Herzlich Willkommen, liebe Leserinnen und Leser!

Autor: Vanessa S. (Seite 2 von 5)

„Pouring The Whiskey“ – Vanessa S. | Kurzgeschichten über das Thema Trennung (Kapitel 3)

Kapitel drei

Jill, 53

Ich wurde einst gefragt, wie ich vergangene Beziehung sehe. Wie ich die vor Jahren zerbrochene Ehe mit meinem Mann sehe. Was ich davon halte. Wenn überhaupt. Die Frage, wie ich sie sehe, konnte ich leichter beantworten als die Frage, was ich davon hielt.

Vergangene Liebe verweilt in dir wie eine Schneekugel, sie ist die ganze Zeit dort, unbeholfen, unberührt. Ein Moment in einer Glaskugel, den man nicht verändern kann. Du möchtest deinen Finger ausstrecken und dein vergangenes Ich anstupsen, um ihm oder ihr mitzuteilen, dass er oder sie sich bewegen soll, aber nichts bewegt sich, weil das Glas dazwischen liegt und dich aufhält. Und wenn du darin erinnert wirst, an etwas, was dich in die Zeit zurückbringt, fängt auch der Schnee in der Kugel zu fallen, und langsam immer mehr Details zuzudecken.

Besser kann ich Liebe nicht beschreiben.

Wenn es um Liebe geht, scheint den meisten Menschen jede mögliche Metapher einzufallen, um ihre Gefühle beschreiben zu können. Blumenfelder, Herzen, Frühlingsgefühle. Die Ehe mit meinem Mann war ein einziges blutiges Dornenfeld gewesen. Wie hätte es auch anders ausgehen können, Ratlosigkeit und Zeitdruck waren unsere Triebmittel, Hass und Distanz unsere Vorboten für die Scheidung.

Das liegt drei Jahre zurück.

Wie jedes Wochenende habe ich mich auf den Weg ins „Cold Rose“ gemacht, um irgendwie unter Menschen zu gehen. Solange, bis ich das Gefühl habe, genug Gesichter gesehen zu haben, und ihres zu suchen.

Ich suche seit achtunddreißig Jahren nach ihrem Gesicht. Versuche, die schwarzbraunen Augen zu erkennen, die schwarzen Haare wehen zu sehen und ihre süße Stimme zu hören. Wenn ich ganz alleine bin, habe ich manchmal das Gefühl, die Sehnsucht nach ihr liegt wie eine dünne Betonschicht auf mir, und verlangt, dass ich mich mit allem, was ich besitze, wieder einen Flug nach Sistiana, Norditalien, buche.

Wie vor achtunddreißig Jahren.

Wie sie jetzt wohl aussieht?

Ich kann sie mir genau vorstellen. Um ihre dunklen Augen finden sich Krähenfüßchen. Wenn sie blinzelt, verdecken ihre Wimpern die geprägte Farbe um ihre Pupille, in der man sich selbst spiegeln sehen kann. Auf ihren Wangenknochen liegt eine blassrosa Tönung, und am Ende ihrer Wangen sieht man erste Altersflecken, die sie überhaupt nicht älter wirken lassen, weil ihre Ausstrahlung jugendlicher ist als die erste Frühlingsknospe.

Ich war fünfzehn als ich sie das erste Mal sah. Der Flug und die Fahrt nach Norditalien waren anstrengend gewesen und ich wollte nur noch schlafen. Aber meine Eltern drängten mich dazu, vorher etwas zu essen und so ging ich mit schlechter Laune mit ihnen essen.

Sie muss älter als ich gewesen sein, sie war viel größer als ich und kellnerte in dem Restaurant, das unterhalb unseres Hotels war.

Als ich sie sah, fühlte ich, wie ein Blitz in mein Herz schoss und mich kurzzeitig total lähmte. Und ihr muss es ähnlich ergangen sein, sie hatte stillgestanden und die Cola, die meine Eltern mir bestellt hatten, mit ihren verkrampften Fingern festgehalten.

Alle Momente, die ich mit ihr in den damals künftigen Tagen sammelte, beschränkten sich auf kleine Gelegenheiten, sie im Restaurant anzusehen und sie dabei zu beobachten, wie sie die anderen Gäste bediente. Wenn sie mich erwischte, wie ich sie ansah, drehte ich mich weg, nur um in wenigen Sekunden später festzustellen, dass auch sie mich beobachtete. Meine Eltern drängte ich dazu, mehr und mehr Kaffee zu trinken, damit ich mehr Zeit hatte, sie anzusehen.

Ich bin mir sicher gewesen, dass diese Schwärmerei in etwas hätte münden können, das mich bis heute paralysiert hätte.

Jahrelang habe ich mir eingeredet, dass meine Fantasien über diese junge Frau nicht wichtig waren. Dass sie nur das Ergebnis meiner ereignislosen Welt waren, irgendwas. Aber wo auch immer mich das Leben führte, ich hielt diese Schneekugel bei mir.

Und jedes Mal, wenn ich versuchte, mich in der Vergangenheit zu sehen, wie ich sie ansprach, desto bitterer wurde die Realität. Wo ist sie jetzt? So vergangen wie meine Chance, und ich vermag mir zu behaupten, dass ich mich nie vollständig fühlen würde für den Rest meines Lebens.

Ich erinnere mich noch daran, wie viele bunte Kleider ich mir mitgenommen und in diesen zwei Wochen angezogen hatte, um sie zu beeindrucken und dazu zu bringen, mich zu sehen. Wie ich damals nicht wusste, dass ich mit zwanzig besser aussehen würde als mit fünfzehn, und wie ich mir mit vierzig gewünscht hatte, wieder so schlank zu sein wie in meinen Dreißigern. Ich wusste nichts, aber ich war neugierig, und ich wollte, dass diese junge Frau mehr für mich werden würde als es wurde.

 Jetzt in der „Cold Rose“-Bar zu sitzen und darauf zu hoffen, diese Frau zu sehen, die mich schon immer heimsuchte, brachte mich dazu, Whiskey zu bestellen und die Zeit abzuwarten, bis ich wieder nachhause gehen durfte. Meine Tochter Betty möchte, dass ich sozialer werde. Sie hat mich entscheiden lassen, zwischen einem wöchentlichen Restaurantbesuch, einem Café oder einem Club für Singles. Ich nahm die erste Option und wandelte es in Bar um. Perfekt.

Die Besucher gehen ein und aus, trinken, lachen, werden müde und verschwinden. Es ist schon spät, die Nacht küsst den Morgen und irgendwo da draußen ist sie. Die einzige Frau, für die ich alles geben würde, um sie noch ein weiteres Mal zu sehen.

Annie, 27

Alles hätte klappen können. Alles hätte klappen können. Alles hätte verdammt noch mal klappen können.

