft. Sie sorgten mitunter für die Entwicklung der
Städte und des Wirtschaftslebens, in dem sie eine wichtige Funktion eingenommen haben. Die ersten Synagogen entstanden in Köln 1012, Worms 1034 und Trier 1066. Ab dem 12. Jahrhundert betrieben Juden zunehmend Kreditgeschäfte. Im ersten Kreuzzug 1096 wurden Juden erstmals verfolgt.

Am 30.01.1933 begann die Herrschaft der Nationalsozialisten. Jüdische Bürger
wurden zunehmend ausgegrenzt und ihrer Existenzgrundlagen beraubt. Die
antisemitische Politik Hitlers bedrohte diejenigen, die nicht auswanderten oder im Untergrund abtauchten, mit dem Tod. Mit Hitler und den Deutschnationalen sind im Jahr 1933 Politiker an die Macht gekommen, deren Programm auch auf dem Antisemitismus entscheidend aufbaute. So kam es dazu, dass Juden Schritt für Schritt aus sämtlichen Bereichen wie z.B. Wirtschaft, Kultur, Öffentlichkeit verdrängt wurden. Nach der Wirtschaftskrise 1929 sorgten die Nationalsozialisten dafür, dass Juden keinen Arbeitsplatz fanden.

Ab 1935 erhielten „nichtarische“ Ärzte oder Studenten keine Zulassung mehr und
wurden von den Prüfungen ausgeschlossen. Diese menschenverachtenden
Bestimmungen wurden 1941 drastisch verschärft und waren bestimmend über Leben und Tod. Mehr als 6 Millionen Juden sind während des Hitler-Regimes ums Leben gekommen, 4 Millionen davon starben in Konzentrations- und Vernichtungslagern.

Die erste Welle der Emigration: Nachdem am 22.09.1933 das „Gesetz zur Reichskulturkammer“ eingeführt wurde, das zu einem Berufsverbot von Juden in nichtjüdischen Kultureinrichtungen führte, kam schließlich die „erste Welle“ der Emigration von Juden aus Nazi-Deutschland. Die Ziele der Emigranten waren insbesondere die europäischen Nachbarländer. Dabei hatten die Emigranten nur selten konkrete Pläne für ihre Niederlassung im Ausland, sie wollten viel mehr dem Nationalsozialismus entkommen. Viele Juden jedoch blieben auch in Deutschland, da sie die Hoffnung hatten, dass sich die Lage bessern würde und sie unter einigermaßen „normalen“ Umständen in Deutschland weiterleben könnten.

Die zweite Auswanderungswelle: Als am 15.09.1935 die „Nürnberger Gesetze“ in Kraft getreten sind, erwies sich die Hoffnung der Juden allerdings als falsch. Diese Gesetzte lösten die zweite Auswanderungswelle aus, da die deutschen Juden nun minderen Rechts waren. Desweiteren folgte noch eine dritte Welle, die 1938 mit der Verhaftung der Juden und Verschleppung in die Konzentrationslager begann.

Auswanderungsorganisationen: Es gab dabei zwei verschiedene Arten von Auswanderung: entweder unorganisiert oder eben organisiert durch bestimmte Organisationen (Zionisten und Kommunisten). Diese kümmerten sich beispielsweise um gefälschte Ausweise oder um das Untertauchen bis zum Zeitpunkt einer möglichen Flucht. Die Zionisten kümmerten sich dabei insbesondere um Jugendliche und Kinder. Die meisten Länder nahmen nur eine geringe Anzahl an Flüchtlingen auf. Die USA jedoch nahm eine größere Anzahl auf, jedoch war dafür eine Art „Bürgschaft“ erforderlich, die eine Unterstützung eines in den USA lebenden Verwandten für den Emigranten ermöglichte.

Wenn man sich das jüdische Leben in Deutschland heute ansieht, ist es vielfältiger
als je zuvor. Von Ultraorthodoxen über Konservative bis hin zu liberalen Strömungen innerhalb der jüdischen Gemeinde. So ist es wieder möglich, sich in Deutschland am Beispiel von Abraham Geiger zur Rabbinerin beziehungsweise zum Rabbiner auszubilden und ordinieren zu lassen. Jüdische und Nichtjüdische Studierende können die Begabtenförderung der Ernst Ludwig Ehrlich-Stiftung in Anspruch nehmen. Der Verein „Keshet“ setzt sich für die Gleichberechtigung von jüdischen „LGBTQs“ ein. Es gibt etliche jüdische Kunst- und Kultureinrichtungen, wie die Villa Seligmann in Hannover, die das jeweilige Stadtleben bereichern. Des Weiteren sind jüdische Schulen, Kindergärten und Bildungseinrichten entstanden. Derzeit leben schätzungsweise 200.000 Juden in der Bundesrepublik Deutschland. Rund 105.000 von ihnen sind Mitglieder in einer der ungefähr 108 jüdischen Gemeinden, welche vom Deutsch-Jüdischen Zentralkomitee vertreten sind.

Text: Jonathan A., Jonas B., Laura B., Jakob B.

Anlässlich der bereits 1700 Jahre zurückliegenden Erwähnung einer jüdischen Gemeinde in Deutschland in Köln im Jahr 321 veranstaltet der gleichnamige Kölner Verein das Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Er will jüdisches Leben in Deutschland sichtbar machen. Das Festjahr soll ein Aufstand gegen Antisemitismus sein und soll aufzeigen, welchen kulturellen Beitrag die jüdische Minderheit in Deutschland geleistet hat. Durch das Festjahr soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Juden weit mehr sind als Opfer des
Holocaust. Für dieses Jahr ist geplant, dass jüdische Gemeinden in ihre Synagogen einladen. Es soll Projektwochen für Schülerinnen und Schüler geben, Podiumsdiskussionen sollen veranstaltet werden beispielsweise zum Thema jüdisches Erbe, sogar einen Online-Sprachkurs zum Lernen der jüdischen Sprache, dem jiddisch, wird angeboten. Besucher können auch ein historisches Dokument bestaunen. Die Urkunde, welche die Zulassung von jüdischen Mitbürgern für Stadträte und politische Ämter vorsieht, wird aus dem vatikanischen
Archiv nach Köln gebracht.

Deutschland feiert die jüdische Kultur: Bundesweit sind Vereine dazu aufgerufen Aktionen anlässlich der 1700 Jahre jüdischen Lebens zu veranstalten. Dadurch sollen sie auf die Vielfalt der jüdischen Kultur aufmerksam machen und zeigen, wie eng diese mit unserer heutigen Kultur verbunden ist. Veranstaltungen
und Aktionen sollen die Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen zwischen Juden und Nichtjuden geben und die bis heute fremde Kultur der religiösen Minderheit näher bringen. Es soll ein Rückblick auf die vielen Beiträge der Juden zur Entwicklung Deutschland über die letzten Jahrhunderte hinweg sein, aber auch ein Ausblick auf eine gemeinsame Zukunft von Juden und Nichtjuden in Deutschland. Ohne Hass. Ohne Gewalt. Mit einem freundlichen
Zusammenleben in einer Gesellschaft. Dokumentationen im Fernsehen und Aktionen von Bundesländern und Vereinen sollen das heutige Leben allen Bürgern näher bringen und zeigen wie Juden leben – heute und damals.

Eröffnet wurde das Festjahr in Köln. Bundespräsident Frank Walter Steinmeier, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland eröffneten das Festjahr mit Reden und Grußworten in der Kölner Synagoge. Untermalt wurde der Festakt von Jüdinnen und Juden, die in Videobotschaften erzählten, was ihr Glaube ihnen bedeutet.

Text: Annika N., Viktoria S., Sophia O., Christian V.

Seit dem Jahr 321 leben Juden auf dem Gebiet, das sich heute Deutschland nennt. 2021 wird deshalb zu einem Festjahr, dessen Ziel ist, 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland sichtbar zu machen und dem Antisemitismus etwas entgegenzusetzen.

Nach dem Holocaust schien es eigentlich undenkbar, dass noch einmal Juden in Deutschland leben würden. Heutzutage leben etwa 150.000 jüdische Menschen in Deutschland.

Was heißt denn hier Festjahr?
Ziel dieses Festjahres ist es, ein lebendiges und vielfältiges jüdischen Leben in Deutschland zu feiern, die lange und wechselvolle Geschichte der Juden und Jüdinnen in Deutschland darzustellen und ihren enormen Beitrag zur Kultur zu präsentieren. Im Vordergrund steht dabei das heutige jüdische Leben.

