Erfahrungen sammeln und berufliche Entscheidungshilfe – Über die Praktika der 11. Klasse FOS

Das Praktikum oder auch die fachpraktische Ausbildung in der elften Klasse an der Fachoberschule in Friedberg bringt einige Schüler*innen an ihre Grenzen und positive wie negative Erfahrungen mit sich.  Alle zwei Wochen stellen sich die Schüler*innen neuen Herausforderungen, vom technischen bis hin zum sozialen Zweig.

Ich schildere im folgenden Erfahrungen, die ich mit meinen Praktika im gesundheitlichen Zweig in zwei Krankenhäusern gesammelt habe.

Der Alltag

Obwohl mein Arbeitstag doch immer relativ ähnlich ablief, wurde es nie langweilig. Im Gegenteil, es grenzte ab und an eher an Stress, mit den vielen Aufgaben, die einem anvertraut wurden. Doch dies war für mich eher positiver Natur, denn ich persönlich habe es lieber etwas stressiger und weiß meine Zeit gut genutzt, anstatt, dass mir langweilig ist und ich nichts zu tun habe. Das einzig Gewöhnungsbedürftige an der Arbeit neben dem frühen Aufstehen ist der doch sehr an Berührungen angelehnte Teil. Angst vor Berührungen darf man auf jeden Fall weniger besitzen.

Der Arbeitsplatz

Das Schöne an meinen Stationen war die freundschaftliche Art, mit der ich direkt aufgenommen und durchs ganze halbe Jahr begleitet wurde. Neben ein paar Späßen, um die lockere Stimmung beizubehalten, hatten die Kollegen auch ein offenes Ohr für Fragen und Unverstandenes. Dies ist nicht selbstverständlich. Das ich von meinen Stationen nicht von oben herab als „Praktikantin“ behandelt wurde, war eher Glück. Das liegt nicht immer an Unfreundlichkeit, oft nehmen sich beziehungsweise haben  die dort Arbeitenden einfach nicht die Zeit, um jemanden in Ruhe einzuweisen.

Erfahrungen

Man macht viele Erfahrungen im Praktikum, eine der größten und positivsten für mich war der grundlegende Arbeitsalltag. Nachdem wir nun elf Jahre nur die Schule besucht und gelernt haben, können dann doch nur diejenigen Erfahrung mit einem Arbeitsalltag vorweisen, die einen Nebenjob ausüben. Um sich das anzusehen und mal „reinzuschnuppern“ ist das Konzept der Praktika auf jeden Fall nicht schlecht.

Desweiteren konnte man mal eine Richtung ausschließen oder auch annehmen, die den späteren Arbeitsweg bestimmt. Wenn man sich wie in meinem Fall für den gesundheitlichen Zweig entschieden hat, weiß man nun auf jeden Fall, ob die Arbeit in diesem Bereich für einen selbst ansprechend ist. Für eine grundsätzliche berufliche Orientierung für später grundsätzlich sehr gut.

Neben den positiven Erfahrungen gibt es wie bei vielen Dingen auch negative Seiten. Im Krankenhaus ist der Tod und die Krankheiten natürlich stark präsent. Mit diesen Situationen muss man umgehen können, auch wenn es für uns vielleicht noch etwas früh erscheint, um sich mit so etwas auseinanderzusetzen. Zu lernen, dass man nicht jedem helfen kann und man nicht alles nah an sich ran lassen darf, ist eine Sache, die ich lernen musste.

Schlussendlich muss ich sagen dass das Praktikum mich im positiven als auch im negativen Sinne geprägt hat.  In welchem fachlichen Bereich man sich den Dingen stellen will, muss jeder für sich entscheiden.

Text: Laura G.

Umfrage zum Spitzenthema: „Ende und Anfang“

Unser Autor Gabriel hat sich für die Umfrage zu unserem aktuellen Spitzenthema Fragen für unsere Schülerinnen und Schüler überlegt. Es geht hierbei um die Zeit nach dem Schulabschluss, berufliche Orientierung und persönliche Ziele. Wir freuen uns, wenn ihr an der Abstimmung teilnehmt! Schreibt gerne eure Meinung zu den Fragen in die Kommentare!

Wirst du nach der FOS/BOS ein FSJ machen?

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Wirst du nach der FOS eine Ausbildung machen?

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Wirst du nach der FOS ein Studium beginnen?

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Wirst du nach der FOS ins Ausland gehen?

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Glaubst du, dass du im Abitur deinen Wunschschnitt erreichen wirst?

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Willst du nach der FOS erst mal "chillen"?

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Planst du das Schuljahr freiwillig zu wiederholen?

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Blickst du gerne an deine Zeit an der FOS/BOS Friedberg zurück?

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Kamst du an die FOS, weil du nicht wusstest, welchen Beruf du ausüben möchtest?

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Hast du schon einen Plan, welche berufliche Karriere du starten möchtest?

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Fragen: Gabriel T.

Deutsch-französischer Tag 2023: Wer will noch Crêpes?

Die Berufliche Oberschule Friedberg unterstützt Projekt in Togo

Am deutsch-französischen Tag wurden rund 300 Crêpes verkauft.

Die Fachschaft Französisch spendet aus dem Erlös 573 Euro an ein Projekt in Togo. Mit dem Gewinn aus dem Crêpes-Verkauf wurden in der Vergangenheit unter anderem zwei Schulbänke für eine Schule im Togo finanziert. Die Schulbänke wurden vor Ort im Togo von einem Handwerksbetrieb gefertigt, wodurch auch die heimische Wirtschaft unterstützt wurde.

Der Verein „Hilfe für Togo e. V.“, an den die Spenden gingen, finanziert auch den Bau von neuen Schulen und investiert ebenfalls in ein Ausbildungszentrum, um jungen Menschen eine berufliche Perspektive zu ermöglichen.

Bereits im Jahr 2020 unterstützte die Berufliche Oberschule Projekte in Togo und Haiti finanziell. Der Karibikstaat Haiti ist mehr 10 Jahre nach dem verheerenden Erdbeben weiterhin eines der ärmsten Länder der Welt. Daher wurde damals auch nach Haiti gespendet für die agrarforstwirtschaftlichen  Programme zur Sanierung der Umwelt.

