Eine kleine Anekdote über das Ende von Freundschaften | Anfang & Ende

Ich habe früher immer gedacht, dass das Ende einer Freundschaft nur an mir liege. Die Schuldgefühle, die mich dabei von innen heraus aufgefressen hatten, umkreisten nur diese eine Frage: »Was habe ich falsch gemacht?«

Wenn ich jetzt darüber nachdenke, mit welchen Menschen ich nun keinen Kontakt mehr habe, fallen mir eigentlich nur negative Erlebnisse und Aussagen ein. Ich möchte damit auf keinen Fall sagen, ich hätte alles richtig gemacht oder müsse jetzt alles ausbaden. Ich habe mich genauso falsch verhalten, habe blöde Dinge gesagt, war nicht bei den richtigen Momenten dabei oder habe mich langsam immer weiter von der Person entfernt.

In den letzten Monaten ist mir nur aufgefallen, dass einige Menschen nur Freunde sind, wenn du ihnen etwas Gutes tust, oder du sie fünfmal in der Woche siehst.

Bevor mir einfiel, dass eine Freundschaft nicht funktionieren kann, wenn man sich verstellt (ja, das ist mir relativ spät aufgefallen!) habe ich ein schlechtes Gefühl gehabt, nachdem ich einige Menschen getroffen habe. Das Gefühl, als wäre meine soziale Batterie leer und meine Mundwinkel würden abbrechen, weil ich so lange ein gefälschtes Grinsen aufgesetzt habe. Ich habe mich in Gesprächen verstellt, meine Stimme war nicht dieselbe. Ich habe ständig versucht, eine Künstlerin im Small Talk zu werden – jetzt weiß ich, dass ich Small Talk überhaupt nicht abkann. Wie oft ich Treffen abgesagt habe, um stattdessen etwas anderes zu machen; einfach, weil ich wusste, dass es mir nach dem Treffen nicht gut gehen würde.

Jetzt könnte man natürlich sagen: Wieso suchst du die Fehler nicht bei dir selbst, schließlich hast du ja ein Problem damit, Freundschaften zu pflegen? Und ja, natürlich. Ich habe oft versucht zu verstehen, was ich falsch gemacht habe. Ob ich etwas falsch gemacht habe? Mittlerweile weiß ich: Freundschaften können nicht funktionieren, wenn zwei Menschen einfach nicht zusammenpassen.  

Wie oft habe ich jetzt zu hören bekommen, ich wäre gemeiner, ich hätte mich verändert, nur weil ich nicht mehr auf den Small Talk eingehe, oder die Menschen ignoriere, von denen ich weiß, sie haben schlecht über mich geredet? Menschen, die mir ins Gesicht lügen oder »Hey, Vanessa, darf ich deine Zusammenfassung haben?« Nö!

Also, ich bin böse, habe mich verstellt, habe zudem noch kein Händchen für Small Talk und… hm… was noch? Ach ja: Ich kann mich endlich auf die Menschen in meinem Umfeld verlassen. Denn eines ist sicher: Ich weiß jetzt, wer gut für mich ist.

Text: Vanessa S.

Unsere Theaterkritik: Frau Kelich dreht durch!

Am Donnerstag Abend fand die Schul-Premiere des Theaterstücks „Verrücktes Blut“ des Theaterseminars der FOS/BOS Friedberg statt. Die Theaterleiterinnen Frau Seemiller und Frau Scharrer, die die Schüler*innen auf ihrem Weg begleiteten und unterstützten, erklärten für das anwesende Publikum den Hintergrund der Inszenierung. Dieses wurde 2011 in der Zeitschrift „Der Spiegel“ zum Stück des Jahres gekürt. Der türkische Autor lässt darin unterschiedliche Kulturen aufeinanderprallen und gibt der schon oft diskutierten Integrationsdebatte auf der Bühne eine Stimme. Das Schauspiel handelt von einer Lehrerin, die ihren Schüler*innen mit Migrationshintergründen, den Autoren Schiller und sein Drama „Die Räuber“ näher bringen will. Der Unterricht scheint nicht diszipliniert und gesittet stattfinden zu können und als die Lehrerin in einem der Schulrucksäcke eine Waffe findet, benutzt sie diese als Drohmittel und zwingt die Anwesenden dazu, sich mit Schillers Arbeit auseinander zu setzen und dessen Vorstellungen von Respekt, Freiheit und Selbstbestimmung zu verinnerlichen.