Wer feiert wen?
Deutschland feiert 1700 Jahre jüdische Kultur.
Ein Grund um das Festjahr zu feiern ist, das wir jüdisches Leben wieder zeigen und erlebbar machen. Das ist für uns die Chance, uns im Gleichsein und Anderssein zu begegnen. Festjahr und Corona? Gerade die Zeit von Corona ist die Zeit von Verschwörungstheorien, und damit die Zeit eines wachsenden Misstrauens. Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir uns nicht durch ein Virus
stoppen lassen. Jüdisches Leben war immer gezwungen, sich anzupassen.
Geplant war ein zentraler Festakt in Köln mit dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Auch wenn es aufgrund der Corona-Krise in der angedachten Form nicht statt fanden konnte, wurde die Auftaktveranstaltung online abgehalten. Im Prinzip sind Juden schon seit der 1. Minute Teil von Deutschland. Natürlich ist Deutschland traditionell ein christlicher Staat und das Judentum hebt sich davon ab. Und es ist auch gut so, dass es viele verschiedene Überzeugungen gibt, was uns zu einem pluralistischen Staat macht.

Text: Julia W., Destiny S., Lisa S., Karim Z.

Im Jahr 2021 leben Juden und Jüdinnen seit 1700 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Dieser Anlass wird von Institutionen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens groß gefeiert. Ziel dahinter ist es, jüdisches Leben erlebbar und deutlich sichtbar zu machen, sowie gegen Antisemitismus zusammen ein Zeichen zu setzen. Das findet auch Angela Merkel, die der jüdischen Gemeinschaft gratuliert und hofft, deren lange und vielseitige Kultur in Deutschland nachhaltig zu verankern. Vertreter aus sämtlichen
Bereichen, wie Gesellschaft, Religion und dem Staat helfen mit, damit ein erfolgreiches Festjahr stattfinden wird, dass vielen Menschen den jüdischen Alltag näherbringt.

Unterschiedlichste Veranstaltungen und Projekte werden daher von der Bundesregierung gestiftet. Auch Bundespräsident Steinmeier hofft auf ein erfolgreiches Festjahr und zielt darauf ab, dass dadurch ein Gefühl der Heimat für alle Juden in Deutschland entsteht.

1700 Jahre und ein kaiserliches Dekret: Ein kaiserliches Dekret, das eigentlich dazu diente, Juden in den Stadtrat von Köln zu berufen, ist der erste schriftliche Beleg von jüdischem Leben nördlich der Alpen – und das Dekret stammt dabei aus dem vierten Jahrhundert. In den 1950er Jahren machten Archäologen erste Versuche unter dem Kölner Rathaus an altertümliche jüdische Schätze zu gelangen. Dabei stießen sie tatsächlich auf Reste einer Synagoge. Doch die nächsten Jahrzehnte passierte nicht viel, da der Platz der Forschungen in
einen Parkplatz umfunktioniert wurde. Erst 50 Jahre später, im Jahre 2007, als der Platz erneut erforscht wurde, entdeckte man hier einen unglaublichen Fund: das wohl mittelalterliche Judenviertel der Stadt Köln.

Aber nicht nur in Nordrhein-Westfalen stieß man auf so frühes jüdisches Leben. Auch in Augsburg fanden Archäologen eine Öllampe aus dem 4./5. Jahrhundert, auf dem eine Menora – ein jüdischer Leuchter mit sieben Armen – abgebildet ist.
Jüdisches Leben heutzutage in Deutschland 75 Jahre nach der Schreckensherrschaft Adolf Hitlers und dem Holocaust droht Antisemitismus wieder Gang und Gäbe zu werden. Wie fühlt sich jüdisches Leben angesichts
dessen heutzutage an?

Laut Rebecca Seidler, Sprecherin der israelischen Kultusgemeinde, ist das jüdische Leben pluralistischer denn je. Es haben sich viele verschiedene Strömungen innerhalb der jüdischen Gemeinde gebildet und es gibt mittlerweile zahlreiche jüdische Organisationen in Deutschland, in denen man sich beispielsweise zum Rabbiner ausbilden und ordinieren lassen kann. Auch die Gleichberechtigung jüdischer LGBTQs ist ein Thema, das in die Hand genommen wird und für jüngere jüdische Bürger sind jüdische Kindergärten, Schulen und
Bildungseinrichtungen entstanden.

Allerdings bilden sich auch große Herausforderungen für jüdische Organisationen und Gemeinden. Immer größer werdende Formen des Antisemitismus, bedrohen die Normalisierung von religiöser und kultureller Vielfalt. Dies macht einerseits eine offene Teilgehabe der jüdischen Gemeinschaft an unserer Gesellschaft, andererseits dabei auch die Schaffung von Räumen, in denen Juden ohne Anfeindungen, aber auch ohne sicherheitstechnische Maßnahmen ihre Religion ausleben können, notwendig.

Es steht als Lösung also intensive Dialogarbeit bevor. Juden müssen sich nach außen sichtbar zeigen können, ohne Angriffe zu erleben. Schließlich sollten wir gemeinsam daran arbeiten, dass auch zukünftig jüdisches Leben Bestandteil unserer Gesellschaft bleibt.

Text: Maike M., Simon O., Sara L., Jenny K., Julian S.

Seit 1.700 Jahren leben Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland. Ein Jahr lang wird dieses Jubiläum deutschlandweit gewürdigt. Für Deutschland und die Jüdische Gemeinschaft ist 2021 ein Jahr des Gedenkens und Feierns. Es nehmen Vertreter aus den Bereichen der Religion, Gesellschaft und Staat teil. Ein Festakt in der Kölner Synagoge mit dem Bundespräsidenten bildete den Auftakt. 1.700 Jahre jüdisches leben ist „eine Geschichte mit Zukunft“. Möglichst vielen Menschen mit einer großen Vielfalt soll jüdisches Leben, Alltag und Geschichte näher gebracht werden. Auf diesem Wege soll zudem ein Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt werden.

Die Frage, „wer hält sich raus?“ ist einfach zu beantworten. Es sind die Menschen, die dem Antisemitismus immer noch nahe stehen oder ihn noch in Gedanken haben. Der Begriff „Antisemitismus“ bezeichnet den Hass, die Feindschaft gegen Juden. Aber woher kommt der Hass eigentlich gegen Juden? Der Antisemitismus ist weit bis ins Jahr 70 u. Z. zurückzuführen. Schon im frühen Christen- und
Judentum wurde ein Hass gegen die Juden entwickelt. Die Vorwürfe, sie seien verantwortlich für die Kreuzigung Christi, wodurch der Ruf als „Gottesmörder“ entstand, wurde durch die Christianisierung Europas weit verbreitet. Die Hochzeit des Antisemitismus fand jedoch in der nationalsozialistischen Zeit statt, in der die Juden vertrieben und getötet wurden.

Diese Zeit ist heute vorbei, trotzdem gibt es immer noch Anhänger, die dem Antisemitismus treu bleiben und diesen vertreten.

Doch wie leben die Juden heute in Deutschland?
Schon 321 n. Chr. waren Juden im heutigen Deutschland vertreten. 1933 begann die Zeit der Nationalsozialisten und die antisemitische Politik Hitlers schränkte das jüdische Leben stark ein, beispielsweise wurden sie von ihren Arbeitsstelle entlassen. 6 Mio. Juden starben durch Hitlers Rassenpolitik und 4 Mio. davon in Konzentrations- und Vernichtungslagern. Heute leben noch ca. 200.000 Juden in Deutschland. 1933 waren es noch 500.000 Juden im Deutschen Reich, 1950 dann nur noch 15.000, aufgrund des zweiten Weltkriegs und Hitlers Regime. Viele von ihnen sind in andere Länder geflüchtet, z. B. Israel, Palästina, USA. Allerdings
kamen manche, nach Ende des 2. Weltkrieges zurück, um ihre letzten Lebensjahre mit ihren verbliebenen Familien in Deutschland zu verbringen.

Aber Juden müssen auch heute noch um ihr Leben in Deutschland fürchten, wie z.B. der Anschlag auf die Synagoge in Hanau oder etliche antisemitische Beschimpfungen zeigen. Auch ist eine Spannung zwischen den in Deutschland lebenden Juden und Palästinensern, aufgrund des Konflikts zwischen Israel und Palästina spürbar. Heute ist es aber den Juden erlaubt, sich als Rabbiner oder Rabbinerin ausbilden zu lassen und jüdische Studierende können eine Begabtenförderung der Ludwig Ehrlich-Stiftung in Anspruch nehmen.

