Zurück zur Normalität? Covid-Tests an bayerischen Schulen

An bayerischen Schulen werden seit guten sechs Wochen von Schülerinnen und Schülern regelmäßige Covid-Selbsttests durchgeführt. Davon betroffen sind alle Schularten – von der Grundschule bis zu weiterführenden Schulen. Die Idee dahinter ist, Infektionen frühzeitig zu erkennen, sodass Ansteckungen verhindert und die Normalität langsam in die Schulhäuser zurückkehren kann.

Nach der Ankündigung, es solle Schnelltests auch an Schulen geben, herrschte große Verunsicherung seitens von Schüler*innen, Lehrer*innen, aber auch Eltern und Erziehungsberechtigten. Jede Partei hatte dabei andere Bedenken, Fragen und Sorgen, ausgelöst von diesen Schnelltests. Gerade Eltern von jüngeren Kindern hatten Sorge, ihre Mädchen und Buben seien noch gar nicht in der Lage, sich ein Stäbchen in die Nase zu führen, um eine Probe für die Pufferlösung zu entnehmen und diese dann auf den Teststreifen zu träufeln. Diese Bedenken waren und sind durchaus nachvollziehbar.

Genauso ist ebenfalls die teilweise Überforderung seitens der Lehrerkollegien und Schulleitungen verständlich gewesen. Für eine solche Testung sind Lehrkräfte nun einmal nicht ausgebildet worden. Außerdem bedeutet es zusätzliche Arbeit und Verantwortung. Und dann war da noch die Frage, was mit Schüler*innen passiert deren Test positiv ausgefallen war. Lange herrschte Unklarheit (vor allem unter den Schüler*innen) über die Regelungen, die gelten, da aus Sicht der Heranwachsenden meist zu wenig über die aktuellen Beschlüsse und Regelungen gesprochen und diskutiert wurde. Meist waren die aktuell geltenden Regeln auch seitens der politischen Entscheidungsträger wenig transparent, sodass man sie schlecht nachvollziehen konnte.

Nun, nach ein paar Wochen, kann man durchaus sagen, dass sich eine Routine entwickelt hat. Man hat sich an dieses Prozedere gewöhnt. Nachdem es zuerst zu einem großen, logistischen Aufwand kam und die Beteiligten erst einmal den Ablauf lernen mussten (was häufig mit Hilfe eines Videos des jeweiligen Test-Herstellers geschah), hat sich alles aber eigentlich gut eingependelt.

Ein typischer Ablauf an einem Testtag sieht in der Regel so aus, dass die Lehrkraft die nötigen Test-Kits mit in das Klassenzimmer bringt, in dem sie in der ersten Stunde unterrichtet. Meistens verbringt man die ersten 15 Minuten damit, die Tests zu machen. Je nach Marke des Kits muss der Lehrer vor Beginn der Testung die Pufferlösung in die Röhrchen geben und an die Schüler*innen austeilen. Zusätzlich erhält jeder einen Teststreifen und ein Stäbchen für den Abstrich.

Hier kann man schon einen gravierenden Kritikpunkt feststellen, der sich bei Testungen im Schulgebäude kaum vermeiden lässt: Verlorengehen von wichtiger Unterrichtszeit. Dadurch, dass die Abstriche Zeit in Anspruch nehmen und während dem Unterricht vollzogen werden, wird diese Zeit nicht für wertvolle Lerninhalte genutzt.

Eine mögliche Verbesserungsoption könnte das Testen zuhause sein. Dies würde vorbeugen, dass wichtige Zeit für den Unterricht verloren geht, der bei dem diesjährigen hohen Stundenausfall definitiv Gold wert ist. Falls ein Test positiv ausfallen sollte, könnte sich der Betroffene auch direkt isolieren, ohne sich bereits im Schulhaus zu befinden und die Ansteckungswahrscheinlichkeit damit zu erhöhen.

Man kann allerdings sagen, dass Testungen an Schulen dazu beitragen, Infektionen frühzeitig zu erkennen und Infektionsketten dadurch nachvollziehbarer bleiben als ohne Schnelltests. Höherer Schutz kann ebenfalls gewährleistet werden. Natürlich gab es eine große Umstellung für alle Beteiligten, doch mittlerweile gehört es zum Alltag dazu, weshalb man versuchen sollte sich anzupassen. Denn gegen Vorschriften kann man wenig tun. Nichtsdestotrotz gibt es immer Verbesserungspotential und gerade bei einer neuartigen Pandemie wie dieser sollte man das Beste tun, um dieses Potential auszuschöpfen.

Kommentar: Johanna S.

„Wattpad“: Mit virtueller Schreibfeder und Tinte

„After Passion“, „The Kissing Booth“, „Chasing Red“ – die ersten beiden Buchtitel sind nicht nur als Filme erschienen und sind damit erfolgreich, sondern haben auch eine stabile Fangemeinde, die sich über den Erdball erstreckt. Dabei liegen dahinter ganz andere Wege als bei den Autoren, die mit ihren Ideen von den Notizheften ins Bücherregal gesprungen sind und zum Schluss auf die Leinwand; Stephen King, J. K. Rowling, Stephenie Meyer, J. R. R. Tolkien, Nicholas Sparks, Jeff Kinney, Mary Shelley, um hier ein paar traditionelle Beispiele zu nennen. Doch welche Rolle spielte hierbei die Online-Plattform „Wattpad“?

Wattpad als virtuelle Bibliothek

Wattpad wird als virtuelle Bibliothek bezeichnet, in der sowohl Leser als auch Schreiber ihre eigenen Ideen veröffentlichen können. Neben den Bewertungen, den Kommentaren und der Covergestaltung ähnelt es tatsächlich einer Buchveröffentlichung (von Verlagsvertrag, Marketing und Abrechnungen mal abgesehen). Die Kapitel sind kurz, die Prämissen teils ausgereift, teils bruchstückhaft und die Fantasie grenzenlos.

Was in den Köpfen von vielen abgeht, wird zu „Papier“ gebracht. Und das kann im schlimmsten Fall für den Autoren einen Shitstorm zur Folge haben, gerade, wenn es um noch subjektivere Dinge geht, wie etwa Fanfictions oder Gedichte. Ich selbst habe schon bemerkt, dass Wattpad deswegen oft von sogenannten Literaturexperten belächelt wird. Um das zu illustrieren: wiederholende Phrasen, „Low Budget“-Cover und Vierzehnjährige, die über fiktive Erfahrungen mit ihren Lieblings-Bands schreiben.