Unterstützt werden weiterhin Kleinbauern mit Wiederaufforstungs- und Bodenschutzmaßnahmen, damit Felder wieder fruchtbar gemacht werden und gute Ernten erzielt werden können. Somit wird einerseits die Landflucht vermieden, die oftmals in den Elendsvierteln der Hauptstadt Port-au-Prince endet. Andererseits erhält Haiti mit der Umweltsanierung die Chance, sich wieder selbst zu ernähren und die teuren Nahrungsmittelimporte zu verringern. Zudem sind aufgeforstete Landstücke der beste Schutz vor karibischen Wirbelstürmen und Starkregen.

Text: Christoph Widmayr

Podcast: Interview mit den Verbindungslehrern Sandra Binner und Julian Botzenhardt

Im Podcast lernt ihr unsere Verbindungslehrer Frau Binner und Herr Botzenhardt näher kennen und bekommt ein paar Einblicke in ihren Alltag an der Beruflichen Oberschule Friedberg. Sie sind mittlerweile ein eingespieltes Team und flitzen ständig durch unser Haus, wenn es etwas zu organisieren gibt. Hört doch gerne mal rein, um herauszufinden, was die zwei schon alles Peinliches erlebt haben und welches alkoholische Getränk sie gerne wären.

„Schule ist mehr als Unterricht“: Unsere Autorinnen Mona, Lara und Karin im Gespräch mit Sandra Binner und Julian Botzenhardt, den Verbindungslehrern der FOS/BOS Friedberg, über ein gelungenes Miteinander und welches Getränk sie gerne wären.

Interview/Fotos: Mona W., Lara Q., Karin K.

Workshop in der Bayerischen Akademie der Presse: Podcasting für den Friedolin

An einem Freitag Ende September 2022 fuhren die Mitglieder der Schülerzeitung und Schüler aus der 12. Klasse nach München mit einem Ziel: Die Bayerische Akademie der Presse, quasi eine Universität für Journalismus.

Der Grund: PP. Also professionelles Podcasting.

Die Fahrt war vergleichsweise kurz, auch mit der Deutschen Bahn und „Gott sei dank“ pünktlich! Der Weg zur Akademie war, wenn man weiß, wo sie ist, nicht schwer zu finden. Ein großes Gebilde aus Beton und Glas, wie die meisten modernen Gebäude. Innen herrscht allerdings ein recht ansprechendes Ambiente. Mit Teppichböden und grellroten Sofas, die sich überall zu tummeln scheinen, wie eine Herde Schafe auf einer Wiese. Um 9 Uhr begann das Seminar. Unsere Anleiterin war Barbara Weidmann-Lainer, eine freie Crossmedia-Journalistin, die lange Zeit beim Fernsehen tätig war und Talkshows moderierte und produzierte. Am Anfang musste es etwas ins Rollen kommen. Es war etwas viel Theorie. Welche Arten von Podcasts gibt es, warum gibt es sie. Es ist ein sehr breitgefächertes Spektrum und weit verbreitet.

Wir waren begierig, mehr über die Produktion von Podcasts zu lernen. Denn sie werden sehr bald ein Bestandteil unserer Schülerzeitung sein.

„Progressus nequit“ sozusagen. Nur eben deutlich moderner. Die Praxis war schon deutlich interessanter. Selbst einen Podcast erstellen dürfen und das Ergebnis präsentieren. Hört sich einfach an. Ist es aber nicht, wie bei so vielem.

Worauf man alles achten muss: Ton, hochwertige Aufnahme-App, Akustik des Raums , Sprechlautstärke, und um es für die Zuhörer angenehm zu gestalten, Puschel! Jawohl, Puschel. Um die Akustik des Raumes abzufangen oder um das Rauschen des Windes, welches sonst immer so schön ist, nun zu dämpfen. Natürlich trägt man sie nicht auf dem Kopf, sondern am Mikrofon.

Und dann muss man ja auch über ein bestimmtes Thema berichten. Natürlich nur, wenn man Inhalt vermitteln möchte. Sonst ergibt es für mich kaum einen Sinn und wird schnell langweilig. Und bei einem Thema, über das man spontan berichten muss, ein Gespräch in Gang zu halten, kann sehr sehr schwer sein. Geradezu eine Strapaze für Kopf und Stimme, die einen gehörig zum Schwitzen bringt. Aber es lohnt sich.

Der Abschluss war sehr „normal“: Schön, dass Ihr da wart, ich hoffe ich konnte euch weiterhelfen und Wissen vermitteln. Nehmt euch gerne noch etwas Obst mit. Nein, die Mikrofone behalten wir.

Auf dem Rückweg noch schnell über d‘ Wiesn und a paar Hoibe kippt. Nein natürlich nicht. Wäre ja Schade, welche Wissen da verloren ginge, so kurz nach dem Workshop. Und letztendlich ging es doch wieder nach Hause, nach Friedberg.

Text: Gabriel T.

Die 11. Klasse an der FOS – Alptraum oder leicht überwindbar? | Tipps & Erfahrungen

Mit dem elften Schuljahr ist es wie mit allen anderen Schuljahren: entweder man rennt und rennt und rutscht an einer Kante aus oder rennt und rennt und schafft es bis ans Ziel. Kurz gesagt: Es kommt auf die individuelle Lernerin oder den individuellen Schüler an. Ich selbst beginne jetzt mein drittes Jahr an der FOS Friedberg und habe die angsteinflößende elfte Klasse hinter mir. Viele neue Schüler haben sicherlich Angst, Panik oder beides, und ich kann denjenigen unter euch sagen: es ist definitiv zu bewältigen. Wer aber trotzdem noch schlottrige Knie hat, dem kann ich vielleicht mit meinen Erfahrungen & Tipps etwas aushelfen.