Exkurs:

Nun wollen wir euch ein paar Erlebnisse von Sally Perel alias Hitlerjunge Salomon erzählen:
Sally Perel wurde im April 1925 in Peine geboren. Im Alter von 10 Jahren wurde das Schuhgeschäft seines Vaters zerstört, daraufhin zog er mit seiner Familie von Peine nach Lodz. Nach Beginn des Krieges floh Sally Perel als 14-Jähriger alleine nach Ostpolen, welches unter sowjetischer Herrschaft stand. Als er nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion von der deutschen Wehrmacht verhaftet wurde, gab er sich als Volksdeutscher namens Josef Perjell aus. Sein Leben war ein Grauen. Bis zum Ende des Krieges führte er ein Doppelleben, das im sowohl
in die Rolle des Opfers als auch des Täters zwang. Er arbeitete als Übersetzer für die Wehrmacht und wurde 1944 wegen seines jungen Alters in die Akademie für Jugendführung der Hitlerjugend in Braunschweig geschickt. Er war als als Jude in der Hitlerjugend mit ständiger Angst entdeckt zu werden.

Es gab niemanden dem er trauen konnte, jeder noch so kleine Fehler hätte ihn
auffliegen lassen und seinen Tod bedeutet. Er lebte in dauerhafter Unruhe bis Ende des Krieges als dieser von den Amerikanern in Gefangenschaft genommen wurde; er wurde jedoch bereits nach zwei Tagen entlassen. Später emigrierte er unter anderem nach Palästina und Israel. 1990 erschien eine Verfilmung seiner Lebenserinnerung unter dem Titel „Hitlerjunge Salomon“. Heutzutage steht er für Auftritte zur Verfügung und geht in die Schulen, um dort von seinen
grausamen Erlebnissen zu berichten und die Jugendlichen aufzuklären, so dass der Antisemitismus nie wieder aufkommt.

Text: Christopher S., Antonia W., David S., Niklas W.

Projekt: Heimatvertriebene und die große Flucht zu Ende des Zweiten Weltkrieges

Im Geschichtsunterricht der 11SA und 11SB wurde das Thema „Heimatvertriebene: Die große Flucht zu Ende des Zweiten Weltkrieges“ behandelt. Die Schülerinnen und Schüler befassten sich dabei mit zentralen Fragen:

Warum flohen die Menschen zu Ende des Zweiten Weltkriegs? Warum wurde die deutschstämmige Bevölkerung zu Ende und nach dem Zweiten Weltkriegs vertrieben? Wie erlebten die betroffenen Menschen die Vertreibungen? Aus welchen Gebieten mussten die Menschen zu Ende des Zweiten Weltkriegs fliehen? Auf welche Weise erfolgte die Flucht? Wovon waren die Menschen während der Flucht bedroht? Wie gestaltete sich die Wohnsituation für die Flüchtlinge und Vertriebenen, die nach Bayern kamen?

Im Folgenden werden Auszüge aus der Projektarbeit präsentiert.

1944 können die Alliierten die von Deutschland besetzten Gebiete Stück für Stück zurück erobern. Im Osten betritt die Armee der Sowjetunion im Oktober
1944 erstmals ostpreußischen Boden. 14 Millionen Deutsche verlassen deshalb ab Ende 1944 dort ihre Heimat, werden deportiert oder in die Flucht getrieben.
Nachdem in den befreiten und ehemaligen deutschen Gebieten die NS-Herrschaft beendet worden ist, werden die Deutschen zwischen Winter 1944 und Sommer 1945 aus diesen vertrieben.

Die Sudetendeutschen wurden nach dem Krieg aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten vertrieben; vor allem aus der Tschechoslowakei wurden mehrere
Millionen Deutsche vertrieben. Die Sudetendeutschen lebten dort in den Randgebieten Böhmens, Mährens und Sudetenschlesiens, aus denen sie dann fliehen mussten bzw. vertrieben wurden. Diese Gebiete gehören heute zur Tschechischen Republik. Aber auch aus Jugoslawien, Rumänien, den Baltenländern und der Sowjetunion mussten einige Menschen fliehen. Insgesamt wurden über 12 Millionen Sudetendeutsche aus ihren Heimatgebieten vertrieben. Die Hälfte davon stammt aus den Ostgebieten, wie Ostpreußen, Ostbrandenburg und Ostpommern bzw. Schlesien.

Mit ihrem Gepäck mussten die Sudetendeutschen durch Wind und Wetter. Außerdem wurden Familien auf der Flucht oftmals getrennt, weil sie in verschieden Trecks gelaufen sind, oder weil die Männer das Dorf verteidigt haben und somit zurückgeblieben sind. Wer zu Fuß gelaufen ist, musste sich der Kälte und Erschöpfung stellen, weshalb rund 2 Millionen Menschen auf der Flucht starben. Nur ein paar der Flüchtlinge schafften es sogar in einen der Züge. Andere
mussten zu Fuß fliehen und erfroren an den Bahnhöfen in eisiger Kälte, während sie auf einen der Züge warteten. Die Flucht bzw. die Vertreibung hinterließ viele Todesopfer und war sehr chaotisch. Außerdem hatten sie meistens Pferdewägen und andere Handwägen, in denen sie so viel verstauten wie es nur ging, erzählt die Zeitzeugin Magarete Schleede.

Die Menschen waren auf ihrer Flucht von vielem bedroht. Die Hungersnot war noch relevant, da kaum Verpflegung vorhanden war und die wenigsten Einwohner von Dörfern auf dem weg den Geflüchteten etwas abgeben wollten. Wetterbedingungen wie Schnee, Eis und Kälte waren auch gefährlich und viele erfroren. Die meisten Menschen starben jedoch an Krankheiten wie zum Beispiel
Typhus. Außerdem wurden die Sudetendeutschen auf ihrer Flucht auch überfallen, gefoltert, vergewaltigt, ermordet und mussten Hass und Erniedrigung über sich ergehen lassen. Die Trecks wurden immer wieder von feindlichen Tieffliegern beschossen. Brücken, die über Flüsse und Seen führten, wurden zerstört, sodass die Flüchtlinge über brüchiges Eis gehen mussten. Die Flucht über Wasser in Flüchtlingsschiffen war auch gefährlich. Diese wurden torpediert und gingen unter. Außerdem wurden Flüchtlinge auch in Lager gesperrt, zu Zwangsarbeit gezwungen und misshandelt und geschlagen.

Die Menschen erlitten unendliches Leid, da sie gewaltsam aus der Heimat vertrieben wurden. Familien wurden grausam auseinander
gerissen. Viele Sudetendeutsche konnten nichts für die Machtspiele während und nach dem 2. Weltkrieg. Die Betroffenen erlitten ein Trauma,
durch Gewalt und Auslöschung einzelner Dörfer. Die Flüchtlinge fühlten sich sehr ängstlich und unsicher, weil ihre Zukunft unklar war. Zudem hatten
sie Sorge zu erkranken, da wenig bis keine medizinische Versorgung zur Verfügung stand.

Text: Gabriel P., Leonie G., Constanze M.

Als Ostpreußen Ende Januar 1945 durch die sowjetische Armee eingekreist und vom Rest des deutschen Reichs abgeschnitten wird, versuchen die Flüchtlingsgruppen, die hauptsächlich aus Böhmen, Mähren und Schlesien, also der heutigen Tschechischen Republik stammten, den Russen zu
entkommen, indem sie den Weg über das zugefrorene frische Haff wagten. Trotz des Schnees und der eisigen Kälte bahnten sich die riesigen Mengen an Frauen, Kindern, alten und kranken Menschen, ihren Weg in Richtung Westen. Das Dramatische an der Flucht über das gefrorene Gewässer war, dass unzählige Menschen durch das Eis brachen und ertranken, aber auch die Angriffe sowjetischer Soldaten, Hunger, Durst, Erfrierungen und die unbeschreibliche körperliche Anstrengung forderten zahlreiche Opfer. Trotzdem gelang fast einer halben Millionen Menschen auf diesem Wege die Flucht aus Ostpreußen.