»Ja, noch einen bitte«, weise ich den Barkeeper an, ohne von meinem Glas aufzuschauen.

Und ich hätte nicht zugelassen, dass uns etwas trennt.

An Tagen, in denen jeder Sonnenschein weg ist, sucht man die Strahlen in sich selbst oder in der Person, die man am liebsten hat. Was besonders schwer für mich ist, dass mir erst jetzt auffällt, wie viel ich für ihn verschwendet habe.

 Vor zwanzig Jahren habe ich ihn das erste Mal gesehen. Vor neunzehn Jahren sind wir Freunde geworden. Vor zehn Jahren haben wir uns verliebt. Vor fünf Jahren haben wir uns verlobt. Und vor zwei Stunden habe ich meine beste Freundin in unserem Bett gesehen, während er aus der Dusche gestiegen ist.

Ich bin in die erstbeste Bar geflüchtet, nicht um meine Sorgen zu ertränken, das nützt nichts. Aber um mir klar zu werden, dass mich bald der absolute Herzschmerz ereilen wird, nachdem ich aufgehört habe, zu verneinen, was passiert ist.

Nein, Maxton hat das nicht getan. Er liebt mich noch. Er liebt mich doch?

»Alkohol wird dir nichts bringen«, sagt jemand neben mir.

Ich schaue auf.

»Jetzt und später nicht.« Eine ältere Dame mit einem warmen Lächeln sieht mich an und deutet stumm auf das volle Glas Whiskey.

»Ich weiß«, murmle ich und lege den Kopf erschöpft in den Nacken. Ich brauche dringend eine warme Dusche und eine Zeitmaschine, die mich zwanzig Jahre zurücksetzt. Und vielleicht doch noch das Glas vor mir.

»Aber ich habe keine Ahnung, was ich sonst machen soll«, höre ich mich sagen. Meine Finger umklammern das Glas.

Die Frau hat ein typisches Nashville-Outfit an, und die typische Ausstrahlung. Ich frage mich, warum ich gerade auf sie hören möchte, sie hat genauso ein Glas vor sich.

»Du sollst da durch, wo du gerade durchmusst – aber wirklich, Liebes, am besten ohne Alkohol. Niemand ist es wert, seine eigene Gesundheit aufs Spiel zu setzen.«

Die leise Country-Musik in der Bar und die warme Atmosphäre lassen mich sekundenlang vergessen, wie ich mich fühle. Was ist so schwer daran, sein Zuhause zu behalten? Warum bekommen das viele Menschen hin, und ich nicht?

»Sie haben recht«, antworte ich. Ich schenke ihr ein mattes Lächeln und als sie es erwidert, spüre ich, wie sich Tränen in meiner Kehle bilden. Ich umfasse das Glas fester und presse die Lippen aufeinander.

»Das wird wieder, auch, wenn es sich nicht danach anfühlt«, fügt sie hinzu. Ich spüre, dass sie mich ansieht, doch ich tue es nicht, weil ich weiß, dass ich sofort in Tränen ausbrechen würde. Ich wollte es gerade nicht.

Ich wollte noch einen Moment stark sein, diese Stärke, die ich über meine Emotionen genieße. Es war zu früh, um zu weinen.

»Warum sind Sie hier?«, frage ich stattdessen mit zitternder Stimme.

Mir gehen alle möglichen Sorgen durch den Kopf. Was werden unsere Familien sagen? Wird er ihnen sagen, was er getan hat, oder es unter den Teppich kehren und mich als Böse dastehen lassen? Was wird passieren?

Und vor allem: Was jetzt?

Sie rutscht einen Stuhl näher zu mir, zwischen uns bleibt einer frei. »Wahrscheinlich aus demselben, aus dem du hier bist«     

Ich zucke mit den Schultern. »Liebeskummer.«

Sie nickt. Sie scheint älter zu sein, wie meine Eltern. Aber ihre Ausstrahlung macht sie glatt zehn Jahre jünger.

»Es wird alles wieder gut«, sagt sie und legt eine Hand auf meine Schulter. Die Geste fühlt sich gut und richtig an, und auch, dass mir einige Tränen aus den Augen laufen. Sie laufen einfach, ich kann es nicht zurückhalten.

Ich bin bald dreißig, und alles, was ich hatte, hatte ich mit Maxton, während er Dinge ohne mich hatte. Noch nie hat sich ein Schmerz so unfair und geltend angefühlt wie jetzt. Der Horizont, auf den ich zu schauen glaubte, war eine Wand, und das Fenster, zu dem ich mich drehe, hat nicht mehr zu bieten als ein verregnetes Feld an vertrockneten Blumen.

Aber wer weiß, vielleicht fühlt es sich ja genauso an, neu zu beginnen? Manchmal muss alles kaputt gehen, damit es neu aufgebaut werden darf. Egal, wie unfair es ist, das Faire wartet noch. Es möchte zu dir.

Und vielleicht muss das kaputte Herz einfach selbst neu beginnen und sich selbst aufbauen.

Ende

„Pouring The Whiskey“ – Vanessa S. | Kurzgeschichten über das Thema Trennung (Kapitel 2)

Wenn Liebe allein nicht reicht, was dann?

Nashville, Tennessee, The Cold Rose Bar

Kapitel zwei

Jack, 29

Ich starre die junge Frau vor mir an, die gerade entweder zu viel oder zu wenig Selbstbewusstsein besitzt. Als Barkeeper steht es mir nicht zu, den Menschen zu sagen, dass sie bestimmte Getränke nicht trinken sollten, es sei denn, sie sind minderjährig, aber Himmel, diese Frau wog wahrscheinlich kaum mehr als ein Teenager.

»Wie bitte?«, frage ich und lache nervös.

»Einen Whiskey, bitte.« Ihre langen, schwarzen Locken hüpfen auf ihren Schultern herum. Eindeutig zu viel Selbstbewusstsein.

Ich nicke langsam und versuche, meinen fixierten Blick auf diese Frau loszuwerden. Es fällt mir schwer und ich muss auf dem Absatz kehrt machen und kräftig durchatmen. Ich wusste, dass es passieren würde.

Ich täusche vor, eine weitere Flasche Whiskey aus dem Lager zu holen, dabei muss ich mich kurz bewegen, um herauszufinden, was zur Hölle da eben in mir passiert ist. Verdammt. Ich habe eine schöne Frau gesehen, und jetzt?

Wahrscheinlich fühle ich mich so schuldig, weil die Trennung von Marissa erst zwei Monate her war. In den acht Monaten, in denen wir einander mehr ausgehalten statt geliebt haben, kam ich trotzdem nicht um den Gedanken herum, mir eine Zukunft mit ihr auszumalen. Ihre Tochter Amy, ist auch einer der Gründe gewesen, weil sie einfach ein putziger kleiner Quälgeist ist, den man liebhaben muss. Ich frage mich, von wem sie das hat, schließlich ist ihr Vater verschwunden wie ein Geist und ihre Mutter nach besagten zwei Monaten zu ihm zurückgekehrt.