Worauf kommt’s an? Meine Tipps für den Unterricht & Leistungsabfragen:

Tipp 1: Ich lüge nicht, wenn ich sage, dass viele Lehrer*innen die elfte Klasse aufgrund des Praktikums nicht wirklich favorisieren und das hat einen spezifischen Grund: Sie brauchen Noten von euch. Wenn es euch wie mir geht, wird es am Anfang relativ entspannt sein. Aber schon in der dritten Schulwoche werdet ihr spüren, dass Lehrer*innen Notizen machen, vielleicht sogar schon ausfragen (war bei mir in Englisch der Fall).

Deswegen lautet mein Tipp: Seid vorbereitet und macht unbedingt mit! Mitarbeit ist das A und O, wenn ihr nur jede zweite Schulwoche im Haus seid. Nur so könnt ihr euch sicher sein, ein gutes Polster zu haben, wenn die SA (Schulaufgaben) oder KA (Kurzarbeiten) nicht so laufen, wie ihr geplant habt.

Tipp 2: Wo wir auch schon zum nächsten Tipp kommen: die Leistungsabfragen. Es ist zum Zähneknirschen, und nein, da kommt niemand drum herum. Und wenn ihr denkt, dass krank sein (also ich meine wirklich „Blaumachen“) eure Lösung sein wird: falsch gedacht. Ihr müsst nicht nur Samstag um neun Uhr in die Schule (!), sondern habt wahrscheinlich auch Pech, denn die Nachholschulaufgaben enthalten meist auch schwierigere Aufgaben, die die Lehrer*innen euch zuliebe zunächst weggelassen haben.

Außerdem, lernt bereits in der Praktikumswoche, wenn ihr Zeit habt und wisst, dass ihr die kommende Woche etwas schreibt. So ekelhaft die Vorstellung auch ist, um siebzehn Uhr nachhause zu kommen und auch noch zu lernen – versucht es. Denn die Lehrer, die ihr am Freitag habt, setzten voraus, dass ihr den Stoff am Montag nach der Praktikumswoche noch im Kopf habt (In diesem Fall: Hello, Exen und Abfragen!). Solange ihr die Einträge und Aufgaben gut hinbekommt, lernt und vernünftig im Unterricht mitmacht, gibt es wenig, was euch an einer guten Noten hindert. Bonustipp: Nutzt die Zeit während des Unterrichts sinnvoll.

Wie bekomme ich eine gute Bewertung? Meine Tipps für die Praktika:

Tipp Eins: Wie schön dieses Gefühl doch ist, in einen fremden Betrieb zu gehen, ohne zu wissen, was man machen soll und (wie in meinem Fall) auch noch angemault zu werden. Nein, so schlimm ist es tatsächlich nicht. Und selbst wenn, habt ihr eure Fachbetreuer, die einspringen, sobald es im Praktikum in irgendeiner Weise Probleme gibt. Wichtig ist es, höflich, zuverlässig, respektvoll und interessiert zu sein. Wenn ihr das macht, kann vorerst nichts passieren.

Einen Tipp, den ich sehr gerne gehabt hätte, ist es, viel Eigeninitiative zu zeigen. Ob im Kindergarten, Altenheim oder in der Grundschule: Zeigt Eigeninitiative und werdet dem Ruf eines/einer FOS Praktikanten*in gerecht. Ihr müsst es nicht übertreiben, aber hin und wieder Ideen zur Gestaltung beispielsweise oder von selbst die Blumen gießen – jede Kleinigkeit von euch wird gern gesehen. Gerade in Betrieben, die Praktikant*innen wertschätzen.

Tipp Zwei: Umsetzung! Ihr werdet zwei Gespräche jedes Halbjahr haben, in denen eure Leistung bewertet wird. Hört im ersten Gespräch ganz genau zu, was kritisiert und gelobt wird und fragt nach, wenn etwas unklar ist. Sagt eure*r Anleiter*in, dass ihr nicht immer hundertprozentig interessiert seid, aber trotzdem stets pünktlich. Behaltet die guten Punkte im Auge und überlegt (gemeinsam), wie ihr verschiedene Probleme ausmerzt. Setzt alles um, was die Anleiter*innen gerne sehen würden – wobei es meist darum geht, dass ihr als Person wachst, nicht, dass der Betrieb besser läuft.

Tipp 3: Wenn ihr im zweiten Halbjahr in eine neue Praktikumsstelle wechselt, nachdem ihr die Probezeit bestanden habt, gibt es einen weiteren Punkt zu beachten, der mir sehr geholfen hat. Differenziert zwischen den Praktika! Ihr seid im ersten Praktikum sehr schüchtern gewesen, weil ihr vielleicht auch nicht mit den Kolleg*innen klargekommen seid? Der Februar birgt eine neue Chance! Jetzt könnt ihr zeigen, was in euch steckt. Auch, wenn das Praktikum mal nicht so gut läuft (oder der Betrieb im zweiten Halbjahr deutlich schwieriger ist als im ersten), haltet euch vor Augen, dass die Zeit schneller verfliegt, als ihr denkt. Seid weiterhin höflich und respektvoll, habt die Regeln und Vorgaben im Hinterkopf und… Schwupps! Schon ist die Zeit vorbei!

Die Portfolios!

Tipp Eins: Nichts schien meinen Klassenkameraden stressiger als die heißbegehrten Portfolios, während ich mich entspannt zurückgelehnt hatte und wusste, dass es auch anders sein kann. Ich würde euch nie empfehlen, die Portfolios Sonntagnacht um 22 Uhr zu machen und nebenbei ein Spiel zu zocken (nicht meine eigene Erfahrung). Ich habe mein erstes Portfolio schon in der ersten Woche angefangen und die passenden Themen aus den Themenpool (Ihr werdet eine Auswahl an Themen bekommen, aus denen ihr wählen dürft) ausgewählt. Ich habe mich immer ein bisschen hingesetzt und geschrieben, manchmal auch in den Mittagspausen (nutzt die Zeit nicht, um auf Instagram rumzuhängen, dafür habt ihr dann Sonntagnacht Zeit!). Fangt früh an, notiert euch eure Arbeitsabläufe im gelben Heft (das ist grob gesagt ein Nachweis, dass ihr im Praktikum gearbeitet habt, aber das wird euch noch erklärt) und ihr werden keinen Stress haben.