Ein weiterer Weg, durch den sich viele Einheimische aus dem Baltikum, Ost- und Westpreußen, Danzig und Pommern eine gelingende Flucht in den Westen erhofften, war die Ausreise mithilfe von Fracht- und Transportschiffen über die Ostsee. Insgesamt brachten 1.081 Fischdampfer, Handels-, Fähr-, Passagier- und Marineschiffe ca. 2,5 Millionen Menschen in Sicherheit. Allerdings waren auch
die restlos überfüllten Schiffe häufig Ziel von feindlichen Angriffen. 250 Schiffe sanken aufgrund dessen und rissen über 40.000 Menschen in den Tod. In Bayern kamen ungefähr 1.026.000 Geflüchtete an, was eine enorme Herausforderung darstellte, denn wie sollte man ausreichend Wohnraum bereitstellen, wenn immer noch viele Gebäude vom zweiten Weltkrieg zerstört und noch nicht wieder aufgebaut worden waren?

Somit wurden sogenannte Flüchtlingskommissare eingesetzt, um die Wohnraumverteilung zu regeln. Alle Einrichtungen, die als Wohnraum genutzt werden konnten, wurden beschlagnahmt und die Vertriebenen den privaten Häusern der Bevölkerung zugeteilt. Dies bedeutet, dass die Einheimischen
ab sofort gemeinsam mit den Neuankömmlingen unter einem Dach lebten.
Anstatt mit offenen Armen empfangen zu werden, wurden die Geflohenen mit Misstrauen und Angst vor Überfremdung konfrontiert, allerdings glückte ihnen vergleichsweise schnell die Integration. Durch Bauprojekte, an denen sie sich beteiligten, verschwand allmählich die Wohnungsnot und kleine Siedlungen, die rein von den ehemaligen Ostpreußen bewohnt wurden, entstanden. In vielen
Städten kann man dies heutzutage immer noch erkennen, beispielsweise an der Bezeichnung „Sudetenstraße“ oder den kleinen Siedlerhäusern.

Text: Charlotte W., Lilli S., Tina H., Yannika F.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs flohen rund 12-14 Millionen Menschen in Richtung Westen. Der größte Teil mit 3,3 Millionen Flüchtlingen kam aus Schlesien, gefolgt von 2,9 Sudetendeutschen aus der Tschechoslowakei, 2 Millionen aus Ostpreußen und mehr als 2 Millionen aus der Kurmark,
Brandenburg und Pommern. Es gab aber auch gut 2 Millionen Deutsche, die ihre von der Roten Armee eroberte Heimat nicht verließen. Mehrere Hunderttausend von ihnen mussten nun Zwangsarbeit leisten, viele wurden auch in KZ – ähnlichen Lager inhaftiert.

Am 12. Januar 1945 begann die Rote Armee ihre Winteroffensive, die in der Besetzung Deutschlands und Eroberung der Ostgebiete mündete. Zudem wurde im Potsdamer Protokoll der Siegermächte im Artikel XIII festgelegt, dass „die deutsche Bevölkerung oder Bestandteile derselben“, die in den östlichen Ländern zurückgeblieben waren, „ nach Deutschland zurückgeführt werden müsse“.
Die Menschen mussten also aus den Ostgebieten fliehen, da Pommern, Schlesien, das südliche Ostpreußen, Ostbrandenburg und Danzing als Entschädigung Polens, als eigene Gebiete zugesprochen und an die Sowjetunion angegliedert wurden.
Viele Leute flüchteten aufgrund der Kriegsereignisse selbst, doch es gab auch einige evakuierte, ehemalige Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, die einige Monate oder auch Jahre nach der großen Flucht in den Westen gingen.

Die Ostpreußen flüchteten im Treck, die zum Teil über das Eis des zugefrorenen Frischen Haffs führte. Andere aus der Tschechoslowakei flohen wiederum mit dem Zug und Bus. Von den Menschen, die nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Heimat verlassen mussten, kamen etwas mehr als 1 Million nach Bayern. Das waren deutlich mehr, als die anderen Bundesländer und umliegenden Länder aufgenommen haben. Die Verteilung in Bayern erfolgte unter dem am 14.
Dezember 1945 durch Staatskommissar Wolfgang Jänicke und durch fünf
Regierungskommissare und 166 Flüchtlingskommissare in den Landkreisen. Man hat über verschiedene Möglichkeiten nachgedacht, wie man die Flüchtlinge trennt, zum Beispiel nach früheren Wohngemeinden oder Religionen. Aufgrund der drängenden Not wurde dies jedoch kaum diskutiert.

Was blieb war die Verteilung in wenig zerstörte Gebiete, welche hauptsächlich auf dem Land lagen. Konkret vollzug sich dies durch die, anfangs kurzzeitig gedachte Unterbringung in allen möglichen Gebäuden und vielen Flüchtlingslager, allein in München gab es über 20 Lager mit über 6000 Bewohnern und selbst ehemalige Konzentrationslager wurden dafür verwendet. Viele der Vertriebenen wurden auch zwangsweise in Wohnungen und Bauernhöfen der einheimischen untergebracht. Dort mussten sie meistens mithelfen, die Tiere zu versorgen oder den Acker anzusäen, um sich das Essen und den Schlafplatz zu erarbeiten.

Text: Leonie B.

Warum wurde die deutschstämmige Bevölkerung zu Ende und nach dem Zweiten
Weltkriegs vertrieben?

Zwischen 1940 und 1945 erlässt Edvard Beneš als tschechoslowakischer (Exil-) Präsident 12 Dekrete, welche die in der Tschechoslowakei lebenden Deutschen und Ungarn kollektiv für „schuldig“ erklären und sie weitgehend rechtlos machen. Das Ergebnis war, dass Voraussetzungen für die Vertreibung geschaffen wurden: „Niemand darf aus dem Hoheitsgebiet des Staates, dessen Staatsangehöriger er ist, durch eine Einzel- oder eine Kollektivmaßnahme ausgewiesen werden“. 1945 wurden per Dekret allerdings alle Sudetendeutschen als „unzuverlässige Personen“ und „Verräter“ geächtet und entrechtet. 1946 erreichte nach
jahrelanger Vorarbeit im Exil Edvard Beneš die Zustimmung der Siegermächte in Potsdam zur „ordnungsgemäßen Überführung“.

Damit beginnt die organisierte Vertreibung der verbliebenen Sudetendeutschen in die amerikanische und sowjetische Besatzungszone. Die französische Besatzungszone weigerte sich zunächst Vertriebene aufzunehmen. Die amerikanische Besatzungsmacht forderte die unverzügliche Integration der Heimatlosen. Bereits vor der Potsdamer Konferenz fanden sogenannte „wilde“ Vertreibungen statt. Dabei verloren 750.000 Sudetendeutsche ihre Heimat, in den damit verbundenen Exzessen Tausende ihr Leben. Sie gingen größtenteils von der Roten Armee aus und polnische und tschechische Bewohner vertrieben die Deutschen. Auf der Potsdamer Konferenz beschlossen die Siegermächte im Sommer und Herbst 1945 staatlich organisierte Ausweisungen
stattfinden zu lassen. Diese waren zwar geregelter, aber sehr hart.

Flucht aus der Heimat

Die Sudetendeutschen sollten ihre Wohnungen sofort verlassen und durften nur zwischen 30 und 50 Kilogramm mitnehmen. Man musste sich in ziemlich kurzer Zeit entscheiden, was man alles mitnehmen möchte, da sie innerhalb von einigen Stunden ihre Häuser und ihre Heimat verlassen sollten. Von einer Bekannten sah ich alte Bilder, die von vor der Zeit stammen. Auf der Rückseite sieht man, dass die Bilder nur schnell aus Alben herausgerissen wurden, um diese mitnehmen zu können. In den polnischen und tschechischen Gebieten haben die Deutschen viel mit Hass zu tun gehabt. Sie wurden dort schikaniert. Es folgte eine Diskriminierung durch viele Verbote. Dortige Behörden und Autoritäten unterstützen diese. Viele bekamen weiße Armbinden mit dem Aufdruck „N“. Das stand für „Nemec“, was übersetzt „Deutscher“ heißt. Sie mussten mit Folter, Vergewaltigungen und vielen weiteren Bedrohungen kämpfen. Später kam es zu einer Verfrachtung in Viehwaggons.

„Den Menschen mit Zwang von seiner Heimat trennen, bedeutet, ihn im Geiste zu töten“.

