„Pouring the Whiskey“ – Vanessa S. | Kurzgeschichten über das Thema Trennung (Kapitel 1)

Wenn Liebe allein nicht reicht, was dann?

Nashville, Tennessee, The Cold Rose Bar

Kapitel eins

Paul, 42

Die Empfindung des größten Triumphs fühlt sich atemberaubender an, sobald man ihn nicht mehr hat. Wir Menschen sind vom Tod oft nur Sekunden entfernt, und wenn wir Glück haben, sehr viele, lange Sekunden. Und mit jedem Jahr, den wir dem Tod näherkommen, verlangen wir den Triumph bei uns zu haben. Für mich war und wird der beste Triumph meines Lebens eines sein: Stephanie Miller.

Fünf Jahre sind vergangen, seid ich besagten Triumph habe fallen lassen, und noch immer lasse ich die Kaffeemaschine am Abend an. Noch immer möchte ich vor dem Händewaschen meinen Ring ausziehen. Noch immer drehe ich meinen Kopf beim Aufstehen nach links, um zu erwarten, dass ich ihr schönes Gesicht sehe.

Es sind die kleinen Dinge, die wirklich wehtun.

Möge man behaupten, Liebe vergeht irgendwann, wenn sie nur ins Leere trifft, spricht man nicht über den Mittevierzigjährigen, der durch seine Sturheit und vielleicht auch seinen Stolz die Frau fürs Leben verloren hat.

Die Bar, in der ich sitze, hat eine gemütliche, fast schon schläfrige Atmosphäre. Die Wände sind zugekleistert mit Erinnerungsstücken, mit Bildern von für mich fremden Personen. Auf den Tischen stehen keine Kerzen, sondern Rosen. Die Lichter an der Decke hängen in Öllampen hinunter, um im Hintergrund spielt ein Dolly Parton-Song, den ich nur erkannt habe, weil er seit Stunden läuft. Andernfalls hätte ich niemals herausgefunden, dass Dolly Parton singt. Vielleicht liegt es auch an dem Whiskey, dessen letzter Schluck seit Minuten im Glas auf mich wartet.

Meine Kehle ist verdammt trocken, und ich lecke mir über die Lippen, bevor ich austrinke und dann ohne die Miene zu verziehen, das leere Glas zurückstelle. Ich bilde mir ein, den Schatten auf meinem Ringfinger noch immer zu sehen und schüttle dann den Kopf.

Lache leise.

Und bestelle noch eine Runde.

»Wie Sie wünschen, Sir«, sagt der Barkeeper und holt den Whiskey unterm Tresen hervor. Er ist ein junger, lieber Mann, dichtes schwarzes Haar und ein unkompliziertes Lächeln. Ein Frauenmagnet, der anscheinend überhaupt nicht interessiert ist, Bekanntschaften mit Frauen zu machen. Die Mädchen auf der anderen Seite der Bar starren ihn schon die gesamte Zeit an. Sie wagen verschiedene Flirtversuche, alle davon gehen daneben.

Er schenkt mir den Whiskey ein, und stützt sich an der Theke ab.

»Kann ich noch etwas für Sie tun?«

»Meinetwegen können Sie Feierabend machen.«

Der Barkeeper lacht. »Ich gebe es meinem Chef weiter.«

Ich schwenke den Whiskey in meinem Glas hin und her. Mein Blick ist auf die bernsteinfarbene Flüssigkeit gerichtet.

»Wie weit würden Sie gehen, wenn der Teufel vor Ihnen steht und Ihnen mitteilt, Ihre Frau wieder zurückzubringen, wenn Sie ihm Ihre Seele verkaufen?«, frage ich.

»Ist Ihre Frau tot?«, entgegnet er. Ich mag ihn, er ist direkt, redet nicht zu viel um den heißen Brei herum.