Tipp Zwei: Auch für diejenigen unter euch, die denken, sie könnten nicht schreiben (doch, könnt ihr!), ihr könnt zumindest ehrlich sein. Schreibt eure wirklichen Erfahrungen, eure echten Erlebnisse auf und zeigt deutlich, wie das Praktikum euch formt, denn das tut es in den meisten Fällen. Habt auf keinen Fall Angst, zuzugeben, wie ihr das Praktikum findet (Ich muss an meine ersten beiden Portfolios denken, in denen ich eigentlich hundertprozentig ehrlich meinte: Hey, nö, dieser Beruf wird’s sicher nicht). Niemand wird euch für eure Wahrheit den Kopf abhacken. Kein*e Betreuungslehrer*in wird euch nach dem Unterricht da behalten und nörgeln, dass das Portfolio den Betrieb schlecht darstellt. Habt keine Angst davor, wirklich. Ich würde behaupten, ich habe das kryptischste Portfolio überhaupt abgegeben und ich lebe noch!

Allgemeine Tipps – Was man vermeiden sollte:

Tipp Eins: Macht nicht zu oft krank, das bringt euch nichts (Sowohl im Praktikum als auch in der Schule). Im schlimmsten Fall müsst ihr samstags rein oder in den Ferien in euren Betrieb.

Tipp Zwei: Nutzt die Pausen aus, um weiterzuarbeiten, wenn ihr nicht total erschöpft seid und die Pausen braucht, um zu quatschen.

Tipp Drei: Seid vorbereitet und wiederholt in der Praktikumswoche den Schulstoff, so unerträglich es sein sollte.

Tipp Vier: Wenn ihr die Probezeit nicht bestehen solltet, macht euch einen Plan B, C oder vielleicht sogar D.

Tipp Fünf: Bleibt auf dem sicheren Pfad, lauft die Extrameile, aber nehmt keine Abkürzungen – und zwar in jeglicher Form. Riskant zu sein, kann euch im schlimmsten Fall eine Menge kosten.

Meine Erfahrungen:

Um euch die Angst zu nehmen: es ist kein Alptraum, wenn ihr euch an die Tipps haltet. Ihr werdet auch schnell merken, dass die elfte Klasse gegen Ende echt locker sein kann (seid trotzdem nicht zu locker, es ist trotzdem noch Schule!). Lasst euch auch nicht davon abbringen, wenn die Probezeit näher rückt, und ihr entweder die leeren Stühle seht oder selbst gehen müsst, es gibt weit mehr Wege als nur das Abitur.

Ich wünsche euch das Allerbeste und jede Menge Durchhaltevermögen!

Text: Vanessa S.

Die Witze der Woche: Prokrastination pur!

„Dein Mann hat erzählt, euer Sohn sei so zukunftsorientiert. Stimmt das wirklich?“

„Ja, er verschiebt immer alles auf morgen.“

Journalist bei einer Pressekonferenz: „Warum kürzen Sie nicht die Ausgaben, wenn die Einnahmen nicht ausreichen?“

„Hier geht es um Staatsprobleme und nicht um das echte Leben.“

Ideen: Gabriel T.

Alltagsrassismus und gesellschaftliche Verantwortung: „Script“ zeigt Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit

Als unsere Autoren Gabriel und Vanessa im Juni 2022 am Schülerzeitungskongress in Berlin teilnahmen, konnten sie auch Kontakte zu anderen Schülerzeitungsredaktionen knüpfen. Im Folgenden möchten wir unseren Leserinnen und Lesern einen Leitartikel der Schülerzeitung „script“ des Gymnasiums Renningen aus Baden-Württemberg vorstellen. Eine Sonderausgabe der Redaktion zum Thema „Rassismus“ war beim Schülerzeitungswettbewerb der Länder ausgezeichnet worden.

Im Schuljahr 2020/21 hat die Schülerzeitung „script“ am Gymnasium Renningen (westlich von Stuttgart) eine ganze Ausgabe dem Engagement gegen Rassismus in unserer Gesellschaft gewidmet. Dafür ist sie 2022 unter anderem mit dem Sonderpreis „EinSatz für eine bessere Gesellschaft“ des Bundesfamilienministeriums ausgezeichnet worden. Der folgende Artikel führte die Leser dabei in das Thema ein und erklärte, was unter Rassismus zu verstehen ist:

„Keine Angst, der beißt nur Schwarze!“ – Rassismus begegnet uns überall und jederzeit im Alltag. Als ich vor einigen Jahren auf der Terrasse eines Restaurants zum Abendessen saß, musste ich diesen Ausspruch eines Gasts am Nebentisch miterleben. Diese spontane rassistische Bemerkung wurde vollkommen unvermittelt geäußert, der Kellner hatte sich zuvor nur besorgt über den Hund des Gastes gezeigt. An der Bemerkung selbst hat aber niemand Anstoß genommen.

Schon fast alle Mitmenschen haben bereits traurige Erfahrungen mit rassistischen Angriffen gemacht, oft werden sie leider selbst Ziel von Angriffen. Denn Rassismus ist in Deutschland leider noch zu oft Teil des Alltags der Menschen, man spricht von „Alltagsrassismus“. Viel zu viele Menschen in Deutschland sind im Alltag rassistischen Beleidigungen, Benachteiligungen oder sogar rassistisch-motivierten Angriffen ausgesetzt. 2019 zählte das Bundesinnenministerium 7.909 rassistische Straftaten in ganz Deutschland. Das waren rund drei Prozent mehr als im Vorjahr. [Bundesinnenministerium (2020): „Politisch motivierte Kriminalität im Jahr 2019“, S. 5; Glossar der Neuen deutschen Medienmacher: „Ausländerhass, Fremdenfeindlichkeit“.] Laut der „Mitte“-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung von 2019 vertreten rund sieben Prozent der Bevölkerung rassistische Auffassungen. 19 Prozent sind „fremdenfeindlich“ eingestellt, weil sie etwa Aussagen zustimmen wie „Es leben zu viele Ausländer in Deutschland“. [https://mediendienst-integration.de/desintegration/rassismus.html]