Vier Jahre nachdem sie getrennt waren. Zwei Jahre war sie allein mit Amy. Und acht Monate hat sie aufgegeben, um dem Mann eine Chance zu geben, der sein einfachstes Versprechen – nämlich da zu sein – einfach gebrochen hat wie einen Ast.

Nichtsdestotrotz hole ich eine Flasche Whiskey und rase zurück zur Theke. Während ich die Frauen auf der anderen Seite bediene, um ihnen noch eine Runde auszugeben, erwische ich mich dabei, wie ich die Frau, die eben hierhergekommen ist, ansehe. Und zwar immer wieder. Wie ein Verrückter.

»Jack!«, rief jemand. Ich drehte mich um und entdeckte Paul, der mich zu sich winkte. Er zog sich seinen Cowboyhut auf und stand bereits auf, grub nach seinem Portemonnaie. Ich ging zu ihm, sagte ihm den Preis und kassierte das Geld ein.

»Eines noch«, sagt er und bedeutet mir, mich ebenfalls über die Theke zu beugen. »Ich glaube, das ist sie.«

Ich sehe ihn perplex an und lehne mich zurück. Er klopft mir auf die Schulter und dreht sich dann und geht, lacht dabei. Ich spiele mit dem Geld in der Hand, dann stopfe ich es in die Kasse und gehe zur Frau zurück.

Ich wage es nicht, sie anzusehen, denn ich ahne bereits, dass ich sie ansonsten anstarren würde. Ich stelle schweigend das Glas vor sie, öffne eine brandneue Flasche und möchte einschenken. Die Zeit scheint stehen zu bleiben.

»Warum Whiskey?«, höre ich mich fragen.   

Ihre eisblauen Augen blitzen hervor, treffen mich direkt in die Seele. Heilige Scheiße, ich glaube definitiv nicht an Liebe auf den ersten Blick, aber heilige Scheiße, wenn es sich so anfühlt, dann verstehe ich absolut, wenn Menschen davon erzählen.

Sie denkt einen Moment lang über meine Frage nach, schluckt sichtbar. »Liebeskummer.«

»Warum?«

Ich haue mir innerlich gegen die Stirn – wie konnte ich nur? Habe ich alle Manieren und meine Professionalität drüben im Lagerraum gelassen?

Ich schenke ihr den Whiskey ein und schiebe das Glas mit dem Finger auf sie zu. Ich beginne mich zu fragen, ob sie tatsächlich trinken wird. Und bevor ich den Gedanken zu Ende denken kann, schnappt sie sich das Glas, hält es an ihre Lippen, legt den Kopf nach hinten und trinkt alles aus.

»Er hat mir seit zwei Monaten keine Antwort mehr geschrieben« Sie haut das Glas auf den Tisch, sieht mich todernst an, rollt aber dann mit den Augen. »Nein, er ist nicht tot, er ist…«

»Ein Vollidiot«, murmle ich und finde den Mut, ihr Gesicht von der Nähe zu betrachten. Sie hat volle rote Lippen, eisblaue Augen, dunkle Locken. Ihre Nase ist klein und stupsig, ihre Kieferlinie definiert und scharf, verleiht ihr dadurch eine ganz persönliche, anziehende Femininität. Ich versinke wieder in ihren Augen, erst dann bemerke ich, dass sie langsam anfängt zu lächeln und meinen intensiven Blick zu erwidern.

»Ja, ein Vollidiot.«

Billy, 25

Owen Pittmann, dann Jonathan Pittmann und Ashley Pittmann. Ich habe mir immerzu Gedanken gemacht, wie unsere Kinder heißen würden. Manchmal zu oft, und eigentlich umsonst. Nichts ist schmerzvoller als auf ein Knie zu fallen und danach zu fragen, ob sie den Bund der Ehe eingehen möchte, wenn man danach – wie ich – auf eine Bar zusteuert.

Veronica Pittmann hätte sie geheißen.

Ich wusste, dass sie den Namen ihres Partners annehmen wollte – ich kenne sie seit ich sieben bin.

Unsere Namen wären in goldgeschwungener Schrift auf weißes Papier geprägt worden, unsere Ringe wären Gold gewesen, und wir hätten die Jahre überstanden, bis hin zur Goldenen Hochzeit. Alles davon.

Ich laufe in die Bar, mein Blick ist starr auf die Theke gerichtet, und in meinem Kopf schwirrt nur ein Gedanke, Bourbon, pur. Ein junger Barkeeper bedient eine junge Frau und ich hätte sofort umdrehen können, weil das allein reicht, um Salz in die frisch geschnittene Wunde meines Herzens zu streuen.

Ich beiße die Zähne zusammen, und als der Barkeeper bei mir ist, order ich meinen Bourbon.

»Moment, nein«, sage ich und überlege kurz. »Whiskey, keinen Bourbon.«

Er nickt und schenkt mir meinen Whiskey ein.

Ich trinke.

Menschen scheinen die Behauptung zu mögen, dass Liebe allein nicht ausreichen würde, um eine Beziehung halten zu können. Aber, wenn Liebe allein nicht reicht, was dann? Wo soll es mich noch hinführen, wenn nicht zu ihr?

Die Szene von heute spielt sich in meinem Kopf ab. Ich habe alles geplant gehabt, Rosen gekauft, Rosenblätter und beides im Schlafzimmer und im Wohnungsflur verteilt. 127 Kerzen gekauft, alle angezündet. Die Schatulle überprüft, in denen der goldene Ring saß.

Sie kam rein, ich wartete.

Sie zog ihren Mantel aus, ihr Gesicht wirkte überrascht und gleichermaßen gequält.

Ich nahm ihre Hand, führte sie zu mir.

Sank auf mein Knie, blickte hinauf.

Fragte sie.

Und sie zögerte.

Löste ihre Hand von meiner, um sie vor ihr Gesicht zu halten, ihre Augen zu verbergen, weil sie angefangen hatte, zu weinen.

Schmerzlich zu weinen.

Minuten später versicherte sie mir, sie wollte noch weiterhin mit mir zusammenbleiben, doch ich hatte mir meine Schlüssel geschnappt und war hinausgefahren. Durch die Natur, durch die Felder, die Orte unserer gemeinsamen Kindheit.

Und hier gelandet.

Und am allerliebsten wäre ich hier für immer geblieben.

Ende von Kapitel 2.

„Pouring the Whiskey“ – Vanessa S. | Kurzgeschichten über das Thema Trennung (Kapitel 1)

Wenn Liebe allein nicht reicht, was dann?