Ich schüttle den Kopf. »Geschieden.«

Er nimmt sich selbst ein Glas, schenkt aber keinen Whiskey ein, zu meiner Überraschung ist es Mineralwasser. Ein komisches Bild für meine Augen, aber immerhin ist er vernünftig. Greift nicht sofort zur Flasche, scheint sich unter Kontrolle zu haben.

Darauf trinke ich einen.

»Ich würde sehr weit gehen«, erklärt er und trinkt ebenfalls einen Schluck. »Aber würde ich meine Seele verkaufen, obwohl ich geschieden bin? Nein. Nein, tatsächlich nicht, Sir.«

Ich fange an zu lachen. »Daran merkt man, dass du noch nicht verheiratet warst.«

Er lässt sich vom Lachen anstecken.

»Wie heißt du?«

»Jack.«

»Also, Jack, ich bin Paul. Hör zu, wenn du noch nicht dieser einen Frau begegnet bist, die dich dazu bringen kann, alles zu machen – alles, Jack – dann ist der Pakt mit dem Teufel weit weg. Aber wenn, dann Gnade dir Gott. Denn dann tust du alles.«

Jack bedient zwischendurch die Mädchen, dann einen anderen Mann und kommt wieder zu mir. Ich lache erneut als ich sehe wie die Mädchen ihm hinterherstarren, und noch nicht geschnallt haben, dass der junge Mann keinen Finger rühren wird, sie genauso anzuschmachten. Ich frage mich, ob sie ihm überhaupt auffallen.

Er stößt ein Seufzen aus und trinkt den Rest seines Mineralwassers aus. »Und Sie, Paul? Haben Sie alles getan?«

»Nein«, sage ich sofort.

Jack runzelt die Stirn. »Und für die Frau, für die Sie nichts gemacht haben, würden Sie einen Pakt mit dem Teufel eingehen?«

Wie erklärt man einem Kind, das noch nie ein Fahrrad gesehen hat, was eines ist, oder wie man es fährt? Die Schwierigkeit liegt darin, nichts zu sagen. Denn einiges davon muss man selbst herausfinden, einiges ist nur durch die eigene Erfahrung wirklich nützlich. Wie das Fahrradfahren selbst, wie das Schwimmen, wie das Leben, wie das Lieben.

Wie alles.

Aber ich kann meinen neu gefundenen Freund Jack nicht ohne Rat zurücklassen.

Ich trinke meinen Whiskey aus und knalle das Glas, ohne Angst vor einem Schaden, auf den Tisch. Es brennt in meiner Kehle.  

»Vielleicht siehst du deine Liebe des Lebens noch heute, dann wirst du wissen, was es heißt, alles zu riskieren, aber nichts zu geben.«

Anastasia, 21

Verliebt man sich, so scheint es als flüchtet man aus dem Tag-ein-Tag-aus-Gedränge, und ob die Welt sich weiter dreht ist eine andere Sache. Ernüchternd wird es, wenn das Verliebt sein so schlagartig in Trauer umgewandelt wird, dass man keine Zeit hat, es zu verneinen, oder wütend zu sein.

Dann sieht man erst, dass die Welt sich weiterdreht.

Oh, und sie hat sich die gesamte Zeit schon weitergedreht.

Wie festgewachsen halte ich mein Smartphone in der Hand und wechsle meinen Blick vom schwarzen Bildschirm zu der Bar, die vor mir steht. Ich überlege schon seit drei Minuten, ob ich durch die Türe gehen und mich hineinsetzen soll. Meine Gedanken sind befleckt von Sorgen. Wie würde ich aussehen? Ein junges Mädchen sitzt in einer Bar und trinkt schon seit langem viel zu viel Alkohol.

Wegen einem Typen, der mir nicht geantwortet hat.

Nachdem er eine Woche Zeit gehabt hatte.

Und, nachdem wir zwei lange Monate miteinander verbracht haben als würden wir einander länger kennen. Wie verarbeitet man so etwas, wenn das Herz und der Kopf sich einig waren, diese Person nicht mehr loslassen zu wollen?

