Archiv des Autors: David R.
„Digitalpakt Bayern“: Vergesst eure Lederhose nicht!
„DIGITALPAKT BAYERN“: VERGESST EURE LEDERHOSE NICHT!
Laptop und Lederhose. Unter diesem Motto verbindet Bayern erfolgreich Tradition und Innovation auf wirtschaftlicher Ebene. Die Innovation soll mit dem Digitalpakt Schule der Bundesregierung auch an Schulen ankommen. Immer mehr bayrische Schulen bieten sogenannte Tablet-Klassen, wo die flachen Geräte Hefte und Bücher ersetzen. Was für die einen ein schlecht funktionierender Modellversuch ist, ist für andere der Aufbruch in ein neues Bildungszeitalter. Gerade die Schüler aber, welche mitten im Umbruch stecken hinterfragen oft den praktischen Nutzen des Ganzen.
Da ist die Frage, wofür sich welche digitalen Medien überhaupt didaktisch eigenen. Gerade einmal 42% der Schüler nutzen digitale Medien häufiger als einmal pro Woche im Unterricht. Deutlich höher ist der Anteil derer, die sie beim selbstständigen Lernen einsetzen. Ist ein Tablet zuhause also sinnvoller als im Unterricht? Experten sehen den Nutzen vor allem in der Darstellung komplexer, naturwissenschaftlicher Abläufe. Dafür braucht nicht zwingend jedes Kind ein eigenes Gerät. Technische Spielereien, wie das händische Schreiben mit einem Stift auf dem Tablet anstelle des Tippens auf einer Tastatur, sind nicht mehr als ein Valium-Tropfen auf den heißen Stein der Kritiker. Fakt ist: Wer nur noch digital schreibt, verlernt das Vorausdenken, denn alles ist spurlos löschbar. Wer nur noch Grafiken herunterlädt, verlernt selbst zu zeichnen. Wer das bestreitet, dem sei die Lektüre von Manfred Spitzers „Cyberkrank“ empfohlen.
In so einer Debatte muss man auch grundsätzlich werden. Daher: die momentane Art und Weise der Schuldigitalisierung schafft wichtige Grundpfeiler des deutschen Schulwesens und damit unserer Gesellschaft ab. Die Lehrmittelfreiheit und die Unabhängigkeit der Lehre von der Wirtschaft sind in ernster Gefahr. Tablet-Klassen sind elternfinanziert. Diese ach so moderne Bildung wird mit Anschaffungs- und Erhaltungskosten, die bis zu 1000€ erreichen können, erkauft. Natürlich, auch normale Schüler kaufen Blöcke und Stifte, aber dass dies finanziell eine andere Dimension darstellt sollte jedem klar sein. Außerdem haben Tablets, gerade wenn sie tagtäglich stundenlang intensiv genutzt werden, keine lange Lebensdauer. Würde man also, wie es vielen vorschwebt, ab der Unterstufe Geräte an alle Schüler ausgeben, kann man davon ausgehen, dass diese noch vor dem Schulabschluss aufgrund von veralteter Software oder Akkuproblemen ersetzt werden müssten. Die unzähligen Geräte, die durch Herunterfallen kaputtgehen würden, mal außen vor gelassen. Das wäre ein finanzielles und umweltschädliches Fiasko!
Eine Digitalschule funktioniert nur, wenn alle Geräte auf dem gleichen Betriebssystem aufbauen. Nach heutigem Stand müssen also alle Geräte vom selben Hersteller kommen, im Moment oftmals der mit dem angebissenen Apfel. Was für eine Marktmacht. Dass gerade dieses Unternehmen hierzulande kaum Steuern zahlt, stört offenbar bei der Vergabe von Fördergeldern niemanden. Warum werden nicht gezielt einheimische Systeme gefördert? Das Schulsystem, die Zukunft unseres Landes von einigen wenigen ausländischen Technologieriesen abhängig zu machen ist grob fahrlässig, insbesondere wenn man die Bemühungen sieht Europa als Standort für Informationstechnologie mehr Gewicht zu verleihen. Es wird also gleich zweimal staatliches Geld ausgegeben, das anderswo vielleicht besser aufgehoben werden. Sogar hier, im finanzstärksten Bundesland gibt es Schulen, deren Dächer nicht dicht sind, auf deren Toiletten sich keiner traut. Was bringen Tablet-Klassen in teilweise gesundheitsgefährdend maroden Schulgebäuden?