Die Meinungen spalten sich hierbei, genauso wie die Erfolgsgeschichten hinter den virtuellen Büchern für Aufruhr sorgen. Wenn Geschichten besonders viele Leser und Fans finden, werden sie unter Umständen zu internationalen Bestsellern, können als Printausgaben gelesen und schließlich auf der Kinoleinwand gesehen werden. Was aus Langeweile begann, wurde zum Millionenbusiness im „Online-Rampenlicht“. Das passierte etwa Anna Todd mit „After Passion“ und bescherte ihr seit 2014 eine loyale Fangemeinde.

Kreativität außerhalb von Klischees

Für Menschen, die ihre Kreativität außerhalb der Klischees spielen lassen wollen, bietet Wattpad eine gute Gelegenheit, sich mit anderen auszutauschen und Feedback zu bekommen – was sehr wichtig ist, wenn man das Schreiben wirklich ernst nimmt.

Um die Informationen in mein subjektives Fazit zu packen, wage ich zu behaupten, dass Wattpad genauso vielseitig ist, wie seine Nutzer. Niemand wird gezwungen, bestimmte Geschichten zu lesen, und wenn man es tut, ist Hate und Spott unangemessen und auch nicht lustig. Hinter den Geschichten kann monatelange Arbeit stecken – Wattpad dient als Sprungbrett für diejenigen, die ganz tief in die Welt der Literatur eintauchen möchten. Und wenn es schon kein Papier verschwendet, warum sollte diese Art von Ideenaustausch „gestoppt“ werden?

Text: Vanessa S.

Wusstet ihr eigentlich, dass…

unser Mathematik-, Physik- und Technologielehrer Herr Schwegler…

… nach dem Abitur Lehrer werden wollte, es aber damals zu viele Lehrer gab und dann erstmal Ingenieurwissenschaften studiert hat,

… ihm die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern am meisten Spaß macht,

…er es besonders mag, den Schülerinnen und Schülern das Lösen von Problemen beizubringen,

… trotz Digitalisierung nicht komplett auf Tafeln verzichten möchte,

… sich wünschen würde, dass die Arbeit mit EDV zurückgeschraubt wird und es lieber hätte, wenn der persönliche Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern gestärkt werden würde,

… er ein positives Gefühl in den immer länger werdenden Sommertagen findet,

… gut findet, dass man sich als Lehrer an unserer Schule mit den Schülerinnen und Schülern auf Augenhöhe befindet, dass dies das Lernen und Lehren für beide Seiten leichter macht,

… in seiner Freizeit gerne Modellflugzeuge fliegen lässt,

… und uns Schülern mit auf den Weg geben möchte, dass wir uns in der momentanen Situation nicht unterkriegen lassen und für ausreichend Entschleunigung sorgen sollen?

Interview: Michele H.

Interview ohne Worte mit Herrn Nawrath

Unsere Autorin Michele H. traf sich kurz vor Beginn der Abiturprüfungen an der FOS/BOS Friedberg mit Mathe- und Sportlehrer Michael Monty Nawrath zum „etwas anderen Interview“.

„Sie sind ja ein Naturmensch. Wie sehr freuen Sie sich, wenn Sie in den Wald gehen können?“

„Ihr Bruder ist, wie wir alle wissen, ein bekannter Biatleth. Er gewinnt die Weltmeisterschaft. Wie reagieren Sie?“

„Sie sind immer so motiviert, wenn Sie in der Schule sind. Aber wie viel Lust haben Sie wirklich, in der Früh in die Schule zu kommen?“

„Als Lehrer kommt man öfter in die Situation, dass man auch mal schlechte Noten vergeben muss. Aber was, wenn die ganze Klasse 0 Punkte geschrieben hat?“

„Sie arbeiten ja gerne mit Holz. Wie sieht ein Herr Nawrath aus, der sich Gedanken zu seinem nächsten Holzprojekt macht?“

„Nach einem langen Urlaub sehen Sie, dass alle Ihre geliebten Pflanzen gestorben sind:“

„Wie würden Sie reagieren, wenn aus dem nichts ein Reh an Ihnen vorbeilaufen würde?“

„Und wie bereiten Sie sich auf ein sonniges Wochenende vor?“

Interview: Michele H.

Carrera GO!!! © trifft Physik

Das Schuljahr neigt sich für die Schülerinnen und Schüler der 12. Klasse dem Ende zu. Viele verabschieden sich und gehen den nächsten Schritt in Richtung Berufsleben. Andere bleiben der Schule erhalten und streben nach dem (allgemeinen) Abitur. Noch ein letztes Mal die Schulbank in der 13. Jahrgangsstufe drücken und noch ein allerletztes Mal nicht ganz erwachsen sein.

Herr Kinast hat sich für das Seminar etwas Besonderes einfallen lassen: Zwei Schülerinnen oder Schüler aus dem Technikzweig können in
der Seminarphase auch schulisch ihrem Spieltrieb nachgehen. Hierbei können die Schüler*innen die Carrera GO!!!-Bahn auf Herz und Nieren prüfen und den zukünftigen Einsatz der Bahn im Physikunterricht mitbestimmen.

Für alle, die sich beim Lesen dieser Zeilen angesprochen fühlen:
Wenn Sie Interesse am Experimentieren haben, den Physikunterricht mitgestalten wollen (auch didaktisch) und die Zusammenarbeit mit der Schülerzeitung nicht scheuen, dann melden Sie sich bitte vor der Wahl zum Seminarfach bei mir (persönlich in der Physikvorbereitung oder digital über TEAMS).

Text: B. Kinast, Physiklehrer an der FOS/BOS Friedberg

„Jugend debattiert“: Adriano überzeugt Juroren beim Landeswettbewerb

Am 26.04.2021 war es endlich soweit: Der langersehnte Landeswettbewerb von „Jugend debattiert“ fand digital über die Plattform „Alfaview“ statt.

Beim Landeswettbewerb kämpften die 12 besten Schülerinnen und Schüler aus ganz Bayern gegeneinander. Mit dabei: Adriano Franco aus unserer Schule, der FOS/BOS Friedberg, der im Regionalwettbewerb das Finale gewonnen hatte.

Ebenfalls mit von der Partie waren ich als Jurorin und unser Schulkoordinator Leonhard Fürst als fachliche, organisatorische Unterstützung.