Nashville, Tennessee, The Cold Rose Bar

Kapitel eins

Paul, 42

Die Empfindung des größten Triumphs fühlt sich atemberaubender an, sobald man ihn nicht mehr hat. Wir Menschen sind vom Tod oft nur Sekunden entfernt, und wenn wir Glück haben, sehr viele, lange Sekunden. Und mit jedem Jahr, den wir dem Tod näherkommen, verlangen wir den Triumph bei uns zu haben. Für mich war und wird der beste Triumph meines Lebens eines sein: Stephanie Miller.

Fünf Jahre sind vergangen, seid ich besagten Triumph habe fallen lassen, und noch immer lasse ich die Kaffeemaschine am Abend an. Noch immer möchte ich vor dem Händewaschen meinen Ring ausziehen. Noch immer drehe ich meinen Kopf beim Aufstehen nach links, um zu erwarten, dass ich ihr schönes Gesicht sehe.

Es sind die kleinen Dinge, die wirklich wehtun.

Möge man behaupten, Liebe vergeht irgendwann, wenn sie nur ins Leere trifft, spricht man nicht über den Mittevierzigjährigen, der durch seine Sturheit und vielleicht auch seinen Stolz die Frau fürs Leben verloren hat.

Die Bar, in der ich sitze, hat eine gemütliche, fast schon schläfrige Atmosphäre. Die Wände sind zugekleistert mit Erinnerungsstücken, mit Bildern von für mich fremden Personen. Auf den Tischen stehen keine Kerzen, sondern Rosen. Die Lichter an der Decke hängen in Öllampen hinunter, um im Hintergrund spielt ein Dolly Parton-Song, den ich nur erkannt habe, weil er seit Stunden läuft. Andernfalls hätte ich niemals herausgefunden, dass Dolly Parton singt. Vielleicht liegt es auch an dem Whiskey, dessen letzter Schluck seit Minuten im Glas auf mich wartet.

Meine Kehle ist verdammt trocken, und ich lecke mir über die Lippen, bevor ich austrinke und dann ohne die Miene zu verziehen, das leere Glas zurückstelle. Ich bilde mir ein, den Schatten auf meinem Ringfinger noch immer zu sehen und schüttle dann den Kopf.

Lache leise.

Und bestelle noch eine Runde.

»Wie Sie wünschen, Sir«, sagt der Barkeeper und holt den Whiskey unterm Tresen hervor. Er ist ein junger, lieber Mann, dichtes schwarzes Haar und ein unkompliziertes Lächeln. Ein Frauenmagnet, der anscheinend überhaupt nicht interessiert ist, Bekanntschaften mit Frauen zu machen. Die Mädchen auf der anderen Seite der Bar starren ihn schon die gesamte Zeit an. Sie wagen verschiedene Flirtversuche, alle davon gehen daneben.

Er schenkt mir den Whiskey ein, und stützt sich an der Theke ab.

»Kann ich noch etwas für Sie tun?«

»Meinetwegen können Sie Feierabend machen.«

Der Barkeeper lacht. »Ich gebe es meinem Chef weiter.«

Ich schwenke den Whiskey in meinem Glas hin und her. Mein Blick ist auf die bernsteinfarbene Flüssigkeit gerichtet.

»Wie weit würden Sie gehen, wenn der Teufel vor Ihnen steht und Ihnen mitteilt, Ihre Frau wieder zurückzubringen, wenn Sie ihm Ihre Seele verkaufen?«, frage ich.

»Ist Ihre Frau tot?«, entgegnet er. Ich mag ihn, er ist direkt, redet nicht zu viel um den heißen Brei herum.

Ich schüttle den Kopf. »Geschieden.«

Er nimmt sich selbst ein Glas, schenkt aber keinen Whiskey ein, zu meiner Überraschung ist es Mineralwasser. Ein komisches Bild für meine Augen, aber immerhin ist er vernünftig. Greift nicht sofort zur Flasche, scheint sich unter Kontrolle zu haben.

Darauf trinke ich einen.

»Ich würde sehr weit gehen«, erklärt er und trinkt ebenfalls einen Schluck. »Aber würde ich meine Seele verkaufen, obwohl ich geschieden bin? Nein. Nein, tatsächlich nicht, Sir.«

Ich fange an zu lachen. »Daran merkt man, dass du noch nicht verheiratet warst.«

Er lässt sich vom Lachen anstecken.

»Wie heißt du?«

»Jack.«

»Also, Jack, ich bin Paul. Hör zu, wenn du noch nicht dieser einen Frau begegnet bist, die dich dazu bringen kann, alles zu machen – alles, Jack – dann ist der Pakt mit dem Teufel weit weg. Aber wenn, dann Gnade dir Gott. Denn dann tust du alles.«

Jack bedient zwischendurch die Mädchen, dann einen anderen Mann und kommt wieder zu mir. Ich lache erneut als ich sehe wie die Mädchen ihm hinterherstarren, und noch nicht geschnallt haben, dass der junge Mann keinen Finger rühren wird, sie genauso anzuschmachten. Ich frage mich, ob sie ihm überhaupt auffallen.

Er stößt ein Seufzen aus und trinkt den Rest seines Mineralwassers aus. »Und Sie, Paul? Haben Sie alles getan?«

»Nein«, sage ich sofort.

Jack runzelt die Stirn. »Und für die Frau, für die Sie nichts gemacht haben, würden Sie einen Pakt mit dem Teufel eingehen?«

Wie erklärt man einem Kind, das noch nie ein Fahrrad gesehen hat, was eines ist, oder wie man es fährt? Die Schwierigkeit liegt darin, nichts zu sagen. Denn einiges davon muss man selbst herausfinden, einiges ist nur durch die eigene Erfahrung wirklich nützlich. Wie das Fahrradfahren selbst, wie das Schwimmen, wie das Leben, wie das Lieben.

Wie alles.

Aber ich kann meinen neu gefundenen Freund Jack nicht ohne Rat zurücklassen.

Ich trinke meinen Whiskey aus und knalle das Glas, ohne Angst vor einem Schaden, auf den Tisch. Es brennt in meiner Kehle.  

»Vielleicht siehst du deine Liebe des Lebens noch heute, dann wirst du wissen, was es heißt, alles zu riskieren, aber nichts zu geben.«

Anastasia, 21

Verliebt man sich, so scheint es als flüchtet man aus dem Tag-ein-Tag-aus-Gedränge, und ob die Welt sich weiter dreht ist eine andere Sache. Ernüchternd wird es, wenn das Verliebt sein so schlagartig in Trauer umgewandelt wird, dass man keine Zeit hat, es zu verneinen, oder wütend zu sein.

Dann sieht man erst, dass die Welt sich weiterdreht.

Oh, und sie hat sich die gesamte Zeit schon weitergedreht.

