Schultheater: Wie sieht es hinter den Kulissen einer Theateraufführung aus?

Das Theaterseminar der FOSBOS Friedberg arbeitet seit Sommer letzten Jahres auf die Aufführung des Theaterstücks „Jugend ohne Gott“ hin. Dass die Planungsphase und die Umsetzung der zahlreichen, kreativen Ideen so viel Kraft und Zeit rauben werden, hat wohl keiner gedacht, als man sich für dieses Seminar angemeldet hat. Jedoch ist es diesen Aufwand allemal wert! Um euch ein umfassendes Bild davon machen zu können, wie es hinter den Kulissen eines Theaters aussieht und welche Aufgaben damit verbunden sind, wurden zahlreiche Teilnehmer interviewt.

  • Frau Seemiller ist gemeinsam mit ihrer Kollegin Frau Wöhrl der grundlegende Bestandteil dieses Seminars.

Friedo: „Welche Schwierigkeiten stellen sich jedes Mal während des Theaterseminars heraus?“

Frau Seemiller: Besonders schwierig ist die Frage, welches Stück überhaupt zu der Gruppe passt, schließlich muss zu Anfang geschaut werden, wer welche Talente mitbringt und wie dieses Potential oder Talent dann in diesem Stück entfaltet werden kann. „Man will ja auch nicht, dass irgendein Talent untergeht.“

Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, tauschen sich Frau Seemiller und Frau Wöhrl umfassend aus und entscheiden dann, nach Bauchgefühl und den von den Schülern angegebenen Lieblingsrollen, welche Rolle zu einer gewissen Person passt.

Friedo: „Wie kommt es dazu, dass sie den Mehraufwand eines solchen Seminars jedes Jahr neu auf sich nehmen?“

Frau Seemiller: „Ich glaube einfach, dass ihr in der Theatergruppe mehr lernt, als in jedem Unterricht und dass ihr aus der Theaterzeit mehr mitnimmt, als vom sonstigen Schulleben und deswegen rentiert sich der Aufwand. […] Es ist auch für uns schön zu sehen, diesen Prozess, den ihr – oder wir gemeinsam – durchmachen und was dabei am Ende rauskommt.“

  • Frau Wöhrl ergänzt in diesem Seminar Frau Seemiller perfekt, sodass beide als strukturiertes „Planungsteam“ fungieren.

Friedo: „Frau Wöhrl, was ist ihr Antrieb, das Theaterseminar zu betreuen und diesen Aufwand zu betreiben?“

Frau Wöhrl: „Ich habe mir letztes Jahr geschworen, dass ich das nicht nochmal mache, das war jedoch vor der Theateraufführung. Bei der Theateraufführung hat man einfach sehen können, wie die Schüler*innen sich entwickeln können, wofür Schüler*innen so bereit sind und was Schüler*innen so liefern können…und das hat mir eben imponiert. […] Ich finde es gibt so wenig Möglichkeiten im Schulleben, wo ihr sowas könnt und ich fand’s einfach so großartig, dass wir als Lehrer sowas schaffen können, neben Fachabi und Abi. Und das war dann meine größte Motivation das zu machen“. Alles, was Frau Seemiller und Frau Wöhrl geleistet und zeitlich investiert haben, kommt – so laut Frau Wöhrl – wieder von den Schülern und von anderen Lehrern nach der Aufführung wieder zurück, was den größten Dank für Frau Wöhrl darstellt.

Friedo: „Würden Sie sagen, dass sie sich mit der Lehrerin im Stück identifizieren können, da sie eben auch mit viel Gegenwind im Unterricht zurechtkommen müssen?“

Frau Wöhrl: „Vielleicht liegt es ein bisschen an dem, dass ich in meinem Fach anderes vermittle, dass der Schwerpunkt wo anders liegt. Aber wenn es da um gemeinsame Entscheidungsfindung oder auch um Werte geht, habe ich weniger das Problem, dass ihr als Schüler*innen ganz anders denkt als ich.“ In jeder Klasse, die Frau Wöhrl bis jetzt hatte, konnte sie nichts von dem erkennen, was in dem Stück zu sehen ist.

  • Die Schauspieler: Im diesjährigen Seminar spielen 19 unterschiedliche Rollen aktiv im Theater, beziehungsweise auf der Bühne mit.

In diesem Interview wurden die Schauspieler der Figuren E und Z befragt, welche in diesem Stück ein frisch verliebtes Paar darstellen.

Friedo: „Fällt es euch schwer ein verliebtes Paar darzustellen, wenn ihr dies in echt nicht seid?“

E und Z: „Es stellt natürlich immer kompliziert dar, wenn man Gefühle spielen muss, die nicht da sind. Das ist auf jeden Fall eines der schwierigsten Dinge, die es so gibt in der ganzen Theaterwelt.“ Dennoch konnten sich die zwei Schauspieler mit sehr viel Übung in die ausgewählten Rollen hineinversetzen, auch wenn sich diese Aufgabe vor allem anfangs als schwer herausstellte.

