„Zu schnell geflüchtet, um Fuß zu fassen“: Die Gedichte der „Open Mind Night“ an der FOS/BOS Friedberg

Im Folgenden werden nach und nach Gedichte und „Slams“ der „Open Mind Night“ 2022 veröffentlicht.

Winter – Vanessa S.

Meine ersten Schritte gelangen mir mit seiner Hand,

mein erstes Königreich bauten wir aus Sand.

Das erste Mal bin ich gefallen, er fing mich auf,

wir spielten zusammen,

und er nahm seine wichtige Zeit in Kauf.

Tausende Erinnerungen, hunderte Tränen,

tausendmal gelacht, zwischen Wünschen und Plänen.

So viel gewollt, so viel getan und erreicht,

er hat mir gezeigt, das schönste Ziel ist nie leicht.

Jahre spulten vor, ich wurde gut und richtig,

ich habe nichts davon gewusst, als wäre es unwichtig.

Er brachte jeden zum Lachen, verfolgte sein Leben,

dachte, dass sei sein Wille, sein bestimmtes Streben.

Er sagte: „Das Leben wirft Steine auf dich,

versuche auszuweichen, such‘ das Licht.“

Aber das erklärte meine Sorge nicht.

Bis ich verstand, jedes Jahr kommt der Winter.

Doch für ihn jeden Tag.

Egal, was er tat, er schob sein Leid zurück,

was er erreichte, erreichte er mit Arbeit, nicht mit Glück.

Er unterstützte, doch ihn unterstützte niemand,

immer am Lachen, aber den Rücken an der Wand.

Immer am Lachen, aber so oft im Stich gelassen,

Zu schnell geflüchtet, um Fuß zu fassen.

Aber das erklärte meine Angst nicht.

Bis ich verstand, jedes Jahr kommt der Winter.

Doch für ihn jeden Tag.

Was andere zu ihm sagten, erwähnte er nie,

er hörte mir aber immer zu, ich frage mich wie.

Was er durchmachte, war nicht fair,

er hielt durch, als wäre es nicht schwer.

Er erzählt, ich falle auseinander wie eine Perlenkette,

und zerbreche wie Glas.

Aber das erklärte meine Panik nicht.

Bis ich verstand, jedes Jahr kommt der Winter.

Doch für ihn jeden Tag.

Er steht auf, er macht weiter und er gewinnt,

Er sieht die Freude wie ein Kind.

Er ist talentiert, reflektiert und prägt,

Dass er jeden um sich herum rettet, bleibt unerwähnt.

Sieht denn niemand, was für ein Held er ist?

Er malt alles so bunt, doch in ihm ist es trist.

Aber das erklärt meine Hoffnung nicht,

bis ich verstand, jedes Jahr kommt der Winter.

Doch für ihn jeden Tag.

Deine ersten Schritte gelangen ohne Hand,

dein erstes Königreich zerfiel in Sand.

Das erste Mal bist du gefallen, keiner fing dich auf.

Aber ich bin hier,

nehme alles für immer in Kauf.

Bin eine Soldatin und hole dich zurück ins Leben,

und werde die Welt von deinen Schultern heben.

Für dich kommt der Winter jeden Tag.

Dann lass uns vorerst einen Schneemann bauen.

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