Wie festgewachsen halte ich mein Smartphone in der Hand und wechsle meinen Blick vom schwarzen Bildschirm zu der Bar, die vor mir steht. Ich überlege schon seit drei Minuten, ob ich durch die Türe gehen und mich hineinsetzen soll. Meine Gedanken sind befleckt von Sorgen. Wie würde ich aussehen? Ein junges Mädchen sitzt in einer Bar und trinkt schon seit langem viel zu viel Alkohol.

Wegen einem Typen, der mir nicht geantwortet hat.

Nachdem er eine Woche Zeit gehabt hatte.

Und, nachdem wir zwei lange Monate miteinander verbracht haben als würden wir einander länger kennen. Wie verarbeitet man so etwas, wenn das Herz und der Kopf sich einig waren, diese Person nicht mehr loslassen zu wollen?

Die Wahrheit ist, ich habe ihn nie gehalten.

Noch nicht einmal annähernd.

»Miss?« Ein junger Mann kommt auf mich zu.

Ich hebe die Brauen und sehe ihn erwartungsvoll an. Ich stehe mitten auf dem Weg, aber er könnte genauso um mich herumlaufen. Er sieht nett aus. Braune Haare, braune Augen, ein typisch amerikanisches Gesicht und ein kariertes geöffnetes Hemd auf seinen Schultern. Wirklich, sehr nett.

»Ja?« Ich lächle ihn an.

Wer weiß, vielleicht ist er ja mein Mr Right?

»Sie stehen vor meinem Wagen.«

Wer weiß, vielleicht brauche ich doch die riesige Menge Alkohol?

»Natürlich. Tut mir leid.« Ich stelle mich auf die Seite, und stecke dann mein Handy seufzend in die Hosentasche. Was bleibt mir jetzt noch übrig?

Ich tue das einzig Richtige und gehe in die Bar.

Sie macht ihrem Name alle Ehre. The Cold Rose. Auf den Tischen sind Rosen, oben Öllampen. Es spielt Country-Music, und die Hälfte der Menschen registriert mich nicht einmal. Um aber nicht unnötig aufzufallen, gehe ich an die Bar und setze mich auf einen Hocker.

Es riecht nach Alkohol und Parfüm.

Ich ziehe meine Lederjacke aus und lege sie neben mich auf den Tresen. Der Barkeeper würde gleich kommen, und ich war fest entschlossen, etwas auszuprobieren, was ich vorher noch nicht getan hatte.

Ich war einundzwanzig.

Hatte Liebeskummer.

Eine Reihe an Erfahrungen offen, die ich machen wollte.

»Und für Sie?«, fragte der Barkeeper.

Ich leckte mir über die Lippen, versteckte mein Lächeln. Es war wahnsinnig, aber so war ich nun mal.

»Ich möchte bitte einen Whiskey.«

Ende von Kapitel 1.

Eine Chance für uns? Das Europäische Jahr der Jugend 2022

Was ist das Europäische Jahr der Jugend?

Am 27. Januar diesen Jahres begann das sogenannte “Europäische Jahr der Jugend“. Genau wie seit 1983 gibt es „Europäische Jahre“, die bestimmte Themen haben und gemeinsam an einer Verbesserung des Bündnisses arbeiten. Dieses Jahr sind es die Jugendlichen, die mehr Chancen bekommen sollen – also für uns besonders interessant!

Welche Ziele verfolgt es?

»Die EU will junge Menschen in diesem Jahr mehr in den Fokus rücken und unter anderem Freiwilligenprogramme stärken«, heißt es unter anderem auf der Webseite der Bundesregierung. Es gibt verschiedene Ziele und vor allem Erwartungen an dieses Jahr. Und auch, weil Jugendliche aufgrund der Corona-Pandemie auf so vieles verzichtet haben, um andere zu schützen, gibt es jetzt diese Chance für uns.

  • Die Jugendarbeitslosigkeit bekämpfen
  • Jungen Menschen Mut machen, politische Entscheidungen zu treffen und sie vor allem darin integrieren
  • Bei beruflichen Entscheidungen mehr Hilfe anbieten

Mit Seminaren, Debatten und zum Beispiel auch Festivals soll dieses Jahr gefeiert werden. Das verspricht die Bundesregierung unter anderem auch auf ihrer Website. Die mentale Gesundheit ist außerdem ein Gesprächsthema, bei dem nicht weggehört werden sollte. In Debatten soll über Prävention, Aufklärung und Behandlungen diskutiert werden.

Wo kann ich mich anmelden?

Um hautnah dabei zu sein und sich zu registrieren, kann man sich auf der EU-Website zum „Jahr der Jugend“ anmelden.

Text: Vanessa S.

„Zu schnell geflüchtet, um Fuß zu fassen“: Die Gedichte der „Open Mind Night“ an der FOS/BOS Friedberg

Im Folgenden werden nach und nach Gedichte und „Slams“ der „Open Mind Night“ 2022 veröffentlicht.

Winter – Vanessa S.

Meine ersten Schritte gelangen mir mit seiner Hand,

mein erstes Königreich bauten wir aus Sand.

Das erste Mal bin ich gefallen, er fing mich auf,

wir spielten zusammen,

und er nahm seine wichtige Zeit in Kauf.

Tausende Erinnerungen, hunderte Tränen,

tausendmal gelacht, zwischen Wünschen und Plänen.

So viel gewollt, so viel getan und erreicht,

er hat mir gezeigt, das schönste Ziel ist nie leicht.

Jahre spulten vor, ich wurde gut und richtig,

ich habe nichts davon gewusst, als wäre es unwichtig.

Er brachte jeden zum Lachen, verfolgte sein Leben,

dachte, dass sei sein Wille, sein bestimmtes Streben.

Er sagte: „Das Leben wirft Steine auf dich,

versuche auszuweichen, such‘ das Licht.“

Aber das erklärte meine Sorge nicht.

Bis ich verstand, jedes Jahr kommt der Winter.

Doch für ihn jeden Tag.

Egal, was er tat, er schob sein Leid zurück,

was er erreichte, erreichte er mit Arbeit, nicht mit Glück.

Er unterstützte, doch ihn unterstützte niemand,

immer am Lachen, aber den Rücken an der Wand.

Immer am Lachen, aber so oft im Stich gelassen,

Zu schnell geflüchtet, um Fuß zu fassen.

Aber das erklärte meine Angst nicht.

Bis ich verstand, jedes Jahr kommt der Winter.

Doch für ihn jeden Tag.

Was andere zu ihm sagten, erwähnte er nie,

er hörte mir aber immer zu, ich frage mich wie.

Was er durchmachte, war nicht fair,

er hielt durch, als wäre es nicht schwer.

Er erzählt, ich falle auseinander wie eine Perlenkette,

und zerbreche wie Glas.

Aber das erklärte meine Panik nicht.

Bis ich verstand, jedes Jahr kommt der Winter.

Doch für ihn jeden Tag.

Er steht auf, er macht weiter und er gewinnt,

Er sieht die Freude wie ein Kind.