Die Wahrheit ist, ich habe ihn nie gehalten.

Noch nicht einmal annähernd.

»Miss?« Ein junger Mann kommt auf mich zu.

Ich hebe die Brauen und sehe ihn erwartungsvoll an. Ich stehe mitten auf dem Weg, aber er könnte genauso um mich herumlaufen. Er sieht nett aus. Braune Haare, braune Augen, ein typisch amerikanisches Gesicht und ein kariertes geöffnetes Hemd auf seinen Schultern. Wirklich, sehr nett.

»Ja?« Ich lächle ihn an.

Wer weiß, vielleicht ist er ja mein Mr Right?

»Sie stehen vor meinem Wagen.«

Wer weiß, vielleicht brauche ich doch die riesige Menge Alkohol?

»Natürlich. Tut mir leid.« Ich stelle mich auf die Seite, und stecke dann mein Handy seufzend in die Hosentasche. Was bleibt mir jetzt noch übrig?

Ich tue das einzig Richtige und gehe in die Bar.

Sie macht ihrem Name alle Ehre. The Cold Rose. Auf den Tischen sind Rosen, oben Öllampen. Es spielt Country-Music, und die Hälfte der Menschen registriert mich nicht einmal. Um aber nicht unnötig aufzufallen, gehe ich an die Bar und setze mich auf einen Hocker.

Es riecht nach Alkohol und Parfüm.

Ich ziehe meine Lederjacke aus und lege sie neben mich auf den Tresen. Der Barkeeper würde gleich kommen, und ich war fest entschlossen, etwas auszuprobieren, was ich vorher noch nicht getan hatte.

Ich war einundzwanzig.

Hatte Liebeskummer.

Eine Reihe an Erfahrungen offen, die ich machen wollte.

»Und für Sie?«, fragte der Barkeeper.

Ich leckte mir über die Lippen, versteckte mein Lächeln. Es war wahnsinnig, aber so war ich nun mal.

»Ich möchte bitte einen Whiskey.«

Ende von Kapitel 1.

„Bring anything but your backpack“: Mottowoche an der FOS/BOS Friedberg

Letzten Freitag, den 29. April, fand an unserer Schule der „Bring anything but your backpack”-Tag statt! Ob Lehrer oder Schüler:innen – an diesem Freitag ist jeder auf die noch so sonderbarste Idee gekommen. Von Schüssel über Kinderwagen bis hin zum Kühlschrank: Hier findet ihr unsere feine Auswahl an den kreativsten Einfällen zum Mottotag!

Wusstet ihr eigentlich, dass…

unsere Biologie- und Chemie-Lehrerin Ursula Tauer

… in ihrer Kindheit gerne Tierärztin werden wollte,

… in ihrer Freizeit gerne Volleyball spielt, wandert und liest,

… auch zu Hause experimentiert,

… in ihrer Kindheit Bakterienkulturen gezüchtet hat,

… Zockerspiele auf dem Ipad von Schülerinnen und Schülern im Unterricht auf die Palme bringen,

… gerne Gin Tonic trinkt und allgemein gerne in Saures beißt,

… ihre Lieblingschemikalie „Hexan“ ist und sie es mit dem Alkan im Unterricht gerne mal knallen lässt,

… in ihrer Freizeit gerne „Grunge“ hört,

… gerne Ski fährt,

… Regensburg sehr gerne mag, weil sie dort studiert hat und die Kneipendichte sehr hoch ist,

… am liebsten Ferien mag,

… gerne Tiramisu isst,

… und den Lieblingsspruch „Wenn’s läuft, dann läuft’s!“ hat?

Interview: Gabriel T.