Doch was ist eigentlich „Rassismus“? Rassismus ist der irrige Glaube daran, dass die Menschheit in Rassen eingeteilt sei, die sich voneinander wesentlich unterscheiden würden. Rassismus entsteht dort, wo man von den äußerlichen Merkmalen von Menschen direkt auf deren inneren Werte, Verhaltensweisen und deren Persönlichkeit Rückschlüsse zieht. Sind dies positive Rückschlüsse (zum Beispiel das Vorurteil, alle JapanerInnen seien besonders ordentlich), spricht man von „positivem Rassismus.“ Viel häufiger und hochproblematisch ist der „negative Rassismus“, bei dem die jeweiligen Rassisten davon ausgehen, dass ein bestimmter Mensch bösartig, faul, feige, diebisch, und so weiter sei, nur weil er bestimmte äußerliche Merkmale hat, einer bestimmten Religionszugehörigkeit hat oder einer bestimmten ethnischen Gruppe zugehörig ist. Tatsächlich gibt es ja sogar Rassen.

Aber eben nicht bei den Menschen. Es ist ganz einfach zu verstehen: Rassen entstehen dann, wenn in die natürliche Selektion der Evolution eingegriffen wird und künstlich ganz bestimmte Merkmale herbeigezüchtet werden. Das haben wir Menschen bei fast allen Nutz- und Haustieren so herbeigeführt. Am Beispiel der Hunde wird dies sehr deutlich: Ohne das einzelne Exemplar zu kennen, darf man annehmen, dass Husky-Hunde viel und gerne laufen, bestimmte kleine Hunderassen zum Kläffen neigen, Border Collies sehr intelligent sind, Golden Retriever gerne Stöckchen holen und ein Foxterrier einen starken Jagdtrieb hat.

Diese Merkmale wurden diesen Tierrassen teilweise über Jahrhunderte angezüchtet, indem man nur diejenigen Exemplare sich miteinander vermehren ließ, die über die gewünschten Merkmale in ganz besonderem Maße verfügten. Unter den Menschen hat es diese Form der artifiziellen Selektion nie über Jahrzehnte gegeben.

In Artikel 3 des Grundgesetzes steht derzeit trotzdem noch, dass niemand wegen seiner „Rasse“ diskriminiert werden dürfe. Diese 1949 festgelegte Terminologie wurde also bis heute nicht verändert. In den Museen unseres Landes wird heute noch ungeniert koloniale Raubkunst aus Afrika gezeigt und in den Kellern von Universitäten und Instituten liegen heute noch tausende Schädel der Opfer deutscher Kolonialverbrechen – ohne dass sie nach Afrika überführt werden dürfen. In unseren Schulbüchern wird die muslimische Kultur und Religion immer noch als Alterität gezeigt, also als „die Anderen“. Für das Thema „Holocaust“ gibt es im neuen Bildungsplan der gymnasialen Klasse 9 Platz für genau eine Doppelstunde – und die Schulbuchverlage weisen teilweise nur eine Doppelseite für das Thema aus.

Der Kampf gegen den Rassismus muss für unsere Gesellschaft aber eines der zentralsten Anliegen sein: Das singuläre Menschheitsverbrechen des Holocaust war nur möglich, weil der Mehrheit der Deutschen in den 1930er und 1940er Jahren das Schicksal der zu Feinden deklarierten ethnischen Minderheiten egal war. Die Nationalsozialisten konnten Menschen ermorden und vernichten, weil diese nicht von der Gesellschaft geschützt waren – weil sie schon zuvor als Außenseiter und „Minderwertige“ ausgegrenzt worden waren. Sowohl Juden als auch Sinti und Roma wurden durch Propaganda und Terror zunächst ausgegrenzt und aus der Gesellschaft isoliert. Als dies möglich war, wurde diese Ausgrenzung durch die Nürnberger Rassegesetze zum Gesetz gemacht. Auch dies wurde von der Bevölkerung hingenommen, vielfach unterstützt.

Als auch die Novemberpogrome 1938 keine entscheidende Empörung und Unterstützung für die jüdischen MitbürgerInnen entfachte, wurde aus dem staatlich organisierten Terror schrittweise eine gezielte Enteignung und Tötung der Menschen in Gefängnissen, Ghettos und immer mehr in den dafür errichteten Konzentrationslagern. Dies war möglich geworden, da der Nationalsozialismus die jüdischen Mitmenschen zu „Parasiten im deutschen Volkskörper“ erniedrigt hatte, ihnen also jegliche Menschlichkeit abgesprochen hatte und sie zudem zur existenziellen Bedrohung erklärt hatte. Auch dies rief kaum bedeutenden Widerstand in Deutschland hervor, im Gegenteil: Wie der Historiker Götz Aly eindrucksvoll aufgezeigt hat, bereicherten sich viele in Deutschland noch an den Enteignungen, an der Kriegsbeute und an der Zwangsarbeit der so Unterworfenen.

Am Ende stand mit der Wannsee-Konferenz vom 20. Januar 1942 die Planung, Organisation und Durchführung der gezielten Auslöschung aller jüdischer Mitmenschen auf dem gesamten Kontinent. Die Vernichtungslager in Auschwitz-Birkenau, Treblinka, Chelmno, Majdanek, Bełzec und Sobibor ließen dabei den Genozid zu einem industriellen Massenmord werden, der in seiner Unmenschlichkeit und Grausamkeit alles bisher Dagewesene überstiegen hat.

Dieser historischen und gesellschaftlichen Verantwortung will sich die diesjährige Ausgabe der Schülerzeitung „script“ am Gymnasium Renningen stellen. Schülerinnen und Schüler haben sich dabei während der schwierigen Corona-Zeit aus verschiedenen Perspektiven und mit verschiedenen Ansätzen dem Thema Rassismus angenommen. Dabei sind eigene Erfahrungen und Meinungen genauso eingeflossen wie Themen aus dem Schulunterricht der letzten Jahre. Mit unserem Thema und den diesjährigen Beiträgen unterstützen wir dabei das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ und tragen dazu bei, dass heutige Generationen aus der Geschichte lernen: Nur, wenn jeder Einzelne frei ist und Mensch sein kann, können wir alle freie Menschen sein.