Er ist talentiert, reflektiert und prägt,

Dass er jeden um sich herum rettet, bleibt unerwähnt.

Sieht denn niemand, was für ein Held er ist?

Er malt alles so bunt, doch in ihm ist es trist.

Aber das erklärt meine Hoffnung nicht,

bis ich verstand, jedes Jahr kommt der Winter.

Doch für ihn jeden Tag.

Deine ersten Schritte gelangen ohne Hand,

dein erstes Königreich zerfiel in Sand.

Das erste Mal bist du gefallen, keiner fing dich auf.

Aber ich bin hier,

nehme alles für immer in Kauf.

Bin eine Soldatin und hole dich zurück ins Leben,

und werde die Welt von deinen Schultern heben.

Für dich kommt der Winter jeden Tag.

Dann lass uns vorerst einen Schneemann bauen.

Mens sana in corpore sano | Wie sehr strapazieren mentale Gesundheit und Stress und unsere Zukunft?

Mens sana in corpore sano; ein gesunder Geist in einem gesunden Körper. Denn schließlich ist unser Organismus und unser Kopf verknüpft, nicht selten sind wir anfälliger für Krankheiten, wenn wir die mentale Gesundheit vernachlässigen, ein hohes Stresslevel haben und uns Sorgen plagen. Da bleibt eine Frage definitiv offen: Was tun wir, wenn unsere mentale Gesundheit die Zukunft beeinflusst?

Mentale Gesundheit und wo sie zu finden ist

Im Wörterbuch wird mental als geistig definiert, den Bereich des Verstandes betreffend. Unter Gesundheit findet man gesund sein, sich wohlfühlen. Setzt man beides zusammen, kommt man auf geistiges Wohlbefinden. Und eben das ist, was wir im Laufe des Alltags vernachlässigen. Wir finden mentale Gesundheit in uns selbst, gerade dann, wenn der Körper einen fast schon vom Schreibtisch wegzieht, nachdem man stundenlang auf einen Bildschirm gestarrt und kaum zu Ruhe gefunden hat. Er signalisiert uns, dass die Dinge nicht richtig sind, indem er Schlaf verlangt, Zucker oder vielleicht einfach eine Pause. Das Wichtige hierbei ist, auf seinen Körper zu hören und ihm eine nötige Rast zu gönnen. Wir sind Menschen, wir können nicht mit vier Stunden Schlaf auskommen, und Stress können wir nicht jeden Tag bewältigen sondern nur in Ausnahmesituationen.

Stress und seine schlimmeren Folgen

Cortisol, ein körpereigenes Hormon, wird vermehrt bei Stress freigesetzt. Eigentlich eine gute Sache – so schaffen wir es zum Beispiel rechtzeitig die Hausarbeit abzugeben, das Referat fertig zu machen oder alle Aufgaben des Tages in zwei Stunden zu bewältigen. Wenn wir jedoch einen dauerhaften Cortisol-Ausschuss haben, kann das zu verschiedenen Krankheiten führen: Bluthochdruck, Herzerkrankungen und Schlafstörungen sind nur drei der Übeltäter.

Doch wie kommt es überhaupt dazu, dass wir gestresst sind? Nun, viele von uns haben nun mal stressige Jobs oder befinden sich in einer Stressphase, was sich auf das gesamte Leben auswirkt, zum Beispiel ein*e Arzt*in oder der Prüfling im letzten Semester, oder wir haben oft genug Phasen im Leben, in denen Ruhe ein Fremdwort zu sein scheint. Wir vernachlässigen Pausen, wodurch wir uns automatisch weniger Zeit für uns selbst nehmen. Und hier kommt die mentale Gesundheit ins Spiel, wenn wir sie ignorieren, beschert sie uns ein paar nicht erstrebenswerte Folgen: wir sind unruhiger, unglücklicher, trauriger und wenn wir nicht aufpassen, können Erkrankungen wie Panikattacken und Depressionen auf der Tagesordnung stehen.

Und… Unsere Zukunft?

Ja, was ist denn eine Zukunft voller Stress? Eine stressige Zukunft? Nein, eine unglückliche Zukunft. Wenn wir uns mit Arbeit eindecken und kaum noch Luft bekommen, können wir nicht erwarten, dass sich das Kommende ändert. Wir müssen jetzt handeln, unsere mentale Gesundheit jetzt beachten und unseren Stress jetzt reduzieren. Im Internet und in Fachbüchern gibt es genug Hinweise, Tipps und Regeln, wie man mentale Gesundheit beachten und seinen Stress bewerkstelligen kann. Denn unsere Zukunft hängt von unserem Jetzt ab.

Es ist essentiell, auf sich zu achten, und nicht nur seinen Körper, sondern auch seinen Geist zu entgiften. Nicht jedes Problem muss sofort gelöst werden, wir leben alle mehr im Einklang und in Harmonie mit uns selbst, wenn wir auf unsere mentale Gesundheit achten und uns bewusst Pausen gönnen. Denn für unsere Zukunft brauchen wir einen gesunden Körper und einen gesunden Geist.

Text: Vanessa S.

„Dear Diary“ | Wie das Tagebuchschreiben mir half, mich selbst besser zu verstehen

Tagebücher sind verbreiteter und populärer als wir denken

Worte aufzuschreiben, die nicht fiktiv, sondern persönlich in uns „verankert“ sind, haben in unserer Geschichte und in den heutigen Medien einen ganz eigenen Platz. So muss man nur zurückdenken, und man sieht viele Menschen, die in vergangenen Zeiten über ihre Erfahrungen berichtet haben wie Anne Frank oder Franz Kafka. In den Medien gibt es beispielsweise Gregs Tagebuch, das von Jeff Kinney, in denen Greg die Probleme aufschreibt, die ihn als heranwachsenden Jungen beschäftigen.

Kein Zwang

Viele Menschen beginnen, Tagebuch zu führen. Die Gründe sind unterschiedlich, meistens jedoch wollen die Schreiber*innen sich selbst besser kennenlernen. Aber wie oft habe ich schon erlebt, dass viele nach den ersten zehn Seiten aufgeben. Für viele beginnt das Schreiben als Ritual, als Routine und wird dann zu einem Zwang. Ich muss diese Seite vollschreiben, ich muss solange schreiben, bis meine Fingerknöchel knacksen, ich muss… ich muss… Stopp. Eigentlich muss man gar nichts.

Es muss nicht mal regelmäßig sein, solange man schreibt, wie man es braucht. Von dem her sollte man sich nicht selbst im Weg stehen und sich zwingen, zu schreiben, wenn man es nicht möchte. Tagebuchschreiben sollte als Therapie genutzt werden, man sollte alles, was die Seele verstopft, einfach mal unbeschwert loswerden. Das Einzige, was vielleicht beachtet werden sollte, ist, dass man nicht zu negativ über sich selbst schreibt. Mit dem Schreiben tut man sich zu aller erst selbst einen Gefallen.