„Digitalisierung first – Bedenken second“, wie es die FDP fordert kann und darf nicht die Lösung sein! Vor allem wenn man die unzähligen Milliarden für Anschaffung und Wartung betrachtet, die in die Schuldigitalisierung fließen werden. Alles was Technik ist geht gerne auch mal kaputt, oder wird ganz digitalisiert gehackt.
Über didaktischen Nutzen ist viel geschrieben worden. Was ist aber mit gesundheitlichen Risiken? Niemand kann heute schon sagen, wie sich ständiges Starren auf Bildschirme auf Kinderaugen, permanente WLAN-Bestrahlung auf die Fruchtbarkeit von Jugendlichen auswirkt. Es fehlen Langzeitstudien, kurzfristig erhobene Ergebnisse zeigen teilweise katastrophale gesundheitliche Spätfolgen. Sind wir bereit dieses Risiko einzugehen, nur um dem Trend zu folgen?
Ja, wir brauchen ein modernes, technisch gut ausgestattetes Schulsystem. Wir dürfen uns international nicht abhängen lassen. Wir brauchen das Laptop oder das Tablet. Aber wir müssen unbedingt mit Vernunft und Weitblick digitalisieren. Denn wir dürfen nicht die Gesundheit von Generationen, massenweise Steuergeld und die Grundpfeiler unseres Landes aufs Spiel setzen. Also lasst uns bitte nicht die Lederhosen vergessen.
Ein Kommentar von Maximilian von Linden, erstmalig erschienen am 19. Januar 2020.
„Heimatliebe“: 100 Jahre Bayern
Bayern ist vor kurzem 100 Jahre alt geworden. Es ist für uns mehr als einfach nur ein Bundesland. Vielmehr ist es unser Zuhause. Es ist unsere Heimat.
Unsere Heimat ist Bayern – vom Haus, indem wir aufgewachsen sind, über den Kinderspielplatz nebenan, bis hin zu Sehenswürdigkeiten, die wir in unserem „Heimaturlaub“ besichtigt haben. Menschen können aber auch Orte, die in weiter Ferne liegen, als „Heimat“ sehen.
Je nachdem, wo sie aufgewachsen sind oder auch welche Kulturen sie in ihrer Kindheit näher kennengelernt haben. Dies kann zum Beispiel ein Haus oder eine Stadt sein, in der man seine Jugend verbracht hat. Aber auch sein Heimatland kann man als seine Heimat sehen. Hauptsache man kann sich mit dem Ort identifizieren und fühlt sich damit verbunden.
Die Verbundenheit zu seiner Heimat wird häufig als „Heimatliebe“ bezeichnet. Wenn wir uns einem Ort verbunden und zugehörig fühlen, denken wir oft: „Das ist mein Zuhause! Hier will ich nie wieder weg“. Eine Art Heimatliebe zu einem bestimmten Ort – das kennt fast jeder! Und diese Liebe wird auch (fast) nie vergehen.
Von unserem Autor Patrick Failer, erstmalig erschienen am 13. Dezember 2018
Der Freistaat Bayern – Vom Nürnberger Christkindlesmarkt bis zum Touristenmagnet Oktoberfest
Wenn man an Bayern denkt, kommen einem zuerst einmal verschiedenste Traditionen und Bräuche in den Sinn. Denn welches andere Bundesland ist denn überregional so bekannt für sein Brauchtum wie der Freistaat?
Zu jeder Jahreszeit gibt es hierzulande viele verschiedene Gepflogenheiten. Vom Nürnberger Christkindlesmarkt im Winter, über das traditionelle Maibaum-Aufstellen im Frühjahr bis zum Münchener Oktoberfest im Herbst. Der Freistaat hat wirklich einiges zu bieten.