Selbsterfolg durch Achtsamkeit? Ein Interview mit Herrn Braun über Entschleunigung im Alltag

„Achtsamkeit“. Ein Begriff, der nicht ins tägliche Vokabular passt und doch begegnet er uns seit einigen Wochen vermehrt auch in der Schule. Grund dafür ist vor allem der von Psychologie-Lehrer Herr Braun gegründete Instagram-Account „psychologie_lounge“, der sich primär mit jenem Thema auseinandersetzt. Was es mit diesem Begriff auf sich hat und wie Achtsamkeit unser Leben positiv beeinflussen kann, das verrät Herr Braun uns im Interview.

friedo: Was ist Achtsamkeit?

Herr Braun: Achtsamkeit ist eine Methode, in der man sich aus dem Alltag heraus, mehr auf die wesentlichen Dinge konzentrieren kann. Genauer gesagt, versucht man den Stress, den man verspürt, ein wenig zu entschleunigen und mehr Ruhe in Körper und Kopf einziehen zu lassen, damit sich beides erholen kann.

friedo: Ist dieses Projekt aus Eigeninitiative oder zusammen mit Schüler:innen entstanden?

Herr Braun: Im Rahmen des Unterrichts ist diese Idee entstanden. In der 13. Klasse behandeln wir das Thema „Klinische Psychologie“, in der es um Therapie und Therapietechniken geht und in diesem Zusammenhang haben wir gemeinsam überlegt, wie eine solche typische Technik aussehen könnte und eine dieser Techniken ist eben Achtsamkeitstraining. Im Rahmen dieser 30 Tage „Achtsamkeitschallenge“ haben wir uns eben überlegt, wie man so etwas in der Realität umsetzen kann.

friedo: Sie haben es ja bereits angesprochen. Haben Sie bereits geplant, was auf die 30 Tage „Achtsamkeitschallenge“ auf ihrem Instagram Account folgen soll?

Herr Braun: Tatsächlich gibt es einen Plan, ja. Ich habe vor die ganze Schule, wenn möglich sogar mehrere, mit anderen „Challenges“ zu versorgen, wie zum Beispiel die „Glückschallenge“. Oder auch konkret fürs Abitur, habe ich zusammen mit einer Praktikantin geplant, Lerntipps zur Vorbereitung in den „Stories“ auf Instagram zu veröffentlichen.

friedo: Inwiefern kann Achtsamkeit das Leben der Schüler:innen und Lehrkräfte oder allgemein den Alltag positiv beeinflussen?

Herr Braun: Ganz einfach: Man wird nicht so schnell krank oder psychisch überfordert, sofern Achtsamkeit den ganzen Körper beruhigt, den Blutdruck senkt oder Stresshormone weniger ausgeschüttet werden. Das alles fördert unser Gesamtbefinden und unsere Motivation, denn man verspürt mehr Energie, um neue Sachen anzutragen. So kann Achtsamkeit unserem Leben in vielen Bereichen Hilfe leisten.

friedo: Leben Sie selbst achtsam?

Herr Braun: Ja, die Übungen, die ich hochlade, die mache ich auch selbst. Lange Zeit habe ich „Taijiquan“ (Tai Chi) mit einem Großmeister aus China gemacht und viele der Achtsamkeitsübungen habe ich auch aus dem Tai Chi, beziehungsweise dem „Qigong“ übernommen.

friedo: Jetzt noch eine persönliche Frage an Sie als Psychologielehrer: Nehmen Sie an, Sie wurden fälschlicherweise in eine Psychatrie eingewiesen, wie würden Sie versuchen zu überzeugen, dass sie gesunder, mentaler Verfassung sind?

Herr Braun: (lacht) Die Frage ist doch vor allem, wenn ich als undiagnostizierter Patient in einer solchen Psychiatrie lande, bin ich doch der Einzige in einer Welt Andersdenkender und ich glaube, dass ich mich an diese Welt erst einmal anpassen muss.

Interview: Janina W.