Die zu debattierenden Themen waren unter anderem, ob der Erwerb sowie die Haltung exotischer Tiere verboten werden soll und ob die Kosten für Damenhygieneprodukte vom Staat übernommen werden sollen. In zwar hitzigen, aber auch konstruktiven Debatten diskutierten jeweils vier Schüler mit zufällig ausgewählten Positionen über diese Themen.

Nachdem sich alle 12 Schüler zwei unterschiedlichen Streitfragen gestellt hatten und die Punkte von den Juroren zusammengezählt wurden, war es auch schon Zeit, die Finalisten vom Landeswettbewerb zu küren. 

Im Finale mit dabei unser Adriano, der sich sein Weiterkommen erarbeitet und sich verdient bis dahin geschlagen hatte.

Ein Schritt näher zum Bundeswettbewerb! 

Jetzt war also nur noch eine Debatte übrig, in der es darum ging, ob die Reichskriegsflagge verboten werden soll.

Bevor sich Adriano aber mit seinen Konkurrenten um diese Streitfrage kümmern konnte, sprach noch unser Kultursminister Michael Piazolo und unsere Präsidentin des bayerischen Landtags Ilse Aigner.

Unter normalen Umständen hätte das auf einer großen Bühne vor Publikum stattgefunden – heute digital über eine Videoplattform. 

So oder so: Es war beeindruckend, die beiden in einem kleinen Gespräch zu erleben und nachdem beide den Finalisten viel Glück gewünscht hatten, ging es auch schon los.

Die Sekundarstufe 1 startete mit der Themenfrage, ob die Corona-Schutzimpfung für alle Bürgerinnen und Bürger verpflichtend werden soll, sobald ein allgemeines Impfen möglich sei.

Als Zuschauer musste ich mehrmals meinen imaginären Hut ziehen, da alle vier Finalisten unglaublich starke Persönlichkeiten waren, die wirklich nicht ohne Grund im Finale standen. Man hat einfach gemerkt, dass sich alle vier schon durch drei Wettbewerbe gekämpft und verdient gewonnen hatten.

Aber auch die Sekundarstufe 2 hatte mit der Streitfrage der Reichsflagge kein einfaches Thema.

Da wir uns mittlerweile im Finale befanden, legte die Jury extra viel Wert auf die Beiträge und hörte sehr genau hin, was genau von jedem Debattanten gesagt wurde. Definitiv keine leichte Aufgabe, sich durchzusetzen, wenn alle Parteien stark sind!

Sicherlich fragt ihr euch jetzt, wie Adriano sich geschlagen hat. 

Wir dürfen erneut gratulieren! 

Adriano hat den zweiten Platz im Landesfinale gemacht und wird mit der Siegerin Julia Finster vom Johann-Michael-Sailer-Gymnasium aus Dillingen zum Bundeswettbewerb fahren.

Unsere beiden besten bayerischen Debattanten werden dann also gegen die besten Schülerinnen und Schüler der anderen 15 Bundesländer debattieren. 

Wann, ist allerdings noch unklar. Bei uns erfahrt ihr aber sofort, wenn es weitergeht!

Wir freuen uns, dass wir einen Schüler der FOS/BOS Friedberg nun auch im Bundeswettbewerb unterstützen dürfen und drücken dir, lieber Adriano, weiterhin die Daumen!

Text: Michele H.

Wusstet ihr eigentlich, dass…

… unsere Gesundheitswissenschaften- und Sport-Lehrerin Frau Emmerling

… erst eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin gemacht hat und danach selbst die BOS besucht hat,

… sich in ihrer Freizeit, während Corona gerne mit ihren Freundinnen über Whatsapp trifft, um gemeinsam Sportvideos zu machen,

… gerne sehr viel raus geht und ihr Spazieren gehen an der frischen Luft ein positives Gefühl gibt,

… seit ihrem 18. Lebensjahr gerne klettern geht, dies aber jetzt durch Corona in einer Kletterhalle bedauerlicherweise nicht möglich ist,

… an unserer Schule bautechnisch sehr gerne mag, dass viel Holz verarbeitet ist und viel Licht hinein scheinen kann,

… findet, dass wir an der Schule eine sehr gute Schulleitung, ein super Kollegium, einen hilfsbereiten Hausmeister sowie tolle Schülerinnen und Schüler haben,

… zuletzt das Buch „Was man von hier aus sehen kann“ von Mariana Leky gelesen hat,

… ihrem „Vergangenheits-Ich“ von vor 15 Jahren gerne sagen wollen würde: „alles hat seine Zeit“

… und, wenn sie die Möglichkeit hätte, gerne höhenverstellbare Tische, Stehtische und Fußmatten, die das Stehen erleichtern sollen, einführen würde?

Text: Michele H.

„Call Me By Your Name“ – Homosexualität, Musik und Kirche

Am 26. März 2021 ging ein regelrechter Aufschrei durch die katholische Kirche. Der Grund: Rapper Lil Nas X (bürgerlicher Name: Montero Lamar Hill) veröffentlichte das Musikvideo zu seinem lang erwarteten Song „Montero (Call Me By Your Name)“. Darin verwendet er Darstellungen aus dem christlichen Glauben – auf seine ganz eigene Art.

Das Video

Das Video beginnt mit dem Rapper unter einem Baum im Garten Eden. Die Szene ist recht friedlich: Mit seiner Gitarre singt er die erste Strophe des Liedes. Dann kommt die Schlange ins Spiel – ebenfalls gespielt von Lil Nas X selbst. In der Bridge und dem Refrain des Liedes verführt diese den Rapper zur Sünde, ähnlich wie Eva zum Essen des Apfels verleitet wurde. Hier finden Kritiker bereits die erste Kontroverse: Der offen schwule Sänger wird nämlich nicht zum Essen eines Apfels verleitet, sondern küsst die „Schlange“.

Im folgenden Vers wird Lil Nas X dann „vor Gericht“ geführt – die Engel, alle ebenfalls von ihm dargestellt, verurteilen ihn für seine Sünden. Im nächsten Refrain beginnt dann der Kern des Videos: Anstatt in den Himmel aufzusteigen, greift Nas nach einer Stange und gleitet an ihr hinab in die Hölle. Für diese Szene lernte der Rapper extra Pole-Dancing und zeigt dies nun auch. Auf diesem „Ritt“ in die Hölle präsentiert er sich, wie es oft sein Stil ist, sehr androgyn, also sowohl maskulin als auch feminin. In der Hölle angekommen, spaziert er direkt zum Thron, auf welchem Satan sitzt und tanzt auf sehr suggestive Art und Weise für ihn. Im Outro bricht Nas schließlich dem Teufel das Genick und nimmt die Krone der Hölle an sich. Das Video endet mit einer Nahaufnahme von ihm als Luzifer.