Sie verspürten tiefen Schmerz und es raubte ihnen ihren Lebensmut. Ihre Empfindung mussten unterdrückt werden, durch die Notwendigkeit, eine neue Existenz aufzubauen, Beruf, Familie und durch das Bestreben, sich der neuen Umgebung anzupassen. Schulen, Turnhallen und ehemalige KZ-Baracken wurden zu Massenquartieren. Nachdem sie abtransportiert wurden, kamen Viele in ein Sammellager und wurden dort zur Zwangsarbeit gezwungen, was teilweise zur Dauerunterkunft für Viele führte. In Grenzdurchgangslagern hielten sich Vertriebene wenige Tage auf; Sie wurden registriert, medizinisch versorgt, mit
notwendigen Papieren ausgestattet, auf Regierungsbezirken verteilt. Der gesamte Besitz wurde von ihnen genommen. Selbstverständlich haben sie ihre
wichtigsten Dinge mitgenommen. Zu diesem Zeitpunkt war noch unklar, ob sie jemals wieder zurückkehren würden. Lange hatten sie noch Hoffnung. Es war ihre Traumvorstellung eines Tages wieder zurückzukehren. Später war es dann ausgeschlossen, denn ihre Häuser wurden übernommen. Die heimischen Tschechen und Polen lebten nach der Vertreibung in diesen Häusern und benutzten all die Gegenstände, Möbel und alles andere, was den
Sudetendeutschen gehörte hatte. Die Häuser wurden als Eigentum angesehen und die Staatsbürgerschaft wurde aberkannt. Die Vertreibung der rund drei Millionen Sudetendeutschen ist 1947 weitgehend abgeschlossen.

Wovon aber waren die Sudetendeutschen während der Flucht bedroht?

Es kam sehr viel Hass von vielen Seiten. Es gab es auch einige Morde und andere Tote. Sie mussten hungern und auch unter verschiedenen Krankheiten, wie zum Beispiel Typhus leiden. Erschöpfung und Kälte waren auch ein sehr großes Problem. Weiterhin wurden sie oft ausgeraubt, Frauen wurden vergewaltigt und Menschen gefoltert. „Wir waren Sklaven der neuen Herren“ meint ein Zeitzeuge. Wie viele Menschen während dieser Zeit und der Flucht umkamen, ist nicht genau bekannt. Aber es waren sehr viele Menschen. Hinter der Front hatten SS-Einsatzgruppen Hunderttausende Zivilisten ermordet, vor allem Juden.

Text: Johanna E., Ronja H., Greta B.

Manfred Baumgartl war kaum vier Jahre alt, als Männer vor seiner Haustür standen. ,, Morgen müsst ihr hier raus sein“, sagten sie. „Ich weiß noch genau, wie wir in den Viehwagen eingestiegen sind und die große Tür zugezogen wurde“, sagt Baumgartl. Der Zug setzte sich in Bewegung und rumpelte auf den Schienen. Im Wagen stank es, weil sich die Kinder damals in die Hose machten. Was genau mit Ihnen passierte, verstand Baumgärtl damals nicht: “Wir Kinder hatten keine Angst. Für uns war das wie ein Abenteuer. Ich habe immer durch die Schlitze an den Wänden rausgeschaut, um zu gucken, wo wir waren.“ Das er und 3 Millionen Sudeten vertrieben wurden, das verstand er damals noch nicht. Einen emotionalen Bezug zu seiner Heimat habe er nicht mehr oder noch nie wirklich gehabt. Zu jung war er gewesen, um zu verstehen, dass er sein Geburtshaus nie wieder sehen würde.

„Es war ein Urkrieg gegen Menschen, die nichts verbrochen hatten“, erinnert sich ein anderer, Hamsi Adamec, der damals fast 14 Jahre alt war. Er musste fliehen, während der sogenannten ,,Wilden Vertreibungen“ 1945. ,, Wir kamen gerade heim, von der Schule, die Älteren von der Arbeit, da haben sie uns einfach in die Elbe geworfen. Auch die Babys.“ Seine Augen glänzen. Er versucht seine Trauer und seine Tränen zu unterdrücken. So viele Jahre sind vergangen und doch sitzt der Schmerz noch immer tief. Die Schuld, sagte er, gibt er dabei keineswegs den Tschechen. Er selbst hätte einen tschechischen Vater gehabt und wurde von Tschechen versteckt. „Nationalismus ist Mist“, sagt Adamec schließlich und wirft eine Blume in die Elbe und gedenkt so all den sinnlosen Opfern.

Die Flucht selbst lief meistens immer ähnlich ab: Die Menschen nahmen ihr wichtigstes Hab und Gut, luden dies auf Pferdewägen und zogen in Richtung Westen. Auf ihren Reisen waren sie vielen Gefahren wie Hunger, Gewalt, Kälte, Erschöpfung und Krankheiten ausgesetzt. Wohnmöglichkeiten waren begrenzt und knapp und der Bau von neuen Wohnungen ging nur langsam voran. Eine Möglichkeit waren staatliche Flüchtlingslager, in denen man beengt und
ohne Möbel leben musste.

Text: Janina W., Tamino J., Lukas M., Samantha W.

Während des 2. Weltkriegs und in den Jahren danach verloren Millionen Menschen ihre Heimat. Für diese Menschen waren die Verluste, die sie erleiden mussten, enorm groß. Rund 2 Millionen der fliehenden Deutschen starben auf der Flucht durch Gewalt, Erfrierungen, Hunger, Erschöpfung und Krankheit. Wie zum Beispiel beim Brünner Todesmarsch. Bei diesem starben 1945 mehr als 2000 Deutsche. Sie starben während dem Marsch an Erschöpfung und Krankheit, oder sie wurden von der Roten Armee erschlagen oder erschossen.  

Mein Opa war zum Zeitpunkt seiner Flucht vier Jahre alt. Pro Person durfte man damals nur 25 Kilogramm mitnehmen. Mein Opa ist der Jüngste von drei Söhnen und ist in Nikolsburg (tsch. Mikulov) geboren. Das liegt ca. 7 Kilometer von der niederösterreichischen Grenze weg. Seine Brüder sind ein und zwei Jahre älter als er. Ihr Vater war im Krieg in Russland und war dort auch Kriegsgefangener (kehrte 1949 zurück). Ihre Familie hatte in Treskowitz (tsch. Troskotovice) einen großen Bauernhof, mit dem sie ihr Geld verdienten. Als sie von ihrem zu Hause fliehen mussten, nahmen sie insgesamt 50 Kilogramm Gepäck mit auf einem kleinen Handwagen. Die Angst war groß. Dabei waren seine Mutter, seine beiden Brüder und Omas. Sie wurden zum nächstgelegenen großen Bahnhof gebracht. Es war Nikolsburg. Dort wurden sie alle versammelt. Es war sehr kalt, da es in den Wintermonaten war. In der Eile hatten sie keine Zeit großartig warme Kleidung oder viel Essen einzupacken. Aufgrund dessen saßen die meisten dort frierend und in dünne Decken gewickelt. Sie wurden mit dem Zug nach Bayern gebracht.

Als dieser eintraf, wurden sie alle in fensterlose Güterwagons gesperrt. Mein Opa meinte, von der Fahrt hätten sie kaum etwas mitbekommen, da es einfach nur kalt und sehr eng war. Gesehen, was außen passiert, hätten sie nichts. Das größte Problem war, dass nicht darauf geachtet wurde, wie es den Menschen in den Güterzügen ging, egal ob jung oder alt. Einige starben währenddessen an Unterernährung, da sie vorher schon nicht die „Reichsten“ waren und somit auch nicht viel Proviant dabei hatten. Viele starben auch auf der Zugfahrt an Krankheiten, die sie vorher schon hatten und die durch die Kälte in den Wagons noch schlimmer wurden. Auch das Gefühl eingesperrt in diesen Wagons zu sein und nicht zu wissen, wo man von nun an ohne Geld und Essen leben wird, begleitete die Menschen auf ihrer gesamten Zugfahrt. Da es damals auch keine Armbanduhren gab und es stockfinster in den Güterwagons war, verloren die Menschen dort drin auch ihr Zeitgefühl, aufgrund der bedrückenden Umstände.