Die Reise zwischen den Zeilen

Ich persönlich fing mit dreizehn an, Tagebuch zu schreiben. Meine Sorgen von damals hingen sehr an der Schule, an Noten, an anderen Menschen. Damals bedeutete es für mich schon eine große Angst, wenn ich eine schlechte Note mit nach Hause brachte und wusste, dass niemand davon begeistert sein würde. Als ich das letzte Mal über die Seiten geblättert habe, ist mir aufgefallen, wie viel ich doch gelernt habe. Meine Sorgen jetzt gelten zwar auch oft der Schule, aber statt mir jetzt den Kopf zu zerbrechen, wie schlecht die letzte Arbeit lief, beginne ich, ruhig darüber nachzudenken, wie die nächste besser werden könnte.

Von dem her sollte sich jeder bewusst werden, dass das Tagebuchschreiben helfen kann, zu sehen, wo man angefangen hat, und wo man jetzt ist. Die Sachen, die uns früher beschäftigt haben, werden wie kleine Meilensteine gesehen, weil sie uns geholfen haben, dort zu sein, wo wir jetzt sind. Es ist eine Reise zwischen den Zeilen; die Reise für uns als Persönlichkeit.

Und wie fange ich an?

Am besten jetzt.

Es reichen immer die „Basics“, um es auszuprobieren. Ein Notizbuch und ein Stift und ein bisschen Zeit. Vielleicht hört ihr nebenbei Musik oder geht nach draußen oder trinkt einen Tee? Lasst eurer Kreativität freien Lauf, probiert euch aus. Ihr liebt es, zu zeichnen? Dann zeichnet in die Seiten rein. Klebt, unterstreicht, schneidet – was auch immer. Denkt immer daran, dass ihr euch selbst einen Gefallen tun wollt!

Text: Vanessa S.

Produktivität im Alltag: 5 Dinge, die man während des Zähneputzens machen kann! 

Andere verschwenden ihre Zeit, doch mit diesen Lifehacks wird das Zähneputzen zu den produktivsten Minuten deines Tages!

Jeder von uns macht es: Zähneputzen (hoffentlich!). Wer die Minuten dann lieber auf dem Handy verbringt, aber eigentlich etwas anderes machen möchte, für den gibt es in diesem Artikel fünf Alternativen, die er/sie währenddessen machen kann. Vielleicht schafft man auch alle fünf, wer weiß?

1. Kopfrechnen!

Wer kann mich verstehen? Mathematik allein ist schon ein Problem, doch wenn es ums Kopfrechnen geht, sind alle Fähigkeiten eingerostet. Wenn man die drei bis vier Minuten damit verbringt, nur zu putzen, kann man währenddessen auch etwas rechnen. Und wer weiß, vielleicht spart man es sich dann irgendwann, den Taschenrechner zu zücken, weil man sich doch sehr sicher ist?

Hier ein paar Beispielaufgaben:

36 + 21 =

15 + 42 =

56 x 89 =

127 + 129 =

2003 + 12 =

56.293 + 98334 =

45.219 – 23.774 =

19.891 x 44 =

72.755 – 55 =

1.000.070 x 25.458.493 =

2. Balancieren üben!

Versuche dich auf ein Bein zu stellen und das Gleichgewicht zu halten. Fixiere dich am besten auf einen Punkt. Vielleicht putzt du zwei Minuten auf dem rechten, zwei Minuten auf dem linken Bein. Wenn du das regelmäßig (oder vielleicht jeden Tag) übst und wiederholst, kannst du die Balance gut halten und mehr Körpersicherheit bekommen. Bald wirst du dann nicht mehr so viel wackeln und kannst dir locker auf einem Bein die Zähne putzen 🙂

3. Den nächsten Tag planen!

Fallen dir auch wichtige Termine oder Erinnerungen ein, während du dir die Zähne schrubbst? Dann ab in den Kalender! Und wenn du schon dabei bist, kannst du dir auch ganz einfach den nächsten Tag planen und musst das nicht noch machen, wenn du aufstehst oder dich Schlafen legst. Mache ich sehr oft und ist unglaublich empfehlenswert!

4. Aufräumen!

Sobald man die Zahnbürste im Mund hat, möchte man am liebsten nur noch putzen und warten. Aber es ist erstaunlich zu sehen, wie viel nebenbei erledigt werden kann. Man räumt schmutzige Kleidung in die Wäsche oder kann benutzte Gläser wegräumen. Das bedeutet im Umkehrschluss mehr Platz, mehr Ordnung und mehr Zeit für andere Dinge.

5. Dehnen und Bewegen!

Wenn man schon nicht wirklich etwas zu tun hat, kann man die Zeit auch nutzen, um seine Beine oder den Rücken zu dehnen. Oder sich allgemein ein wenig dabei zu bewegen. So steht man nicht nur herum und wartet, sondern tut auch etwas Gutes für seinen Körper. Am besten man setzt sich einen Timer und macht einige Übungen. Wer in der Früh noch nicht richtig wach ist, kann damit sicherlich Routine gewinnen.

Text: Vanessa S.

»Ich habe abgetrieben.« | Abtreibung – das wahrscheinlich größte Tabuthema aller Zeiten

Ich weiß, dass dieses Thema „triggernd“ ist, und viele Aspekte vertreten werden, die nicht mit jeder Meinung übereinstimmen. Wer empfindlich auf dieses Thema reagiert, sollte einen anderen Artikel lesen. Der Artikel spiegelt auch nicht die Meinung aller Redaktionsmitglieder wider.

Was ist Abtreibung?

Eine Abtreibung ist die Beendung des Lebens noch vor der Geburt. Durch verschiedene medizinische Eingriffe (Medikamentöser Abbruch, Absaugmethode, Ausschabung, Gebärmutterentfernung) wird der Embryo daran gehindert, sich weiterzuentwickeln. Die Auseinandersetzung mit der Abtreibung spaltet Meinungen häufig in zwei Seiten, weswegen auch Diskussionen sehr emotional behaftet sind, und es nie zu einem Kompromiss kommen könnte.

Abtreibung als Grundrecht?

In vielen Debatten rund ums Abtreiben kommt eine Frage meistens am Anfang: Das Selbstbestimmungsrecht der Frau oder das menschliche Leben – was kommt zuerst?

Wer es nicht weiß: In Deutschland sind Abtreibungen nicht per se erlaubt, nur unter bestimmten Bedingungen dürfen sie durchgeführt werden (medizinische oder kriminologische Indikation). Der Paragraph 218 ist bei Pro-Choice-Aktivisten – diejenigen, die die Meinungen vertreten, dass die Abtreibung die alleinige Entscheidung der Frau ist – kein Kompromiss. Sie finden meist, dass er noch viel zu schwerwiegend sei (siehe unten). Auf der Seite der Lebensschützer scheint der Paragraph 218 auch nicht jeden zufrieden zu stellen.