Die Bedeutung

Im Juni 2019 outete Lil Nas X sich öffentlich als schwul. Seitdem geht er sehr offen mit seiner Sexualität um, was ihm viele Fans, aber auch viele Kritiker einbringt. Doch der Musiker lässt sich nicht unterkriegen: In „Call Me By Your Name“ verarbeitet er den Hass, den die katholische Kirche in Teilen ihm und anderen Mitgliedern der LGBTQ+ Community entgegenbringt. Mit einem sehr sexualisierten Text in Verbindung mit den Bildern im Video will Nas vor allem eins: eine Kontroverse schaffen. Nach dem Motto „Wenn ich in die Hölle gehen soll, dann auf meine Weise“ zeigt er auf seine ganz eigene Art der Kirche den metaphorischen Mittelfinger. In einem Interview mit dem Time Magazine erzählt der Sänger, dass er selbst in einem sehr religiösem Haushalt aufwuchs und dies für ihn mit Angst vor seiner eigenen Sexualität verbunden war. „Call Me By Your Name“ soll nach eigener Aussage sowohl ein deutliches Zeichen gegen religiösen Missbrauch, als auch ein Signal für junge Menschen sein, die selbst in einer ähnlichen Situation sind. „Ich möchte dass Kinder, die mit diesen Gefühlen aufwachsen, wissen dass sie ein Teil der LGBTQ+ Community sind, das Gefühl haben okay zu sein, und dass sie sich nicht selbst hassen müssen.“

Die Kritik

Während das Lied zwar sehr viel positives Feedback erhielt, war auch die Kritik sehr harsch. Vor allem konservative und religiöse Menschen fühlten sich von dem Song und dem Musikvideo angegriffen. „Lil Nas X ist ein ganz neues Level von dämonisch“, schreibt eine Facebook-Userin. Die Sorge vieler dieser Leute scheint zu sein, dass ihre Kinder „schwul werden“, wenn sie das Musikvideo sehen. Die Intoleranz gegenüber queeren Menschen, also Mitgliedern der LGBTQ+ Community, die vor allem in Kreisen der katholischen Kirche immer wieder gesehen werden kann, bringt dem Sänger Tausende von Hasskommentaren ein. Doch da diese Reaktionen vorauszusehen waren, weiß Nas diesen Hass für sich zu nutzen und verwandelt die teils heftigen Kommentare in Witze. Mit dieser Reaktion wird er schnell zum Vorbild für viele queere Menschen – vor allem Jugendliche und junge Erwachsene sehen in Lil Nas X ein Vorbild.

Genau das führt zu weiterem Zündstoff in den Reihen der Kritikern. Die Angst davor, dass das eigene Kind Teil der LGBTQ+ Community sein könnte, führt bei vielen konservativ-christlichen Eltern zu heftigen Gegenreaktionen. Sogar als Teufel selbst wurde der Rapper schon mehr als einmal bezeichnet. Nichtsdestotrotz wird er wohl weiterhin als eine Art Held für junge Menschen, die sich in ihrer Identität gefangen fühlen, betrachtet werden.

Homophobie in der Kirche

Wie bereit erwähnt, rührt der Hass vor allem von konservativ-religiösen Gemeinschaften her. Ein Grund dafür ist ohne Frage die andauernde Homophobie in der katholischen Kirche. Homosexuelle Paare dürfen weder kirchlich heiraten, noch gesegnet werden, wie der Vatikan unlängst verlauten ließ. Demnach entsprechen gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht dem göttlichem Willen und können deshalb nicht gesegnet werden.

Diese Aussage zog einen regelrechten Ansturm an Empörung nach sich – zurecht. Denn der Glaube, Homosexualität werde von Gott abgelehnt, wird oft mit einer Bibelstelle gerechtfertigt. „Du darfst nicht mit einem Mann schlafen, wie man mit einer Frau schläft; das wäre ein Gräuel“ (Levitikus 18, 22) – die Aussage scheint hier eindeutig zu sein. Jedoch wurde bereits mehrfach belegt, dass es sich um eine möglicherweise absichtliche Fehlübersetzung der Bibel handelt. Übersetzt man die Stelle richtig, so wird daraus „Du darfst nicht mit einem Jungen schlafen, wie man mit einer Frau schläft; das wäre ein Gräuel.“ Die Textstelle bezieht sich also nicht auf gleichgeschlechtliche Beziehungen, sondern auf Pädophilie.

Dennoch ist die Homophobie weiterhin ein großes Thema in der Kirche. Der Glaube, es handele sich bei gleichgeschlechtlichen Beziehungen um „unnatürlich“, wird auch von konservativen Eltern weitergetragen. Immer noch wird vielen Kindern und Jugendlichen weißgemacht, dass ihre Sexualität und/oder ihr Geschlecht nicht richtig ist, etwas das man verstecken oder heilen muss. Dies führt dazu, dass das Suizidrisiko von Lesben und Schwulen zwischen 12 und 25 Jahren vier- bis siebenmal höher ist, als bei heterosexuellen Jugendlichen (Quelle: Coming Out Day e.V.). Zum Glück wird die Kritik an diesem Verhalten heutzutage immer lauter. Dank Vorbildern wie Lil Nas X fühlen sich junge queere Menschen etwas weniger alleine.

Fazit

Was viele als respektlos gegenüber der Kirche oder Religion aufgefasst haben, war im Endeffekt nicht mehr als eine persönliche Verarbeitung von religiösem Trauma und ein Zeichen gegen Homophobie. Rollenbilder wie Lil Nas X sind extrem wichtig für junge Menschen, die Teil der LGBTQ+ Community sind und sich in ihrer Identität unwohl fühlen. Dass konservativ-christliche Gemeinschaften sich angegriffen fühlen zeigt, dass die Nachricht des Musikvideos und Liedes sehr klar rüberkommt und effektiv ist.