Die Mühe, die in das Stück gesteckt wurde, wird nicht nur durch das Bühnenbild deutlich, sondern auch durch das grandiose Schauspiel, mit dem die Schüler*innen am Donnerstag das Publikum verzauberten. Die Darstellerin Alina Beckert, die die Lehrerin Frau Kelich verkörperte, verbreitete durch ihr ausdrucksstarkes Spiel, nicht nur unter den Schülern ihrer Klasse auf der Bühne Angst und Schrecken, sondern schaffte es auch dem Publikum diese Gefühle zu vermitteln und es zu fesseln. Das Stück war ein voller Erfolg. Das lag auch daran, dass nicht nur die Bühne sondern auch das Auditorium genutzt wurde. Schauspieler*innen verteilten sich unter den Zuschauern als Erzähler*innen und lieferten dem Publikum laufend Hintergrundinformationen. Die Darsteller*innen haben es geschafft, in diese eigentlich ganz und gar nicht witzige Situation, ab und zu scherzhafte Anekdoten einzubauen und diese so rüberzubringen, dass der ganze Saal lachen musste. Auch musikalisch lieferte das Theaterseminar ab. Am Anfang performten sie selbst einen Rap und über das Stück verteilt, bauten sie immer wieder Rapsongs von bekannten Musikern ein. Die Vorstellung bietet eine Vielzahl an künstlerischen Darbietungen und hatte für jeden Geschmack etwas zu bieten. Das Publikum wurde mitgenommen und konnte mit angehaltenem Atem volle 90 Minuten in das Stück eintauchen.

Text/Foto: Laura G.

Tod. tot. Und was jetzt?

In dem Zimmer roch es nach Desinfektionsmittel, steril und leblos. Aber auch nach etwas anderem, nach Alter, Verfall. Die Wände waren weiß, ohne Bilder. Nur ein kleiner Fernseher knapp unter der Decke angebracht lockerte das Zimmer auf. Normalerweise, aber nicht jetzt, denn der Anlass war nicht freudig. Der Anlass des Besuchs war der 90-jährige Mann auf dem lieblosen, kalten weißen Bett in eben jenem lieblosen kalten Raum wie sie fast allen Krankenhäusern zu eigen sind.

Der Mann lag im Sterben. Man hatte seinen Sohn, der jetzt hier anwesend war und mit versteinerter, abwesender Miene auf einem Stuhl an dem Bett saß, angerufen, da nun die letzten Stunden vielleicht auch nur noch Minuten seines Vaters, angebrochen waren und er bei ihm sein sollte, wenn er starb, er ging, dahinschied. Er war alt, diverse Maschinen umringten Ihn, ein stetiges Piepsen und Pfeifen erklang und einige Schläuche ragten unter der Decke hervor, die den ausgemergelten, leicht gelblichen Körper bedeckte. Eine Hand wurde von einer Infusionsnadel verunstaltet, die andere von seinem Sohn gehalten, der sie fest drückte und verzweifelt versuchte, seine Tränen zurückzuhalten.

Sie waren schon gerötet, vom unablässigen Weinen der letzten Woche, in der er erfuhr, dass sein Vater nicht mehr lange leben würde und er demnächst in eine andere Welt einzog, die vielleicht besser und gnädiger war als diese, eine Welt ohne Schmerz. Schwarze Augenringe zeugten von mehr als einer schlaflosen Nacht. Doch den erschreckendste Anblick boten seine Augen, denn Sie waren voller Schmerz.

Quelle: Wellcome Collection

Die Augen des alten Mannes, die zuvor noch in die Ferne blickten, verschleiert waren und vielleicht die Schrecken des Krieges noch einmal durchblickten oder noch einmal die schönsten Momente in seinem Leben Revue passieren ließen, stellten sich scharf. Kurz schweiften Sie suchend durch den Raum und fixierten dann die schwarzumringten und geröteten Augen des einzigen Besuchers, seines Sohnes.

Ein kurzer Blitz, könnte man meinen, durchfuhr ihn und etwas wie Erkennen huschte über sein Gesicht, denn er lächelte leicht und geheimnisvoll. Er atmete einmal rasselnd ein. Es dauerte lange, dann stoppte das Rasseln für drei Sekunden und er atmete langsam seufzend aus, als wäre er erleichtert. Dann wurden seine Augen dunkel und es schien, als wäre jedes Leben verschwunden und so war es. Er war tot, von einer Sekunde auf die andere. Das bestätigte auch der beständige Piep-Ton einer Maschine.