Im Moment ist der Nürnberger Christkindlesmarkt, der vor kurzem wieder seine Tore für die Besucher geöffnet hat, einer der größten Attraktionen im Süden der BRD. Er ist einer der ältesten und berühmtesten Christkindlesmärkte der Welt. Dieser Weihnachtsmarkt zeichnet sich vor allem durch zusätzliche Attraktionen aus, wie zum Beispiel durch die Kinderweihnacht oder auch den Lichterzug der Kinder.
Egal ob Merching, Mering oder Kissing – in unserer Region besitzt beinahe jedes Dorf einen Schützenverein. Diese bestehen oft schon seit mehreren Jahrhunderten. Der älteste Schützenverein aus Haag bei München datiert beispielsweise auf das Gründungsjahr 1247 zurück. Dort wird die bayerische Tradition auch hochgehalten. Dazu gehört beispielsweise auch das Böllern. Dies wird vor allem bei besonderen Feier- und Festtagen praktiziert. Diese Tradition geht bereits bis ins 15. Jahrhundert zurück.
Das Maibaum aufstellen gehört zu den witzigsten und amüsantesten Traditionen unseres Freistaates. Er wird in der Regel bereits am Vorabend des 1. Mai auf dem Dorfplatz aufgestellt. Der Maibaumstamm wird in den bayerischen Farben weiß und blau gehalten. Die Spirale wird dabei von unten links nach oben rechts gedreht. Als Vorbild dienen die blau-weißen Rauten auf der Bayernflagge. Diese sollen wiederum den weiß-blauen Himmel darstellen. Oft wird der Maibaum von den Nachbargemeinden entwendet und gegen eine entsprechende Belohnung, häufig eine deftige Brotzeit mit Gerstensaft, ausgelöst.
Am bekanntesten ist natürlich das Oktoberfest in München. Millionen Besucher aus aller Welt kommen in die bayerische Landeshauptstadt. Die Hotelpreise steigen in die Höhe, der öffentliche Nahverkehr kommt vor lauter Menschenmassen fast zum Erliegen und trotzdem sind fast alle Besucher hochauf begeistert. Denn: Mit den passenden Liedern wird mitgesungen und die Stimmung ist da!
Wusstet ihr eigentlich, dass Albert Einstein als 17-jähriger auf der Wiesn bedient hat und nur etwa ein Fünftel aller Besucher aus dem Ausland kommen?
Wer schon mal beim Oktoberfest war oder davon gehört hat, der kennt noch eine Sitte – beim Oktoberfest gibt es zwei Bräuche in einem: Beim Oktoberfest kommt man nicht in seiner Hausgarderobe. Stattdessen gibt es Tracht und Dirndl. Ist das nun albern oder schon wieder retro-chic?
Von unserem Autor Fabian Wölfle, erstmalig erschienen am 8. Dezember 2018
„Mia san Bayern“: Der bayerische Dialekt
Der Dialekt ist schon ein Wunderwerk für sich, aber denkt nicht, es gäbe nur den Einen. Neben dem in unserer Region recht verbreitetem Altbayerisch, zählen Fränkisch, Schwäbisch und Allgäuerisch ebenso zu den Dialekten, die häufig in Bayern angewandt und in der Praxis gesprochen werden. Jeder dieser Dialekte hört sich für Laien oder Norddeutsche bzw. einfach Nicht-Bayern (häufig als „Preußen“ verspottet) gleich unverständlich an, da diese Dialekte schon fast eine eigene Sprache mit häufig stark unterschiedlichem Vokabular sein könnten. Und doch sind sie aus vielen Gründen auch historisch bedingt so verschieden.
Jeder Dialekt in Bayern klingt unterschiedlich und besitzt eine Vielzahl an eigenen Wörtern, welche teilweise in Schreibweise und Wortstamm nur vage der hochdeutschen Version ähneln. So kennt man beispielsweise eine Frikadelle nicht nur als „Fleischpflanzla“, sondern auch als „Fleischkiachla“ und eine Tüte nicht nur als „Düüd´n“, sondern auch als „Gschdadl“. Wenn man nicht schon mit einem Dialekt aufgewachsen ist, fällt es schwer, einen solchen zu verstehen.
Warum also sollte man Bayerisch reden, wenn es doch so kompliziert scheint und im Berufsleben häufig als hinderlich angesehen wird?