Text: Redaktion der Schülerzeitung „script“ am Gymnasium Renningen in Baden-Württemberg

„Bürgergeld setzt auf eine Kultur des Vertrauens“: Interview mit SPD-Politikerin MdB Annika Klose

„Friedo“-Autor Gabriel traf die 30-jährige SPD-Politikerin Annika Klose, Mitglied des Bundestags und ehemalige Vorsitzende der Berliner Jusos, für ein Interview im Otto-Wels-Haus.

Hallo Frau Klose, danke, dass Sie sich Zeit für dieses Gespräch nehmen!

Sie sind in Dortmund geboren und wuchsen in Klaustaal-Tellerfeld auf. Was hat Sie denn hierher nach Berlin verschlagen?

Ich war mit 19 fertig mit meiner Schule, hatte gerade frisch Abi gemacht und habe den Großteil meines Lebens in einer Kleinstadt gelebt. Für mich war das so ein totales „Freiheitsding“, da endlich mal weg und raus zu kommen. Ich war schon damals eher links orientiert und hatte auch schon so ein paar politische Ideen. Ich hatte das Gefühl, den linken Rand in der SPD darzustellen. Und ich war schon ein paar Mal in Berlin. Für mich war das hier immer ein freies Lebensgefühl. Außerdem hatte ich dann das Glück, dass ich hier für einen Studienplatz der Sozialwissenschaften angenommen wurde. So kam es, dass ich mit 19 allein hierhergezogen bin.

Was gefällt Ihnen so sehr an Berlin?

Also, dass die Leute mehr machen können, was sie wollen, es eine „linke Kultur“ gibt und auch viele freie Flächen. Was ich an Berlin so liebe ist, dass diese Stadt nicht fertig ist. Diese Stadt lebt einfach, und das habe ich lieben gelernt.

Jetzt ist es ja 10 Jahre später, und Sie gehören mit nur 29 Jahren zu den jüngsten Mitgliedern des Bundestags. Wie fühlt sich das für Sie an?

Immer noch ein bisschen surreal muss ich sagen. Das ist natürlich sehr schön, dass ich hier jetzt Abgeordnete sein kann und auch Gesetze mit verhandle, mit beschließe und so weiter. Ich habe immer schon für meine Ideale Politik gemacht und versucht Mehrheiten zu organisieren und mich in linken Bündnissen eingebracht, auch bei den Jusos und habe dann auf Landesebene versucht die SPD immer weiter nach „links“ zu treiben. Für mich ist das irgendwie folgerichtig gewesen, dass ich jetzt auch selber Verantwortung übernehmen muss. Und das kann ich hier jetzt im Deutschen Bundestag, und kann es in Teilen aber wiederum auch nicht.

Und warum nicht?

Im „Arbeit- und Soziales-Bereich“, in dem ich tätig bin, kommen viele Gesetze als Vorlage aus dem Ministerium und darauf habe ich nicht so viel Einfluss. Und das festzustellen, dass man auch im Bundestag auf vieles nur mittelbar Einfluss hat, ist schon interessant, weil ich dann auch wieder in einer Rolle bin zu kritisieren, oder nach „links“ zu pushen.

Auf Ihrer Website haben Sie geschrieben, Sie seien im Bundestag, „um etwas zu verändern“. Was genau wollen Sie denn jetzt verändern?

Verändern möchte ich sehr viel. Zuständig bin ich dafür, dass Hartz IV endlich abgeschafft wird, und wir das Bürgergeld einführen. Und das ist etwas, das ich auch die letzten Jahre immer schon kritisiert habe und Kampagnen dafür gemacht habe. Dieses Ziel kann ich jetzt konkret verfolgen.

Sie sind dafür, dass Hartz IV abgeschafft wird. Wieso sind Sie der Meinung, Bürgergeld ist die beste Alternative dafür?

Ich bin der Meinung, dass Hartz IV eine schlechte Alternative ist und dass in diesem System viel falsch ist. Und das Bürgergeld ist jetzt unser Konzept, um das Hartz IV-System zu beenden.

Was unterscheidet das Bürgergeld von dem Hartz IV-System?

Wir wollen das alte loswerden, das neue konstruieren, und ich glaube, dass das auch nötig ist, einen wirklichen Schnitt zu machen und zu sagen: Nein, das wollen wir nicht mehr! Das Bürgergeld setzt vor allem auf eine Kultur des Vertrauens und des Miteinanders und stellt die Bedürfnisse der individuellen Person in den Mittelpunkt und das macht das Hartz IV-System nicht. Hier geht es darum, dass man möglichst schnell wieder den nächstbeliebigen Job annimmt, also die sogenannte Hilfsbedürftigkeit beendet. Dazu werden Sanktionen eingesetzt. Zusätzlich gibt es noch den Vermittlungsvorrang, das bedeutet, wenn jemandem etwas angeboten wird, muss er es annehmen, sonst wird man sanktioniert. Und hier bei dem Hartz IV-System stehen die Interessen der einzelnen Personen oft hinten an.

Wo sehen Sie konkrete Vorteile im Bürgergeld?

Das Bürgergeld steht dafür, die Menschen, die das Bürgergeld beantragen, zu unterstützen und ihnen mitzuteilen, dass sie keine Bittsteller sind, die kommen und Hilfe erhalten, weil wir als Gesellschaft so nett sind, sondern, weil das soziale Rechte sind. Wir leben in einer Gesellschaft, in der die Würde des Menschen unantastbar ist, Artikel 1, Grundgesetz, und nach dem Sozialstaatsprinzip und das bedeutet für mich, dass die Menschen ein Anrecht darauf haben, auch ein Existenzminimum zu erhalten, das Teilhabe ermöglicht. Und Teilhabe bedeutet für mich, dass die individuellen Wünsche respektiert werden und dass man sich aussuchen kann, was für einen Beruf man ausüben möchte, ob ich dafür eine Weiterqualifizierung benötige oder ob ich eine neue Berufsausbildung machen möchte.