Vielleicht ist genau diese Situation einem von euch Lesern passiert. Genau diese Szenerie, vielleicht wird es erst noch passieren, vielleicht auch nicht, wer weiß schon über den Fortschritt der Medizin Bescheid? Aber eines ist klar, der Tod ist allgegenwärtig. Aber was genau ist das eigentlich, der Tod und wie erfährt man ihn?

Medizinisch gesehen, ist der Tod folgendes:

Er ist nichts anderes, als ein im Anschluss an das Sterben auftretendes Phänomen, in dem die Lebensvorgänge eines Bio-Organismus vollständig erlöschen.

Dabei werden mehrere Phasen unterschieden:

  1. Klinischer Tod: Das bezeichnet das Aufhören von Atmung und Herzschlag
  2. Hirntod/Individualtod: Jetzt verringert sich die Hirnfunktion irreversibel oder fällt ganz aus. Dabei stirbt auch alles, was mit dem Individuum zu tun hat und hatte.

3. Biologischer Tod: Er tritt ein, nachdem alle Organ- und Zellfunktionen erloschen sind.

Kurz gesagt, der Körper hört einfach auf zu arbeiten. Keine Seele, keine Engelschöre, kein Leben nach dem Tod, nur Tod.

Religiös gesehen ist der Tod gänzlich anders.

Im Christentum, und wie in vielen anderen Religionen verlässt die Seele den Körper.

Ursache ist der Sensenmann, der Schnitter, Gevatter Tod, um den sich zahlreiche Legenden ranken. Er, eine große Gestalt, konchendürr mit einem zerfetzten schwarzen Kapuzenumhang und einer Sense durchschneidet den Lebensfaden eines jeden mit seiner Sense, wie ein Bauer mit ihr die Ähren auf den Feldern niedermäht.

Dann geleitet er den Verstorbenen auf einem Karren oder auch nicht, darüber wird noch diskutiert, in den Himmel. Dort richtet Gott, nun über die Seele. Gute Taten werden gegen schlechte aufgewogen und je nachdem was überwiegt, gelangt die Seele entweder in den Himmel, in das Paradies oder in die Hölle, um dort gefoltert und bestraft zu werden. Wichtig ist hier auch die Beichte bei einem Priester, durch den Missetaten vergeben werden und auch die letzte Ölung und dazugehörige Sterbesakramente. Irgendwann gelangt die Seele dann in einen neuen Körper.

Im Buddhismus ist es gänzlich anders. Der Mensch, der auf der Erde weilt, muss das Leid, das durch Gier entsteht, überwinden. Auch soll der Mensch Wissen und Erkenntnisse während seinem Leben sammeln, um jenes Leid zu überwinden. Stirbt man nun und hat nach dem „“Achtfachen Pfad“ gelebt und viele gute Taten vollbracht und hat somit ein gutes Karma, wird man als Mensch wiedergeboren, der weniger Leid erfährt. Verursacht man viel Leid während seiner Lebenszeit, wird man mit schlechtem Karma „bestraft“ und als Mensch wiedergeboren, dem viel Leid widerfahren wird. Ziel ist das Nirwana, das Nichts, indem sich die Seele auflöst und es kein Leid und keine Gier mehr gibt.

In der germanischen Mythologie wiederum ist der Tod etwas kriegerischer.

Ein Krieger lebt, kämpft raubt und so weiter. Die drei Nornen Urd (Schicksal), Verdandi (das Werdende) und Skuld (das, was sein soll), die an den Wurzeln des Weltenbaumes Yggdrasil wohnen, bestimmen das Schicksal der Menschen zu Lebzeiten, indem Sie einen Faden spinnen, der sein Leben darstellt, sozusagen den Lebensfaden. Endet das Leben, oder bestimmen die Nornen, dass das Leben einer Person enden soll, durchschneiden sie den Faden.

Krieger, die mit einer Waffe in der Hand in einem Kampf oder einer Schlacht starben, werden nun von den Walküren, Odins Kriegerinnen, als Seele nach Walhalla gebracht, um dort an Odins Tafel zu speisen und bis zu Ragnarök, dem Untergang der Welt und auch deren Neuanfang, zu trainieren und das Kriegshandwerk zu perfektionieren.

Unehrenhaft gestorbene, also die die nicht im Kampf starben oder ohne Waffe in der Hand oder aufgrund hohen Alters in einem Bett, gelangen nach Helheim zur Göttin Hel, auch Hela genannt. Jetzt heißen sie Draugr und werden als untote Krieger an Ragnarök gegen die Einherjar (Odins Krieger) kämpfen.