Diese Frage ist leicht zu beantworten, denn es kann nicht nur äußerst amüsant sein, Bayerisch zu reden, sondern in vielen Gebieten ist der bayerische Dialekt einfach gang und gäbe. In den meisten bayerischen Dörfern ist es üblich, im Dialekt zu sprechen, denn Hochdeutsch ist dort eine wahre Seltenheit.
Merke: Im Grund g’nomma bleibts jedem soiba überlassen, ob a jetz Boarisch ren mog, oda ebn ned.
Text: Patrick Failer, erstmalig erschienen am 12. November 2018
100 Jahre Bayern: Heimatgefühle oder Alpen-Kitsch?
Heimatgefühle oder Alpen-Kitsch? Der Freistaat Bayern feiert den 100. Geburtstag!
Wenn man an Deutschland denkt, dann hat man auch automatisch den Freistaat Bayern vor Augen, der dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert. Er ist das flächenmäßig größte Bundesland unserer Bundesrepublik und hat die zweitmeisten Einwohner nach Nordrhein-Westfalen. Im Süden die Alpen, im Osten die „Drei-Flüsse-Stadt“ Passau und der Bayerische Wald und im Norden die Franken. Für manchen Südbayer ist das sogar schon das „Ausland“ (siehe „Weißwurstäquator“).
Die größte Stadt ist München mit etwa 1,5 Millionen Einwohnern gefolgt von Nürnberg mit etwa 500.000 Bürgern und Augsburg – die Fuggerstadt – mit knapp 300.000 Einwohnern. Also fast wie die bayerische Reihenfolge in der Bundesliga im Moment. Die Donau teilt Bayern in den südlicheren Teil mit Alpen und Alpenvorland beziehungsweise in den fränkischen Teil. Bedeutsame Flüsse sind die Isar, der Inn und der Lech.
In den 100 Jahren ist sehr viel passiert. So fanden zum Beispiel viele Heimatvertriebene, darunter Schlesier und Sudetendeutsche, nach dem 2. Weltkrieg in Bayern ihr neues Zuhause. Es war in der Zeit somit nicht nur schwierig, Bayern wieder aufzubauen, sondern auch die verschiedenen Kulturen zu vereinen.
Der Bayer ist stolz auf seine Heimat, die ihm vor allem in Bezug auf Freizeitgestaltung viele Möglichkeiten offen lässt. Manche wollen sogar, dass man sich von Deutschland löst und eigenständig wird (zum Beispiel die „Bayernpartei“), weil sie der Meinung sind, Bayern würde es als eigenes Land besser gehen. Doch dies sollte man genau durchdenken.
Für den traditionellen Bayer gilt die „Mia san Mia“-Mentalität, wie sie auch auf den Trikots des FC Bayern zu sehen ist. Dem Bayer fehlt es in der Regel nicht an Selbstbewusstsein. Natürlich verbindet man mit Bayern auch das jährlich stattfindende Oktoberfest mit Lederhosen beziehungsweise Dirndl und dem „Wasser Bayerns“ – das Bier als sogenanntes bajuwarisches Grundnahrungsmittel. Zudem denkt man an die Bilderbuchseen wie den Starnberger See oder den Königssee, aber auch an ganz viele Schlösser – vor allem an den Touristenmagnet Schloss Neuschwanstein ganz im Süden Bayerns. Auch der Dialekt macht Bayern aus – vom Fränkischen über das Baierische bis zum Schwäbischen ist alles dabei. Jedoch: Der Dialekt stirbt leider auch in Bayern langsam aus – zumindest in den Großstädten.
Der Bayer hat auch immer seine politische Meinung stark vertreten, verteidigt, kund getan – wie bei der jüngsten Landtagswahl vor gut zwei Wochen zu sehen war, sind auch Volksparteien wie CSU und SPD nicht vor Niederlagen gefeit – beide mussten Verluste im zweistelligen Bereich hinnehmen.
Was meint ihr? Kann Bayern als Vorbild für andere Bundesländer dienen oder ist die „Mia san Mia“-Mentalität nur noch peinlich?
