Im folgenden Text nehmen Mitwirkende am Theaterstück „Jugend ohne Gott“ Stellung zu Stoff und Inhalt des Werks:
„Aber du vergisst, dass ich schon eine Meinung habe. Ich habe schon einen Wert. Ich bin kein leeres Blatt, das beschrieben werden muss. Wir sind die, denen demnächst die Verantwortung für diese Welt gegeben wird.“, sagt Z vor Gericht aus. Danach herrscht Chaos. Stühle werden verschoben, Plätze getauscht – das Chaos nimmt sein Lauf, bis sich die Unruhe allmählich legt.
Diese Szene spielt sich auf einer Bühne in der FOSBOS Friedberg ab. Das Stück „Jugend ohne Gott“, welches bereits 2017 verfilmt wurde, wurde im Februar diesen Jahres vom Theaterseminar der FOSBOS Friedberg aufgeführt. Die Verfasserin Tina Müller wendet Aspekte des nationalsozialistischen Zeitalters auf eine neue Generation an. Es wird eine Schulklasse mit rechtsextremistischem Gedankengut und eine idealistische Lehrerin in ein Zeltlager geschickt.
Doch ein Mord erschüttert die Gruppe und stellt nicht nur die Lehrerin, sondern auch das Publikum vor tiefergehende moralische Fragen.
Das Stück ist gerade in dieser Zeit des politischen Aufruhrs und Umschwungs eine wichtige Botschaft für unsere Gesellschaft. Die Theatergruppe der FOSBOS Friedberg möchte ein Zeichen setzen und dazu auffordern, mit der eigenen Naivität zu brechen und Entscheidungen zu hinterfragen.
Auch Mitwirkenden des Stücks ist die Botschaft, die dahinter steckt, besonders wichtig. Den gesellschaftliche Druck, der auf der jungen Generation lastet, spüren auch sie. Die Gesellschaft fordert unter harten Bedingungen Glanzleistungen in der Schule, einen hohen Schulabschluss mit anschließenden Studium und einen Job, der die besten Aussichten bereit hält.
Von jungen Frauen wird erwartet, im Raum stets die Hübscheste zu sein, sie sollte dabei jedoch nicht zu aufdringlich rüberkommen. Zusätzlich sollen sie ihre Pflichten als Mutter und Ehefrau frühzeitig erfüllen, jedoch dabei ja nicht ihre berufliche Karriere, die Familie und das soziale Umfeld unter jeglichen Umständen vernachlässigen.
Von Männern wird erwartet, einen großen Freundeskreis vorweisen zu können, aber dabei nicht in die falsche Szene abzurutschen. Ihre Gefühle sollten einsehbar und offen sein, aber nicht zu sehr, da sie sonst als zu verletzlich und unmännlich gelten. Sie müssen den familiären Hausstand finanziell und emotional unterstützen.
„Von mir wird erwartet, dass ich mir eine kritische, eigene politische Meinung bilden soll. Sie darf aber auf keinen Fall radikal sein, in keinem Punkt“ – diese Erwartung aus dem Stück lässt sich auf die Generation der Jugendlichen anwenden. Von der Gesellschaft wird uns vermittelt, dass wir uns in jeglichen politischen Themen eine eigene, gut recherchierte Meinung bilden müssten. Sie darf dabei jedoch keinesfalls in die Extreme gehen und dem gesellschaftlichen Bild widersprechen.
Die jungen Mitwirkenden wollten mit dem Stück auch die ältere Generation erreichen und zum Nachdenken anregen. Denn ihre Entscheidungen haben weitreichende und wirksame Konsequenzen, die nicht nur die jetzige, sondern auch die zukünftige Gesellschaft betreffen.
Text: Laura G., Laura E., Jessica V.