Historiker glauben, dass die Wikinger, Germanen und Kelten vor allem deswegen zum Christentum übertraten, weil dieses deutlich weniger kriegerisch war, und dort Familien und Freunde auch trotz hohen Alters und einem friedvollen Tod in das Paradies gelangen konnten.

Im alten Ägypten ist es ähnlich wie im Christentum.

Wenn der Mensch stirbt, gelangt seine Seele, sein „Ba“ in die Unterwelt, die Duat. Dort muss die Seele nun zu dem Tempel des Osiris reisen und Gefahren überwinden. Der Sonnengott Rah, der jede Nacht auf den Flüssen der Duat eine Reise beschreitet, um am nächsten Tag wiedergeboren zu werden. Auf dem Weg dorthin wies er mit seinem göttlichen Licht den Seelen den Weg. In den Hallen von Osiris wird nun das Herz des Verstorbenen mit der Feder der Wahrheit auf der Waage des Anubis, des Schutzgottes der Toten, abgewogen. Ist die Feder schwerer als das Herz, wird dieses von Ammit, der Verschlingerin, einem Krokodil mit Löwenmähne und Nilpferdkörper verschlungen und die Seele somit vernichtet. Wer die Prüfung der Waage bestand, erhielt von Osiris, dem Totengott, die Erlaubnis in die Gefilde des Iaru („Ägyptisches Paradies“) einzuziehen.

Der Tod ist also in dieser Kultur nichts allzu Schlimmes. Es ist ein Zustand der Glückseligkeit, dem Losgelösten von der Welt und des Lebens ohne Schmerz in einem Paradies.

Vielleicht ist es aber auch eine Welt wie diese und die Gesetzmäßigkeiten sind anders und der Tod ist nur eine Tür, auf die ein weiterer Weg folgt.

Vielleicht ist die Seele aber auch einfach nur Energie und eine Summe an Erfahrungen die in eine Urform zurückkehrt, sich mit anderen Energien oder Seelen vermischt und dann als veränderte Energie in ein neu entstandenes Lebewesen einfährt. Das würde zum Beispiel die Seelenverwandtschaft erklären.

Eines ist aber klar, den Tod wissenschaftlich aufzuhalten ist momentan noch nicht möglich und ein Leben unendlich zu verlängern, darüber sollte man erstmal nachdenken. Denn, wenn erstens niemand mehr stirbt, und trotzdem junge Menschen geboren werden, wird die Welt bald restlos überbevölkert sein und die Nahrungsmittel werden erst recht nicht ausreichen. Zweitens: Wer will als 150-Jähriger in einer desinfizierten Krankenhaushölle sitzen, langsam vor sich hinsiechen und vor lauter Gelenkschmerzen keinen klaren Gedanken mehr fassen können, geschweige denn sich gefahrlos mit osteoporotischen Knochen bewegen, die schon bei einem Windhauch brechen?

Der Tod ist einmalig und gehört zum Leben dazu. Außerdem, ohne Ihn wüssten wir die Zeit, die uns gegeben wurde, gar nicht mehr zu schätzen.

Vielleicht erlebte der 90-jährige vom Anfang den Tod ungefähr so:

Er sah wieder, wie seine Kameraden starben. Getroffen von Kugeln. Zerfetzt von Granaten und durch diese bis zur Unkenntlichkeit verunstaltet. Andere Freunde und Soldaten, die ihn mit kalten leeren leblosen Blick anstarrten, das Gesicht mit Dreck verschmiert und Tod. Einige hatten Kinder, andere waren selbst noch welche, gerade mal 16. Er konnte nichts dafür, für ihren Tod, dennoch schienen sie ihn anklagend anzustarren. Ihre Schreie und ihre Stimmen, ihre Blicke verfolgten ihn auch jetzt noch in seinen Träumen. Seit einer halben Ewigkeit nun schon. Ein neues Bild. Als er die Frau seiner Träume traf, kurz darauf die Geburt seines Sohnes und die glücklichen Stunden, die er mit Ihm verbrachte.

Der Tod seiner Frau.

Die Bilder jetzt nur noch wie eine Diashow. Die Beerdigung… immer schneller und schneller.