Autor: Fabian Wölfle, Artikel erstmalig erschienen am 31. Oktober 2018
„Für augenblicklichen Gewinn verkaufe ich die Zukunft nicht“: Adani und der Bau einer Kohlemine in Australien
Zitat frei nach Werner von Siemens
Am 12. Januar 2020 twitterte die deutsche „Fridays for Future“-Sprecherin Luisa Neubauer: „Am Montag ruft #FridaysForFuture zu 11 Spontan-Demonstrationen gegen Siemens und die Fehlentscheidung von @JoeKaeser auf […]“. Im Laufe der nächsten Tage wandern Tags wie „#KaeserFuelsFires“ durch die sozialen Medien. Aber wie konnte es so weit kommen? Wie konnte sich ein so etablierter Konzern mit eigentlich ökologisch vertretbaren Geschäftsmodellen in eine solche Lage bringen?
Die Geschichte beginnt am 2017 als die Firma „Adani“ ihre Beschlüsse veröffentlicht hatte, die den Bau einer der weltweit größten Kohleminen in Australien bestätigen. In dem unberührten Gebiet Galilee Basin des Staats Queensland in Australien soll diese Kohlemine errichtet werden und jährlich 6 Millionen Tonnen Kohle abbauen. Damals wurde das Projekt von der australischen Regierung als eine große Chance betrachtet. So soll diese Mine der Wirtschaft der Nr. 1 Kohleexport-Nation einen Aufschwung geben und tausende Jobs generieren. „Wir sind ein ressourcenreicher Staat, wir sind ein agrarisch reicher starker Staat, wir sind ein tourismusreicher Staat und wir brauchen Jobs!“, so Annastacia Palaszczuk, Queenlands Premierministerin. Die Regierung ging sogar soweit, Adani eine Milliarden Dollar zu leihen um eine Zugstrecke zu bauen, damit die Kohle zu der Küste transportiert werden kann. Schon damals wurden die umweltschädlichen Aspekte aufgezeigt und die Menschen gingen Demonstrieren, aber damals war es nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Im Laufe der nächsten Monate wurde dem Projekt viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt als es Adani lieb gewesen wäre. Proteste verbreiteten sich in ganz Australien und teilweise schon in den Vereinigten Staaten. Grundwasserschutz war eines der Hauptschlagworte, welches in der Regierung nun regelmäßig fällt. Jene Regierung wird durch das Adani-Projekt von Woche zu Woche immer gespaltener und durch die bereits unterschriebenen Vereinbarungen steht sie unter immer größer werdendem Druck. Diesen Druck bekommt auch Adani zu spüren: Gegen Ende des Jahres 2018 musste die Firma einlenken. Die Pläne wurden über den Haufen geworfen, die Vision ist geplatzt. Aus dem anfänglichen 16 Milliarden-Projekt, in das sich äußere Aufwandsträger „reinkaufen konnten“, wurde ein 2 Milliarden-Projekt, welches der Konzern nun selbst finanzieren muss. Dennoch bleibt es die größte Kohlemine Australiens.
Hinter den ganzen Demonstrationen und Protesten, welche es scheinbar geschafft haben, Adani einknicken zu lassen, steckte aber noch viel mehr: Es ging nicht nur um diese Firma, nicht nur um dieses Projekt. All die Menschen, welche sich seit Jahrzehnten für das Klima einsetzen, fühlen sich durch diese Mine in Australien gedemütigt. Zu beschließen, die größte Kohlemine der Welt zu eröffnen, ist die Antithese dessen, was die Regierung eigentlich in Erwägung ziehen sollte. Die Umweltaktivisten sind an dem Gipfel angekommen und laut genug geworden, um einen Milliardenkonzern in die Ecke zu treiben.
Es ist mittlerweile 2020 und durch Greta Thunberg ist eine Bewegung von historisch ungesehenen Ausmaßes geboren worden. „Fridays for Future“ setzt sich seit mittlerweile einem Jahr global für den Erhalt unseres Planeten ein. Gleichzeitig beschließt die Regierung Queenslands den Bau der Kohlemine trotz Grundwasserregulierungen zu genehmigen. Adani beginnt sofort mit dem Bau. Nach neuen Berechnungen wird nun geschätzt, dass die Kohlemine 10 Millionen Tonnen Kohle jährlich nach Indien liefern wird – Kapazitäten reichen bis zu 27 Millionen. Umweltaktivisten und –demonstranten nehmen diesen Schlag nicht hin. „Die Bewegungen werden größer und stärker und wir werden diesen Kampf weiterführen“, so Emma Barrett, einer der Köpfe der Gegenbewegung.