Eine Chance für uns? Das Europäische Jahr der Jugend 2022

Was ist das Europäische Jahr der Jugend?

Am 27. Januar diesen Jahres begann das sogenannte “Europäische Jahr der Jugend“. Genau wie seit 1983 gibt es „Europäische Jahre“, die bestimmte Themen haben und gemeinsam an einer Verbesserung des Bündnisses arbeiten. Dieses Jahr sind es die Jugendlichen, die mehr Chancen bekommen sollen – also für uns besonders interessant!

Welche Ziele verfolgt es?

»Die EU will junge Menschen in diesem Jahr mehr in den Fokus rücken und unter anderem Freiwilligenprogramme stärken«, heißt es unter anderem auf der Webseite der Bundesregierung. Es gibt verschiedene Ziele und vor allem Erwartungen an dieses Jahr. Und auch, weil Jugendliche aufgrund der Corona-Pandemie auf so vieles verzichtet haben, um andere zu schützen, gibt es jetzt diese Chance für uns.

  • Die Jugendarbeitslosigkeit bekämpfen
  • Jungen Menschen Mut machen, politische Entscheidungen zu treffen und sie vor allem darin integrieren
  • Bei beruflichen Entscheidungen mehr Hilfe anbieten

Mit Seminaren, Debatten und zum Beispiel auch Festivals soll dieses Jahr gefeiert werden. Das verspricht die Bundesregierung unter anderem auch auf ihrer Website. Die mentale Gesundheit ist außerdem ein Gesprächsthema, bei dem nicht weggehört werden sollte. In Debatten soll über Prävention, Aufklärung und Behandlungen diskutiert werden.

Wo kann ich mich anmelden?

Um hautnah dabei zu sein und sich zu registrieren, kann man sich auf der EU-Website zum „Jahr der Jugend“ anmelden.

Text: Vanessa S.

Lohnt sich der ganze Stress überhaupt? Tagebucheintrag einer Abiturientin

Liebes Tagebuch,

die Osterferien haben begonnen und damit die letzten Ferien vor dem Abitur. Noch vor einem Jahr habe ich meine Zeit damit verbracht, mich mit Freunden zu treffen und die Dinge zu tun, die mir wirklich Spaß machen, aber jetzt kann ich mir das eigentlich nicht erlauben, zumindest nicht die gesamten zwei Wochen lang.
Die Lehrkräfte erwarten von uns, dass wir uns durch unsere Stark-Abiturbücher kämpfen, Aufsätze schreiben und Kurvendiskussionen lösen bis die Köpfe rauchen, aber ich frage mich, ob das wirklich nötig ist?

Ist es nötig, dass ich jeden Morgen um Punkt 8 Uhr aufstehe, zwei Tassen Kaffee trinke, damit ich nicht direkt wieder einschlafe, mich dann an meinen Schreibtisch setze, bis zum Abend durcharbeite und meinen Magen zwischendurch mit Energydrinks und Fast Food fülle? Oder kann ich diese Phase auch anders angehen? Entspannter?

Die Vision die ich von diesen Ferien in meinem Kopf habe, ist ganz simpel, nämlich dass ich mir einen Plan erstelle, mit dessen Hilfe ich jeden Tag genau weiß, was zu tun ist. Doch die Realität wird ganz anders aussehen. Da bin ich mir sicher: Zunächst wird es eine ganze Weile dauern, bis ich mich überhaupt aufraffen kann, mich an meinen Arbeitsplatz zu setzen, danach muss ich mich entscheiden, mit welchem Fach ich beginnen möchte und werde höchstwahrscheinlich feststellen, dass ich auf keines Lust habe. Und sind wir mal ganz ehrlich, am Ende wird es sowieso darauf hinauslaufen, dass ich die ganze Zeit sinnlos am Handy sein werde, mit dieser kleinen Stimme im Ohr, die mir Schuldgefühle bereitet und mich daran erinnert, dass ich ja eigentlich produktiv sein müsste.