Also sehen Sie in der Individualität den größten Vorteil?

Ja, in der Individualität und in der Augenhöhe, also darin, dass den Menschen wirklich mit Würde begegnet wird und zwar im gesamten Prozess.

Die Mehrheit des deutschen Parlaments ist ja im Schnitt älter als Sie und männlich. Bereitet Ihnen das als junge, weibliche Abgeordnete Probleme?

Ja, teilweise schon. Ich würde sagen, das hat aber nicht erst im Parlament angefangen. Als junge Frau Politik zu machen hat mich auch vorher schon oft vor Herausforderungen gestellt, weil ich das Gefühl habe, dass ich als junge Frau oft nicht ernst genommen werde. Das muss man zunächst unter Beweis stellen. Ich habe das Gefühl, dass man immer zu 130 Prozent auf alles vorbereitet sein muss. 100 Prozent reichen nicht aus, wie bei meinen männlichen Kollegen. Man muss sich alles erarbeiten.

Wie erleben Sie persönlich politischen Wahlkampf für sich und ihre Partei?

Ich bemerkte im Wahlkampf, dass manche Wähler:innen sehr skeptisch waren: „Sie als junge Frau mit 29. Da gehen sie doch besser erst mal 10 Jahre arbeiten“, war dann oft das, was ich hörte. Oder aber: Werden Sie doch erst einmal Mutter. Da denke ich mir: ja, ist nett, wenn man das möchte, aber was hat denn Mutter werden mit meiner politischen Kompetenz zu tun? Nichts! Einem Mann würde das mit Sicherheit nicht gesagt werden. Solche Aussagen höre ich hier im Parlament zwar nicht, aber unterschwellig merkt man schon etwas. Also nicht dieses „Mutter werden“ oder „Arbeiten gehen“, sondern dieses Abwarten und Austesten. Interessant finde ich allerdings, dass nicht nur ältere Männer so reagieren, sondern auch ältere Frauen. Vor allem die Frauen, die schon länger im Parlament sind, neigen dazu, so zu denken und zu handeln.

Was ist denn ein Beispiel für ein schlimmstes Erlebnis, das Sie in Ihrer politischen Laufbahn hatten?

Also so wirklich schlimme Sachen sind mir bisher nicht passiert, es ist manchmal eher subtiler. Zum Beispiel wollte ich im Parlament eine Rede halten. Ich wurde dann aufgerufen mit,“ Und jetzt die charmante Kollegin Klose“. Bei so einer Aussage denkt man sich schon: Ja, das würde wahrscheinlich zu einem Mann nicht gesagt werden. Dann gehe ich ans Redner:innenpult und sah den Mann, der diese Sitzung geleitet hat. Ich habe meine Rede gehalten und sehr negativ über Hartz IV-Sanktionen berichtet. Und irgendwann hat er dann hinter meinem Rücken mit den Augen gerollt. Das darf er gar nicht.

Welchen Umgang wünschen Sie sich hier als junge Parlamentarierin?

Als Sitzungsleitung gilt es Neutralität zu wahren. Man kommentiert das subtil. Wenn man sich Bundestagsdebatten ansieht, spielt sich alles in einem Raum ab, auf den man keinen Einfluss hat. Und das diskreditiert mich, wenn ich rede, und der Parlamentspräsident hinten mit den Augen rollt. Das signalisiert jeder Person im Raum und jeder Person Fernsehen, das ich nicht ernst zu nehmen bin. Das ist jetzt gar kein Spruch, es ist einfach die Art des Umgangs, die unterschwellig mitschwingt, und mich abwertet.

Was denken Sie sind in naher Zukunft die besten Mittel, um eine bessere Generationsgerechtigkeit zu erreichen? Sollte Bildung zum Beispiel Bundessache sein?

Ich weiß nicht, ob der Bund alles besser regelt als die Länder. Ich glaube, es gibt viele verschiedene Lernkonzepte. Ich will mich nicht für die eine oder andere Variante aussprechen, aber ich glaube, wie brauchen ein gut ausfinanziertes Bildungssystem. Wir brauchen genug Geld, das in Bildung investiert wird. Außerdem bin ich eine große Vertreterin von kostenfreier Bildung von der Kita bis zum Universitäts-Abschluss. Ich setze mich dafür ein, dass keine Gebühren dafür gezahlt werden müssen, Essen in der Schule zu erhalten und dass auch die Nachmittagsbetreuung kostenlos ist. Manche Bundesländer machen das, Berlin zum Beispiel, aber viele nicht. Das finde ich problematisch, weil Bildung noch vom Geld der Eltern abhängig ist.

In welche Bereiche sollte künftig stärker investiert werden?

Ich glaube, dass bei dem Thema Generationengerechtigkeit die Investitionen eine bedeutende Rolle spielen. Das wird in dieser Koalition einen Konflikt auslösen. Wir müssen Geld in die Hand nehmen, um Maßnahmen für den Klimaschutz zu ergreifen, um unser Bildungssystem besser aufzustellen, um unseren Sozialstaat zukunftssicher aufzubauen, um unsere Bundeswehr auszurüsten und um unsere Hochschulen auszubauen. Das sind alles Investitionen, die nötig sind. Wir wollen später darüber verfügen können. Mit der „Schwarzen Null“, der Schuldenbremse, ist das aber sehr schwer zu erreichen, zumindest, wenn man die Steuern nicht verändert. Das ist ein Konflikt, der ist nicht gelöst. Ich glaube eine zukunftsgerechte Politik sieht vor, dass das nötig Geld dafür zur Verfügung gestellt wird.

Sie meinten gerade eben, Sie würden sich nicht für ein Bildungssystem entscheiden. Sind Sie also gegen ein einheitliches Bildungssystem in Deutschland?