Zum Schluss, das Zimmer. Das kalte, lieblose, desinfizierte Zimmer. Die Schläuche unter seiner Haut fühlte er nicht mehr. Er fühlte nichts, keine Schmerzen, auch keine Angst. Er wusste, dass dieser Tag kommen würde. Um sich herum sah er seinen Vater und seine Mutter, die Ihm zulächelten, so wie sie es immer getan hatten, kurz bevor er Schlafen ging. Neben Ihnen seine Frau, die zeitlos schön vor ihm stand, wie an dem Tag, als er sie zum ersten Mal sah.

Eine Gestalt im Hintergrund, mit einem schwarzen Mantel mit Kapuze, dürr und abgemagert mit skelettartigen Fingern, fiedelte eine schöne aufmunternde Melodie.

Neben seiner Frau saß sein Sohn. Der ihm jetzt in die Augen sah.

Er lächelte und nun, zum ersten Mal seit Stunden, Tagen fühlte er wieder, fühlte die Liebe und er lächelte leicht. Sein Sohn erwiderte es, wenn auch traurig mit Augen, die den Schmerz über den drohenden Verlust spiegelten.

„Es ist Zeit“, sagt eine Stimme, die etwas ruhiges Samtenes hatte und er sah auf.

Vor ihm stand der Fiedler, dessen Gesicht er nicht sehen konnte. Die Stimme sprach von Vertrauen und Ruhe, Frieden, den er sich so lange erhoffte.

„Wenn du bereit bist, nimm meine Hand“, sprach der Fremde.

Er atmete tief ein, und roch plötzlich den Duft blühender Blumen, der von dem Mann auszugehen schien. Er seufzte, ergriff die ihm dargebotene Hand und stand auf, fühlte sich befreit und lebendig.

„Komm, jene die du liebst, warten auf dich.“

„Willst du nicht noch ein Lied spielen? Du spielst die Geige sehr gut.“

Der Verhüllte lachte, und begann zu spielen, während sie aus dem kalten, traurigen Zimmer auf einen Waldweg zuschritten, der von alten Buchen gesäumt wurde und der vor Leben vibrierte.

Text: Gabriel T.

„Fake News im Ukrainekrieg“: Werkstattgespräch mit Detlef Esslinger von der SZ

Es hat sich wie ein Lauffeuer verbreitet, schon Monate im Voraus war klar, die Süddeutsche Zeitung macht uns ihre Aufwartung. Sie entsenden einen hochrangigen Journalisten zur FOS/BOS Friedberg, um uns einen kleinen Einblick in die journalistische Arbeit zu geben, wie sie Zeitungen mit großer Auflage vollbringen.

Im Fokus: Fake News im Ukrainekrieg und Neutralität im Journalismus. Der Reporter war SZ-Redakteur Detlef Esslinger, der Leiter des Meinungsressorts der „Süddeutschen Zeitung“. Mit dabei, neben den Mitgliedern der Schülerzeitung, der Kurs „Internationale Politik“ bei Herrn Goj, der uns in der interaktiven Gesprächsrunde mit Herrn Esslinger mit guten Fragen zur Seite stand.

Die Kernaussagen von Detlef Esslinger:

Beim Verifizieren der Informationen spielt Quellenkenntnis eine bedeutende Rolle. Behauptet der Autor nur oder kann er auch begründen? Daran kann man erkennen, ob die Wahrheit dort geschrieben steht.

Neutralität ist vor allem Objektivität: Die Welt um jemanden herum muss die betreffende Person als neutral betrachten.

Man muss mitteilen, was bekannt ist, aber viel wichtiger ist eigentlich, was nicht bekannt ist. Dabei gilt es, haltlose Spekulationen zu vermeiden.

Hier jetzt auch in Podcastform zum Hören für unsere Leserinnen und Leser! SZ-Journalist Detlef Esslinger spricht über die große Gefahr für Kriegsreporter, Enthüllungsjournalismus und Berufsethos. Und wo die „Süddeutsche Zeitung“ ihr Druckpapier hortet.

Zum Abschluss wurden wir zu der Tageskonferenz der Redakteurinnen und Redakteure der Meinungsseite eingeladen und durften den Ablauf einer solchen Besprechung erleben. Was auffiel: Auch, wenn es viele gute Themen gibt, können nicht alle bearbeitet werden. Wichtig ist auch: Was interessiert die Leser? Man kann während einem großen Sportereignis (Fußball-WM in Katar) nicht über steigende oder sinkende Corona-Zahlen schreiben, das interessiert ganz aktuell höchstens Virologen.

Text/Fotos: Gabriel T.

Audioschnitt: Pierre T.