Ich wünschte, ich könnte in die Zukunft blicken und sehen, ob sich der ganze Stress überhaupt lohnt. Es ist schon krass, dass vier Prüfungen, vier Papierbögen, so viel Einfluss darauf haben, wie meine Zukunft aussehen wird. Ob meine Leistungen gut genug sind, um auf die Universität zu gehen, oder eine Ausbildung zu beginnen, oder ob sie so schlecht sind, dass ich nicht in der Lage sein werde, den Beruf auszuüben, den ich so gerne machen möchte.

Wenn ich überhaupt schon einen Traumberuf hätte. Es ist unfair, dass jetzt schon von uns erwartet wird, das wir wissen, welche Tätigkeit wir ausüben möchten, oder zumindest in welche grobe Richtung es gehen soll, dabei bin ich doch so unschlüssig. Es gibt viele verschiedene Bereiche, die mir gefallen, aber der Gedanke, dass ich eine konkrete Entscheidung treffen und diese bestenfalls die nächsten Jahrzehnte ausüben muss, löst großes Unbehagen in mir aus. Mir haben ja schon die zwei Halbjahre im Praktikum gereicht, obwohl ich mich zunächst darauf gefreut habe.

Dazu kommt noch das Wissen, dass ich 12 Jahre Schulzeit loslassen muss. Natürlich waren diese Jahre geprägt von langweiligen Unterrichtsinhalten, stressigen Prüfungsphasen und – gerade in den unteren Jahrgängen – unnötigen Streitigkeiten innerhalb meiner Klasse. Aber ich habe in dieser Zeit so viele Erfahrungen sammeln können, unvergessliche Momente mit meinen besten Freunden erlebt und bin erwachsen geworden.

Diese Phase meines Lebens loszulassen und mich vor allem auf etwas Neues einzulassen, das fällt mir schwer und zusätzlich noch diese Ungewissheit, was auf mich zukommen wird. Alles hat irgendwann ein Ende, aber ich fühle mich noch nicht bereit dafür, dieses Kapitel zu beenden und ein Neues anzufangen, dabei bleibt mir nichts anderes übrig.

Ich bin nicht die Einzige aus meinem Freundeskreis, die diesen Sommer ihr Abitur macht. Wir sagen zwar immer, dass der Kontakt weiterhin bestehen wird, aber wie soll das denn funktionieren, wenn die einen ins Ausland gehen, die anderen wegziehen, nach Berlin, Würzburg und München? Wieder andere fangen an zu arbeiten und sind unter der Woche kaum erreichbar. Natürlich haben wir im Gegensatz zu unseren Eltern damals einen Vorteil, weil wir über Social Media verbunden bleiben, aber nur weil man sich gegenseitig auf Insta folgt, heißt das nicht, dass die Freundschaft immer noch die gleiche ist.

Wie wird das erst werden, wenn ich sehe, wie sie alle neue Leute kennenlernen und in ihren neuen Lebensabschnitt starten, während ich hier bleibe? Werden jemals wieder alle Mitglieder aus dieser Gruppe zusammenkommen? Oder wird das Treffen nach der Zeugnisvergabe das letzte sein, an dem wir alle beisammen sein werden?

All diese Fragen machen mich ganz wahnsinnig, sie wandern durch meinen Kopf und lenken mich von meiner eigentlichen Mission ab: Mein Stark-Buch durchzukämpfen, Aufsätze zu schreiben und Kurvendiskussionen zu lösen.

Text: Yannika F.