Eins sollten Eltern, die sich über „Call Me By Your Name“ aufregen, wissen: Schwul. lesbisch, transgender etc. wird man nicht durch ein Musikvideo, aber es kann einem helfen, mit sich selbst ins Reine zu kommen. Außerdem muss man keine Angst vor einem queeren Kind haben – es ist schließlich keine Krankheit, sondern einfach nur eine Variation in der Sexualität oder dem Geschlecht, die für ein bisschen mehr Farbe und Pluralismus in der Welt sorgt.

Kommentar: Gina H.

Das „Immunitätszertifikat“ – Ein Lichtblick während der Corona-Beschränkungen?

„Einfach mal so“ ins Lieblingsrestaurant. Schnell mal spontan ins Kino, um den neusten Film zu sehen. Die Lieblingsband in einer großen Halle mit Tausenden von Fans gemeinsam feiern. Mit Freunden auf einen (oder auch zwei) Drink(s) in eine Bar.

Seit der Corona-Pandemie sind diese so selbstverständlichen Aktivitäten längst nicht mehr das, was sie einmal waren – beziehungsweise lassen sie sich kaum in die Tat umsetzen. Sie sind „Außnahmen“ , ja fast schon „Privilegien“.

Doch der Lichtblick scheint da zu sein: Geimpfte sollen zukünftig die Möglichkeit bekommen, mit einem „Zertifikat“ die Corona-Beschränkungen (teilweise) zu durchbrechen, um endlich wieder all die Aktivitäten zu nutzen, die wir seit über einem Jahr so schmerzlich vermissen.

Die EU-Kommission will bis zum 1. Juni 2021 einen digitalen europäischen Immunitätsnachweis einführen. Vorbild ist der „Grüne Pass“ in Israel. Vor kurzem konnte dort sogar wieder ein Konzert mit 500 Leuten stattfinden (Unter strengen Hygieneauflagen und mit Abstand). Die einzige Voraussetzung: die Vorlage des Grünen Passes. Den erhalten Menschen, die bereits von einer Corona-Erkrankung genesen sind oder deren zweite Impfung gegen den Corona-Virus mindestens eine Woche zurückliegt.

So in etwa hat sich auch die EU-Kommission ein „grünes Zertifikat“ vorgestellt.

Das geplante Zertifikat soll neben Informationen über eine etwaige Corona-Impfung auch aktuelle PCR- und Schnelltestergebnisse sowie Angaben über eine überstandene Corona-Erkrankung enthalten. Dieser Nachweis soll sogar digital zur Verfügung stehen.

Doch was würde es überhaupt bedeuten, sowas einzuführen?

Kritiker sagen, dass Geimpfte „Sonderrechte“ bekommen würden und es nicht fair gegenüber den „Nicht-Geimpften“ wäre.

Diese Aussage ist allerdings kein starkes Argument, was gegen diesen Vorschlag spricht: Laut dem Grundgesetz hat jede Bürgerin und jeder Bürger die gleichen Grundrechte und obwohl diese (aufgrund der Corona-Pandemie) zeitlich befristet eingeschränkt sind, gelten sie immer noch für jeden einzelnen Bürger. Im Grunde würde diese Rücknahme der Grundrechtseinschränkungen die „normale“ Rechtsgrundlage wieder zurückbringen. Dass man also von „Sonderrechten“ oder „Privilegien“ spricht, ist falsch.

Die Einführung des Passes würde im Grunde genommen vor allem eins bedeuten: Lockerungen für die Menschen, von denen keine Gefahr mehr ausgeht, dass sie das Virus weiter verbreiten könnten.

Für die Wirtschaft könnte dieser Nachweis ein gutes Omen sein. Seit über einem Jahr kämpfen überwiegend kleine Geschäfte, Friseure, Fitnessstudios und Restaurants um ihre Existenz. Es fehlt ihnen an Kundschaft und obwohl „Click and Meet“ bisher eine gute Alternative war und auch die einzige Möglichkeit bisher ist: Es ist es einfach etwas anderes, Dienstleistungen persönlich vor Ort entgegen zu nehmen – ohne lästige Onlinereservierung oder Warteschlangen.

Vor allem die stark vom Tourismus abhängigen Mitgliedstaaten der EU (wie Italien, Griechenland, Kroatien) brauchen dringend eine Lösung für ihr so wichtiges Tourismus-Geschäft. Laut dem Kommissionsvizepräsidenten Margaritis Schinas könnte der geplante Nachweis schon Reisen in den Sommerferien ermöglichen. 

Die Corona-Pandemie hat uns fest im Griff. Wir befinden uns mitten in der dritten Welle und die Angst, dass noch eine vierte oder sogar fünfte Welle dazu kommen könnte ist groß. Deutschlands Impfkampagne soll nach drei Monaten nun richtig durchstarten und endlich so laufen, wie sie es schon Anfang an hätte tun sollen: Schnell und Sicher. Sollte es tatsächlich der Fall sein und Deutschland hätte bis zum 01.07. genug Leute geimpft und es kann sicher gegangen werden, dass die Menschen nicht mehr ansteckend sind, könnte dieses „Zertifikat“ tatsächlich eine große Hilfe sein. 

Denn obwohl wichtige Dinge wie Abstand halten, Hygienemaßnahmen und Maske tragen noch für eine Weile so weitergehen werden, würden es uns eine Sache wieder geben: Das Gefühl von Normalität 

Text: Michele H.

Projekt: Jüdisches Leben in Deutschland

Ein Edikt Kaiser Konstantins des Großen aus dem Jahr 321 n. Chr. belegt, dass es mindestens seit diesem Zeitpunkt jüdisches Leben auf dem Gebiet des heutigen Deutschland gibt. Im Jahr 2021 wird diese lange und tiefe Verwurzelung von Jüdinnen und Juden in Deutschland mit einem bundesweiten Veranstaltungsjahr gefeiert.

Im Politikunterricht der 12WA und 12WB wurde das Thema „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ behandelt. Die Schülerinnen und Schüler befassten sich dabei mit zentralen Fragen:

Was heißt denn hier Festjahr? Wer feiert hier wen? Wer feiert mit und wer hält sich raus? Wer erinnert was? Welche Geschichten über jüdisches Leben werden erzählt, welche verschwiegen oder vergessen?

Im Folgenden werden Auszüge aus der Projektarbeit präsentiert.