Es ist bald soweit! Theatergruppe spielt „Verrücktes Blut“ bis zur Eskalation

Wir, das Theaterseminar, verkaufen am Mittwoch, den 1. März 2023, die letzten Karten für unser Stück „Verrücktes Blut“. Die Aufführungen finden am 2. und 3. März 2023 statt.

Um euch noch mehr Eindrücke liefern zu können, haben zwei unserer Schauspieler*innen während der Probe ein Ansteckmikrofon getragen. Dadurch könnt ihr euch jetzt exklusive Ausschnitte aus einer der letzten Proben vom 13. Februar 2023 anhören. Aufgenommen wurde unter anderem Andy Gorgis, der die Figur Musa spielt.

Eine Lehrerin möchte ihren Schülerinnen und Schülern Literatur näher bringen – bis alles eskaliert und sie die Nerven verliert. Gewalt und derbe Sprache inklusive.

Ihr wollt noch mehr Eindrücke? Dann folgt uns doch auf Instagram, unter @verruecktes_blut.

Wir sind schon alle sehr aufgeregt und freuen uns auf euer zahlreiches Kommen!

Das Theaterseminar der FOS/BOS Friedberg unter Leitung von Iris Seemiller und Raphaela Scharrer

Text: Louis M.

Audioschnitt: Scotty N.

Die zweite „Open-Mind-Night“ – Unter dem Motto „Creative Moments“

Letzten Donnerstag war es wieder so weit: Die „Open-Mind-Night“ ging, nachdem sie letztes Jahr schon ein großer Erfolg war, in die zweite Runde. Den ganzen Abend lang zeigten Schüler*innen, eine Lehrerin und sogar eine ehemalige Schülerin der FOS/BOS unter dem Motto „Creative Moments“ ihre versteckten Talente dem Publikum. Organisiert wurde die Veranstaltung vom „Schule ohne Rassismus“-Teams der Beruflichen Oberschule Friedberg.

Von Poetry Slams, über zwei selbst gedrehte Filme, kreativ gestaltete Straßenschilder bis zu einem Culture-Walk, bei dem zwölf Schüler*innen die traditionelle Kleidung ihres Herkunftslandes präsentierten, war alles geboten. Weiterhin trugen drei Schülerinnen mitreißende „Banger“ zum Mitsingen vor, die teilweise sogar ganz spontan und improvisiert im Duett mit einem Schüler am Klavier gezeigt wurden. Und damit auch niemand vergisst, dass unser Theaterseminar bald die Premiere ihres Theaterstücks „Verrücktes Blut“ aufführt, teaserten sie dieses schon mal mit einer kurzen Sneak Peak an. Zum krönenden Abschluss spielte die Schulband auf der Bühne, wodurch die Stimmung im Publikum nur noch gesteigert wurde.

Außerdem wurden alle Einnahmen an die Opfer der Erdbeben in Syrien und der Türkei gespendet, um nicht nur mit den vorgetragenen gesellschaftskritischen Texten ein Zeichen für mehr Solidarität zu setzen.

Nachtrag: Bei der Spendensammlung in den Klassen, bei der „Open-Mind-Night“ und einem Kuchenverkauf in der Schule sind insgesamt 1801,10 Euro zusammengekommen, die an die Aktionen „Bündnis Entwicklung hilft“ und „Deutschland hilft“ gespendet wurden.

Text/Fotos: Lara Q., Mona W.

»Aber sie sind deine Eltern!« – Ja! Das ist das Problem…

Toxische Eltern… | … und warum wir so sind, wie wir sind.

Kommentar von Vanessa S.

Disclaimer: Ich bin weder Psychologin, noch Therapeutin, noch habe ich professionelle Anhaltspunkte, wenn es um Familientherapien geht. Ich schreibe lediglich des Schreibens Willen, und weil ich das Thema rund um toxische Eltern und gesellschaftlichen Einfluss interessant finde.

Depressionen, Bindungsängste, unerwiderte Liebe… das ist der Dorn im Auge der Gesellschaft, der gerne übersehen wird – absolut schade!

Für jemanden, der in einem sicheren Haushalt aufwächst, sind die oben beschriebenen Zustände selten ein Problem. Sie sind vielleicht nicht nachzuvollziehen oder lassen ihn oder sie die Augenbrauen verständnislos hochziehen. Was sollen Eltern schon mit uns machen? Sie geben uns alles, was wir brauchen? – Und ja, leider auch viel mehr: Weinend einzuschlafen, weil die Eltern wieder gestritten haben, oder ihre Frustration über unsere Erziehung, die einen langen Pfad von Manipulation bereitstellt. Der Streit an Weihnachten, toxische Stimmung, sobald der Vater zuhause ist, laute Anschuldigungen, Desinteresse, das Problem, jemanden mit nachhause zu bringen, weil man weiß, die Eltern können sich nicht benehmen – und die ständige Suche nach der Antwort, was man eigentlich falsch gemacht hat, und ob man das verdient, was gerade zuhause geschieht.