Wusstet ihr eigentlich, dass…

unser Pädagogik- und Psychologie-Lehrer Peter Fischer…

… in seiner fünfzehnjährigen Schulkarriere nur vier Lehrer hatte, die er gut fand: die Grundschullehrerin, in der er damals verliebt war; den Kunst-Lehrer, der sich als einziger Lehrer für den Menschen hinter der „Fassade“ interessiert hat; den Latein-Lehrer, der zur Lernkontrolle lustige Spielchen im Unterricht einbaute; den Sozialkunde-Lehrer, der für sein Fach brannte und in ihm die Politik-Leidenschaft weckte,

… ursprünglich Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik studieren wollte, da man damit angeblich einen Haufen Geld verdient,

…erst durch den Zivildienst kapiert hat, dass es nicht um die Höhe des Gehalts geht, sondern darum, dass einem der Beruf Spaß macht und Sinn stiftet,

…jedes Jahr aufs Neue hofft, dass die Schüler:innen das Potential, das er in der 11. Klasse erkennt, auch in der 12. Klasse „rauslassen“,

… am meisten an seinem Fach PP mag, dass der Schwerpunkt mittlerweile auf der psychischen Gesundheit liegt (Resilienz, Emotionsregulation, Selbstwirksamkeit, Selbstverwirklichung, etc.),

… sein Zweitfach Sozialkunde (jetzt Politik und Gesellschaft) sehr vermisst und er davon träumt, das irgendwann wieder unterrichten zu können,

… immer noch findet, dass seine Studentenstadt Bamberg die schönste Kleinstadt Deutschlands ist,

… auf dem Land lebt und täglich Zeit in seinem Garten verbringt 

… in seiner Freizeit verrückte Hobbies wie Minigolfspielen und Klammwanderungen betreibt,

… versucht, bei der Erziehung seines Sohnes all die Dinge, die er seinen Schüler:innen in PP beibringen möchte, im Erziehungsalltag umzusetzen,

… außerdem eine richtige „Auf-Bäume-Kletter“-Leidenschaft besitzt und bei jedem Spaziergang mindestens einen Baum beklettert, 

… mittlerweile dank seiner Ehefrau mehr Polnisch versteht als Französisch, obwohl er damals sogar (, aber ehrlich gesagt erfolglos,) den Französisch-Leistungskurs besucht hat,

… ihm bei „Die Legende lebt“ warm ums Herz wird, aber ihm beim „Stern des Südens“ das kalte Grauen überkommt,

… sich jahrelang mehr oder weniger in einer Ein-Mann-Show für „Schule ohne Rassismus/Schule mit Courage“ engagiert hat und er jetzt so stolz und überglücklich darüber ist, dass die Kollegin Binner dieser so wichtigen Aktion neues Leben eingehaucht hat,

… er sich jeden Tag darüber freut, diesen Beruf ausüben zu dürfen, auch wenn die Leistungserwartungen selten erfüllt werden – denn er verspürt jedes Jahr aufs Neue eine große Zuversicht, dass bei seinen Schüler:innen eine Generation heranwächst (vegetarische Ernährung, „Zero Waste“, Solidarität, soziales Gerechtigkeitsempfinden, Toleranz), die einige der Fehler seiner Generation (Klimawandel, Umweltzerstörung, Egoismus, Rassismus) nun nicht nur ausbaden, sondern diese sogar lösen werden,

… und trotzdem jedes Jahr aufs Neue etwas neidisch ist, wenn seine Schüler:innen nach der erfolgreichen Abschlussprüfung in die große weite Welt ziehen dürfen,  während er sein Leben lang an der FOS hängen geblieben sein wird (Anspielung auf „Open-Mind-Night“)

Interview: Michele H.

Bühne frei für „BOMBE!“: Theaterseminar überzeugt durch Authentizität

Was ein Abend! 

Am 31. März war es endlich soweit: Das Theater-Seminar hatte seine Premiere zu dem Stück „BOMBE!“ (mit Ausrufezeichen) an der FOS/BOS Friedberg.