Friedo: „Welche Maßnahmen oder Vorbereitungen habt ihr getroffen, um eurer Rolle gerecht zu werden?“

E und Z: Das Gefühl der Verliebtheit kann nur dann geprobt werden, wenn der Text bereits sitzt. Beim Üben des Textes wurden die zwei Schauspieler häufig daran erinnert, wie wahr die Message unseres Stücks ist, weshalb man sich häufig mit seiner Rolle identifizieren konnte. Damit wird der Anschein eines verliebten Paares deutlich, da die beiden ähnliche Ansichten teilen und gemeinsam der konservativen, ideologischen Welt den Kampf ansagen.

  • Eine weitere zentrale Rolle dieses Stücks ist die Lehrerin, welche aufgrund ihrer liberalen Meinung im Konflikt mit ihrer Klasse steht. Auch der Schülerin, die diese Rolle spielt, wurden Fragen zum Stück gestellt.

Friedo: „Fällt es dir in deiner Rolle schwer, sich mit der Schülerschaft politisch auszutauschen, auch wenn diese überhaupt nicht deiner Meinung sind?“

Lehrerin: „Ja, mir fällt das teilweise schon schwer. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich in den Szenen eingreifen muss, in der die meisten Schüler größer sind als ich, aber das gestaltet sich häufig als schwierig.“ Sonst – so die Meinung der Schauspielerin – hält sie sich in solchen Momenten häufig zurück, oder versucht, diese mithilfe verbaler Kommunikation zu lösen. Sie legt dabei Wert auf das Respektieren anderer Meinungen, das aktive Zuhören und eine friedliche Lösungsfindung.

Friedo: „Welche Message vertritt das Theaterstück für dich?“

Lehrerin: „Dass man die Meinung von Schülern, oder allgemein von Jüngeren nicht unterschätzen sollte“. Zudem ist die heutige Generation häufig am ’struggeln‘ oder kämpfen, was von der älteren Generation missverstanden werden kann, weshalb es zu einer solchen politischen Meinungsverschiedenheit kommen kann, die wir derzeit haben.  

  • Essenziell für die Stimmung eines Theaterstücks ist die Musik, welche von einigen Schülerinnen und Schülern live während der Aufführung gespielt wird.

Friedo: „Würdet ihr sagen, dass ihr eine wichtige Rolle im Theater spielt?“

Musiker: „Ja, Musik macht ja ganz viel Emotionen aus, die bei einem Theaterstück vermittelt werden. Deswegen ist diese ausschlaggebend für die Atmosphäre.“

Friedo: „Hattet ihr Schwierigkeiten in so kurzer Zeit als Band zu funktionieren?“

Musiker: „Natürlich ist eine solche musikalische Anforderung nicht einfach, weshalb von uns Musikern viel Engagement und Ehrgeiz gefordert wird. Wir sind auch ständig dabei, alles zu perfektionieren, da wir immer besser werden wollen. Wir wollen den Zuhörer*innen schließlich das bestmögliche Musik- und Theatererlebnis bieten, deswegen geben wir unser Bestes, was jedoch nicht einfach ist.“

Das Spielen der Stücke läuft von Mal zu Mal besser, doch gerade am Anfang war häufig unklar, welche Musikstücke oder Songs man spielen will und wann diese gespielt werden sollen. Die Planung dahinter gestaltete sich deshalb häufig als nicht so einfach heraus.

  • Ausschlaggebend für die Atmosphäre eines Stücks ist zudem die Licht- und Tontechnik, welche dieses Jahr besonders gefordert wird. Dieser Job läuft ausschließlich im Hintergrund ab, ist jedoch gerade besonders für die Teilnehmer attraktiv, die genau das im Theater suchen.
  • Eine weitere wichtige Rolle im Theater stellen die Künstler dar, welche für die Bühnengestaltung und die Kostümplanung zuständig sind. Während des Theaterstücks sind sie für die Szenenwechsel zuständig und halten zudem die Schauspieler informiert, wann der nächste Einsatz ist.
  • Aufgaben, wie die der Souffleusen, oder die des Social Media- und Fototeams dürfen ebenfalls nicht vergessen werden.
  • Besonders wichtig – insbesondere auf den Theatertagen – war die Rolle des Kochs, welche Herr Badde freundlicherweise übernommen hat. Ohne ihn wäre ein solcher Exkurs gar nicht erst möglich gewesen.

Hinter einem solchen Theaterstück steckt sehr viel Aufwand, welcher sich aus Sichter des Theaterseminars spätestens bei der Aufführung, am 25. und 26.2.2025 auszahlen wird.

Unsere Autorin und Seminarteilnehmerin Laura meint: Wir freuen uns auf euer zahlreiches Erscheinen und hoffen, dass ihr mithilfe dieser Interviews einen Einblick hinter die Kulissen eines Theaters bekommen konntet.

Text/Fotos: Laura E., Lucas B., Tizian P.