Bereits 321 n. Chr. waren Juden auf dem Gebiet des heutigen Deutschland vertreten. Der erste Beweis für jüdisches Leben in Deutschland war eine Öllampe,
die in Augsburg gefunden wurde und heute als ein Ausstellungsstück zum Festjahr
dient. Entlang der großen Handelsstraßen und Flüssen entstanden jüdische
Gemeinden. Die Juden lebten lange Zeit weitgehend unbemerkt inmitten der
christlichen Mehrheitsgesellschaft. Sie sorgten mitunter für die Entwicklung der
Städte und des Wirtschaftslebens, in dem sie eine wichtige Funktion eingenommen haben. Die ersten Synagogen entstanden in Köln 1012, Worms 1034 und Trier 1066. Ab dem 12. Jahrhundert betrieben Juden zunehmend Kreditgeschäfte. Im ersten Kreuzzug 1096 wurden Juden erstmals verfolgt.

Am 30.01.1933 begann die Herrschaft der Nationalsozialisten. Jüdische Bürger
wurden zunehmend ausgegrenzt und ihrer Existenzgrundlagen beraubt. Die
antisemitische Politik Hitlers bedrohte diejenigen, die nicht auswanderten oder im Untergrund abtauchten, mit dem Tod. Mit Hitler und den Deutschnationalen sind im Jahr 1933 Politiker an die Macht gekommen, deren Programm auch auf dem Antisemitismus entscheidend aufbaute. So kam es dazu, dass Juden Schritt für Schritt aus sämtlichen Bereichen wie z.B. Wirtschaft, Kultur, Öffentlichkeit verdrängt wurden. Nach der Wirtschaftskrise 1929 sorgten die Nationalsozialisten dafür, dass Juden keinen Arbeitsplatz fanden.

Ab 1935 erhielten „nichtarische“ Ärzte oder Studenten keine Zulassung mehr und
wurden von den Prüfungen ausgeschlossen. Diese menschenverachtenden
Bestimmungen wurden 1941 drastisch verschärft und waren bestimmend über Leben und Tod. Mehr als 6 Millionen Juden sind während des Hitler-Regimes ums Leben gekommen, 4 Millionen davon starben in Konzentrations- und Vernichtungslagern.

Die erste Welle der Emigration: Nachdem am 22.09.1933 das „Gesetz zur Reichskulturkammer“ eingeführt wurde, das zu einem Berufsverbot von Juden in nichtjüdischen Kultureinrichtungen führte, kam schließlich die „erste Welle“ der Emigration von Juden aus Nazi-Deutschland. Die Ziele der Emigranten waren insbesondere die europäischen Nachbarländer. Dabei hatten die Emigranten nur selten konkrete Pläne für ihre Niederlassung im Ausland, sie wollten viel mehr dem Nationalsozialismus entkommen. Viele Juden jedoch blieben auch in Deutschland, da sie die Hoffnung hatten, dass sich die Lage bessern würde und sie unter einigermaßen „normalen“ Umständen in Deutschland weiterleben könnten.

Die zweite Auswanderungswelle: Als am 15.09.1935 die „Nürnberger Gesetze“ in Kraft getreten sind, erwies sich die Hoffnung der Juden allerdings als falsch. Diese Gesetzte lösten die zweite Auswanderungswelle aus, da die deutschen Juden nun minderen Rechts waren. Desweiteren folgte noch eine dritte Welle, die 1938 mit der Verhaftung der Juden und Verschleppung in die Konzentrationslager begann.

Auswanderungsorganisationen: Es gab dabei zwei verschiedene Arten von Auswanderung: entweder unorganisiert oder eben organisiert durch bestimmte Organisationen (Zionisten und Kommunisten). Diese kümmerten sich beispielsweise um gefälschte Ausweise oder um das Untertauchen bis zum Zeitpunkt einer möglichen Flucht. Die Zionisten kümmerten sich dabei insbesondere um Jugendliche und Kinder. Die meisten Länder nahmen nur eine geringe Anzahl an Flüchtlingen auf. Die USA jedoch nahm eine größere Anzahl auf, jedoch war dafür eine Art „Bürgschaft“ erforderlich, die eine Unterstützung eines in den USA lebenden Verwandten für den Emigranten ermöglichte.

Wenn man sich das jüdische Leben in Deutschland heute ansieht, ist es vielfältiger
als je zuvor. Von Ultraorthodoxen über Konservative bis hin zu liberalen Strömungen innerhalb der jüdischen Gemeinde. So ist es wieder möglich, sich in Deutschland am Beispiel von Abraham Geiger zur Rabbinerin beziehungsweise zum Rabbiner auszubilden und ordinieren zu lassen. Jüdische und Nichtjüdische Studierende können die Begabtenförderung der Ernst Ludwig Ehrlich-Stiftung in Anspruch nehmen. Der Verein „Keshet“ setzt sich für die Gleichberechtigung von jüdischen „LGBTQs“ ein. Es gibt etliche jüdische Kunst- und Kultureinrichtungen, wie die Villa Seligmann in Hannover, die das jeweilige Stadtleben bereichern. Des Weiteren sind jüdische Schulen, Kindergärten und Bildungseinrichten entstanden. Derzeit leben schätzungsweise 200.000 Juden in der Bundesrepublik Deutschland. Rund 105.000 von ihnen sind Mitglieder in einer der ungefähr 108 jüdischen Gemeinden, welche vom Deutsch-Jüdischen Zentralkomitee vertreten sind.

Text: Jonathan A., Jonas B., Laura B., Jakob B.

Anlässlich der bereits 1700 Jahre zurückliegenden Erwähnung einer jüdischen Gemeinde in Deutschland in Köln im Jahr 321 veranstaltet der gleichnamige Kölner Verein das Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Er will jüdisches Leben in Deutschland sichtbar machen. Das Festjahr soll ein Aufstand gegen Antisemitismus sein und soll aufzeigen, welchen kulturellen Beitrag die jüdische Minderheit in Deutschland geleistet hat. Durch das Festjahr soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Juden weit mehr sind als Opfer des
Holocaust. Für dieses Jahr ist geplant, dass jüdische Gemeinden in ihre Synagogen einladen. Es soll Projektwochen für Schülerinnen und Schüler geben, Podiumsdiskussionen sollen veranstaltet werden beispielsweise zum Thema jüdisches Erbe, sogar einen Online-Sprachkurs zum Lernen der jüdischen Sprache, dem jiddisch, wird angeboten. Besucher können auch ein historisches Dokument bestaunen. Die Urkunde, welche die Zulassung von jüdischen Mitbürgern für Stadträte und politische Ämter vorsieht, wird aus dem vatikanischen
Archiv nach Köln gebracht.