Sie wurden zum bayerischen Grenzbahnhof in Furth gebracht. Die Erleichterung die Zugfahrt heil überstanden zu haben und endlich aus den Güterwagons herauszukommen, war groß. Von da an ging es weiter mit dem Bus nach Wortelstetten, ihrem zukünftigen zu Hause. Nach der Busfahrt wurden alle draußen versammelt. Mein Opa konnte sich noch gut an den Moment erinnern. Alle Flüchtlinge saßen um eine Linde herum und warteten sorgenvoll, was nun mit ihnen passieren wird. Es kam dann der Bürgermeister mit einer Liste und schaute immer, wie viele es aus einer Familie waren. Dann wurden sie auf die jeweiligen Bauernhöfe aufgeteilt, je nachdem wie viel Platz dort war. Auch jetzt bestand noch Sorge. Wie wird man dort aufgenommen? Wird man akzeptiert? Bekommt man ohne Geld etwas zu Essen? Mein Opa und seine Familie hatten großes Glück. Sie kamen auf einen großen Bauernhof mit netten Menschen. Sie halfen auf dem Hof und bekamen dafür, was sie zum leben brauchten.  

Auch meine Oma hat eine ähnliche Geschichte. Geboren in Grünau (tsch. Gruna) und auf demselben Weg wie mein Opa geflohen. Auch sie hatte mit ihrer Familie in ihrem Heimatort einen Hof und kam nach Langenreichen bei Meitingen auf einen Bauernhof. Später wohnte sie mit ihrer Familie dort in einer Wohnung. Sie war erst zwei Jahre alt zum Zeitpunkt ihrer Flucht und kann sich daher an nicht viel erinnern.

Text von Nadine S.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs ab Ende 1944 müssen ca. 14 Millionen Deutsche ihre Heimat verlassen, sie wurden vertrieben. Vertriebene sind Personen, die mit Gewalt oder sonstigen Zwangsmitteln aus ihrer Heimat entfernt werden, gleichgültig ob dem eine völkerrechtliche Übereinkunft zugrunde liegt oder nicht. In schier endlosen Trecks drängen Flüchtlingsströme aus Ostpreußen, Pommern, Brandenburg, Schlesien und der Tschechoslowakei in den Westen. Man könnte es als die „deutsche Odyssee“ beschreiben. Die Flucht erfolgte in sog. Trecks mit schlechter, mangelnder Ausrüstung und kaum Nahrung, es wurde nur das Notwendigste mitgenommen. Das Ziel war Westdeutschland, größtenteils Bayern. Es war eine sehr grausame Flucht. Familien wurden getrennt. Es gab keine medizinische Versorgung. Es gab keine Lebensmittel und kaum Trinkwasser. Und einer der Hauptgründe, weshalb die Flucht grausam war, waren die eisigen Temperaturen zu dieser Zeit. Die Trecks kamen wegen diesen Wetterbedingungen nur sehr schwer voran und vor allem Säuglinge und alte Menschen starben an Unterkühlung. Von den Strapazen der Flucht geschwächt, konnten sie nur wenige Kilometer am Tag zurücklegen. Das Problem: Die russische Front hingegen drang täglich bis zu 70 km tief in das Reichsinnere. Die zu langsamen Trecks wurden buchstäblich von der Roten Armee überrollt. Panzer schossen in die Wagen, russische Tiefflieger beschossen die Flüchtlinge. Wer von den russischen Soldaten eingeholt wurde, dem drohten Misshandlung, Vergewaltigung und Ermordung. Schätzungen zufolge wurden bis zu 1,4 Millionen Frauen vergewaltigt.

Hunderttausende von Männer und Jugendliche werden als „lebende Reparationszahlung“ nach Russland deportiert. Als Ostpreußen Ende Januar 1945 durch die sowjetische Armee eingekreist und vom Rest des Deutschen Reiches abgeschnitten wird, versuchen die Trecks den Russen zu entkommen, indem sie den Weg über das zugefrorene Frische Haff nehmen. Durch diese Route wollten sie nach etwa acht Kilometern die Frische Nehrung erreichen, ein Ort an der Ostsee. Und von dort aus zum Danziger Hafen. Doch die Flucht über das Frische Haff erweist sich als kaum möglich. Zum einen drohte Einbruchgefahr des Eises, zum anderen bricht das Eis auch ein, weil es von russischen Tieffliegern getroffen wird. Dadurch kam es dazu, dass die Menschen ertranken.

Bei Kriegsende erfolgten zuerst unautorisierte, wilde Vertreibungen, zu denen vor allem tschechische Revolutionsgarden aufriefen. Im Sommer 1945 erfolgten dann „legal“ vom Staat organisierte Anweisungen. Diese waren äußerst hart, aber wurden geregelt vollzogen. Es gab den Befehl, die Wohnung und anschließend auch die Heimat mit 30 bis 50kg Gepäck sofort zu verlassen. Die Deutschen wurden diskriminiert. Sie mussten eine Armbinde mit einem „N“ tragen (Nemec = Deutscher).

Es gab nach 1945 sehr viel Chaos in Deutschland. Weit über zwölf Millionen Flüchtlinge suchten nach einer neuen Heimat. Bei den meisten Menschen verlief dies aber meistens chaotisch, ohne Ziel und Orientierung. Es ist das Deutschland der „Stunde Null“. Im zerstörten Deutschland gab es kaum Wasser und Medikamente. Es herrschte eine Lebensmittelknappheit und es gab wenig Wohnraum, Kleidung und Arbeit. Viele Heimatvertriebene mussten jahrelang in Auffanglagern oder Baracken leben. Wohnräume müssen erst neu gebaut werden.

Text: Mehmet Ö.

Im Oktober 1944 betritt die Armee der Sowjetunion ostpreußischen Boden. Ende 1944 verlassen daraufhin 14 Millionen Deutsche ihre Heimat. Diese Flüchtlingsströme zogen aus ehemaligen deutschen Gebieten wie Ostpreußen, Pommern, Brandenburg oder Schlesien in Richtung Westen.
Die Angst vor der sowjetischen Armee, die von Osten täglich 50-70 Kilometer näher kam, saß den Flüchtigen stetig im Nacken. Sie flohen mit Handwagen und Pferdefuhrwerken mit kaum Versorgung durch viele bedrohliche Gebiete. Bei Schnee und eisigen Temperaturen von -20°C machten sich ca. 1.5 Mio. Zivilisten auf die Flucht.
Ab dem 21. Januar 1945 war Ostpreußen eingeschlossen mit nur noch zwei Fluchtmöglichkeiten:

  • per Schiff von Pillau aus
  • oder über das zugefrorene Haff auf die frische Nährung
    Zahllose Menschen starben auf ihrem Weg in die Freiheit auf Grund
    von vielen Bedrohungen.

Text: Marta K.

Ende des Zweiten Weltkrieges richtetet sich der Krieg gegen Nazideutschland auch gegen die zivile Bevölkerung. Nachdem die Deutschen von den alliierten Bomben angegriffen wurden, begann die systematische Einkreisung. Nach dem Einmarsch der Roten Armee am 8. Mai 1945 begann die bedingungslose Kapitulation Deutschlands. Zwölf bis vierzehn Millionen Deutsche wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Vertriebene sind Personen, die mit Gewalt gezwungen werden, ihre Heimat zu verlassen. Die Wetterverhältnisse während der Flucht aus Ostpreußen, Schlesien und Pommern waren sehr schlecht. Bei Schnee und eisiger Kälte flohen die meisten zu Fuß. Die Zugverbindungen wurden durch die Front unterbrochen und Fahrzeuge besaß nur die Wehrmacht.
Die ersten Opfer der Flucht waren die Kleinkinder und die Säuglinge. Es gab keine Lebensmittel und wenig Trinkwasser. Sie starben an Unterkühlung und Hunger. Da es auch keine medizinische Versorgung gab, konnte man schwer etwas dagegen unternehmen. Eine geringe Überlebenschance hatten auch die alten, kranken und schwachen Menschen. Die Flüchtlinge trugen schwere Koffer mit sich, was zu Erschöpfung geführt hat. Die Rote Armee drang täglich
fünfzig bis siebzig Kilometer tief in das Reichsinnere. Sie holten die Flüchtlinge ein. Die Panzer schossen in die Wagen und russische Tiefflieger beschossen die Flüchtlingskolonnen. Es wurde nicht darauf geachtet, wer die “feindlichen Soldaten” sind und wer die Zivilbevölkerung.
Um den Russen schneller zu entkommen, nahmen einige den Weg über das zugefrorene Frische Haff. Sie wollten die Frische Nehrung erreichen und weiter zum rettenden Danziger Hafen. Doch die acht Kilometer Flucht über das Eis erwies sich als eine schlechte Idee. Viele Fahrwerke brachen ein, weil sie von sowjetischen Tieffliegern beschossen wurden. Die Menschen ertranken
und erfroren. Zwei bis drei Millionen Flüchtlinge flohen mit überfüllten Flüchtlingsschiffen nach Kiel, Lübeck oder Dänemark, doch nicht allen gelang die Flucht. Das ehemalige Kreuzfahrtschiff “Wilhelm Gustloff” wurde am 30. Januar 1945 von drei sowjetischen Torpedos getroffen und sank.
Von 10.000 Flüchtlingen ertranken 9300 Menschen, die restlichen Passagiere wurden gerettet. Die systematische Vertreibung der Deutschen aus den ehemals besetzten Gebieten begann zwischen Winter 1944 und Sommer 1945. Die expansionistische Siedlungspolitik unter der NS-Regime hat zahllose Opfer gefordert. Die jahrelang unterdrückten Völker rächten sich mit Hass und
Zerstörungen gegenüber der deutschen Zivilbevölkerung. Die Deutschen litten an willkürlichen Übergriffen, Mord, Hinrichtungen, Vergewaltigungen, Enteignungen, Demütigungen und Repressalien. Die deutsche Bevölkerung wurde erst vereinzelt und später systematisch aus den osteuropäischen Ländern vertrieben.
Trotz des Potsdamer Abkommens herrschten weiterhin chaotische Zustände. Deutsche werden oft ausgewiesen und enteignet, ihr Eigentum wird entschädigungslos konfisziert.