Im späten 2019 beginnt Australien zu brennen. Buschbrände werden zu Waldbränden. Landschaften und Siedlungen werden von der Naturgewalt dahingerafft. Noch heute brennt eine Fläche größer als Bayern und Baden-Württemberg.
Währenddessen fragt Adani verzweifelt Firmen auf der gesamten Welt an, um ihnen bei dem Bau zu helfen. Lukrative Aufträge – zweifellos millionenschwere Deals. Aber die Firmen lehnen ab. Zu groß sei die öffentliche Opposition. Adani muss Puzzle zusammensetzen und in einem bürokratischen Albtraum versuchen den Bau mit minimaler Unterstützung durchzuführen.
Siemens hingegen ist einer der wenigen Großkonzerne, welche nicht „nein“ gesagt haben. Die Firma hat vor, Technik für das Bergbauprojekt zu liefern. Unter anderem jene für die Zugstrecke, welche essenziell für das gesamte Projekt ist.
„Fridays for Future Deutschland“ hat zusammen mit Umweltorganisationen wie Greenpeace zu spontanen Großdemos aufgerufen. So zum Beispiel ist eine Menschenkette um das Quartier der Augsburger Siemenszentrale errichtet worden. Dieser öffentliche Druck hat – so klein das Gewicht von Siemens in diesem Projekt auch sein mag – den Konzern zittern lassen. Drei Mal wurde die Entscheidung vertagt. CEO Joe Kaeser hat sich sogar mit Luisa Neubauer, FFF-Gesicht Deutschlands, getroffen, um die Pläne für die Kohlemine auszudiskutieren. Letzten Endes haben aber auch diese Bemühungen nichts gebracht. Laut Kaeser habe Siemens ja Verpflichtungen gegenüber ihren Aktionären. Es wird wohl darauf hinaus laufen, dass – trotz des Imageschadens – Siemens bei dieser Entscheidung bleiben wird.
Letzten Endes ist Siemens aber nur ein Rad in einem gigantischen Getriebe. FFF’s Bemühung nur die Spitze einer riesigen Kampagne gegen einen Kohleabbau. Adani nur eine Firma von vielen. Aber diese Geschichte hat symbolische Bedeutung – nämlich, dass die Zeit, in der wir leben, von Bedeutung ist. Ja, Konzerne sind Konzerne, aber durch die Proteste konnten unglaubliche Schritte begangen werden. Auch wenn die Umweltschutz-Bewegungen dieses Mal noch nicht ihre Ziele erreicht haben, so lehrt uns diese Geschichte, dass Bürger gemeinsam viel bewirken können. Und darauf können wir stolz sein.
Text von Thomas Berchtold, erstmalig erschienen am 12. Februar 2020
„Ocean Cleanup“ und „Garbage Screening“: Wie wir den Plastikmüll aus den Ozeanen holen und sinnvoll nutzen können
8 Millionen Tonnen Plastik landen jährlich im Meer. Wir müssen etwas ändern, denn sonst gibt es bald mehr Plastik als Fische im Ozean. Wir sollten alle versuchen, unseren Teil beizutragen und uns verschiedensten Projekten anschließen.
Im Folgenden sollen einige dieser Projekte vorgestellt werden:
Projekt „Ocean Cleanup“
Bei dem Projekt Ocean Cleanup handelt es sich um eine riesige, auf dem Wasser treibende Röhre, an der ein großes Sieb wie eine Vorhang 3 Meter in die Tiefe ragt. Die Meeresströmung treibt den Müll in große Speicher. Der Müll wird zwar aufgefangen, aber den Fischen ist es problemlos möglich, durch das Sieb zu Schwimmen
Um mit Booten und Netzen den kompletten Plastikmüll aus dem Pazifik entfernen zu könnne, bräuchte man wohl tausende Jahre, doch Boyan Slat, der Gründer von Ocean Cleanup ist der Ansicht, in fünf bis zehn Jahren bereits die Hälfte des Mülls einsammeln zu können.