Deutschland feiert die jüdische Kultur: Bundesweit sind Vereine dazu aufgerufen Aktionen anlässlich der 1700 Jahre jüdischen Lebens zu veranstalten. Dadurch sollen sie auf die Vielfalt der jüdischen Kultur aufmerksam machen und zeigen, wie eng diese mit unserer heutigen Kultur verbunden ist. Veranstaltungen
und Aktionen sollen die Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen zwischen Juden und Nichtjuden geben und die bis heute fremde Kultur der religiösen Minderheit näher bringen. Es soll ein Rückblick auf die vielen Beiträge der Juden zur Entwicklung Deutschland über die letzten Jahrhunderte hinweg sein, aber auch ein Ausblick auf eine gemeinsame Zukunft von Juden und Nichtjuden in Deutschland. Ohne Hass. Ohne Gewalt. Mit einem freundlichen
Zusammenleben in einer Gesellschaft. Dokumentationen im Fernsehen und Aktionen von Bundesländern und Vereinen sollen das heutige Leben allen Bürgern näher bringen und zeigen wie Juden leben – heute und damals.

Eröffnet wurde das Festjahr in Köln. Bundespräsident Frank Walter Steinmeier, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland eröffneten das Festjahr mit Reden und Grußworten in der Kölner Synagoge. Untermalt wurde der Festakt von Jüdinnen und Juden, die in Videobotschaften erzählten, was ihr Glaube ihnen bedeutet.

Text: Annika N., Viktoria S., Sophia O., Christian V.

Seit dem Jahr 321 leben Juden auf dem Gebiet, das sich heute Deutschland nennt. 2021 wird deshalb zu einem Festjahr, dessen Ziel ist, 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland sichtbar zu machen und dem Antisemitismus etwas entgegenzusetzen.

Nach dem Holocaust schien es eigentlich undenkbar, dass noch einmal Juden in Deutschland leben würden. Heutzutage leben etwa 150.000 jüdische Menschen in Deutschland.

Was heißt denn hier Festjahr?
Ziel dieses Festjahres ist es, ein lebendiges und vielfältiges jüdischen Leben in Deutschland zu feiern, die lange und wechselvolle Geschichte der Juden und Jüdinnen in Deutschland darzustellen und ihren enormen Beitrag zur Kultur zu präsentieren. Im Vordergrund steht dabei das heutige jüdische Leben.

Wer feiert wen?
Deutschland feiert 1700 Jahre jüdische Kultur.
Ein Grund um das Festjahr zu feiern ist, das wir jüdisches Leben wieder zeigen und erlebbar machen. Das ist für uns die Chance, uns im Gleichsein und Anderssein zu begegnen. Festjahr und Corona? Gerade die Zeit von Corona ist die Zeit von Verschwörungstheorien, und damit die Zeit eines wachsenden Misstrauens. Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir uns nicht durch ein Virus
stoppen lassen. Jüdisches Leben war immer gezwungen, sich anzupassen.
Geplant war ein zentraler Festakt in Köln mit dem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Auch wenn es aufgrund der Corona-Krise in der angedachten Form nicht statt fanden konnte, wurde die Auftaktveranstaltung online abgehalten. Im Prinzip sind Juden schon seit der 1. Minute Teil von Deutschland. Natürlich ist Deutschland traditionell ein christlicher Staat und das Judentum hebt sich davon ab. Und es ist auch gut so, dass es viele verschiedene Überzeugungen gibt, was uns zu einem pluralistischen Staat macht.

Text: Julia W., Destiny S., Lisa S., Karim Z.

Im Jahr 2021 leben Juden und Jüdinnen seit 1700 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands. Dieser Anlass wird von Institutionen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens groß gefeiert. Ziel dahinter ist es, jüdisches Leben erlebbar und deutlich sichtbar zu machen, sowie gegen Antisemitismus zusammen ein Zeichen zu setzen. Das findet auch Angela Merkel, die der jüdischen Gemeinschaft gratuliert und hofft, deren lange und vielseitige Kultur in Deutschland nachhaltig zu verankern. Vertreter aus sämtlichen
Bereichen, wie Gesellschaft, Religion und dem Staat helfen mit, damit ein erfolgreiches Festjahr stattfinden wird, dass vielen Menschen den jüdischen Alltag näherbringt.

Unterschiedlichste Veranstaltungen und Projekte werden daher von der Bundesregierung gestiftet. Auch Bundespräsident Steinmeier hofft auf ein erfolgreiches Festjahr und zielt darauf ab, dass dadurch ein Gefühl der Heimat für alle Juden in Deutschland entsteht.

1700 Jahre und ein kaiserliches Dekret: Ein kaiserliches Dekret, das eigentlich dazu diente, Juden in den Stadtrat von Köln zu berufen, ist der erste schriftliche Beleg von jüdischem Leben nördlich der Alpen – und das Dekret stammt dabei aus dem vierten Jahrhundert. In den 1950er Jahren machten Archäologen erste Versuche unter dem Kölner Rathaus an altertümliche jüdische Schätze zu gelangen. Dabei stießen sie tatsächlich auf Reste einer Synagoge. Doch die nächsten Jahrzehnte passierte nicht viel, da der Platz der Forschungen in
einen Parkplatz umfunktioniert wurde. Erst 50 Jahre später, im Jahre 2007, als der Platz erneut erforscht wurde, entdeckte man hier einen unglaublichen Fund: das wohl mittelalterliche Judenviertel der Stadt Köln.

Aber nicht nur in Nordrhein-Westfalen stieß man auf so frühes jüdisches Leben. Auch in Augsburg fanden Archäologen eine Öllampe aus dem 4./5. Jahrhundert, auf dem eine Menora – ein jüdischer Leuchter mit sieben Armen – abgebildet ist.
Jüdisches Leben heutzutage in Deutschland 75 Jahre nach der Schreckensherrschaft Adolf Hitlers und dem Holocaust droht Antisemitismus wieder Gang und Gäbe zu werden. Wie fühlt sich jüdisches Leben angesichts
dessen heutzutage an?

Laut Rebecca Seidler, Sprecherin der israelischen Kultusgemeinde, ist das jüdische Leben pluralistischer denn je. Es haben sich viele verschiedene Strömungen innerhalb der jüdischen Gemeinde gebildet und es gibt mittlerweile zahlreiche jüdische Organisationen in Deutschland, in denen man sich beispielsweise zum Rabbiner ausbilden und ordinieren lassen kann. Auch die Gleichberechtigung jüdischer LGBTQs ist ein Thema, das in die Hand genommen wird und für jüngere jüdische Bürger sind jüdische Kindergärten, Schulen und
Bildungseinrichtungen entstanden.