Wieso spricht niemand darüber?

Das ist eine gute Frage, auf die man aber auch leicht selbst kommt. Ich bin vielen Menschen über den Weg gelaufen, an deren Verhalten ich schnell feststellen konnte: »Oh, Kindheitswunde, wahrscheinlich«. Doch meistens, und das ist der springende Punkt, wissen Menschen nicht, dass sie Verletzungen aus ihrer Kindheit herumtragen, die sie bis heute beeinflussen – aber dazu später mehr. Sie wollen oder können nicht akzeptieren, dass ihre Eltern sie schlecht behandelt haben. Es fängt harmlos an, wie beispielsweise die Grenzen des Kindes nicht zu respektieren, indem man sich viel zu sehr oder auch falsch in das Leben des Nachwuchses einmischt. Oder die hohen Erwartungen, die geschürt werden, weil sie ja wissen, »was gut für dich ist«. Und wie ist es mit Desinteresse, tiefsitzender Frustration, weil der Vater einen nicht ansieht, wenn man sich nicht gut genug anstrengt? Wenn man für ihn sonst nicht existiert? Oder die Mutter, die nicht weiß, wie man ein Kind erzieht und denkt, dass anschreien und toxisches Verhalten das sei, das ihr auch nicht geschadet hätte – aber da ist es! Es hat geschadet. Die Gesellschaft hat nur selbst nicht akzeptiert, dass viele von ihnen schlechte Eltern sind, wenn sie weiter machen.

Jetzt lehne ich mich mit den Behauptungen sehr weit aus dem Fenster. Man ist doch keine schlechte Mutter, nur weil man sich wie eine Mutter verhält? Das mag schon sein. Ich persönlich finde, es gibt per se keine guten oder schlechten Eltern, sondern nur reife oder unreife Eltern. Menschen akzeptieren nicht, dass Eltern sich unreif in der Erziehung verhalten, sodass Betroffene auch bei der kleinsten Überlegung zu hören bekommen »Aber das sind deine Eltern, du kannst nicht so über sie sprechen?« oder »Deine Eltern versuchen es zumindest, gib ihnen eine Chance«. Auch beliebt ist: »Das ist deine Mutter! Sei dankbarer! Es gibt Kinder, die keine Eltern haben!«

Ja, aber darf ich deshalb nicht verärgert sein, wenn ich in einigen Jahren vor dem Spiegel stehe und bemerke, dass der Grund für meine Schwierigkeiten von meinen Eltern kommt? Die Gründe, warum ich Menschen so leicht vertraue, warum ich keine Beziehung führen kann, warum ich kein Selbstbewusstsein habe – darf ich ihnen verzeihen, dass sie sich nicht ausreichend – emotional – um mich gekümmert haben?

Im Endeffekt muss das jeder selbst entscheiden. Zu akzeptieren ist ein guter Anfang. Ich finde, wenn du weißt, dass das auf dich zutrifft, dann darfst du auch sagen, dass du falsch behandelt wurdest.

Wissen Eltern, dass sie uns auch schaden können?

Es gibt natürlich einen Unterschied zwischen »meine Mutter hat das Wlan-Passwort geändert, das macht sie nur, um mich zu nerven« und »meine Mutter hat wieder mein Tagebuch gelesen und sich daraufhin mit meinem Vater ausgetauscht.« Es gibt gewisse Dinge, die einfach nicht in Ordnung sind. Auf die Frage, ob sie das Wissen besitzen, dass sie uns schaden, gibt es jede Antwort. Ja, bei Eltern, die genau wissen, in welche Wunde sie stechen müssen, um dich zu kontrollieren und Nein, bei Eltern, die es einfach nicht besser wissen und hoffen, dass du nur erzogen wirst. Erziehung ist nämlich auch überhaupt nicht einfach.

Manchmal reicht Kommunikation, und die Lösung davon nur für einige Tage. Denn unreife Eltern sind häufig damit überfordert, die wirklichen Wünsche ihrer Kinder zu akzeptieren, weil sie wissen, sie selbst hätten das nicht gemacht oder durften es nicht. Sie waren leise und haben erduldet, was passiert war – aber deshalb darfst du trotzdem sagen, was du dir wünschst: mehr Privatsphäre? Weniger Kontrolle? Sprich es aus!