Projekt „Pacific Garbage Screening“
Dieses Projekt ist zwar noch in der Entwicklung, aber hat das Potential bei dem Abfallproblem eine große Hilfe sein zu können. Es handelt sich hierbei um eine riesige, auf dem Meer treibende Plattform.
Mit einer Fläche von 160.000 m2 ist es eine der vielversprechendsten Ideen, die wir bisher haben und stammt von Marcella Hansch.
Unter der Plattform soll das Wasser mittels eines Kanalsystems punktuell soweit beruhigt werden, dass das Plastik an der Oberfläche abgeschöpft werden kann.
Projekt „Seabin“
Der von zwei Australiern erfundene Seabin ist eine Art Mülleimer, welcher auf dem Wasser treibt und sein Haupteinsatzgebiet an Küstenufern und Buchten findet.
Mittels einer Pumpe im Inneren saugt der Seabin Wasser ein, um das Plastik herauszufiltern. Er ist sogar in der Lage, Mikroplastik mit einer Größe von gerade einmal zwei Millimetern aus dem Wasser zu filtern und hat trotz seiner geringen Größe eine Kapazität für 20 Kilogramm Meeresabfall.
Projekt „The Great Bubble Barrier”
In Amsterdam wurde das Projekt The Great Bubble Barrier erstmals gestartet.
Am Boden einer der dortigen Grachten liegt ein dicker Schlauch, woraus kontinuierlich Luft strömt und somit einen Vorhang aus Luftbläschen bildet. Dies treibt den Abfall an die Wasseroberfläche, wo man ihn ohne Probleme abschöpfen kann. Die Fische lieben es und das Wasser bleibt sauber.
Aber was bringt es uns, das Plastik aus den Ozeanen zu fischen, wenn an anderen Orten auf der Welt kontinuierlich weiter Plastik produziert und ins Meer geworfen wird?
Über 90 Prozent des Abfalls im Meer besteht aus Plastik. Das Problem ist, dass wir weniger als zehn Prozent unseres Plastikabfalls recyceln und der Müll deshalb schlussendlich im Meer landet.
Um das Problem bei der Wurzel zu packen, brauchen wir Lösungen, um das bereits vorhandene Plastik wiederverwerten zu können.
In den von dem Plastikproblem am meisten betroffen Ländern gab es bereits einige gute Ansätze, um das Problem in den Griff zu bekommen und obendrein einen Nutzen aus der Sache zu ziehen.
Häuser aus Plastik:
In armen Gebieten in Ländern wie Nigeria und Uganda werden aus alten Plastikflaschen sogar kleinere Häuser errichtet. Die Flaschen werden mit Sand gefüllt, zu Wänden gestapelt und mit Lehm zusammengehalten. Da diese Konstruktionen aus vielen Einzelteilen bestehen, können sie den Vibrationen von leichteren Erdbeben meist noch besser standhalten, als ein herkömmliches Haus.
Pflastersteine aus Plastik:
In Ghana kamen die Menschen erstmals auf den Einfall, aus Sand und zerkleinertem Plastik Pflastersteine herzustellen. Leider sind den Bürgern durch ihre beschränkten Kapazitäten nur geringe Produktionen möglich, was schade ist, denn die Ziegel haben viele tolle Eigenschaften. Sie sind für die Bürger eine kostengünstige Initiative zu herkömmlichen Pflastersteinen und sind obendrein noch deutlich robuster als diese.
Straßen aus Plastik:
Die Idee, den Plastikabfall als Straßenbelag zu verwenden stammt aus Indien und feierte dort bereits große Erfolge. Die Produktion der Plastikstraßen begann 2010 und seitdem entstanden in Indien über 30.000 Kilometer des Plastikasphalts. Dieser ist wasserdurchlässig, was feuchten Straßen entgegenwirken soll. Außerdem ist dieser Asphalt 60 Prozent stärker als herkömmlicher Asphalt und hält sich bis zu zehnmal länger.
Wie man sieht, braucht man weder modernste Technik, noch extrem viel Kapital, um die Welt ein Stück sauberer zu machen und jeder kann dazu beitragen.