Allerdings bilden sich auch große Herausforderungen für jüdische Organisationen und Gemeinden. Immer größer werdende Formen des Antisemitismus, bedrohen die Normalisierung von religiöser und kultureller Vielfalt. Dies macht einerseits eine offene Teilgehabe der jüdischen Gemeinschaft an unserer Gesellschaft, andererseits dabei auch die Schaffung von Räumen, in denen Juden ohne Anfeindungen, aber auch ohne sicherheitstechnische Maßnahmen ihre Religion ausleben können, notwendig.

Es steht als Lösung also intensive Dialogarbeit bevor. Juden müssen sich nach außen sichtbar zeigen können, ohne Angriffe zu erleben. Schließlich sollten wir gemeinsam daran arbeiten, dass auch zukünftig jüdisches Leben Bestandteil unserer Gesellschaft bleibt.

Text: Maike M., Simon O., Sara L., Jenny K., Julian S.

Seit 1.700 Jahren leben Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland. Ein Jahr lang wird dieses Jubiläum deutschlandweit gewürdigt. Für Deutschland und die Jüdische Gemeinschaft ist 2021 ein Jahr des Gedenkens und Feierns. Es nehmen Vertreter aus den Bereichen der Religion, Gesellschaft und Staat teil. Ein Festakt in der Kölner Synagoge mit dem Bundespräsidenten bildete den Auftakt. 1.700 Jahre jüdisches leben ist „eine Geschichte mit Zukunft“. Möglichst vielen Menschen mit einer großen Vielfalt soll jüdisches Leben, Alltag und Geschichte näher gebracht werden. Auf diesem Wege soll zudem ein Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt werden.

Die Frage, „wer hält sich raus?“ ist einfach zu beantworten. Es sind die Menschen, die dem Antisemitismus immer noch nahe stehen oder ihn noch in Gedanken haben. Der Begriff „Antisemitismus“ bezeichnet den Hass, die Feindschaft gegen Juden. Aber woher kommt der Hass eigentlich gegen Juden? Der Antisemitismus ist weit bis ins Jahr 70 u. Z. zurückzuführen. Schon im frühen Christen- und
Judentum wurde ein Hass gegen die Juden entwickelt. Die Vorwürfe, sie seien verantwortlich für die Kreuzigung Christi, wodurch der Ruf als „Gottesmörder“ entstand, wurde durch die Christianisierung Europas weit verbreitet. Die Hochzeit des Antisemitismus fand jedoch in der nationalsozialistischen Zeit statt, in der die Juden vertrieben und getötet wurden.

Diese Zeit ist heute vorbei, trotzdem gibt es immer noch Anhänger, die dem Antisemitismus treu bleiben und diesen vertreten.

Doch wie leben die Juden heute in Deutschland?
Schon 321 n. Chr. waren Juden im heutigen Deutschland vertreten. 1933 begann die Zeit der Nationalsozialisten und die antisemitische Politik Hitlers schränkte das jüdische Leben stark ein, beispielsweise wurden sie von ihren Arbeitsstelle entlassen. 6 Mio. Juden starben durch Hitlers Rassenpolitik und 4 Mio. davon in Konzentrations- und Vernichtungslagern. Heute leben noch ca. 200.000 Juden in Deutschland. 1933 waren es noch 500.000 Juden im Deutschen Reich, 1950 dann nur noch 15.000, aufgrund des zweiten Weltkriegs und Hitlers Regime. Viele von ihnen sind in andere Länder geflüchtet, z. B. Israel, Palästina, USA. Allerdings
kamen manche, nach Ende des 2. Weltkrieges zurück, um ihre letzten Lebensjahre mit ihren verbliebenen Familien in Deutschland zu verbringen.

Aber Juden müssen auch heute noch um ihr Leben in Deutschland fürchten, wie z.B. der Anschlag auf die Synagoge in Hanau oder etliche antisemitische Beschimpfungen zeigen. Auch ist eine Spannung zwischen den in Deutschland lebenden Juden und Palästinensern, aufgrund des Konflikts zwischen Israel und Palästina spürbar. Heute ist es aber den Juden erlaubt, sich als Rabbiner oder Rabbinerin ausbilden zu lassen und jüdische Studierende können eine Begabtenförderung der Ludwig Ehrlich-Stiftung in Anspruch nehmen.

Exkurs:

Nun wollen wir euch ein paar Erlebnisse von Sally Perel alias Hitlerjunge Salomon erzählen:
Sally Perel wurde im April 1925 in Peine geboren. Im Alter von 10 Jahren wurde das Schuhgeschäft seines Vaters zerstört, daraufhin zog er mit seiner Familie von Peine nach Lodz. Nach Beginn des Krieges floh Sally Perel als 14-Jähriger alleine nach Ostpolen, welches unter sowjetischer Herrschaft stand. Als er nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion von der deutschen Wehrmacht verhaftet wurde, gab er sich als Volksdeutscher namens Josef Perjell aus. Sein Leben war ein Grauen. Bis zum Ende des Krieges führte er ein Doppelleben, das im sowohl
in die Rolle des Opfers als auch des Täters zwang. Er arbeitete als Übersetzer für die Wehrmacht und wurde 1944 wegen seines jungen Alters in die Akademie für Jugendführung der Hitlerjugend in Braunschweig geschickt. Er war als als Jude in der Hitlerjugend mit ständiger Angst entdeckt zu werden.

Es gab niemanden dem er trauen konnte, jeder noch so kleine Fehler hätte ihn
auffliegen lassen und seinen Tod bedeutet. Er lebte in dauerhafter Unruhe bis Ende des Krieges als dieser von den Amerikanern in Gefangenschaft genommen wurde; er wurde jedoch bereits nach zwei Tagen entlassen. Später emigrierte er unter anderem nach Palästina und Israel. 1990 erschien eine Verfilmung seiner Lebenserinnerung unter dem Titel „Hitlerjunge Salomon“. Heutzutage steht er für Auftritte zur Verfügung und geht in die Schulen, um dort von seinen
grausamen Erlebnissen zu berichten und die Jugendlichen aufzuklären, so dass der Antisemitismus nie wieder aufkommt.

Text: Christopher S., Antonia W., David S., Niklas W.