Text: Sezen Ö.

Das Sudetenland besteht zum Hauptteil aus zwei Gebieten, nämlich Böhmen und Mähren. Die dort lebenden slawischen Stämme gelangen erstmals um das Jahr 800 n. Chr. an Bedeutung für die europäische Geschichte als der römisch-deutsche König Karl der Große die Oberhoheit über die böhmischen Stämme gewinnt. Im Jahr 1150 wird Böhmen zum Königreich ernannt. Böhmen entwickelt sich zu einem der wirtschaftlich wichtigsten und stärksten Gebiete im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation. Zu diesem Zeitpunkt haben sich die Menschen noch nicht auf Grund der Sprache oder der Abstammung unterschieden, sondern vielmehr auf Grund von Religion, Stand oder Besitz. Mit dem Aufkommen des Nationalismus veränderte sich diese Unterscheidung. Die
Herkunft und die Abstammung spielt nun die entscheidende Rolle. Genau aus diesem Grund leben Menschen, die früher viel miteinander zu tun hatten, mehr und mehr nebeneinander her. Grob gesagt: Aus den Böhmen werden die Tschechen und die Deutschen. Aus diesem Grund kommt es zu einer immer stärker werdende Angst vor einer Unterdrückung der „Anderen“. Die Fronten zwischen Deutschen und Tschechen verhärten sich immer weiter. Auf beiden Seiten werden Schul- und Schutzvereine gegründet, die das jeweils eigene Brauchtum verteidigen sollen. Diesen Wandel sieht man sehr gut an folgendem Beispiel : in Böhmen gab es zwei sozialdemokratische Parteien. Zum
einen die deutsche und zum anderen die tschechische. Hier sieht man sehr gut, wie stark der Nationalismus fortgeschritten ist. Denn beide Parteien haben die selbe politische Meinung, haben aber aufgrund ihrer Abstammung eigene Parteien gegründet.

Als 1918 die Tschechoslowakei gegründet wurde, stellten die Tschechen die Mehrheit im Land. Es wird deswegen beschlossen das Böhmen zu Österreich gehören soll. Dies sieht die tschechoslowakische Regierung aber als
Hochverrat an, weshalb das Sudetenland von dort an besetzt wurde. Dies führt natürlich zu großen Spannungen zwischen Deutschen und der tschechoslowakischen Regierung. Als aufgrund der schlechten Wirtschaftsstruktur es die Sudetendeutschen am „Black Tuesday“ 1929 besonders schwer trifft, war dies für viele der lupenreine Beweis, dass die Sudeten unterdrückt werden. Genau diese Spannungen kommen Adolf Hitler recht. Hitler und der Chef der Sudetendeutschen Partei Konrad Henlein stehen in engem Kontakt. Hitler fordert den Anschluss des Sudetenlandes an Deutschland
vehement. Da jeder in Europa Angst vor einem weiteren Krieg hat, einigen sich Großbritannien, Frankreich Italien und das Deutsche Reiche im Münchner Abkommen 1938 auf den Anschluss Sudetendeutschlands an das Deutsche Reich. Für Hitler ist das Sudetenland jedoch nicht viel mehr als die Brücke in östliche Staaten, die er besetzen lässt im Laufe seines Regimes. Nach Beginn des
Krieges beginnt die „Säuberung“ des Sudetenlandes. „Der Krieg hätte keinen Sinn, wenn nicht nach dem Kriege Böhmen-Mähren […] total deutsch besiedelt würden, und zwar nur nach rassischen Gesichtspunkten, nach Gesichtspunkten des Blutes“ meinte Heinrich Himmler zu der „Säuberung“.

Text: Julian B.

Heutzutage gibt es in Deutschland nicht mehr viele ältere Menschen, die damals nach dem Krieg aus ihrer Heimat fliehen mussten. Vielleicht habt ihr aber noch Großeltern oder Ur-Großeltern, die vertrieben wurden und euch diese Geschichte erzählt haben. Als die Rote Armee im Herbst 1944 an der Reichsgrenze stand, begann aus Angst vor Vergeltung die Massenflucht der Deutschen aus Ostpreußen und Schlesien, später auch aus Pommern. Dreieinhalb Jahre waren seit dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion im Juni 1941 vergangen, viele Millionen Menschen dort in diesen Jahren getötet worden. Tausende Städte und Dörfer hatte die Wehrmacht zerstört. Hinter der Front hatten NS-Einsatzgruppen hunderttausende Zivilisten
ermordet, vor allem Juden. Die Sowjetunion wollte sich für die vielen Kriegsverbrechen und die gefallenen Kameraden rächen. Wenn sie die flüchtenden Deutschen einholten, war es oft der Fall, dass diese auf brutalste Weise getötet oder vergewaltigt wurden.

Die Flucht verlief nicht einfach und es gab viele Hindernisse, denen sich die Vertriebenen stellen mussten. Die Sowjetunion rückte etwa drei mal so schnell vor, wie die deutschen Flüchtlinge. Und wenn die Rote Armee einmal ein deutsches Dorf gefunden hatte, zögerte sie nicht, bei dem kleinsten Indiz eines deutschen Verbrechens, diesen Ort zu plündern, die übrigen Menschen zu vergewaltigen, zu töten und das Dorf niederzubrennen. Viele sind auch über das Haff zur Nero (Küstengewässer) geflohen, das jedoch nicht davor schützte, von sowjetischen Tieffliegern bombardiert zu werden, sodass das Eis brach und ganze Wägen im Meer versanken. Viele Menschen und auch Zugtiere verloren dabei ihr Leben. Das Wetter war eisig. Die Menschen mussten bei Schnee und Wind bei -20 Grad durch die Kälte ziehen. Ein weiteres Problem war der Mangel an Nahrungsmitteln, Wasser und auch sonstigem Proviant. Da die Familien Hals über Kopf aus ihren Häusern fliehen und ihre Heimat verlassen mussten, hatten sie kaum Zeit, ihr Hab und Gut zu packen, geschweige denn genug Lebensmittel für die Reise vorzubereiten und mitzunehmen. Des Weiteren waren alle Vorbereitungen für eine Flucht bei den NS-Behörden unter strenge Strafe gestellt. Dadurch starben ebenfalls sehr viele Flüchtige.

Die Flucht erfolgte auf verschiedene Weise. Viele kamen zu Fuß und mit wenig Gepäck voran, andere wiederum hatten große Wägen, auf denen ein paar Menschen Platz hatten. Die, die zu Fuß reisten, hatten meistens nur einen kleinen
Leiterwagen dabei, der mit dem Nötigsten gepackt war. Ein Leiterwagen entsprach dem Gepäck einer Großfamilie. Manche Strecken haben die Vertriebenen mit dem Zug zurückgelegt, in dem aber auch alles
sehr voll und eng war. Es gab auch gelegentlich Zwischenstopps, die sich in leeren Ställen, Schulen oder Turnhallen ereignet hatten. Die Flucht selbst ging langsam und schleppend voran, da sich viel Schnee auf den Wegen befand und diese auch noch durch die vielen Flüchtlingen blockiert worden waren.