Kommentar von Patrick Failer (erstmals erschienen am 7. Januar 2020)
Weihnachten: Wenn das Fest der Besinnung zum Fest des Konsums wird
Wer in den vergangenen Tagen die Nachrichten verfolgt hat, der wird vielleicht auch mitbekommen haben, dass der allerorts beliebte Internetlieferant Amazon während der Vorweihnachtstage mit Streiks zu kämpfen hatte – und das hat einen guten Grund. Kaum ein Unternehmen liefert zur Vorweihnachtszeit so viele Pakete aus wie Amazon. Für Arbeiter im Paketversand begann die Weihnachtszeit dort, unabhängig davon wo sie arbeiten, schon im November. Geschätzte 355 Millionen Pakete sollen in Deutschland insgesamt vor Weihnachten 2019 über diverse Anbieter verschickt worden sein, das macht rund 7% mehr aus als in den Vorjahren.
Ohne die händeringende Suche und Anstellung von mehreren tausend Zeit- und Leiharbeitern, auf die der Anbieter Amazon in dieser Zeit jährlich setzt, wäre das zweifelsfrei nicht möglich gewesen – Mitschuld daran tragen auch die Unzähligen Angebote im Internet die Sofort- oder zumindest Lieferung noch vor dem 24. Dezember versprechen, wenn man sich innerhalb eines bestimmten Zeitraums zur Bestellung entscheidet. Die Folgen dieses Ansturms müssen dann die Paketboten ausbaden, die fast die doppelte Menge and Bestellungen austragen müssen wie üblich. Aufgrund des enormen Zeitdrucks, unter dem sie stehen, endet das oft darin, dass Pakete verlassen vor Haustüren oder bei irgendwelchen Nachbarn landen, anstatt ihren Weg in die Arme des Bestellers zu finden, obwohl dies den Richtlinien nach, nicht unbedingt zulässig ist. Ein Ergebnis, das keineswegs verwunderlich ist, wenn wir bedenken, dass die Boten zusätzlich mit der Aufgabe konfrontiert sind, mehrstöckige Treppenhäuser hinauf zu laufen und teils schwere Pakete dort abzuladen, wodurch sie natürlich zusätzlichen Zeitaufwand in Kauf nehmen müssen für den sie, sollte ihre Schicht sich zu sehr hinauszögern, nicht bezahlt werden.
Dass zur anrückenden Weihnachtszeit gerne einmal übertrieben wird, zeigt sich nun aber nicht nur an den Versandzahlen, sondern unserem allgemeinen Konsumverhalten in diesen Tagen. Lebkuchen und Plätzchen stehen schon zwei Monate vorher in den Regalen der Discounter und Supermärkte, zusammen mit Schoko-Nikoläusen, Kerzen, Kränzen und Lichterketten. Rund 300 Euro gibt ein Deutscher durchschnittlich für Weihnachtsgeschenke aus, die – so könnte man manchmal meinen – längst der zentrale Grund dafür geworden sind, dass sich Leute auf das Weihnachtsfest freuen. Einkaufmärkte werden in Angst gestürmt, nicht mehr alle Lebensmittel und Waren zu bekommen, die man sich wünscht. Die vielen erworbenen Geschenke werden oftmals aufwendig verpackt und verziert mit Geschenkpapier, welches kurz darauf sowieso zerrissen und achtlos in den Mülleimer geworfen wird. Im genannten Zeitraum entsteht so rund 10% mehr Müll als im Rest des Jahresverlaufes. Dabei gibt es viele Alternativen, um diesen Abfall zu vermeiden, darunter zum Beispiel das Einwickeln in bunte Stofftücher, die danach weiterhin genutzt werden können, oder die Möglichkeit zu verzichten, wenn der Empfänger sich das Geschenk sowieso gewünscht hat und den Inhalt bereits kennt. Vielleicht auch einfach einmal statt viel Sinnfreies, etwas Persönliches verschenken, über das sich der Empfänger noch lange später freuen kann. Besinnung, in jedem Fall, sieht anders aus.
Kommentar von Sandra Hanke vom 26. Dezember 2019