Was macht das nun mit uns? Die Frage, wer wir sind, lässt sich häufig, wenn nicht immer, auf unsere Eltern zurückführen. Es gibt Menschen, die mit Verlustängsten in Partnerschaften zu kämpfen haben – und wenn man einen Schulterblick in die Vergangenheit wirft, lässt sich erkennen, dass die Eltern nicht das geleistet haben, was sie hätten leisten sollen. Denn ich denke, wir sind uns alle einig, wenn ich behaupte, dass Eltern nur Kinder bekommen sollten, wenn sie nicht maßlos überfordert mit sich selbst sind.

Inzwischen gibt es viel gute Literatur, die sich mit „Kindheitswunden“ auseinandersetzt. Sie zu lesen kann helfen, einen Überblick zu bekommen. Nichts desto trotz; wenn ihr betroffen seid, sprecht drüber, reflektiert und seid euch bewusst, dass es nicht eure Schuld ist.

Podcast: Interview mit den Verbindungslehrern Sandra Binner und Julian Botzenhardt

Im Podcast lernt ihr unsere Verbindungslehrer Frau Binner und Herr Botzenhardt näher kennen und bekommt ein paar Einblicke in ihren Alltag an der Beruflichen Oberschule Friedberg. Sie sind mittlerweile ein eingespieltes Team und flitzen ständig durch unser Haus, wenn es etwas zu organisieren gibt. Hört doch gerne mal rein, um herauszufinden, was die zwei schon alles Peinliches erlebt haben und welches alkoholische Getränk sie gerne wären.

„Schule ist mehr als Unterricht“: Unsere Autorinnen Mona, Lara und Karin im Gespräch mit Sandra Binner und Julian Botzenhardt, den Verbindungslehrern der FOS/BOS Friedberg, über ein gelungenes Miteinander und welches Getränk sie gerne wären.

Interview/Fotos: Mona W., Lara Q., Karin K.

Wusstet ihr eigentlich, dass…

… unser Biologie- und Chemie-Lehrer Herr Luschner…

… früher unbedingt Vulkanologe werden wollte, dies aber aufgrund der schlechten Berufsaussichten in Deutschland nicht verwirklichen konnte,

… auch noch die Berufe Förster und Lehrer auf seiner Berufswunschliste standen,

… eigentlich keine großen Schwierigkeiten hatte, sich an der FOS/BOS Friedberg einzugewöhnen, er jedoch die Biologiesaal-Knappheit im Vergleich zur Schule, an der er davor unterrichtete, dennoch gewöhnungsbedürftig fand,

… an seinem Studium in Bayreuth vor allem das Miteinander mit den anderen Studenten geschätzt hat, allerdings viele Inhalte des Studiums an sich nicht sehr ansprechend fand,

… was ihm jedoch besonders die Studienfahrten nach Südfrankreich und Kalifornien, wo ihn die botanische Vielfalt der Orte sehr beeindruckte, im Gedächtnis geblieben sind,

… Geographie als Fach auch sehr spannend finden würde, er seiner Fächerkombination allerdings immer noch treu bleiben würde, wenn er sich erneut entscheiden müsste,

… auch schon auf dem Gymnasium, wo er vor seiner Zeit in Friedberg tätig war, die Unter- und Oberstufe am liebsten unterrichtete, wobei letzteres sich an der FOS/BOS nur bestätigte, 

… immer versucht, sich sein Verhalten während seiner eigenen Schulzeit zu erinnern, um sich besser in die Schüler*innen hineinversetzen zu können und deren Lage besser zu verstehen,

… eigentlich nie ein richtiges Hassfach in seiner Schulzeit hatte, aber das kleine Latinum nur durch „problemlösendes Denken“ geschafft hat,

… seine Freizeit mit dem Satz „Pilze suchen und Vulkane besteigen – am besten beides gleichzeitig!“ beschreibt, 

… auf eine einsame Insel seinen Sohn und seine Frau, ein Gerät zum Musik abspielen und viele Pilzbücher mitnehmen würde,

… sich auf seinem last.fm-Profil (eine Musik-Tracking-Plattform) mit „Luschido“ beschreibt,

… und ein guter Rotwein aus Italien, Österreich oder Deutschland wäre, wenn er sich in ein alkoholisches Getränk verwandeln müsste?

Interview: Lara Q.