Ich denke, dass es von Nutzen wäre, wenn die Bildungssysteme kompatibler wären. Wenn man von einem Bundesland ins nächste zieht, muss man nicht alle Bücher neu kaufen oder vollkommen von vorne beginnen muss oder neu anfangen. Und wenn die Abschlüsse vergleichbarer wären. Aber ich bin nicht für ein zentrales Bildungssystem, weil ich denke, dass es vorteilhaft ist, dass man es regional anpassen kann, sodass man auch lokale Themen in den Plänen berücksichtigen kann und weil ich es für gut befinde, dass progressivere Bundesländer, die eine progressive Landesregierung haben, zum Beispiel Modelle wie Gemeinschaftsschulen erarbeiten können, was in Bayern mit der CSU unmöglich ist. Wenn alles vereinheitlicht wird, dann können man auch Pech haben, und einen CSU-Bildungsminister wählen. Also ich brauche das bayerische Bildungssystem nicht.

Apropos Bildung und Schüler, viele Schüler:innen unserer Generation engagieren sich ja in Organisationen, wie „Fridays For Future“, oftmals aber nicht in Parteien. Woran glauben Sie liegt das?

Ich glaube, dafür gibt es mehrere Gründe. Die Bindung an feste Organisationen nimmt insgesamt ab. Die Denkweise: „Man geht in eine Organisation und bleibt da“ ist glaube ich insgesamt ein bisschen unattraktiver geworden. Es ist somit sehr klar abgrenzbar. Wenn man Mitglied einer Partei ist, dann ist das Spektrum der Themen, die diskutiert werden, sehr groß. Und gleichzeitig benötigt Parteiarbeit enorm viel Zeit.

Die jungen Menschen, die in Parteien sind, werden ja aktuell auch relativ wenig in Parlamente gewählt. Auch im neuen Bundestag sind Sie als junger Mensch in der Minderheit. Was könnte man tun, damit mehr junge Menschen ins Parlament gewählt werden?

Ja, wir sind noch in der Minderheit, aber in der SPD-Fraktion sind etwa ein Viertel der Parteimitglieder unter 35. Das sind mittlerweile 25% und das ist relativ gut. Es kann natürlich immer noch mehr sein, aber ich fände es gut, wenn es ungefähr so vertreten wäre, wie es in der Bevölkerung vertreten ist. Wir sind mehr als 25%, aber auch keine Mehrheit. Damit mehr Leute in die Politik gehen! Wir sind schon wichtige Schritte gegangen, nämlich dieses Beispiel auch zu setzen, zu zeigen, nicht nur den jungen Menschen, sondern halt auch den älteren, dass junge Personen Verantwortung übernehmen wollen und können.

Worin sehen Sie Vorteile einer Verjüngung des Parlaments?

Junge Abgeordnete machen nicht schlechtere Politik, aber vielleicht andere. Und das ist Demokratie. Ich glaube das ist ein Kulturwandel, und ich glaube, zum einen geht es darum, dass mehr junge Leute den Entschluss fassen, dass sie das auch wollen. Geschenkt bekommt man es nämlich nicht. Man muss dafür kämpfen, auch das ist Demokratie. Dass man sich durchsetzen muss. Wir müssen auch besser in der Organisierung werden und uns auch gegenseitig als junge Leute in diesen Parteien den Rücken stärken. Und den Mut haben, bei einer Person mit dem Wunsch zu kandidieren, dieser auch die nötige Unterstützung zukommen zu lassen oder bei Anfeindungen zu widersprechen und sei es auf Twitter.

Mit Blick auf die junge Generation, finden Sie, dass Gewerkschaften eine Zukunft haben?

Absolut! Ich glaube wir brauchen dringend starke Gewerkschaften in diesem Land, weil sie der Garant dafür sind, dass unsere Arbeitsbedingungen erträglich sind und dass die Löhne steigen. Und die Gewerkschaften stehen jetzt schon unter enormem Druck und verlieren auch Mitglieder. Ich glaube, es ist schlecht, dass sie schrumpfen.

Worin denken Sie zeigt sich der Nutzen von Gewerkschaften?

Es zeigt sich, dass in Bereichen, in denen die Gewerkschaften stark und gut organisiert sind, die Löhne größer und die Arbeitsbedingungen besser sind. Zum Beispiel die Metall- und Elektroindustrie, also unter anderem Stahlwerke. Die Arbeitnehmer haben in der Regel eine 35 Stunden-Woche und sehr gute Gehälter. Und das kommt nicht von allein, sondern weil die sich das erkämpft haben. Bereiche, in denen Gewerkschaften nicht so gut aufgestellt sind, beispielsweise im Bereich der Pflege, da ist es auch deutlich schwerer, all das zu organisieren.

Und wie lässt sich dieses Problem lösen?

Das ist nicht die Schuld der Gewerkschaften, auch nicht die der Menschen im System. Wir brauchen den Zusammenschluss, um bessere Löhne und Tarifverträge durchzusetzen. Und das machen die Gewerkschaften gerade. Es gibt bundesweit Streiks in den Krankenhäusern. Und hier in Berlin haben sie jetzt zum Beispiel einen Entlastungstarifvertrag durchgesetzt, das heißt, wenn man in einer unterbesetzten Schicht arbeitet, erhält man zusätzliche Urlaubstage. Und das hält die Krankenhäuser dazu an, mehr Personal einzustellen, obwohl es sie mehr kostet. Das würde halt nicht passieren, hätten wir keine Gewerkschaften. Also bete ich dafür, dass die Gewerkschaften eine Zukunft haben und arbeite aber auch dafür, indem ich es immer wieder betone.

Frau Klose, vielen Dank für das Gespräch!

Aufzeichnung des Interviews: Gabriel T.

Foto: V. Michel/L. Pramann

Das Interview mit Annika Klose im Otto-Wels-Haus entstand am 2. Juni 2022 im Rahmen des Schreibworkshops „Interview: Meet & Talk im Bundestag“ mit Unterstützung der Friedrich-Ebert-Stiftung. Die Referentinnen Viviana Michel und Lisa Pramann hatten den Schüler:innen zuvor die benötigten Fragetechniken und Skills vermittelt.

Die Schülerzeitung der Beruflichen Oberschule Friedberg hatte beim Schülerzeitungswettbewerb der Länder den Onlinepreis gewonnen und wurde von der Jugendpresse nach Berlin eingeladen. Auf dem Programm standen Schreibworkshops und die Siegerehrung im Bundesrat.