Die Vertreibung und Flucht hinterließ bleibende und schlimme Eindrücke bei den Opfern. Der ganze Prozess wurde ziemlich überraschend und schnell eingeleitet, sodass die Menschen von einem Tag auf den anderen ihr Zuhause räumen und verlassen mussten. Dadurch blieb nur wenig Zeit die jeweiligen Sachen für die Reise zusammenzupacken. Dies war eine sehr schlimme Situation für die Vertriebenen, da sie alles, was sie sich in den letzten Jahren aufgebaut hatten, stehen und liegen und es der roten Armee überlassen mussten. Die Verpflegung, die selber mitgenommen wurde, ging den Familien nach einiger Zeit aus, aber wenn man Glück hatte, konnte man etwas frische Milch bei hilfsbereiten Bauern ergattern. Die Vertreibung war durch Angst und auch Terror geprägt und die Opfer bekamen viel Hass zu spüren. Es gab Mord- und andere Drohungen, die leider oft in die Tat umgesetzt wurden. Als die lange, anstrengende und grausame Reise zu Ende war und die Vertriebenen in Deutschland in Sicherheit waren, wurden sie dort nicht gerade herzlich aufgenommen. Aber wie eine Zeitzeugin, Margarete Schleede, sagte: „Das Leben ging weiter!“

Aufgrund des ehemaligen Verhaltens der deutschen Besatzer wurde die Verfolgung, welche durch staatliche Anordnung vollzogen wurde, stark legitimiert. Der Empfang in Bayern war für die meisten Menschen sehr rau und bedeutete für viele eine große emotionale und meist auch psychische Belastung. Viele Familien wurden auseinandergerissen und auf verschiedene Orte
verteilt. Bayern nahm bis 1950 fast zwei Millionen Vertriebene und Flüchtlinge auf, welche somit rund 21% der Gesamtbevölkerung aus machten. Die Menschen mussten viele bürokratische Hürden auf sich nehmen und wurden anfangs in
notdürftigen Unterkünften wie ehemaligen Arbeits- und Konzentrationslagern untergebracht. Später wurden eigens Siedlungen errichtet. Noch heute lassen sich diese an Straßenamen wie Breslauer Straße erkennen, die auf die Herkunft der Vertriebenen hinweisen.

Text: Anna K., Antonia U., Nele B., Chiara M.

Watched you breathe | short story poem

This short story poem is dedicated to people who lost their loved ones during the pandemic.

The doc’s hand rested on my shoulder,

his voice made my heart freeze colder.

He says, „Sir, please be patient, at least we’re trying“.

But I saw you covered in white sheets slowly dying.

I shattered down with calamitous grief.

Watched you breathe, waited for relief,

Want no understudy, want no pain,

As I watched you breathe through the glass pane.

Emptied the last bottle of wine,

The one I kept for our valentine.

Your voice a lost and stolen symphony,

For the dwindling winter you were my apricity.

I persist as you leave.

Watched you breathe, waited for relief.

I miss my palm in yours.

Now we’re separated through hospital doors.

No umbrella could ricochet my tears.

Somehow it brings up my darkest fears.

The world stands still,

many people been ill.

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I listened when they said: „Please, just believe“

As I watched you breathe and waited for relief.

I know, I should let you go if I ever matured

But I can’t if our love was unmoored.

Tragt eure Masken und haltet Abstand. In Zeiten wie diesen kann eine selbstgefällige Haltung und egoistisches Handeln Menschen das Leben kosten.

Text: Vanessa S.

AMONG US: Das Spiel, das die Menschen in der Quarantäne näher brachte

Obwohl das Spiel „AMONG US“ bereits im Juni 2018 veröffentlicht worden ist, gewann es erst in der ersten Hälfte des Jahres 2020 an Wertschätzung und Beliebtheit. Aufgrund der bekannten Umstände mussten die Menschen auf andere Wege miteinander kommunizieren. Einige sind deswegen auf Online-Spiele umgestiegen. Online-Multiplayer sind eine der besten Möglichkeiten auf spielerischer Weise miteinander Zeit zu verbringen und sich gleichzeitig zu entspannen. Vor allem Videospiele, bei denen viel geredet werden muss, sind populär geworden. Unter ihnen AMONG US – ein simples Spiel mit großem Spannungsfaktor.

Doch was für ein Spiel ist das Trend-Game überhaupt?

Wer dieses Spiel nicht kennt, kann sich unter den Namen „AMONG US“ wahrscheinlich nichts konkretes vorstellen. „Unter uns“ könnte alles mögliche bedeuten. Hierbei hilft der alte Name des Spiels besser, es hieß nämlich ursprünglich „Space Mafia“. Wer das Spiel „Mafia“ kennt, bei dem klingeln bereits die Glocken. AMONG US hat das gleiche Spielprinzip wie die älteren Kartenspiele „Mafia“ und „Werwölfe“. 
AMONG US ist ein Multiplayer-Spiel, das mit vier bis zehn Spielern spielbar ist. In der Regel wird es von zehn Menschen gespielt, da es auf diese Art und Weise am meisten Spaß macht. Die Spieler bilden zusammen eine Mannschaft, die in dem englischsprachigen Spiel als „crew“ bezeichnet wird. Unter den Spielern befinden sich eins bis zwei besondere Spieler, sogenannte „imposter“, wobei die Anzahl wählbar ist. Die restlichen Spieler haben die Rolle der „crewmates“. 
Die Hauptaufgabe der Crewmates ist es, herauszufinden, wer die Imposter sind, bevor sie von ihnen umgebracht werden. Währenddessen sollen sie auch ihre Nebenaufgaben („tasks“) rechtzeitig bewältigen, da sie auch gewinnen können, wenn alle Tasks erfüllt sind. Die Tasks sind überall auf der ganzen Spielkarte („map“) verteilt, was alle Spieler dazu zwingt, ständig in Bewegung zu bleiben und im schlimmsten Fall alleine unterwegs zu sein.
Dies ist die perfekte Gelegenheit für die Imposter das Spiel zu gewinnen. Die Imposter sollen nämlich die Crewmates umbringen ohne entdeckt zu werden. Um ihnen zu helfen, die Crewmates zu finden und schneller vom Tatort zu verschwinden, sind auf der ganzen Map sogenannte „vents“ verteilt. Dabei sind es entweder Löcher in der Erde oder Lüftungsschächte, die aber alle die gleiche Funktion besitzen. Die Imposter können in die Vents hineinspringen, sich zwischen ihnen schneller hin und her bewegen und verstecken.

Und wann kommt das Reden ins Spiel?

Immer wenn ein „dead body“ entdeckt wird, findet eine Besprechung im „meeting room“ statt, in der die Spieler erzählen müssen, wo sie die ganze Zeit waren und was sie gemacht haben. Es ist nämlich nicht erlaubt, außerhalb der Besprechungszeit zu reden. Dieses Konzept macht das Spiel sehr attraktiv und stellt die Schauspielkünste und Aufmerksamkeit der Spieler auf die Probe. Die Imposter müssen ihre Bestes geben , um unentdeckt zu bleiben, während die Crewmates ihre Lügen enttarnen müssen, bevor es zu spät ist. 

Obwohl das Spielprinzip nichts neues ist, konnte das Spiel AMONG US durch das einfache und interessante Design, sowie eine passende Umsetzung des Concepts das Herz vieler Menschen gewinnen. Auch nach einem Jahr ist das Spiel immer noch beliebt und wird weiterhin von den verschiedensten Menschen gespielt, was gut auf Streaming-Plattformen, wie Twitch und Youtube, zu sehen ist.
Normalerweise werden Online Spiele fast ausschließlich von Gaming YouTubers und Streamers gespielt, die sich täglich mit Spielen befassen. AMONG US konnte diese Barriere jedoch durchbrechen. Diese Spiel wird nämlich auch beispielsweise von der Beauty-Community gespielt – bekannte Gesichter, wie Bretman Rock und James Charles streamen AMONG US bis heute gelegentlich.

Dieses Multiplayer-Spiel hat es geschafft in schweren Zeiten viele Menschen zusammen zu bringen und neue Freundschaften entstehen zu lassen. Zumindest war es davor nicht üblich, dass Beauty-Gurus zusammen mit Gamers spielen.  Damit trug AMONG US zu einer positiven Änderung bei, die hoffentlich für immer bestehen bleibt.

Text: Kamila S.