Was beide Seiten jedoch vereint, ist, dass eine Schwangerschaft häufig ein hohes Armutsrisiko mit sich führt. Immer wieder hört man auf beiden Seiten – also sowohl bei den Pro-Choice-Aktivisten als auch den Lebensschützern, dass die Gesellschaft nicht kinderfreundlich genug ist, um beispielsweise eine alleinerziehende Mutter ihr Kind großziehen zu lassen. Geldprobleme, gesellschaftlicher Status – alles führt dazu, dass die Wahl ein Kind zu bekommen (besonders, wenn man alleine ist) nicht genug Zustimmung bekommt. Daher könnte die Entscheidung bei vielen Schwangeren dazu führen, das Kind nicht zu bekommen.

Die Frage, wo das Leben beginnt

In der Wissenschaft scheint diese Frage nur bedingt beantwortet. Während viele Wissenschaftler*innen befürworten, dass das Leben mit der Zeugung beginnt, sind Sperma- und Eizelle für andere nur das Potential für ein menschliches Leben – der Mensch würde sich kontinuierlich entwickeln, und sei damit nicht gleichzusetzen mit einem geborenen Menschen.

Viele Lebensschützer sind gläubig, und dieser Fakt darf nicht außer Acht gelassen werden. Sie halten sich oft an religiöse Befunde und Glaubenssätze, die ihre Meinung stark beeinflussen. So auch ihre Haltung, wo das Leben beginnt. Pro-Choice-Aktivisten bilden oft ihre eigenen Wertevorstellungen davon, die Moral unterscheidet sich stark.

Aber wo beginnt denn dann das Leben? Diese Frage wird wohl immer unbeantwortet bleiben – und daraus resultiert auch das Problem, ob Abtreibung erlaubt sein sollte oder nicht, ob es ein Grundrecht sein sollte oder die Gesetzeslage bestehen bleiben sollte.

Der Paragraph §218

Die Folgen einer illegalen Abtreibung sind Geldstrafen oder eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren. In besonders schweren Fällen, so heißt es im StGb, sind die Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren ausgeweitet. Wie oben schon erwähnt, ist der Paragraph umstritten. Und wenn man sich die Gründung dieses Paragraphen ansieht, weiß man auch, wieso.

Der Paragraph stammt aus dem Jahr 1871 (15. Mai 1871) (!).

Ein ziemlich veraltetes System, und eine ziemlich veraltete Grundhaltung gegenüber Abtreibungen, die unbedingt beachtet werden sollte. Wir leben schließlich in einer modernen Gesellschaft.

Der Grund, wieso ich diesen Artikel verfasst habe

Ich bin Pro-Choice-Aktivistin und finde, dass Abtreibungen in aller erster Linie die Mutter betreffen. Sie muss die Schwangerschaft austragen und das Kind auf die Welt bringen, was nicht nur körperliche Veränderungen, sondern auch psychische Veränderungen (oder auch Belastungen) mit sich bringen kann. Also sollte sich auch die alleinige Vollmacht haben. Sie sollte meiner Meinung nach ihrer Selbstbestimmung folgen, wenn sie das möchte.

Ich verstehe Lebensschützer, aber häufig kommt es mir so vor, als wäre das Kind nur bis zur Geburt wichtig. Wie es danach aufwächst, unter welchen Umständen, und vor allem wie lange scheint nicht zur Debatte zu stehen. Aber wie fühlt es sich für ein Kind an, in einem Umfeld aufzuwachsen, das es bereits verstoßen hätte, wenn es könnte? Ein Kind jahrelang ohne Liebe aufwachsen zu lassen ist in Ordnung, aber das Kind davor zu schützen, in dem man es nicht so weit kommen lässt, nicht? Wo liegt der Sinn dahinter?

Das „Weil“, das meist auf eine Abtreibung folgt, ist unwichtig. Das ist der Grund für meinen Artikel.

Ich habe abgetrieben, weil das Geld nicht reicht.

Ich habe abgetrieben, weil ich vergewaltigt wurde.

Ich habe abgetrieben, weil ich kein Kind möchte.

Ich habe abgetrieben, weil mein Lebensstil nicht dazu passt.

Ich habe abgetrieben, weil ich zu alt bin.

Ich habe abgetrieben, weil ich zu jung bin.

Ich habe abgetrieben, weil ich mich nicht bereit fühle.

Warum ersparen wir uns nicht das „Weil“ und sagen einfach:

Ich habe abgetrieben.

Das ist der Grund für meinen Artikel. Ich möchte das Tabuthema aufbrechen und die Gründe dahinter zeigen. Vielleicht entscheide ich mich irgendwann, einen weiteren dazu zu schreiben oder sogar meine Meinung zu ändern. Doch warum müssen wir uns rechtfertigen?

Und was sagst Du dazu?

Kommentar/Text: Vanessa S.

»Der Abend der Vielfalt« | Die wunderschöne „Open Mind Night“ der FOS/BOS

Die „Open Mind Night“ der FOS/BOS Friedberg fand am vergangenen Donnerstag in der Aula der Schule statt und begeisterte das Publikum aus SchülerIinnen und Lehrkräften.

Unter einem zahlreichen (getesteten und geschützten) Publikum wurde unsere „Open Mind Night“ von allen SchülerInnen und Lehrkräften inszeniert und durch unsere Haupt-Moderatoren Michele und Andy durch den Abend geleitet. Die Teilnehmer konnten ihre Talente in Gedichten, Tanzbewegungen, Filmen und Musik präsentieren und jeden einzelnen von uns begeistern. Wir wurden durch ein Kaleidoskop aus Eindrücken, Farben, Stimmungen und allen voran dem Grundsatz der Vielfalt und Toleranz geleitet, welches viele inspirierende Augenblicke schaffen konnte.

Jeder von uns hatte die Möglichkeit, sich mit der Frage auseinander zu setzen, inwiefern Alltagsrassismus, fehlende Toleranz und unter anderem auch sexuelle Gewalt den Alltag beeinflussen. Die Talente zeigten, dass diese schwerwiegenden Themen in einer schönen Darstellungsweise jeden erreichen und vor allem etwas bewegen können. Die berührenden Texte zogen uns in den Bann, die erstaunlich gut ausgearbeiteten Filme der SchülerInnen konfrontierten uns mit Themen wie Rassismus und Drogen.

Unsere „Open Mind Night“ wurde von jedem Gast wertgeschätzt, und wir bedanken uns nochmal herzlich bei allen Beteiligten für ihre Arbeit, ihre Ausarbeitung und für diesen wunderschönen, vielfältigen Abend!

Text: Vanessa S.

« Ältere Beiträge Neuere Beiträge »