Das Stück handelt eigentlich von einem der Autoren des Theaterstücks Abdul Abbasi. Seine Geschichte wird mit geänderten Namen im Theaterstück erzählt. Es erzählt also von dem Hauptprotagonisten Nasim, der aus Syrien flüchtet und in Deutschland Zahnmedizin studieren möchte und sich versucht, zu integrieren. Als Zuschauer begleitet man Nasim durch die – nicht immer einfache – Zeit des „Ankommens in Deutschland“. Man sieht ihm dabei zu wie er im BAMF ankommt, sich mit Rassismus auseinandersetzen muss, seine große Liebe findet, von Erinnerungen an die vergangene Zeit geplagt ist und einfach nicht versteht, warum niemand in Deutschland so Deutsch spricht, wie es ihm beigebracht wurde. 

Nasim und die beiden Beamtinnen, die versuchen, ihm die „Kultur der Deutschen“ näher zu bringen.

Das Theater fing um 19 Uhr an, eingeleitet wurde von der Seminarleitung Iris Seemiller, die auf Corona-Maßnahmen aufmerksam machte und außerdem zum Ausdruck brachte, dass dieses Stück vor allem in der jetzigen Zeit für Toleranz und Respekt stehen müsse! In zwei Hälften und in insgesamt 90 Minuten wurde die grandiose Leistung jedes einzelnen Mitglieds des Theaterseminars deutlich. Besonders herausausgestochen ist dabei natürlich der Hauptdarsteller Manar Bouzo aus der F13GB, der Nasim spielt. Manar war in jeder Szene präsent und hat eine Glanzleistung an schauspielerischer Darstellung hingelegt. Sogar so authentisch, dass bei einer bestimmten Szene hier und da die Tränen in den Augen standen.

Auch Thomas Berchthold, der gleich vier Charaktere repräsentierte, war oft zu sehen. Thomas stand bereits auf der großen Bühne des Stadttheaters (Anmerkung: In der Rolle des Strafgefangenen aus dem bekannten Kafka-Text), was man definitiv gemerkt hat. Das Vermitteln der Gedanken und Gefühle der vielen verschiedenen Charaktere war extrem authentisch. Aber natürlich waren auch alle anderen Darsteller:innen, (z.B Pelin und Selin, die die beiden Beamtinnen verkörperten, bei denen man nicht sicher war, ob man sie nun hassen oder mögen sollte) einfach nur überragend und die ganze Arbeit und monatelange Vorbereitung hat sich einfach nur ausgezahlt. Es hat extremen Spaß gemacht zuzusehen, wie sich die Charaktere entwickeln und immer wieder musste man sich selbst daran erinnern, dass da echte und einem bekannte Menschen auf einer Bühne stehen, mit denen man vielleicht sogar befreundet ist, und kein Film abgespielt wird!  

Nasim und Fahrid diskutieren über die Zustände in Syrien.

Die Aufführung war eine klare Darstellung einer Geschichte die präsenter nicht sein könnte und trotz der Ernsthaftigkeit immer mal wieder zum Lachen, zum Weinen, Zusammenschrecken und zum Hinterfragen eingeladen hat. Ein wunderschöner Abend und definitiv sehenswert! 

Liebes Theaterseminar: Danke für eure Mühen, jede:r Einzelne von euch hat das wirklich super gemacht. Wir sind alle sehr stolz auf euch! Wir sehen uns dann, wenn ihr alle beim GROẞEN Theater spielt! 😄

Danke an Frau Seemiller, die das Theaterseminar betreut und bis zu dem Zeitpunkt der Aufführung (vor allem mit Pizza) unterstützt hat! 

Danke für diesen wunderschönen Abend! 

Text: Michele H.

Umfrage zu Spitzenthema: Das denkt ihr wirklich über eure Zukunft!

Mehr als 350 Schüler*innen der FOS/BOS Friedberg haben abgestimmt!

Wir haben euch zu unserem aktuellen Spitzenthema „Schule und Zukunft“ befragt. Die Antworten könnten den ein oder anderen überraschen.

Umfrage: Julia P.