Reiche, selbstgefällige und vor allem scheinheilige junge Frau, die nichts besser im Kopf hat, als Songs über Liebeskummer zu schreiben und nebenbei mit ihren Model-Freundinnen Cocktails zu schlürfen. Am Besten beides gleichzeitig, bezahlt von den über dreihundert Milionen Dollar auf ihrem Konto. Untermauert mit ihrer absoluten, abgrundtiefen Talentlosigkeit.

Im Vergangenen Jahrzehnt war das teilweise Taylor Swifts Image in der Öffentlichkeit. Und viele Menschen kauften den Medien das Bild ab, weil ihr niemand glauben wollte oder sich intensiv mit ihrer Musik befasste. Sie ist eine Pop-Ikone, die zwar Stadion für Stadion füllt und mit ihren Alben massenhafte Rekorde bricht, aber wen interessierten schon Erfolge, wenn ihr Privatleben viel pikanter ist? Mit wem ist sie zusammen ist, über wen sie die Songs schreibt und was sie mit der Kohle anfängt.


Dass sie aber im Alter von 16 (!) ein eigenes Country-Album herausgebracht hat (Debüttitel „Taylor Swift“) wissen die wenigsten, genauso dass ausschließlich sie diejenige ist, die die Lieder schreibt. Ihr drittes Album „Speak Now“ ist ohne Co-Songwriter entstanden. Und das hört man. Und die eine Millionen Käufer in der ersten Woche der Veröffentlichung bestätige das auch.

Es gibt viele Dinge, die sie unbeschreiblich machen. An erster Stelle ihr Songwriting – wie schon erwähnt – eine Rarität vor allem im Genre Country (ihrem Debütgenre) und ihrem berühmteren, bekannteren und gängigeren Genre Pop-Musik. Außerdem das Talent, eine Bandbreite an Fans über mehrere Jahre mit neuen Songs und Genres zu überraschen – und jedes Mal gibt sie ihnen eine persönliche Note. Denn man muss sich eingestehen: selbst ihre größten Hater kennen ihre Songs.

Aber die Faszination an Taylor Swift ist, dass sie als einzelne Sängerin, die mit Vorurteilen überhäuft wird und noch dazu einen gebrochen Ruf hat, die Popkultur von 2010 so geprägt hat, wie kein anderer Sänger oder keine andere Sängerin. Ihr Album 1989 (Ihr wisst schon, das mit „Shake It Off“ – ich bezweifle nämlich, dass jemand die Titel der Alben tatsächlich kennt) ist der komplette Durchbruch ihrer Karriere gewesen. Plötzlich war sie im Mittelpunkt: ihre Songs posaunten aus allen Radios und ihre YouTube-Videos wurden mittlerweile 21.185.076.701 geklickt. Bekomm das mal als herkömmliches, verträumtes Mädchen aus Pennsylvania hin.

Sie hat eine enge Beziehung zu ihren Fans (lädt diese sogar in ihr Haus ein, sie selbst nennt das die „Secret Sessions“) und versteckt regelmäßig Easter Eggs in ihren Posts, Videos und den Lyrics selbst. Ihr Einfluss ist bemerkenswert. Und andere Stars wie Ariana Grande übernehmen ihre Art, geheime Botschaften zu verstecken.

Taylor hinterließ und hinterlässt auch weiterhin Fußabdrücke in der Popkultur. Nicht nur in der Popkultur, sondern in der gesamten Musikindustrie. Sie fing mit Country an, zog zu Pop, überquerte kurzzeitig düsteren Pop mit Dubstep-Elementen, machte eine kurze Rückkehr zu Country und befindet sich zurzeit in dem Genre Indie/Folk. Sie kann es sich erlauben, ihre loyalen Fans wissen genau, was sie von Taylor erwarten können und sie selbst weiß es zu nutzen.

Für viele Menschen sorgt Taylor Swift für einen bitteren Nachgeschmack. Für andere ist sie eine Sängerin, Billboards „Woman of the decade“ und für andere ein Idol. Für wieder andere eine Tochter und Freundin. Am wichtigsten ist es, wer sie für sich selbst ist, denn in ihren Songs spiegelt sie genau das wieder.

P.S. In „Miss Americana“ auf Netflix sieht man ihre Perspektive. Ihren Alltag und ihre emotionalsten Momente (Auf jeden Fall eine Empfehlung, wenn ihr mir das Fazit dieses Textes immer noch nicht abkaufen könnt).

Kommentar von Vanessa S.